„Auch die Hilfsmittelversorgung muss dem europäischen Gedanken verstärkt Rechnung tragen. Wir werden uns breiter in Europa aufstellen und weitere Länderorganisationen aufbauen. Eurocom Österreich und Eurocom Italia sollen nun Eurocom Niederlande folgen.“ Der Ausbau sei die logische Konsequenz des Marktes, da auf europäischer Ebene wie zuletzt mit der seit Mai 2021 gültigen Medical Device Regulation (MDR) zunehmend Einfluss auf die Gesundheitsmärkte der Länder genommen werde, wie der Vorsitzende laut Mitteilung der Vereinigung betonte.
Parallel zu den Investitionen der Industrie für MDR-konforme Medizinprodukte – und damit für hohe Patientensicherheit – drängten immer mehr außereuropäische Billiganbieter in den EU-Binnenmarkt, so die Eurocom. „Der Marktzugang über Internetplattformen für nicht CE-zertifizierte Produkte, die eine medizinische Zweckbestimmung vorgeben, ohne die hohen regulatorischen Hürden des EU-Marktes zu erfüllen, muss verhindert werden – durch den Aufbau der EU-Marktüberwachungsbehörden, Informationspflicht der Internetplattformen und konsequente Sanktionierung. Für fairen Wettbewerb und mehr Patientensicherheit“, forderte Jürgen Gold angesichts der Marktsituation.
Verständnis für Hilfsmittelversorgung
Innenpolitisch wolle man anlässlich der Bundestagswahl im kommenden Herbst das politische Bewusstsein schärfen für die therapeutische Relevanz und den ökonomischen Nutzen der Hilfsmittelversorgung, kündigte Gold nach Eurocom-Angaben an. Unterstützung dafür ließ auch Gastreferent MdB Dr. Roy Kühne, Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Heilmittel, Hilfsmittel und Pflege, in seinem Redebeitrag erkennen: „Medizinische Hilfsmittel müssen politisch nach vorne gebracht werden, weil sie die Teilhabe oft chronisch kranker Menschen überhaupt erst ermöglichen und gleichzeitig das Gesundheitssystem entlasten, indem sie kostenintensive Behandlungsoptionen vermeiden oder verkürzen helfen. Ausgaben im Bereich der Hilfsmittel sind zukunftsgewandte Investitionen. Dafür muss unbedingt ein Verständnis erzeugt werden.“
Digitalisierung besser nutzen
Kühne äußerte zudem Handlungsbedarf von Seiten der Politik im Bereich der Digitalisierung. Grundsätzlich begrüße er die Einführung des E‑Rezepts. Sie sei aber einseitig am Prozess für Arzneimittel orientiert: „Erforderlich ist dafür zwingend eine E‑Rezeptierung ohne Kommunikationsbruchstellen. Alle Leistungserbringer müssen eingebunden sein. Nur so sind Wettbewerbsfähigkeit und schlussendlich die adäquate Versorgung und Wahlfreiheit des Patienten gewährleistet“, betonte der Politiker.
Darüber hinaus habe er eine bessere Nutzbarmachung von Forschungsdaten für die Industrie gefordert, so die Eurocom: „Der Wert des Datenschutzes ist unverrückbar. Datenschutz darf aber nicht innovationshemmend sein. Mit der elektronischen Patientenakte ist die Rechtsgrundlage für eine freiwillige Datenspende der Patienten geschaffen worden – ein echter Fortschritt. Diesen auf die industrielle Forschung auszudehnen, könnte die bedarfsgerechte Hilfsmittelentwicklung beschleunigen.“
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