Wer aus den Messehallen in Kassel heraustritt, dem fällt sofort die Ruhe auf dem Außengelände auf. Umgekehrt bedeutet dies aber auch, dass die vier Hallen der Expolife, die vom 20. bis 22. März stattfand, zum intensiven fachlichen Austausch genutzt wurden. An den Ständen der rund 220 Aussteller informierten sich die Fachbesucher über die neuesten Produkte, Trends und Dienstleistungen. Dabei fiel auf: Viele Technikerinnen und Techniker nutzten die verkehrsgünstige Lage im Herzen Deutschlands für einen Tagestrip nach Kassel und ein kurzes Update in Sachen Versorgungstrends und ‑möglichkeiten. Die Messeveranstalter werben schließlich damit, dass der direkte Dialog zwischen Hersteller und Besucher auf Augenhöhe geschieht. An vielen Ständen – so die Beobachtung – wurde dieses Versprechen eingelöst.
Bereits in der Frühphase der Expolife-Planung zeichnete sich ab: Nach dem etwas verhaltenen Neustart 2023 war das Interesse aufseiten der Hersteller in diesem Jahr deutlich größer. So überraschte es kaum, dass die Veranstalter bereits am 17. Oktober 2024 vermeldeten: ausverkauft. Bis auf den letzten Quadratmeter waren alle Flächen bereits frühzeitig vergeben – sehr zur Freude der Organisatoren. Trotz einer Auslastung von 100 Prozent herrschte in den Messehallen eine angenehme Atmosphäre. Auf den Gängen war ausreichend Platz, und die knapp 10.000 Besucherinnen und Besucher hatten genug Raum, um sich intensiv mit dem Angebot an den Ständen zu beschäftigen. Zudem nahmen sich alle Beteiligten bewusst Zeit für den fachlichen Austausch – und auch die Kontaktpflege kam nicht zu kurz.

Live-Vorführungen
Wie leistungsstark die Lösungen der Hersteller sind, dass zeigten diese gerne mit Live-Vorführungen. Beispielsweise am Stand von Wilhelm Julius Teufel, wo nicht nur ein Parcours, ein Hometrainer und zahlreiche Exponate Platz fanden, sondern auch eine riesige Leinwand, auf der selbst weiter entfernte Besucher das Geschehen live verfolgen konnten. Bei Ottobock hatte man sich im Vorfeld folgende Gedanken gemacht: „Mit unserem neuen Messekonzept ermöglichen wir einen Rundumblick über den Arbeitsalltag in Orthopädietechnikwerkstätten und wie die Digitalisierung dabei hilft, Prozesse zu verbessern. Von der digitalen Dokumentation über das Scannen der Patienten und die präzise digitale Modellierung der passenden Lösung bis zur individuellen Fertigung durch unseren iFab-Service“, erklärte Philipp Hoefer, Geschäftsführer der Ottobock HealthCare Deutschland GmbH, vorab.
Fachprogramm
Im Rahmen der Expolife wurde auch ein Vortragsprogramm mit Herstellerseminaren und Beiträgen zur Politik und Digitalisierung des Bündnisses „Wir versorgen Deutschland“ (WvD) angeboten. Das Bündnis informierte die interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer über die aktuelle Bundespolitik. Schließlich lagen die Bundestagswahlen 2025 erst vier Wochen zurück und waren noch ganz frisch in Erinnerung. Was sind die Forderungen an die neue Bundesregierung? Was können die Betriebe tun? Diesen Fragen wurde nachgegangen und einmal mehr betont, wie wichtig eine starke Stimme der Branche in Berlin ist.
Thomas Münch und Kirsten Abel, beide Bundesinnungsverband für Orthopädie Technik (BIV-OT), sprachen in weiteren Vorträgen über den aktuellen Stand des Pilotprojekts eVerordnung (eVO) für orthopädische Hilfsmittel und gaben beispielsweise allgemeine Informationen zum Anschluss an die Telematikinfrastruktur. Darüber hinaus konnte man sich am Stand des Pilotprojekts Verordnungen ausdrucken lassen und bei den beteiligten Herstellern einlösen. 400 Verordnungen wurden an den drei Messetagen ausgestellt und eingelöst. Darüber hinaus fanden auch die beiden eVO-Rundgänge mit Thomas Münch großen Zuspruch. Besonders die Möglichkeiten, die die digitalen Anwendungen Kommunikation im Gesundheitswesen (KIM) und der Telematikinfrastruktur-Messenger (TIM) in der Kommunikation mit Ärztinnen und Ärzten eröffnen, stießen beim Publikum in Kassel auf Begeisterung.
Ein Highlight für die Besucherinnen und Besucher war die große Messefeier am Ende des zweiten Tages. Bei Musik, gutem Essen und Getränken konnten die Gäste einen intensiven Messetag in geselliger Runde ausklingen lassen. Die nächste Ausgabe der Expolife ist für 2027 geplant.
Heiko Cordes