400 Aussteller aus 16 Ländern präsentierten in der Messe Karlsruhe neueste Entwicklungen rund um Rehabilitation, Orthopädie-Technik und Pflege. Der interdisziplinäre Austausch stand im Fokus – auch politisch.
Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, brachte es beim Messerundgang auf den Punkt: „Inklusion und Rehabilitation gehören zusammen. Dabei spielen Hilfsmittel eine ganz wichtige Rolle.“ Bereits zum dritten Mal war Dusel auf der Rehab – diesmal auch als Schirmherr.
Fachliche Tiefe trifft familiäre Atmosphäre
Neben der Vielfalt an technischen Innovationen wurde vor allem die Qualität der Begegnungen gelobt. „Die Messe bietet eine ideale Plattform, um mit Familien aus Süddeutschland, der Schweiz und Österreich in persönlichen Austausch zu kommen“, betonte René Althaus vom Kinderreha-Spezialisten Schuchmann. Viele Aussteller hoben hervor, wie wichtig das direkte Feedback von Nutzern sei – sowohl für den Dialog als auch für die Produktentwicklung.
Laut Stefan Schäfer von Meyra war die Mischung der Besuchergruppen entscheidend: „Wir haben von Nutzenden und Therapeuten über Kliniken und Einrichtungen bis hin zum Fachhandel das breiteste Spektrum hier, was wir uns wünschen können.“
Conthera als interdisziplinäre Brücke
Ein inhaltlicher Schwerpunkt war der begleitende Kongress Conthera, der mit über 250 Teilnehmenden einen neuen Rekord verzeichnete. Die inhaltliche Leitung übernahm erneut das Team Lamprecht/ Fobis. Sabine Lamprecht sieht darin eine wichtige Verbindung: „Eine qualitative Fortbildung zu relevanten Themen für den Berufsalltag passt hervorragend zur Rehab.“
Erstmals war auch der Verband für Physiotherapie (VPT) beteiligt. Deren Landesvorsitzender Matthias Grötzinger erklärte: „Hier sehe ich, was der Hilfsmittelmarkt zu bieten hat, kann neue Impulse finden – für meine Patienten zu Hause in der Praxis.“
Schlaganfall, Prothesen, Pflege: Themenschwerpunkte mit Tiefe
Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt das neue Forum zum Thema Schlaganfall. Für die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe war die Rehab eine „großartige Gelegenheit, Themen zu setzen und unser Netzwerk auszubauen“, so Anna Engel. Auch der Bereich „Mobil mit Prothese“ stieß auf großes Interesse – nicht zuletzt bei internationalen Fachbesuchern.
Alexander Nerz von Paravan unterstrich den menschlichen Aspekt: „Der direkte Austausch mit unseren Kundinnen und Kunden, das ehrliche Feedback und die Begeisterung beim Ausprobieren unserer Fahrzeuge – genau das macht diese Messe für uns so besonders.“
25 Jahre Rehakind: Kinderversorgung im Fokus
Ein Jubiläum wurde in diesem Jahr ebenfalls auf der Rehab gefeiert: 25 Jahre Rehakind. Was 2000 als gemeinsame Vision engagierter Kinderreha-Hersteller und des damaligen Verlegers Dieter Borgmann auf der Rehab entstand, ist heute ein europaweit einzigartiges Netzwerk. Damals war klar: Kinder mit Behinderungen fanden in der Versorgung kaum Gehör – der öffentliche Fokus lag vor allem auf der alternden Gesellschaft.
„Nur in einem reformierten, entbürokratisierten Gesundheitssystem können wir diese Herausforderungen meistern“, heißt es heute seitens des Vorstands. Der Verein hat inzwischen 210 Mitglieder aus Industrie, Handel, Berufsverbänden und Selbsthilfegruppen und versteht sich als neutrale Plattform für Austausch und Entwicklung praxisnaher Lösungen.
Aktuell analysiert der Verein internationale Studien zur langfristigen Wirkung früher Hilfsmittelversorgung. Die Ergebnisse zeigen nicht nur individuelle Verbesserungen, sondern auch volkswirtschaftlich relevante Einsparungen – ein Argument, das in Deutschland noch zu selten berücksichtigt wird. „Wir dürfen nicht an den Kindern sparen. Sie sind unsere Zukunft“, mahnt Christiana Hennemann und fordert nachhaltige Konzepte über Legislaturperioden hinaus.
In Karlsruhe freuten sich Hennemann und Co. über zahlreiche Gratulanten, die es sich nehmen ließen, die Arbeit, die Personen und die Leistungen des Vereins gebührend zu würdigen.
Expansion nach Norddeutschland
Die Messe Karlsruhe plant, ihr Konzept zu erweitern. Unter dem Namen IRMA sollen neue Veranstaltungen in Bremen (26. bis 28. Juni 2025) und Hamburg (18. bis 20. Juni 2026) stattfinden. Britta Wirtz, Geschäftsführerin der Messe Karlsruhe, sieht darin eine logische Weiterentwicklung: „Die Kompetenz der Messe Karlsruhe, Messen an den Bedürfnissen des Marktes stringent und kompetent auszurichten, zeigt sich eindrucksvoll am Erfolg der 23. Ausgabe der Rehab.“
15.500 Besucher aus 37 Ländern, über 400 Aussteller – ein neuer Maßstab für die Rehab.
Politische Botschaften und praxisnaher Austausch auf Augenhöhe ergänzen sich.
Conthera und Themenspecials stärken den interdisziplinären Diskurs nachhaltig.
- 50 Jahre OTWorld — 25. Juni 2025
- Rehab: Wo Inklusion erfahrbar wird — 25. Juni 2025
- Belastungsaufbau nach Osseointegration — 24. Juni 2025