Ein Ritt in die Zukunft mit Prof. Micha­el Goldfarb

Einen Blick in sein Forschungslabor gewährte Prof. Michael Goldfarb vom Vanderbilt University Medical Centre, USA, in seiner vielbeachteten Keynote „Trends in der Prothetikforschung für die untere Extremität: Verbesserung der Anpassungsfähigkeit durch angetriebene und semi-angetriebene Hilfsmittel“ auf der OTWorld.connect zur Systemrelevanz am 28. Oktober.

Als „einen der füh­ren­den Bio­me­cha­tro­nik-For­scher auf die­sem Pla­ne­ten“ wur­de Micha­el Gold­farb von Dr. Urs Schnei­der, Abtei­lungs­lei­ter Bio­me­cha­tro­ni­sche Sys­te­me am Fraun­ho­fer-Insti­tut für Pro­duk­ti­ons­tech­nik und Auto­ma­ti­sie­rung IPA, ange­kün­digt. Gold­farb prä­sen­tier­te Pro­to­ty­pen semi-ange­trie­be­ner Gerä­te – ein Knie, einen Knö­chel – die aus sei­ner For­schungs­grup­pe her­vor­ge­gan­gen sind. Anhand von Mess­da­ten zeig­te er, „wie nur wenig Antrieb die Funk­tio­na­li­tät der Pro­the­sen ver­bes­sern“ kön­ne. Zum Bei­spiel kön­ne ein sehr klei­ner Motor im Knie die Schwung­kraft unter­stüt­zen, sodass weni­ger Kraft auf­ge­wen­det wer­den müs­se. Er kön­ne für flüs­si­ge­res Lau­fen sor­gen und durch die Schwung­un­ter­stüt­zung beim Stol­pern Stür­ze ver­mei­den hel­fen. Der Motor gebe einen Impuls, direkt nach­dem das Knie eine Stö­rung erkannt habe. Auch bei Sprung­ge­len­ken las­se sich das Gehen auf unebe­nen Böden ver­bes­sern, dies hät­ten ers­te Erpro­bun­gen im Labor mit fünf Pati­en­ten ergeben.

Im Gegen­satz zu voll­an­ge­trie­be­nen (robo­ti­schen) Pro­the­sen bie­ten semi-ange­trie­be­ne Model­le eine unter­stüt­zen­de Bewe­gung – las­sen dem Nut­zer aber die Auto­no­mie und damit die Ent­schei­dung: „Die Nut­zer wol­len die Auto­no­mie nicht mit den Glied­ma­ßen tei­len“, beton­te Gold­farb. Sie woll­ten die vol­le Kon­trol­le über ihre Bewe­gun­gen, über das, was die Pro­the­se mache. Vor­her­seh­bar­keit sei hier wich­tig: „Das Ver­hal­ten des Hilfs­mit­tels muss kom­plett vor­her­seh­bar sein, der User muss die Ent­schei­dung tref­fen, nicht das Hilfsmittel.“

Wei­te­re Vor­tei­le des semi-ange­trie­be­nen Kon­zepts: Die Pro­the­sen stei­gern die Adap­ti­vi­tät, sind aber leich­ter und lei­ser als voll­an­ge­trie­be­ne Vari­an­ten. In den kom­men­den zehn Jah­ren, so Gold­farbs Pro­gno­se, wer­de man die kom­mer­zi­el­le Ent­wick­lung sol­cher Hybrid­ge­rä­te sehen, was die Gesund­heit, Sicher­heit und Lebens­qua­li­tät ver­bes­sern wer­de. Noch befän­den sich die Sys­te­me in der Ent­wick­lungs­pha­se. Vom gro­ßen Inter­es­se  zeug­ten zahl­rei­che Fra­gen aus dem Auditorium.

Cath­rin Günzel

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