ZDH-Umfra­ge zur Krisensituation

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat Ende November die Mitgliedsbetriebe zur aktuellen Krisensituation befragt. Sechs Tage lang war die Teilnahme an der Umfrage möglich und 3.147 Betriebe nutzten diese Chance. Der ZDH hatte zur Umfrage vor allem deswegen aufgerufen, weil er verlässliche Zahlen aus dem Handwerk für das Handwerk brauchte, um gegenüber Politik und Öffentlichkeit die Probleme und Nöte der deutschen Gewerke zu vertreten. Schwerpunkte der Befragung waren dabei Umsatzrückgänge, Materialengpässe und gestiegene Energiekosten.

Die Ant­wor­ten der Betrie­be zeich­nen ein düs­te­res Bild. Zwei von drei Betrie­ben haben Umsatz­aus­fäl­le zu bekla­gen, die direkt oder indi­rekt auf den Angriffs­krieg Russ­lands auf die Ukrai­ne zurück­zu­füh­ren sind. Beson­ders stark betrof­fen sind das Lebens­mit­tel­hand­werk, in dem 80 Pro­zent sin­ken­de Umsät­ze ange­ben, sowie Kfz‑, pri­va­te Dienst­leis­tungs- und Gesund­heits­ge­wer­ke mit jeweils ca. 70 Pro­zent leid­tra­gen­der Betriebe.

Anzei­ge

Jedes zwei­te Unter­neh­men gab dabei an, dass der Haupt­grund für aus­blei­ben­de Umsät­ze die spür­ba­re Kauf­zu­rück­hal­tung der Konsument:innen sei, die vor dem Hin­ter­grund der unsi­che­ren Lage in der Ukrai­ne und der Fol­gen für den eige­nen Geld­beu­tel nicht mehr so kon­sum­freu­dig sind. Auf Platz zwei der genann­ten Grün­de lie­gen Auf­trags­stor­nie­run­gen infol­ge der gestie­ge­nen Beschaf­fungs- und Ener­gie­kos­ten, gefolgt von Ein­schrän­kun­gen bei der Pro­duk­ti­on und/oder Auftragserbringung.

Das Hand­werk rech­net mit einer nega­ti­ven Umsatz­ent­wick­lung für das ers­te Quar­tal 2023. 62 Pro­zent der Fir­men gehen von rück­läu­fi­gen und nur noch fünf Pro­zent von zuneh­men­den Umsät­zen aus. In allen Gewer­be­grup­pen erwar­tet eine Mehr­heit der Betrie­be Umsatz­ein­bu­ßen für die ers­ten drei Mona­te des Jah­res 2023.

Per­so­nal­ab­bau droht

Fast jeder vier­te Betrieb plant bezie­hungs­wei­se rech­net im ers­ten Quar­tal 2023 mit einem Per­so­nal­ab­bau. Nur fünf Pro­zent aller befrag­ten Unter­neh­men wol­len in dem glei­chen Zeit­raum Per­so­nal auf­bau­en. Das hängt vor allem mit den Pro­gno­sen zum aus­blei­ben­den Umsatz zusammen.

Von einer mar­gi­na­len Ver­bes­se­rung kön­nen Hand­werks­be­trie­be in punc­to Betrof­fen­heit von gestör­ten Lie­fer­ket­ten und gestie­ge­nen Beschaf­fungs­prei­sen berich­ten. Statt neun von zehn (Stand August 2022) sind „nur“ noch acht von zehn Fir­men betrof­fen. Die­ses hohe Belas­tungs­ni­veau führt dazu, dass die Wirt­schaft­lich­keit in die­sen Betrie­ben stark lei­det. Bestehen­de Auf­trä­ge wer­fen auf Grund der gestie­ge­nen Kos­ten kei­nen Gewinn mehr ab und sind im schlimms­ten Fall sogar mit Ver­lus­ten behaf­tet. 69 Pro­zent der Unter­neh­men kön­nen ihre Auf­trä­ge nur mit gro­ßer Ver­zö­ge­rung aus­füh­ren, was von Kund:innen häu­fig mit einer Auf­trags­stor­nie­rung quit­tiert wird. Aktu­ell sehen die Hand­werks­be­trie­be wei­ter­hin beson­ders oft bei Elek­tronik­kom­po­nen­ten (41 Pro­zent) und Metal­len (31 Pro­zent) Lie­fer­eng­päs­se. Von einer anhal­tend hohen Preis­dy­na­mik berich­tet jeder zwei­te Betrieb bei Metal­len und bei Elek­tronik­kom­po­nen­ten, bei Kunst­stof­fen und fos­si­len Ener­gie­trä­gern ist es jeder dritte.

83 Pro­zent aller Hand­werks­be­trie­be haben durch die star­ken Anstie­ge der Öl- und Gas­prei­se einen eben­so star­ken Anstieg der Ener­gie­kos­ten ver­zeich­net. Die­se sind für die Unter­neh­men – im Mit­tel – um 64 Pro­zent gestie­gen. Dabei gibt es aber auch Betrie­be, die in der Befra­gung als unglück­li­che Spit­zen­rei­ter eine Ver­neun­fa­chung ihrer Ener­gie­kos­ten zu tra­gen haben. Bei der Wei­ter­ga­be der Kos­ten an die Kund:innen sind vor allem die Gesund­heits­hand­wer­ke limi­tiert. Jede zwei­te Fir­ma muss die vol­len Kos­ten der Ener­gie­preis­stei­ge­run­gen tragen.

Ent­las­tung durch Ener­gie­al­ter­na­ti­ven effektlos

Ein Drit­tel aller Hand­werks­be­trie­be nutzt neben der netz­ge­bun­de­nen Belie­fe­rung mit Strom oder Erd­gas wei­te­re Ener­gie­trä­ger zur Ener­gie­er­zeu­gung. Dabei kom­men in 17 Pro­zent der Unter­neh­men Erd­öl und in sie­ben Pro­zent Holz­pel­lets zum Ein­satz. Zusätz­lich nut­zen 21 Pro­zent wei­te­re Alter­na­ti­ven zur Ener­gie­er­zeu­gung. Die Nut­zung führt aller­dings nicht zu einer Ent­las­tung bei den Ener­gie­kos­ten. Die Betrie­be mel­den seit dem Jah­res­en­de 2021 einen Kos­ten­an­stieg von durch­schnitt­lich 88 Pro­zent bei Erd­öl und sogar von 149 Pro­zent für Holz­pel­lets. Deut­lich mehr als die Ener­gie­kos­ten ins­ge­samt, die um durch­schnitt­lich 64 Pro­zent gestie­gen sind.

Die kom­plet­te Aus­wer­tung der Umfra­ge ist unter https://biv.to/zdh-umfrage einsehbar.

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