Laut Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides ist diese Entscheidung ein wichtiger Schritt, der dazu beitragen werde, „die Schwierigkeiten, mit denen die Mitgliedstaaten kurzfristig konfrontiert sind, zu bewältigen und er wird dafür sorgen, dass Patientinnen und Patienten in der EU weiterhin Zugang zu den benötigten Medizinprodukten haben“. Die Übergangsfrist soll nun nicht wie geplant am 26. Mai 2024 auslaufen, sondern für Produkte mit höherem Risiko erst am 31. Dezember 2027 sowie für Produkte mit mittlerem bis geringem Risiko am 31. Dezember 2028. Diese Verlängerung ist allerdings an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Voraussichtlich am 15. März 2023 wird der Vorschlag sowohl vom Europäischen Parlament als auch vom Rat förmlich angenommen und tritt kurz danach in Kraft.
Sowohl der Deutsche Industrieverband Spectaris als auch der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) befürworten den Beschluss, sehen damit aber nicht alle Probleme der MDR beseitigt. „Die Anpassungen der MDR waren zum Wohl der Patientinnen und Patienten absolut notwendig. Denn ohne diese Änderungen wären lebensnotwendige Medizinprodukte vom Markt verschwunden“, betont Dr. Martin Leonard, Vorsitzender der Medizintechnik bei Spectaris. Verlängerte Übergangsfristen würden aber nicht die grundlegenden strukturellen Probleme der MDR lösen, die dazu führen, dass Produkte nicht mehr in Europa hergestellt, weiterentwickelt und zuerst in der EU in Verkehr gebracht werden. Zu den Hauptproblemen zählen laut BVMed unter anderem die enorm hohen Kosten, die überlange Verfahrensdauer sowie fehlende Sonderregelungen für Nischenprodukte. Zudem würden viele Benannte Stellen und eine einheitliche europäische Datenbank (Eudamed) als Grundpfeiler der MDR fehlen.
„Es ist ein gutes Signal für die medizinische Versorgung der Patient:innen und den Medizinprodukte-Standort Europa, dass Kommission, Rat und Parlament in den letzten Wochen Tempo gemacht und die notwendigen Änderungen im Schnellverfahren beschlossen haben“, sagt BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Dr. Marc-Pierre Möll, fordert aber gleichzeitig Schritte, um das europäische Marktzugangssystem strategisch weiterzuentwickeln und um im weltweiten Wettbewerb insbesondere Innovationen besser aufzustellen.
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