Bun­des­tag beschließt weg­wei­sen­de Digitalgesetze

Der Deutsche Bundestag hat wegweisende Gesetze für das Gesundheitswesen beschlossen. Die Abgeordneten haben einen entsprechenden Gesetzentwurf „zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens“ (Digital-Gesetz – DigiG) in einer vom Gesundheitsausschuss geänderten Fassung mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gegen die Stimmen der AfD bei Stimmenthaltung der CDU/CSU angenommen.

Dar­über hin­aus wur­de ein zwei­ter vom Aus­schuss geän­der­ter Gesetz­ent­wurf „zur ver­bes­ser­ten Nut­zung von Gesund­heits­da­ten“ (Gesund­heits­da­ten­nut­zungs­ge­setz – GDNG) mit der Mehr­heit der Koali­ti­ons­frak­tio­nen gegen die Stim­men der AfD bei Ent­hal­tung der Uni­on ange­nom­men. Die­se Digi­tal­ge­set­ze mar­kie­ren aus Sicht des Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­ums einen ent­schei­den­den Schritt in Rich­tung eines neu­en, ler­nen­den Gesund­heits­sys­tems für Deutschland.

Mit dem DigiG und dem GDNG wird die Ein­füh­rung der elek­tro­ni­schen Pati­en­ten­ak­te (ePA) ab 2025 für alle gesetz­lich Ver­si­cher­ten ermög­licht. Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Prof. Karl Lau­ter­bach beton­te die Bedeu­tung die­ses Schrit­tes, indem er sag­te: „Mit den Digi­tal­ge­set­zen läu­ten wir für das deut­sche Gesund­heits­we­sen end­lich das digi­ta­le Zeit­al­ter ein. Die Auf­hol­jagd star­ten wir mit dem elek­tro­ni­schen Rezept, das ab 1. Janu­ar Stan­dard wird. 2025 bie­ten wir die elek­tro­ni­sche Pati­en­ten­ak­te für alle an. Und wir ver­bes­sern die For­schung an Gesund­heits­da­ten. Die Digi­tal­ge­set­ze mar­kie­ren einen ent­schei­den­den Schritt in Rich­tung eines neu­en, ler­nen­den Gesund­heits­sys­tems, das sowohl die Spit­zen­me­di­zin ver­bes­sern als auch die Rou­tin­ever­sor­gung siche­rer machen wird. Damit wird es uns gelin­gen, bei Krebs­for­schung, Demenz­stu­di­en und ande­ren wich­ti­gen For­schungs­fra­gen in der Medi­zin wie­der an die Welt­spit­ze zu kommen.“

Digi­ta­ler Medi­ka­ti­ons­pro­zess und mehr: Ein Blick auf die Details

Ab Anfang des Jah­res 2025 wird die elek­tro­ni­sche Patienten­akte (ePA) für alle gesetz­lich Ver­si­cher­ten ein­ge­führt. Die Mög­lich­keit des Wider­spruchs (Opt-Out) steht allen offen, wäh­rend pri­va­te Kran­ken­ver­si­che­run­gen (PKV) eben­falls eine wider­spruchs­ba­sier­te ePA anbie­ten können.

Mit der ePA erhal­ten Ver­si­cher­te eine umfas­sen­de, weit­ge­hend auto­ma­tisch erstell­te digi­ta­le Medi­ka­ti­ons­über­sicht. In Ver­bin­dung mit dem E‑Rezept wer­den uner­wünsch­te Wech­sel­wir­kun­gen von Arz­nei­mit­teln erkannt und ver­mie­den, wodurch Ärzt:innen im Behand­lungs­pro­zess unter­stützt wer­den. Die ePA wird von Anfang an auch wich­ti­ge Behand­lungs­in­for­ma­tio­nen wie Arzt­brie­fe, Befund­be­rich­te und Ent­lass­brie­fe enthalten.

Für die­je­ni­gen ohne eige­nes Smart­phone wird der Zugang zur ePA in aus­ge­wähl­ten Apo­the­ken mög­lich sein. Zusätz­lich wer­den Ombuds­stel­len der Kran­ken­kas­sen Ver­si­cher­te unter­stüt­zen, die ihre ePA nicht über eine App verwalten.

Das E‑Rezept wird als ver­bind­li­cher Stan­dard in der Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung eta­bliert, und ein wei­te­rer Zugang über die ePA-App wird eröff­net. Digi­ta­le Gesund­heits­an­wen­dun­gen (DiGA) wer­den tie­fer in die Ver­sor­gungs­pro­zes­se inte­griert, ihre Anwen­dung trans­pa­rent gemacht und auf digi­ta­le Medi­zin­pro­duk­te der Risi­koklas­se IIb aus­ge­wei­tet, um auch kom­ple­xe Behand­lungs­pro­zes­se wie das Tele­mo­ni­to­ring zu ermöglichen.

Die Tele­me­di­zin wird fes­ter Bestand­teil der Gesund­heits­ver­sor­gung, da Men­gen­be­gren­zun­gen auf­ge­ho­ben wer­den. Die Aus­wei­tung der Tele­me­di­zin auf Hoch­schul­am­bu­lan­zen, psych­ia­tri­sche Insti­tuts­am­bu­lan­zen und psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Sprech­stun­den eröff­net neue Ver­sor­gungs­mög­lich­kei­ten. Die assis­tier­te Tele­me­di­zin schafft einen nied­rig­schwel­li­gen Zugang zur Versorgung.

Ein neu­er Pro­zess für die Erstel­lung und Fest­le­gung von Daten­stan­dards stellt sicher, dass Inter­ope­ra­bi­li­täts­vor­ga­ben von hoher Qua­li­tät und ver­bind­lich ein­ge­hal­ten wer­den. Ein Digi­tal­bei­rat bei der Gema­tik, besetzt mit Ver­tre­tern des Bun­des­be­auf­trag­ten für den Daten­schutz und die Infor­ma­ti­ons­frei­heit (BfDI), des Bun­des­amts für Sicher­heit in der Infor­ma­ti­ons­tech­nik (BSI), der Medi­zin und Ethik, wird die Gema­tik künf­tig mit abge­wo­ge­nen Emp­feh­lun­gen zu Daten­schutz, Daten­si­cher­heit, Daten­nut­zung und Anwen­der­freund­lich­keit beraten.

Impul­se für For­schung und Innovation

Das GDNG ebnet den Weg für eine bes­se­re Nut­zung von Gesund­heits­da­ten für For­schung und Ent­wick­lung. Eine zen­tra­le Daten­zu­gangs- und Koor­di­nie­rungs­stel­le wird pseud­ony­mi­sier­te Gesund­heits­da­ten aus ver­schie­de­nen Quel­len ver­knüp­fen. Die Gesund­heits­da­ten­in­fra­struk­tur för­dert die Nutz­bar­keit für gemein­wohl­ori­en­tier­te Zwe­cke und schafft neue Per­spek­ti­ven für die medi­zi­ni­sche Forschung.

Das GDNG stellt sicher, dass For­schen­de Gesund­heits­da­ten nur im gesetz­li­chen Rah­men nut­zen und wei­ter­ge­ben dür­fen. Bei Ver­let­zun­gen des For­schungs­ge­heim­nis­ses greift künf­tig eine Strafnorm.

Tei­len Sie die­sen Inhalt