Für die Orthopädie-Technik im Speziellen und das Gesundheitshandwerk im Allgemeinen standen Themen wie digitale Transformation, E‑Rezept und Telematikinfrastruktur (TI) im Mittelpunkt. Doch es ging um weit mehr als technische Umsetzungen, es ging um einen Kulturwandel. Entscheidungsträger sind gefordert, neue Denkweisen zu fördern und Ressourcen für die Neugestaltung von Prozessen bereitzustellen.
Können große IT-Unternehmen wie Google oder Amazon Web Services (AWS) potenzielle Partner für kleinere Handwerksbetriebe sein? Die Einschätzung von Antonia Schmidt (AWS) auf der DMEA unterstreicht, dass es an der Zeit ist, aktiv zu werden und nicht auf weitere gesetzliche Regelungen zu warten, um den digitalen Raum mitzugestalten. Der Blick über den Tellerrand der Orthopädie-Technik zeigte auf der DMEA einmal mehr, dass es längst zahlreiche Lösungen für eine effektive Kommunikation und Arbeitsweise zwischen B2C, B2B und auch für Unternehmen mit einer komplexen Filialstruktur und untereinander im Unternehmen gibt.
Thomas Süptitz, Leiter des Referats „Cybersicherheit und Interoperabilität“ im Bundesministerium für Gesundheit, betonte die Wichtigkeit einheitlicher Sicherheitsstandards, die sowohl für Krankenhäuser als auch für kleinere Praxen gelten sollten, um den Schutz von Patienten- und Gesundheitsdaten zu gewährleisten. Denn hier dürfe es keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Versorgungsbereichen geben.
Im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zeigt sich, dass der Krankenhaussektor bereits deutlich weiter ist als das Gesundheitshandwerk. Die Herausforderung besteht darin, Ideen zu entwickeln und umzusetzen, die den Alltag erleichtern, ohne die Arbeitsbelastung unnötig zu erhöhen. Die Vorstellung, dass neue Technologien nur mehr Arbeit bedeuten, müsse – so der Tenor vieler Besucher:innen – überwunden werden. Zukunftsfähige Lösungen zeigen bereits heute auf, dass digitale Unterschriften und entsprechende Archivierung zusammen mit einer echten Neugestaltung der Prozesse zu mehr Effizienz im Unternehmen und Zeit für die Patient:innen führen.
Die DMEA 2024 hat deutlich gemacht, dass sich die Orthopädie-Technik noch im „Digi-Tal“ befindet. Die Vorstellung, Daten lokal sicherer zu speichern, ist eine Illusion. Sicherheitsstandards im Cloud-Computing mit dem C5-Zertifikat des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) können nur von entsprechenden Marktteilnehmern bereitgestellt werden. Eine Überwachung und Sicherung rund um die Uhr kann von kleineren Betrieben kaum geleistet werden, was eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen digitaler Technologien erfordert.
Die Digitalisierung in der Orthopädie-Technik und im Gesundheitshandwerk steht an einem Punkt, an dem alte Prozesse hinterfragt und neue Wege beschritten werden müssen. Die DMEA hat einmal mehr gezeigt, dass der Weg der digitalen Transformation nicht nur Herausforderungen, sondern auch große Chancen für die Branche bereithält.
Terminplanungstools, Korrespondenz mit Mediziner:innen und Praxen sowie die automatisierte Benachrichtigung der Patient:innen über den Status ihrer Hilfsmittelversorgung können bereits heute unabhängig von TI und Co. in den Unternehmen eingeführt und umgesetzt werden. Die personellen Ressourcen muss jedes Unternehmen im Rahmen seiner Verantwortung bereitstellen – und damit sind explizit keine Orthopädietechniker:innen gemeint, sondern „Hidden Champions“, die als Chancenagenten im Unternehmen mit einer digitalen Mission unterwegs sind.
Die nächste DMEA wird Anfang April 2025 wieder in Berlin stattfinden.
Daniel Behm
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