Die Bedeu­tung von absatz­hö­hen­ver­stell­ba­ren Pro­the­sen­fü­ßen für Men­schen mit einer Ampu­ta­ti­on an der unte­ren Extre­mi­tät – Ergeb­nis­se einer Online-Umfrage

D.W.W. Heitzmann, J. Block, S. I. Wolf, M. Alimusaj
Typische Prothesenfüße bieten zwar eine gewisse Flexibilität, sie haben aber in der Regel eine unveränderliche Neutralstellung und erlauben dadurch den Anwenderinnen und Anwendern keine dynamische Anpassung an den jeweiligen Schuhabsatz. Der Artikel stellt die Ergebnisse einer Online-Befragung von Anwenderinnen und Anwendern bezüglich der Relevanz der Verstellbarkeit des Prothesenfußes je nach der Absatzhöhe des getragenen Schuhs vor; die zu beantwortende Frage lautete: „Wie wichtig ist Ihnen die Absatzhöhenverstellung bei einem Prothesenfuß?“ Die primäre Frage der Absatzhöhenverstellung wurde in einen Fragebogen zur Einschätzung relevanter Merkmale von Prothesen eingebettet. Die Absatzhöhenverstellung bei Prothesenfüßen bewerteten die 188 teilnehmenden Personen im Vergleich zu den anderen, zum großen Teil essenziellen Prothesenmerkmalen schlechter; zudem zeigten sich geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der Relevanz dieses Merkmals eines Prothesenfußes.

Ein­lei­tung

Pro­the­sen­fü­ße die­nen dazu, die funk­tio­nel­len Defi­zi­te nach einer Ampu­ta­ti­on aus­zu­glei­chen. In den letz­ten Jahr­zehn­ten wer­den ver­mehrt hoch­mo­der­ne Mate­ria­li­en für die Fer­ti­gung von Pro­the­sen­fü­ßen ver­wen­det, z. B. Koh­le­fa­ser­ver­bund­werk­stof­fe. Trotz des Fort­schritts bei der Her­stel­lung kann ein Pro­the­sen­fuß die ver­lo­re­ne Glied­ma­ße aber nur teil­wei­se und nur mit Ein­schrän­kun­gen erset­zen. Hier­un­ter fal­len auch Limi­ta­tio­nen im All­tag, die häu­fig auf den ers­ten Blick nicht offen­sicht­lich sind. Ein Bei­spiel hier­für ist, dass die meis­ten Pro­the­sen­fü­ße nicht auf unter­schied­li­che Absatz­hö­hen von Schu­hen ein­stell­bar sind. Bei einem natür­li­chen Fuß wird dies über die Plant­ar­fle­xi­on bzw. Dor­sal­ex­ten­si­on des obe­ren Sprung­ge­lenks ermög­licht. Bei Schu­hen mit hohen Absät­zen ver­än­dert sich sogar die gesam­te Form des Fußes, um sich an die Spren­gung des Schuhs anzu­pas­sen (unter „Spren­gung“ ver­steht man die Höhen­dif­fe­renz und Form­ge­bung des Schuhs zwi­schen Vor­fuß und Ferse).

Anzei­ge

Übli­che Pro­the­sen­fü­ße bie­ten zwar eine gewis­se Fle­xi­bi­li­tät und eine damit ver­bun­de­ne Beweg­lich­keit, sie haben aber in der Regel eine unver­än­der­li­che Neu­tral­stel­lung, die sei­tens der Ortho­pä­die­tech­ni­ke­rin­nen und ‑tech­ni­ker ein­ge­stellt wird, und erlau­ben dadurch kei­ne dyna­mi­sche Anpas­sung an einen höhe­ren oder nied­ri­ge­ren Absatz beim jeweils getra­ge­nen Schuh. Dem­entspre­chend wird unter Umstän­den der Pro­the­sen­auf­bau durch einen Schuh­wech­sel ver­än­dert, da der Schuh Teil des pro­the­ti­schen Sys­tems ist und der Pro­the­sen­auf­bau an eine bestimm­te Absatz­hö­he ange­passt ist. Im Fall eines Absat­zes, der höher oder nied­ri­ger ist als die ursprüng­lich vor­ge­se­he­ne Absatz­hö­he, kippt die gesam­te Pro­the­se – sie neigt sich nach vor­ne, wenn der Absatz zu hoch ist, und nach hin­ten, wenn er zu nied­rig ist. Dies hat unwei­ger­lich Aus­wir­kun­gen auf die gesam­te Gelenk­ket­te beim Gehen, da sich dadurch die Hebel­ver­hält­nis­se zum Nega­ti­ven verändern.

Nur weni­ge Pro­the­sen­fü­ße bie­ten eine varia­ble mecha­ni­sche, ein­stell­ba­re Neu­tral­stel­lung eines pro­the­ti­schen „Knö­chel­ge­lenks“, um sich unter­schied­li­chen Absatz­hö­hen anzu­pas­sen 1 2 3. Ande­re Pro­the­sen­fü­ße wie­der­um sind mit einem hydrau­li­schen pro­the­ti­schen Knö­chel­ge­lenk aus­ge­stat­tet, das – zumin­dest in eini­gen Fäl­len – eine Anpas­sung an unter­schied­li­che Absatz­hö­hen ermög­licht 4 5 6 7. Auch Pro­the­sen­fü­ße, die mit mikro­pro­zes­sor­ge­steu­er­ten Aktua­to­ren aus­ge­stat­tet sind – sei es, um sich an die Umge­bung anzu­pas­sen (z. B. „Pro­prio Foot“, Össur hf, Reykja­vik, Island) 8 oder um den Anwen­der zusätz­lich durch eine akti­ve Absto­ßung zu unter­stüt­zen (z. B. „Empower“, Otto Bock, Duder­stadt, Deutsch­land) 9 –, ermög­li­chen eine Anpas­sung an unter­schied­li­che Absatzhöhen.

Trotz die­ser Bei­spie­le für eine mög­li­che Absatz­hö­hen­an­pas­sung sei­tens der Anwen­de­rin­nen und Anwen­der ist fest­zu­hal­ten, dass die Funk­ti­on der Absatz­hö­hen­ver­stel­lung sel­ten imple­men­tiert wird. Dafür gibt es meh­re­re Gründe:

  • Eine Absatz­hö­hen­ver­stel­lung scheint aktu­el­len Design­an­sät­zen für pas­si­ve Pro­the­sen­fü­ße im Weg zu ste­hen, bei denen ver­sucht wird, mit­tels lan­ger federn­der Ele­men­te eine hohe Ener­gie­rück­ga­be zu errei­chen. Ein zusätz­li­ches Gelenk, das für die Ver­stel­lung nötig ist, steht mög­li­cher­wei­se einer sol­chen Kon­struk­ti­on im Wege.
  • Die not­wen­di­gen mecha­ni­schen Kom­po­nen­ten sind mit einem höhe­ren Ver­schleiß und einer höhe­ren War­tungs­in­ten­si­tät verbunden.
  • Sie könn­ten zudem bei hohen Bean­spru­chun­gen durch hoch­ak­ti­ve Anwen­der durch­aus mecha­nisch kri­tisch sein.
  • Schließ­lich ver­hin­dert eine Ver­stell­bar­keit des Pro­the­sen­fu­ßes mög­li­cher­wei­se eine mög­lichst leich­te Konstruktion.

Im kli­ni­schen Ver­sor­gungs­all­tag gibt es dage­gen immer wie­der den Fall, dass sich Nut­ze­rin­nen und Nut­zer einen in der Absatz­hö­he ver­stell­ba­ren Pro­the­sen­fuß wün­schen; im Ein­zel­fall kann dies sogar hoch­re­le­vant für die jewei­li­ge Per­son sein. Trotz­dem scheint es sich immer noch um einen neben­säch­li­chen Wunsch und eher um ein „Nice-to-have-Fea­ture“ zu han­deln. Auch ist die Pro­ble­ma­tik der Absatz­hö­he nicht jeder Per­son mit einer Bein­am­pu­ta­ti­on bewusst. Sie wird erst offen­sicht­lich, wenn die betrof­fe­ne Per­son ihre Schu­he wech­selt und die neu­en Schu­he eine Absatz­hö­he haben, die nicht für ihre Pro­the­sen­kon­fi­gu­ra­ti­on geeig­net ist. Unter Umstän­den besteht sogar eine man­geln­de Sen­si­bi­li­tät der betrof­fe­nen Per­son gegen­über die­ser Pro­ble­ma­tik, da klei­ne­re Ände­run­gen in der Absatz­hö­he von ihr kurz­fris­tig kom­pen­siert werden.

Auch in der Lite­ra­tur wird die­se The­ma­tik eher sel­ten behan­delt 10 11 12. Dem Wis­sen der Autoren nach ist bis­lang noch nicht objek­ti­viert wor­den, wie wich­tig das Merk­mal eines in der Absatz­hö­he ver­stell­ba­ren Pro­the­sen­fu­ßes für Anwen­de­rin­nen und Anwen­der tat­säch­lich ist. Die im Rah­men der hier vor­ge­stell­ten Stu­die for­mu­lier­te Hypo­the­se lau­tet, dass ein in der Absatz­hö­he ver­stell­ba­rer Pro­the­sen­fuß von Anwen­de­rin­nen und Anwen­dern durch­aus gewünscht wird und dass somit ein ent­spre­chen­der Bedarf besteht. Dar­über hin­aus sind geschlechts­spe­zi­fi­sche Unter­schie­de bezüg­lich des Wun­sches nach die­sem Merk­mal inso­fern zu erwar­ten, als Frau­en die­sen Wunsch öfter äußern. Schließ­lich ist aus der kli­ni­schen Erfah­rung her­aus zu erwar­ten, dass bei nicht weni­gen Nut­ze­rin­nen und Nut­zern von Pro­the­sen­fü­ßen Pro­ble­me bei der Wahl des Schuh­werks bestehen.

Metho­de

Zur Beant­wor­tung der Fra­ge „Wie wich­tig ist Ihnen die Absatz­hö­hen­ver­stel­lung bei einem Pro­the­sen­fuß?“ ist eine len­ken­de Fra­ge­for­mu­lie­rung unge­eig­net, da im Fal­le einer Stu­die eine mög­lichst freie, unbe­fan­ge­ne und unbe­ein­fluss­te Ant­wort von den Befrag­ten erwünscht ist. Eine direk­te Fra­ge nach dem hier im Zen­trum ste­hen­den Merk­mal wür­de zu einer Ver­zer­rung oder Ver­fäl­schung der Ergeb­nis­se füh­ren, da die Befrag­ten nicht gezwun­gen sind, es nach sei­ner Rele­vanz zu gewich­ten. Aus die­sem Grund wur­de die pri­mä­re Fra­ge nach der Rele­vanz der Absatz­hö­hen­ver­stel­lung in eine Erhe­bung meh­re­rer pro­the­tisch rele­van­ter Merk­ma­le ein­ge­bet­tet. Die­ser Ansatz ermög­licht es auch, die Bedeu­tung der Absatz­hö­hen­ver­stel­lung in Rela­ti­on zu den ande­ren erho­be­nen Merk­ma­len zu bewer­ten. Die Erar­bei­tung des ent­spre­chen­den Fra­ge­bo­gens umfass­te meh­re­re metho­di­sche Schrit­te, die im Fol­gen­den erläu­tert werden.

Del­phi-Pro­zess

Um bei der Befra­gung wei­te­re kli­nisch rele­van­te Aspek­te zu ermit­teln, wur­de mit Hil­fe von Exper­tin­nen und Exper­ten aus dem Bereich der Pro­the­tik in einem zwei­stu­fi­gen, modi­fi­zier­ten Del­phi-Pro­zess der Fra­ge­bo­gen ent­wi­ckelt, in den die Pri­mär­fra­ge zur Absatz­hö­hen­ver­stel­lung inte­griert ist 13 14. Zur Erläu­te­rung: In einem Del­phi-Pro­zess wird einer Grup­pe ein Fra­gen- bzw. The­sen­ka­ta­log vor­ge­legt. Die Grup­pe bewer­tet den Kata­log und gibt anony­mes Feed­back. Das Feed­back wird in die nächs­te Run­de auf­ge­nom­men. Die­ses Ver­fah­ren wird wie­der­holt, bis in der Grup­pe ein Kon­sens erreicht ist. Die nöti­ge Zahl der Run­den ist im Vor­feld nicht defi­niert; im Fall der hier vor­ge­stell­ten Stu­die wur­de der Pro­zess jedoch auf zwei Run­den beschränkt. Die ers­te Run­de wur­de mit Hil­fe einer inter­nen Grup­pe des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Hei­del­berg durch­ge­führt, eine wei­te­re mit einer exter­nen Grup­pe. Die Fra­ge an die bei­den Grup­pen lau­te­te: „Wel­che Eigenschaften/Funktionen soll­ten bei Bein­pro­the­sen verbessert/ergänzt wer­den?“ Auf die­se Wei­se soll­ten kli­nisch rele­van­te Aspek­te von Bein­pro­the­sen iden­ti­fi­ziert werden.

Die ers­te Run­de bzw. Pha­se des Del­phi-Pro­zes­ses wur­de an der Kli­nik für Ortho­pä­die und Unfall­chir­ur­gie des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Hei­del­berg in den Abtei­lun­gen Tech­ni­sche Ortho­pä­die und Bewe­gungs­ana­ly­tik durch­ge­führt. Um die inter­ne Sicht­wei­se auf die Pro­ble­ma­tik zu erwei­tern, wur­den in der zwei­ten Run­de des Del­phi-Pro­zes­ses exter­ne Exper­tin­nen und Exper­ten befragt.

Unter den Mit­ar­bei­tern und Mit­ar­bei­te­rin­nen der Tech­ni­schen Ortho­pä­die, der Phy­sio­the­ra­pie und unter den Ärz­tin­nen und Ärz­ten wur­de zunächst die Umfra­ge im Rah­men der ers­ten Del­phi-Pha­se bezüg­lich der genann­ten Fra­ge durch­ge­führt. Dar­über hin­aus wur­den sie gebe­ten, die Rele­vanz der genann­ten Merk­ma­le auf einer 10-Punk­te-Ska­la nach Likert zu bewer­ten, wobei der Wert 0 gleich­be­deu­tend mit „unwich­tig“ und der Wert 10 gleich­be­deu­tend mit „sehr wich­tig“ war 15. Um eine Häu­fung hoher Bewer­tun­gen auf der Ska­la zu ver­mei­den, soll­ten die Befrag­ten die Ant­wor­ten zusätz­lich nach ihrer wahr­ge­nom­me­nen Wich­tig­keit in eine Rang­fol­ge brin­gen. Das Merk­mal der Absatz­hö­hen­ver­stel­lung soll­te in die­sem Zusam­men­hang eben­falls bewer­tet und in eine Rang­fol­ge mit den selbst defi­nier­ten Pro­the­sen­merk­ma­len gebracht wer­den. Die wich­tigs­ten fünf Merk­ma­le wur­den anhand der Gesamt­zahl ihrer Nen­nun­gen ermit­telt und in die nächs­te Del­phi-Run­de übernommen.

Die zwei­te Pha­se des Del­phi-Pro­zes­ses wur­de mit­tels eines Online-Fra­ge­bo­gens durch­ge­führt. Die­ser wur­de mit Hil­fe der Soft­ware „SoSci Sur­vey“ (SoSci Sur­vey GmbH, Mün­chen, www.soscisurvey.de) erstellt und den Nut­zern online zur Ver­fü­gung gestellt 16. Die Umfra­ge blieb 90 Tage im Inter­net zugäng­lich. Sie wur­de über fol­gen­de Kanä­le beworben:

  • über Fach­kol­le­gin­nen und ‑kol­le­gen,
  • mit­tels sozia­ler Medi­en (nicht­öf­fent­li­che Exper­ten­grup­pen bei Face­book: „Orthopädietechniker/innen Bandagist/innen“ mit 1180 Mit­glie­dern und „Zukunft der Ortho­pä­die­tech­nik“ mit 879 Mit­glie­dern (Stand: 27.09.2021),
  • über den Ver­trieb der Fir­ma Össur in Deutsch­land sowie
  • per Fly­er, der an ver­schie­de­ne Sani­täts­häu­ser und ortho­pä­die­tech­ni­sche Betrie­be in Deutsch­land ver­teilt wurde.

Durch die zwei­te Pha­se wur­den fünf wei­te­re kli­nisch rele­van­te Pro­the­sen­merk­ma­le zusätz­lich zu den fünf aus der ers­ten Del­phi-Pha­se ermit­telt. Die auf die­se Wei­se ermit­tel­ten zehn pro­the­tisch rele­van­ten Merk­ma­le sind in Tabel­le 1 aufgeführt.

Fra­ge­bo­gen für Anwen­de­rin­nen und Anwender

Die Stu­di­en­teil­neh­me­rin­nen und ‑teil­neh­mer mit einer Bein­am­pu­ta­ti­on wur­den gebe­ten, die von den Exper­ten­run­den ermit­tel­ten Merk­ma­le inklu­si­ve des Merk­mals der Absatz­hö­hen­ver­stel­lung (also ins­ge­samt 11 Merk­ma­le) auf einer 10-Punk­te-Ska­la nach Likert zu bewer­ten. Sie erhiel­ten dar­über hin­aus die Mög­lich­keit, eige­ne Wunschmerk­ma­le hin­zu­zu­fü­gen. Eine Online-Ver­si­on des Fra­ge­bo­gens wur­de mit der­sel­ben Soft­ware wie zuvor erstellt (SoSci Sur­vey GmbH, Mün­chen, www.soscisurvey.de) 17. Die Teil­nah­me­vor­aus­set­zun­gen für die Umfra­ge lauteten:

  • ein Min­dest­al­ter von 18 Jah­ren sowie
  • eine ein- oder beid­sei­ti­ge Ampu­ta­ti­on der unte­ren Extremität.

Auch hier soll­ten die Befrag­ten im Anschluss die Merk­ma­le zusätz­lich in einer Rang­fol­ge sor­tie­ren. Außer­dem konn­ten die von ihnen selbst ange­ge­be­nen Eigen­schaf­ten bewer­tet und in die Rang­fol­ge ein­ge­ord­net wer­den. Des Wei­te­ren wur­den erhoben:

  • demo­gra­fi­sche Daten (Geschlecht, Altersgruppe),
  • ampu­ta­ti­ons­be­zo­ge­ne Details (Datum der Ampu­ta­ti­on, betrof­fe­ne Sei­te, Ampu­ta­ti­ons­hö­he, Ursa­che der Ampu­ta­ti­on, Pro­the­sen­nut­zung, Stol­pern und Stürze),
  • der „Loco­mo­tor Capa­bi­li­ties Index“ (LCI) 18 und
  • der „Pro­sthe­tic socket fit com­fort score“ (SCS) 19 der Anwen­de­rin­nen und Anwender.

Die­se zusätz­li­chen Fra­gen basie­ren auf der struk­tu­rier­ten Doku­men­ta­ti­on von Men­schen mit Ampu­ta­tio­nen der unte­ren Extre­mi­tät, die an der Hei­del­ber­ger Kli­nik für Ortho­pä­die und Unfall­chir­ur­gie ein­ge­setzt wird. Die­ses Doku­men­ta­ti­ons­sche­ma wur­de zuvor von Block et al. 20, Putz et al. 21 und Schwar­ze et al. 22 beschrieben.

Poten­zi­el­le Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer wur­den auf unter­schied­li­che Wei­se akqui­riert. Dazu wur­de die Umfra­ge über ver­schie­de­ne Kanä­le beworben:

  • Es wur­den Fly­er an ver­schie­de­ne Sani­täts­häu­ser ausgeteilt.
  • Ver­tre­ter der Fir­ma Össur Deutsch­land unter­stütz­ten eben­falls beim Ver­tei­len von Flyern.
  • Der Bun­des­ver­band für Men­schen mit Arm- oder Bein­am­pu­ta­ti­on e. V. (BMAB) bewarb die Umfra­ge auf sei­ner Home­page 23.
  • In der Anwen­der­zeit­schrift „Life­style & Bar­rie­re­frei“ 24 sowie in die­ser Zeit­schrift 25 wur­den Anzei­gen geschaltet.
  • Das Trai­nings­pro­gramm „Bewe­gungs­för­de­rung für Ampu­tier­te“ des Ver­eins Anpfiff ins Leben e. V. bewarb die Umfra­ge unter sei­nen Mit­glie­dern 26.
  • Dar­über hin­aus wur­de die Umfra­ge in einem Face­book-Forum bewor­ben, das sich an Anwen­de­rin­nen und Anwen­der rich­tet („Pro­the­sen­trä­ger mit Lebens­freu­de“, 558 Mit­glie­der, Stand: 27.09.2021).

Alle Wer­be­maß­nah­men waren kos­ten­los, und es wur­den von den unter­stüt­zen­den Insti­tu­tio­nen kei­ne Gegen­leis­tun­gen verlangt.

Ergeb­nis­se

Erstel­lung des Fra­ge­bo­gens mit­tels Expertenbefragung

Ins­ge­samt wur­den in der ers­ten Pha­se mit inter­nen Exper­tin­nen und Exper­ten der Kli­nik 53 Fra­ge­bö­gen aus­ge­ge­ben, wovon 33 Fra­ge­bö­gen aus­ge­füllt zurück­ge­ge­ben wur­den; dies ent­spricht einer Rück­lauf­quo­te von 62,3 %.

Im Ver­lauf der zwei­ten Pha­se mit exter­nen Exper­tin­nen und Exper­ten wur­den 493 Besu­che auf der ent­spre­chen­den Web­site regis­triert und 89 Befra­gun­gen durch­ge­führt, von denen letzt­lich 63 (12,7 % von 493 Besu­chern) berück­sich­tigt wer­den konnten.

Sowohl in der ers­ten als auch in der zwei­ten Pha­se des Del­phi-Pro­zes­ses ord­ne­ten die Exper­tin­nen und Exper­ten das Merk­mal „an unter­schied­li­che Absatz­hö­hen anpass­bar“ auf Platz 3 ihrer fünf wich­tigs­ten Merk­ma­le ein. In Tabel­le 1 sind neben den Ergeb­nis­sen alle 10 Merk­ma­le auf­ge­lis­tet, die in Pha­se 1 und 2 ermit­telt wurden.

Ergeb­nis­se der Anwen­de­rin­nen- und Anwenderbefragung

Die Umfra­ge war 100 Tage lang online zugäng­lich. Ins­ge­samt wur­de die ent­spre­chen­de Inter­net­sei­te 1273 Mal besucht, 295 Besu­cher began­nen, den Fra­ge­bo­gen aus­zu­fül­len; in die Aus­wer­tung konn­ten schließ­lich voll­stän­dig aus­ge­füll­te Fra­ge­bö­gen von 188 teil­neh­men­den Per­so­nen ein­ge­schlos­sen werden.

Demografische Anga­ben

Von den teil­neh­men­den Per­so­nen waren 83 weib­lich, 105 männ­lich. Das Durch­schnitts­al­ter betrug etwa 47 Jah­re (der Durch­schnitt ist nicht genau zu berech­nen, da nur nach einer Alters­grup­pe gefragt wur­de). 93 Per­so­nen hat­ten eine lin­ke, 77 eine rech­te und 18 eine beid­sei­ti­ge Ampu­ta­ti­on, was erklärt, war­um die Sum­me der Ampu­ta­tio­nen (206) nicht der Anzahl der teil­neh­men­den Per­so­nen (188) ent­spricht. Die Ampu­ta­ti­on lag im Durch­schnitt 23,4 Jah­re zurück (Standardabweichung/SD 17,9 Jah­re), wobei 46 (22,3 % der 206 Ampu­ta­tio­nen) weni­ger als 2 Jah­re und 160 (77,7 %) mehr als 2 Jah­re zurück­la­gen. Von den 188 befrag­ten Per­so­nen gaben 167 (88,8 %) an, ihre Pro­the­se unein­ge­schränkt zu nut­zen; 19 (10,1 %) gaben an, sie nur ein­ge­schränkt zu nut­zen; nur 2 Befrag­te (1,1 %) gaben an, sie über­haupt nicht zu nut­zen. Die Ver­tei­lung der Ampu­ta­ti­ons­hö­hen und ‑ursa­chen sowie die demo­gra­fi­schen Anga­ben sind Tabel­le 2 zu entnehmen.

Bewer­tung der Merk­ma­le durch Anwen­de­rin­nen und Anwender

Sowohl bei der Bewer­tung auf der 10-Punk­te-Ska­la als auch in der Rang­fol­ge erreich­te das Merk­mal „gut­sit­zen­der und kom­for­ta­bler Schaft“ im Durch­schnitt über alle Befrag­ten den ers­ten Platz und wur­de somit als wich­tigs­tes Merk­mal bewer­tet. Das Merk­mal „ein­stell­bar auf unter­schied­li­che Schuh­ab­satz­hö­hen“ dage­gen erreich­te bei der Bewer­tung mit­tels 10-Punk­te-Ska­la nur den neun­ten Platz, auf der Rang­lis­te immer­hin den sechs­ten Platz unter allen 11 Merk­ma­len (sie­he Tab. 1).

Um geschlechts­spe­zi­fi­sche Unter­schie­de zwi­schen den jewei­li­gen Bewer­tun­gen der Merk­ma­le zu ermit­teln, wur­den die­se nach dem Geschlecht der teil­neh­men­den Per­so­nen auf­ge­teilt und die jewei­li­gen Mit­tel­wer­te ver­gli­chen. Ver­gleicht man dem­nach die mitt­le­re Bewer­tung auf der 10-Punk­te-Ska­la zwi­schen Män­nern und Frau­en, zei­gen sich die größ­ten Unter­schie­de beim Merk­mal „ein­stell­bar auf unter­schied­li­che Schuh­ab­satz­hö­hen“ (Mit­tel­wert bei den Frau­en 8.08 gegen­über 6.29 bei den Män­nern) und beim Merk­mal „anspre­chen­de und halt­ba­re Ver­klei­dung“ (Mit­tel­wert bei den Frau­en 7.35 gegen­über 6.09 bei den Män­nern; sie­he Tab. 1).

Von allen Teil­neh­men­den gaben 129 (68,6 %) an, Pro­ble­me bei der Wahl ihrer Schu­he zu haben, wobei dies 79,5 % (66 von 83) der Frau­en und 60 % (63 von 105) der Män­ner betraf. Neben der Fra­ge, ob sie Pro­ble­me bei der Schuh­wahl hat­ten, konn­ten die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer in einem Text­feld auch ange­ben, wor­in die­se Pro­ble­me bestan­den. In 68 von 188 Fäl­len nann­ten sie Unter­schie­de in der Absatz­hö­he der Schu­he als Haupt­pro­blem. Da bei der Rang­fol­ge nur 10 der Merk­ma­le gewich­tet wur­den, wur­de zusätz­lich visua­li­siert, wie vie­le der Män­ner und Frau­en das Merk­mal „ein­stell­bar auf unter­schied­li­che Schuh­ab­satz­hö­hen“ unter den 10 wich­tigs­ten Merk­ma­len plat­zier­ten (sie­he Tab. 1).

Anga­ben zur Pro­the­sen­nut­zung und zur Mobilität

Auf die Fra­ge „Wie sicher füh­len Sie sich mit Ihrer der­zei­ti­gen Pro­the­se?“ gaben 77,1 % von 187 Teil­neh­men­den einen Wert von 7 oder höher auf einer 10-stu­fi­gen Ska­la an. Auf die Fra­ge „Wie zufrie­den sind Sie mit Ihrer jet­zi­gen Pro­the­se?“ nann­ten 76,1 % von 187 Teil­neh­men­den einen Wert von 7 oder höher. Bei der Bewer­tung des Tra­ge­kom­forts des Pro­the­sen­schaf­tes („Pro­sthe­tic socket fit com­fort score“, SCS) gaben 66 % einen Wert von 7 oder höher an, wäh­rend 11,7 % einen Wert unter 3 ver­ga­ben. 185 Befrag­te gaben an, mit ihrer aktu­el­len Pro­the­se durch­schnitt­lich 5162 Meter (SD ± 7653) ohne Pau­se gehen zu kön­nen. 184 von 188 Teil­neh­men­den gaben an, dass sie im Durch­schnitt 243 Minu­ten (SD ± 342) ohne Pau­se gehen kön­nen. Die Daten von drei Per­so­nen wur­den wegen unrea­lis­ti­scher Anga­ben ausgeschlossen.

Im Durch­schnitt erreich­ten die Teil­neh­mer im LCI eine Punkt­zahl von 50,4 (SD ± 4,97), wobei 47,9 % die maxi­ma­le Punkt­zahl von 56 Punk­ten erreich­ten. Zudem wur­den die Teil­neh­men­den um eine Selbst­ein­schät­zung ihrer Akti­vi­tät in Bezug auf die K‑Level bzw. den Mobi­li­täts­grad gebe­ten 27. Von 186 Per­so­nen gaben 5 den Mobi­li­täts­grad 1 an, 25 den Grad 2, 44 den Grad 3 und 112 den Grad 4.

Dis­kus­si­on

Im kli­ni­schen All­tag wün­schen sich mit­un­ter sowohl Pro­the­sen­an­wen­de­rin­nen als auch ‑anwen­der einen Pro­the­sen­fuß mit einer Absatz­hö­hen­ver­stel­lung. Im Ein­zel­fall kann die­ses Merk­mal hoch­re­le­vant für die betrof­fe­ne Per­son sein.

Gene­rell zei­gen die Ergeb­nis­se der Umfra­ge unter den Anwen­de­rin­nen und Anwen­dern von Pro­the­sen­fü­ßen, dass eine Absatz­hö­hen­ein­stel­lung im Mit­tel eine gewis­se Rele­vanz auf­weist, da das Merk­mal sowohl bei der Bewer­tung auf der 10-Punk­te-Ska­la als auch bei der Rang­fol­ge plat­ziert wur­de. Aller­dings schnei­det die­ses Merk­mal im Ver­gleich zu ande­ren Pro­the­sen­merk­ma­len unter­durch­schnitt­lich ab. So erreicht die Absatz­hö­hen­ver­stel­lung bei der Bewer­tung auf einer Likert-Ska­la im Durch­schnitt über alle Befrag­ten nur Platz 9 von 11 (Tab. 1). Aller­dings ist dabei zu berück­sich­ti­gen, dass die Daten aller erfrag­ten Merk­ma­le deut­lich zur Maxi­mal­punkt­zahl ver­scho­ben sind. Dar­aus geht her­vor, dass alle genann­ten Merk­ma­le grund­sätz­lich rele­vant sind und dass die Dis­kri­mi­nie­rung unter­ein­an­der auf hohem Niveau geschieht. Bemer­kens­wert ist dabei, dass die Absatz­hö­hen­ver­stel­lung noch vor dem Merk­mal „Kraft erzeu­gend, um das Gehen aktiv zu unter­stüt­zen, z. B. durch einen Antrieb“ ein­ge­ord­net wird. Wesent­li­che For­schungs­an­stren­gun­gen rich­ten sich heut­zu­ta­ge auf die Ent­wick­lung ange­trie­be­ner Bein­pro­the­sen 28 29 30, jedoch scheint der ent­spre­chen­de Bedarf bei den Anwen­de­rin­nen und Anwen­dern bei die­sem Merk­mal gerin­ger als bei den höher bewer­te­ten Merk­ma­len auszufallen.

Um eine Häu­fung hoher Wer­te auf der Likert-Ska­la zu ver­mei­den, bei der die Per­so­nen bei­spiels­wei­se alle erfrag­ten Merk­ma­le mit 10 bewer­ten, wur­den die teil­neh­men­den Per­so­nen gebe­ten, die Merk­ma­le in eine Rang­fol­ge zu brin­gen und nach deren Wich­tig­keit aus ihrer Sicht zu sor­tie­ren. Dop­pel­te Rän­ge waren dabei nicht mög­lich; dem­entspre­chend erfor­der­te die­ser Schritt eine Prio­ri­sie­rung. Über­ra­schen­der­wei­se wur­de hier­bei das Merk­mal der Absatz­hö­hen­ein­stel­lung höher als auf der 10-Punk­te-Ska­la bewer­tet und erreich­te Platz 6 von 11 (statt 9 von 11).

Ins­ge­samt nah­men 101 von 188 befrag­ten Per­so­nen (54 % der Gesamt­zahl) das Merk­mal der Absatz­hö­hen­ein­stel­lung in ihre Rang­lis­te auf, wobei aller­dings der Anteil bei den Frau­en (62,7 %) gegen­über den Män­nern (47,2 %) höher ist. Es scheint also, dass das The­ma bei etwa der Hälf­te der Nut­ze­rin­nen und Nut­zer eine Rol­le spielt und eine höhe­re Rele­vanz hat als die Merk­ma­le, die nicht in die Lis­te auf­ge­nom­men wurden.

Die direk­te Fra­ge, ob es bei den Befrag­ten Pro­ble­me bei der Schuh­wahl gibt, wur­de sogar von 129 (68,6 %) der 188 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer mit Ja beant­wor­tet. Auch hier­bei sind die Unter­schie­de zwi­schen Män­nern und Frau­en deut­lich: 60 % bei den Män­nern (n = 63 von 105) gegen­über 79,5 % bei den Frau­en (n = 66 von 83). Dies unter­streicht den bereits fest­ge­stell­ten geschlechts­spe­zi­fi­schen Unter­schied bezüg­lich der Rele­vanz einer Absatzhöheneinstellung.

Zudem führ­te ein Teil der befrag­ten Per­so­nen (68 von 188) die Pro­ble­me bei der Schuh­wahl auf unter­schied­li­che Absatz­hö­hen von Schu­hen zurück. Dabei ist zu berück­sich­ti­gen, dass Schu­he nicht nur auf­grund funk­tio­nel­ler Anfor­de­run­gen, son­dern auch aus modi­schen Aspek­ten her­aus oder auf­grund gesell­schaft­li­cher Kon­ven­tio­nen (Arbeits­platz, Fei­er­lich­kei­ten etc.) aus­ge­wählt wer­den. Im Fal­le von Men­schen mit einer Bein­am­pu­ta­ti­on ist dies ein wich­ti­ger Aspekt der Teilhabe.

Schu­he mit hohen Absät­zen beein­flus­sen aller­dings nach­weis­lich die Bio­me­cha­nik des Gehens nega­tiv 31 32 33. Trotz der bio­me­cha­ni­schen Vor­be­hal­te sind Schu­he mit hohen Absät­zen nach wie vor beliebt, und die hier prä­sen­tier­ten Ergeb­nis­se zei­gen, dass die Anpas­sung der Absatz­hö­he bei Anwen­de­rin­nen von Bein­pro­the­sen eine grö­ße­re Rol­le spielt als bei Anwen­dern. Die weni­gen Stu­di­en, die sich dem The­ma der Absatz­hö­he bei Men­schen mit einer Ampu­ta­ti­on der unte­ren Extre­mi­tät ange­nom­men haben, kon­zen­trie­ren sich eben­falls auf Nut­ze­rin­nen 34 35 36. Jedoch plat­zier­te auch nahe­zu die Hälf­te der männ­li­chen Teil­neh­men­den an der hier vor­ge­stell­ten Stu­die das Merk­mal auf ihrer Rang­lis­te rele­van­ter Merk­ma­le. Dies lässt die Hypo­the­se zu, dass eine Anpas­sung auch für männ­li­che Nut­zer rele­vant sein kann – zwar weni­ger als bei den Frau­en, aber durch­aus nen­nens­wert. Ob die Anpas­sung eines Pro­the­sen­fu­ßes an unter­schied­li­che Absatz­hö­hen eine Rol­le spielt, scheint also eher intra­in­di­vi­du­ell als zwi­schen den Geschlech­tern zu variieren.

Dabei ist zu beach­ten, dass bei einer Ver­än­de­rung der Absatz­hö­he deut­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Bio­me­cha­nik und die Mus­kel­ak­ti­vi­tät der gesam­ten Gelenk­ket­te beim Gehen und Ste­hen zu erwar­ten sind 37 38. Die Ände­run­gen in der Sprung­ge­lenk­stel­lung der betrof­fe­nen Sei­te, die von Blu­men­tritt und Kol­le­gen bei deren Unter­su­chun­gen vor­ge­nom­men wur­den, zei­gen dies deut­lich und kön­nen durch­aus in einem Bereich der Aus­wir­kun­gen unter­schied­li­cher Absatz­hö­hen lie­gen 39 40. Somit ist eine kor­rekt ein­ge­stell­te Absatz­hö­he und ein damit ver­bun­de­ner kor­rek­ter Pro­the­sen­auf­bau nicht als „Nice-to-have“-Prothesenmerkmal ein­zu­schät­zen. Ein kor­rek­ter Auf­bau ist viel­mehr eine Grund­vor­aus­set­zung für eine funk­tio­nie­ren­de Pro­the­se. Im Zwei­fel soll­ten die Anwen­de­rin­nen und Anwen­der daher die Mög­lich­keit haben, die Absatz­hö­he selbst anzupassen.

Limi­ta­tio­nen

Es sind die fol­gen­den Ein­schrän­kun­gen der Stu­die zu nennen:

  • Die Anga­ben der Anwen­de­rin­nen und Anwen­der zei­gen, dass es sich zum gro­ßen Teil um hoch­ak­ti­ve Per­so­nen mit einer trau­ma­ti­schen Ampu­ta­ti­on han­del­te; rund die Hälf­te erreicht im LCI das Maxi­mum und gibt eine hohe Mobi­li­täts­klas­se an. Die­ser Umstand mag die Über­trag­bar­keit der hier vor­ge­stell­ten Ergeb­nis­se auf die Grund­ge­samt­heit der Men­schen mit einer Bein­am­pu­ta­ti­on ein­schrän­ken, da die meis­ten Ampu­ta­tio­nen nicht auf­grund eines Trau­mas, son­dern auf­grund von Spät­fol­gen einer peri­phe­ren arte­ri­el­len Ver­schluss­krank­heit durch­ge­führt werden.
  • Auch ist kri­tisch zu nen­nen, dass die Aus­wahl der Medi­en zum Bewer­ben der Umfra­ge mit hoher Wahr­schein­lich­keit eher jun­ge Men­schen ange­spro­chen hat, die im Umgang mit Online-Medi­en geübt sind.
  • Schließ­lich wur­den wäh­rend des Del­phi-Pro­zes­ses mög­li­cher­wei­se zu vie­le Items mit einer zu hohen Rele­vanz defi­niert. Dies erschwert es, die Bewer­tun­gen der unter­schied­li­chen Merk­ma­le zu dis­kri­mi­nie­ren, da sie für die teil­neh­men­de Per­son ähn­lich wich­tig erscheinen.

Fazit

Die Ergeb­nis­se der hier vor­ge­stell­ten Online-Umfra­ge sind nicht über­ra­schend, und es zeigt sich klar, dass ein pass­ge­rech­ter und kom­for­ta­bler Schaft für die Anwen­de­rin­nen und Anwen­der das wich­tigs­te Merk­mal einer Pro­the­se dar­stellt. Die Absatz­hö­hen­ver­stel­lung bei Pro­the­sen­fü­ßen bewer­ten die teil­neh­men­den Per­so­nen im Ver­gleich zu den ande­ren, zum gro­ßen Teil essen­zi­el­len Pro­the­sen­merk­ma­len schlechter.

Zudem zei­gen sich geschlechts­spe­zi­fi­sche Unter­schie­de; das Merk­mal der Höhen­ver­stel­lung scheint Frau­en etwas wich­ti­ger zu sein als Män­nern. Jedoch ist dabei zu beach­ten, dass auch ca. die Hälf­te der befrag­ten Män­ner die­ses Merk­mal unter ihre 10 Wunschmerk­ma­le gewählt hat­te. Ent­spre­chend besteht hier auch bei Pro­the­sen­an­wen­dern ein gewis­ser Bedarf an einer Absatz­hö­hen­ver­stel­lung. Denn nicht nur bei Schu­hen mit hohen Absät­zen, son­dern auch bei gerin­ge­ren Unter­schie­den in der Absatz­hö­he kön­nen sich nen­nens­wer­te nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf den Auf­bau der Pro­the­se und damit auf die Bio­me­cha­nik des Gehens und Ste­hens erge­ben. Die­ser Umstand mag erklä­ren, war­um die Män­ner das Merk­mal der Absatz­hö­hen­ver­stell­bar­keit eben­falls teil­wei­se als wich­tig bewerten.

Zudem wird von bei­den Geschlech­tern die Absatz­hö­hen­ver­stel­lung im Mit­tel höher bewer­tet als das Merk­mal „das Gehen aktiv unter­stüt­zend, z. B. durch einen Antrieb“. Dies ist über­ra­schend, da auf der Ent­wick­lung akti­ver Bein­pro­the­sen momen­tan der wis­sen­schaft­li­che Fokus liegt. Ob für die Anwen­de­rin oder den Anwen­der die Anpas­sung an unter­schied­li­che Absatz­hö­hen eine Rol­le spielt, scheint jedoch intra­in­di­vi­du­ell stär­ker zu vari­ie­ren als zwi­schen den Geschlech­tern. Es müs­sen also immer die Vor- und Nach­tei­le einer sol­chen Ver­sor­gung mit den Pati­en­ten bespro­chen werden.

Die Stu­die zeigt jeden­falls deut­lich, dass vie­le Men­schen mit einer Bein­am­pu­ta­ti­on Pro­ble­me bei der Wahl ihres Schuh­werks haben. Dies könn­te eine Moti­va­ti­on für die Her­stel­ler von Pro­the­sen­fü­ßen sein, in ihren Pro­duk­ten eine Absatz­hö­hen­ver­stel­lung in Zukunft stär­ker zu berücksichtigen.

Dank­sa­gun­gen

Die Autoren bedan­ken sich herz­lich bei allen Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern an der Umfra­ge. Ein beson­de­rer Dank für das Bewer­ben der Umfra­ge gilt dem Bun­des­ver­band für Men­schen mit Arm- oder Bein­am­pu­ta­ti­on (BMAB), der Anwen­der­zeit­schrift „Life­style & Bar­rie­re­frei“ 41, der Fach­zeit­schrift und dem Organ des Bun­des­in­nungs­ver­ban­des „ORTHOPÄDIE TECHNIK“ 42, dem Trai­nings­pro­gramm „Bewe­gungs­för­de­rung für Ampu­tier­te“ des Ver­eins Anpfiff ins Leben e. V. und den Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern aus ver­schie­de­nen Face­book-Foren für Ortho­pä­die­tech­ni­ke­rin­nen und ‑tech­ni­ker bzw. für Anwen­de­rin­nen und Anwen­der von Pro­the­sen (im Ein­zel­nen han­del­te es sich um fol­gen­de Foren: „Pro­the­sen­trä­ger mit Lebens­freu­de“, „Orthopädietechniker/innen Bandagist/innen“ und „Zukunft der Ortho­pä­die­tech­nik“). Die Autoren bedan­ken sich bei der Fir­ma Össur hf (Reykja­vik, Island) für die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung die­ser Studie.

Inter­es­sen­kon­flikt

Die Fir­ma Össur hf (Reykja­vik, Island) hat die­se Stu­die finan­zi­ell unter­stützt. Kei­ner der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter von Össur hf war an der Erhe­bung, Aus­wer­tung oder Inter­pre­ta­ti­on der im Rah­men die­ser Stu­die erfass­ten Daten betei­ligt. Beim Ver­fas­sen des Manu­skripts waren eben­falls kei­ne Mit­ar­bei­ter und Mit­ar­bei­te­rin­nen von Össur hf beteiligt.

Für die Autoren:
Dipl.-Ing. (FH) Dani­el W. W. Heitzmann
Wis­sen­schaft­li­cher Mitarbeiter
Abtei­lung Bewegungsanalytik
Kli­nik für Ortho­pä­die und Unfallchirurgie
Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Heidelberg
Schlier­ba­cher Land­stra­ße 200a
69118 Hei­del­berg
daniel.heitzmann@med.uni-heidelberg.de

Begut­ach­te­ter Beitrag/reviewed paper

Zita­ti­on
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