Als global agierender Akteur mit engen Verbindungen zum asiatischen Markt sah Lukas Eckermann, Geschäftsführer der Otto Bock HealthCare Deutschland GmbH, das Unheil schon verhältnismäßig früh aufziehen, als andere noch glaubten, Zentraleuropa bliebe weitestgehend von der Pandemie verschont. Gefragt waren schnelle Reaktionen. „Wir haben den Innendienst innerhalb eines halben Tages ins Homeoffice geschickt“, erinnerte sich Eckermann und ergänzte, dass sein Unternehmen sogleich nationale und internationale Krisenteams gebildet habe, um die eigenen Mitarbeiter mental zu unterstützen. Für Rainer Berthan, Vorstandsvorsitzender der Bauerfind AG, sei es ebenso wichtig gewesen, den langjährigen Handelspartnern in der Krise zur Seite zu stehen: „Hier wollten wir ein klares Signal senden.“
Für die Branche, dies bestätigten auch der Geschäftsführer von Medi, Dirk Treiber, und Dr. Axel Schulz, Managing Director Europe bei Össur, habe insbesondere im Frühling das Mittel der Kurzarbeit die Möglichkeit geschaffen, auf kurzfristige Umsatzeinbußen und mangelnden Wirkungsspielraum zu reagieren. Schulz führte weiter aus, dass seine Firma aus einer aktiven Rolle in eine reaktive Position gewechselt sei, um entsprechend auf den Verlauf der Pandemie reagieren zu können. Ein Runterfahren der Prozesse über Gebühr hätte sich als Akteur im Gesundheitsmarkt allerdings verboten: „Wir haben den Auftrag, da zu sein, wenn wir gebraucht werden.“
Zu den positiven Aspekten der letzten Monate zählte Dirk Treiber die Notwendigkeit, sich schneller und konsequenter mit dem technologischen Fortschritt auseinanderzusetzen: „Es hat einen Schub in der Digitalisierung gegeben. Das wird nicht mehr weggehen.“ Wenn es nach Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik, geht, dann sollte die Branche außerdem im Anschluss an die derzeitige Krise mit vereinten Kräften daran arbeiten, die neu geschlossene Einigkeit im Fach zu bewahren.
Die geladenen Talkgäste wären in ihren Unternehmen wohl kaum an den Schalthebeln des Handels positioniert, wenn ihnen nicht die Gabe der Weitsichtigkeit gegeben wäre. Und so sollte bei allem persönlichen Wunsch nach einem baldigen Ende des Krisenmodus wohl die Einschätzung geteilt werden, dass die Pandemie noch auf absehbare Zeit ein Begleiter in allen Lebenslagen sein wird. Mut machen gleichzeitig die Herausarbeitung positiver Begleiterscheinungen und der Schulterschluss, die schwere Zeit gemeinsam bewältigen zu wollen.
Michael Blatt
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