Fast 400 Betriebe meldeten sich zurück und ihre Antworten auf die 17 Fragen flossen in die Ergebnisse ein und zeichnen dabei ein deutliches Bild zum Ist-Zustand der Branche.
Bestätigung
Bereits beim Themenblock Kosten wird durch die Antworten bestätigt, was allgemein vermutet wurde: Die Branche ächzt unter den Folgen der aktuellen Krisen. Fast 80 Prozent der Befragten gaben an, dass sie stark bis sehr stark von externen Preissteigerungen betroffen seien. Vor allem die gestiegenen Energiekosten schlagen ins finanzielle Kontor. Sieben von zehn Unternehmen leiden stark bis sehr stark unter erhöhten Energiekosten in den Bereichen Gas, Strom etc. Bei den Kosten für die Mobilität – also Benzin, Diesel, Strom – sind sogar acht von zehn Firmen stark bzw. sehr stark von den Preissteigerungen betroffen. Auch in den Sektoren Fracht- und Logistikkosten, Brutto-Lohnkosten oder Herstellungs- und Materialkosten ergeben sich ähnliche Werte aus den Antworten. Interessant: 40 Prozent aller befragten Betriebe gaben an, dass sie aktuell sehr stark unter steigenden Bürokratiekosten zu leiden haben. Das steht konträr zu der von der Bundesregierung in Aussicht gestellten Entbürokratisierung, die ja auch auf finanzieller Seite zur Entlastung führen müsste. Ein klarer Fingerzeig also, wo politisch nachjustiert werden muss.
Ausgleich fehlt
Die Belastung durch steigende Kosten wird für Betriebe größer und auf der Entlastungsseite? Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) empfiehlt für Tätigkeiten im Gesundheitswesen grundsätzlich das Tragen einer Maske. Ob medizinische Maske oder FFP2-Maske – das kommt laut BAuA auf verschiedene Faktoren wie Belüftung, Dauer der Behandlung und Nähe zu den Patient:innen an. Auf den Kosten für pandemiebedingte Hygienemaßnahmen bleibt aber am Ende fast immer das Sanitätshaus sitzen. 66 Prozent sagen, sie erhalten keine Kostenerstattung durch die Krankenkassen, 33 Prozent bekommen immerhin einen Teil der Ausgaben wieder. Ein bisschen besser sieht es beim Auffangen der aktuellen Krisenkosten aus. 48 Prozent der Unternehmen erhalten laut eigenen Angaben eine teilweise Kostenerstattung durch die Kostenträger. Dennoch: Jeder zweite Betrieb bleibt komplett auf den Kosten sitzen und muss aus eigenen Rücklagen oder auf anderem Weg die Defizite ausgleichen. Eine Möglichkeit wäre es, durch die Entlastungspakete der Bundesregierung zumindest einen Teil der nicht selbst verschuldeten finanziellen Schieflage aufzufangen. Doch Sanitätshäuser und OT-Werkstätten gehören nicht zu den Profiteuren der Hilfspakete aus Berlin. 85 Prozent aller an der Umfrage teilnehmenden Betriebe sagten aus, dass sie wenig (16 Prozent) bis gar nicht (69 Prozent) von den Entlastungspaketen I und II profitieren. Dementsprechend wenig optimistisch zeigten sich die Umfrageteilnehmer:innen bezüglich kommender Hilfspakete. Zwei von drei Betrieben rechnen auch zukünftig damit, dass die spürbaren Entlastungen ausbleiben.
Ungewisse Zukunft
Binnen zwölf Monaten hat sich die Inflation verdoppelt, die Bürger:innen in Deutschland schauen verhalten in die Zukunft. Ähnliches gilt auch für die OT-Betriebe. Nur jeder fünfte Betrieb schaut optimistisch auf die kommenden Monate, fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer:innen enthält sich einer Wertung für die Zukunftsprognosen und 38 Prozent blicken pessimistisch voraus. Ein Grund dafür dürfte auch die Sorge sein, dass die wirtschaftliche Lage zu Einschränkungen in der Hilfsmittelversorgung führen könnte. So erwarten 65 Prozent starke bis sehr starke Einschränkungen zum Beispiel durch verlängerte Wartezeiten und Lieferengpässe.
Zeitfresser Bürokratie
Erstmals wurde im Jahr 1986 das Wort Bürokratieabbau in einer Rede im Deutschen Bundestag benutzt. Fast vier Jahrzehnte später gehört diese Vokabel weiterhin zum festen Bestandteil von Diskussionen und Debatten, denn die Zeit, die mit bürokratischen Aufgaben gebunden wird, steigt stetig. Zwei von drei Betrieben sagen aus, dass mehr als ein Drittel der Arbeitszeit im Unternehmen für Bürokratiepflichten aufzuwenden ist. Mit überwältigender Mehrheit von 93,5 Prozent wird die Vielfalt der Verträge mit den gesetzlichen Krankenkassen als Bürokratietreiber Nummer eins genannt, dicht gefolgt von den Dokumentationspflichten gegenüber den Kostenträgern (89 Prozent) und aufgrund der Europäischen Medizinprodukte-Verordnung (MDR/77 Prozent). Das Ende der berühmten Fahnenstange ist aber aus Sicht der Betriebe noch nicht erreicht. Neun von zehn Umfrageteilnehmer:innen erwarten zukünftig – entgegen der Versprechen der Politik – eine Zunahme der Bürokratiepflichten.
„Die Ergebnisse unserer Umfrage bestätigen unsere Warnungen vor einer wirtschaftlichen Überlastung der Hilfsmittelbranche und dadurch drohenden Versorgungsproblemen bei medizinischen Hilfsmitteln“, erklären Kirsten Abel, WvD-Generalsekretärin, und Patrick Grunau, WvD-Generalsekretär. „Zugleich zeigt sich ein hoher Vertrauensverlust in die Politik, wenn fast drei Viertel der Betriebe davon ausgehen, von den aktuell beschlossenen Hilfsprogrammen nicht zu profitieren. Hier rächt sich die bereits bei den Corona-Hilfen aufgetretene Vernachlässigung der Hilfsmittelbranche durch die Gesundheits- und Wirtschaftspolitik.“
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