Die Antworten der Betriebe zeichnen ein düsteres Bild. Zwei von drei Betrieben haben Umsatzausfälle zu beklagen, die direkt oder indirekt auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zurückzuführen sind. Besonders stark betroffen sind das Lebensmittelhandwerk, in dem 80 Prozent sinkende Umsätze angeben, sowie Kfz‑, private Dienstleistungs- und Gesundheitsgewerke mit jeweils ca. 70 Prozent leidtragender Betriebe.
Jedes zweite Unternehmen gab dabei an, dass der Hauptgrund für ausbleibende Umsätze die spürbare Kaufzurückhaltung der Konsument:innen sei, die vor dem Hintergrund der unsicheren Lage in der Ukraine und der Folgen für den eigenen Geldbeutel nicht mehr so konsumfreudig sind. Auf Platz zwei der genannten Gründe liegen Auftragsstornierungen infolge der gestiegenen Beschaffungs- und Energiekosten, gefolgt von Einschränkungen bei der Produktion und/oder Auftragserbringung.
Das Handwerk rechnet mit einer negativen Umsatzentwicklung für das erste Quartal 2023. 62 Prozent der Firmen gehen von rückläufigen und nur noch fünf Prozent von zunehmenden Umsätzen aus. In allen Gewerbegruppen erwartet eine Mehrheit der Betriebe Umsatzeinbußen für die ersten drei Monate des Jahres 2023.
Personalabbau droht
Fast jeder vierte Betrieb plant beziehungsweise rechnet im ersten Quartal 2023 mit einem Personalabbau. Nur fünf Prozent aller befragten Unternehmen wollen in dem gleichen Zeitraum Personal aufbauen. Das hängt vor allem mit den Prognosen zum ausbleibenden Umsatz zusammen.
Von einer marginalen Verbesserung können Handwerksbetriebe in puncto Betroffenheit von gestörten Lieferketten und gestiegenen Beschaffungspreisen berichten. Statt neun von zehn (Stand August 2022) sind „nur“ noch acht von zehn Firmen betroffen. Dieses hohe Belastungsniveau führt dazu, dass die Wirtschaftlichkeit in diesen Betrieben stark leidet. Bestehende Aufträge werfen auf Grund der gestiegenen Kosten keinen Gewinn mehr ab und sind im schlimmsten Fall sogar mit Verlusten behaftet. 69 Prozent der Unternehmen können ihre Aufträge nur mit großer Verzögerung ausführen, was von Kund:innen häufig mit einer Auftragsstornierung quittiert wird. Aktuell sehen die Handwerksbetriebe weiterhin besonders oft bei Elektronikkomponenten (41 Prozent) und Metallen (31 Prozent) Lieferengpässe. Von einer anhaltend hohen Preisdynamik berichtet jeder zweite Betrieb bei Metallen und bei Elektronikkomponenten, bei Kunststoffen und fossilen Energieträgern ist es jeder dritte.
83 Prozent aller Handwerksbetriebe haben durch die starken Anstiege der Öl- und Gaspreise einen ebenso starken Anstieg der Energiekosten verzeichnet. Diese sind für die Unternehmen – im Mittel – um 64 Prozent gestiegen. Dabei gibt es aber auch Betriebe, die in der Befragung als unglückliche Spitzenreiter eine Verneunfachung ihrer Energiekosten zu tragen haben. Bei der Weitergabe der Kosten an die Kund:innen sind vor allem die Gesundheitshandwerke limitiert. Jede zweite Firma muss die vollen Kosten der Energiepreissteigerungen tragen.
Entlastung durch Energiealternativen effektlos
Ein Drittel aller Handwerksbetriebe nutzt neben der netzgebundenen Belieferung mit Strom oder Erdgas weitere Energieträger zur Energieerzeugung. Dabei kommen in 17 Prozent der Unternehmen Erdöl und in sieben Prozent Holzpellets zum Einsatz. Zusätzlich nutzen 21 Prozent weitere Alternativen zur Energieerzeugung. Die Nutzung führt allerdings nicht zu einer Entlastung bei den Energiekosten. Die Betriebe melden seit dem Jahresende 2021 einen Kostenanstieg von durchschnittlich 88 Prozent bei Erdöl und sogar von 149 Prozent für Holzpellets. Deutlich mehr als die Energiekosten insgesamt, die um durchschnittlich 64 Prozent gestiegen sind.
Die komplette Auswertung der Umfrage ist unter https://biv.to/zdh-umfrage einsehbar.
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