Auf­trag und Ver­ant­wor­tung in Zei­ten der Krise

Ein wirtschaftlich hervorragendes erstes Quartal 2020 und dann kam der große Corona-Knall. So lautete zum Start des letzten Veranstaltungstages der OTWorld.connect am 29. Oktober die einhellige Rückmeldung der Hilfsmittelindustrie im Rahmen des Studio-Talks „Herausforderungen und Lösungen in der Zeit mit Corona".

Als glo­bal agie­ren­der Akteur mit engen Ver­bin­dun­gen zum asia­ti­schen Markt sah Lukas Ecker­mann, Geschäfts­füh­rer der Otto Bock Health­Ca­re Deutsch­land GmbH, das Unheil schon ver­hält­nis­mä­ßig früh auf­zie­hen, als ande­re noch glaub­ten, Zen­tral­eu­ro­pa blie­be wei­test­ge­hend von der Pan­de­mie ver­schont. Gefragt waren schnel­le Reak­tio­nen. „Wir haben den Innen­dienst inner­halb eines hal­ben Tages ins Home­of­fice geschickt“, erin­ner­te sich Ecker­mann und ergänz­te, dass sein Unter­neh­men sogleich natio­na­le und inter­na­tio­na­le Kri­sen­teams gebil­det habe, um die eige­nen Mit­ar­bei­ter men­tal zu unter­stüt­zen. Für Rai­ner Berthan, Vor­stands­vor­sit­zen­der der Bau­er­find AG, sei es eben­so wich­tig gewe­sen, den lang­jäh­ri­gen Han­dels­part­nern in der Kri­se zur Sei­te zu ste­hen: „Hier woll­ten wir ein kla­res Signal senden.“

Für die Bran­che, dies bestä­tig­ten auch der Geschäfts­füh­rer von Medi, Dirk Trei­ber, und Dr. Axel Schulz, Mana­ging Direc­tor Euro­pe bei Össur, habe ins­be­son­de­re im Früh­ling das Mit­tel der Kurz­ar­beit die Mög­lich­keit geschaf­fen, auf kurz­fris­ti­ge Umsatz­ein­bu­ßen und man­geln­den Wir­kungs­spiel­raum zu reagie­ren. Schulz führ­te wei­ter aus, dass sei­ne Fir­ma aus einer akti­ven Rol­le in eine reak­ti­ve Posi­ti­on gewech­selt sei, um ent­spre­chend auf den Ver­lauf der Pan­de­mie reagie­ren zu kön­nen. Ein Run­ter­fah­ren der Pro­zes­se über Gebühr hät­te sich als Akteur im Gesund­heits­markt aller­dings ver­bo­ten: „Wir haben den Auf­trag, da zu sein, wenn wir gebraucht werden.“

Zu den posi­ti­ven Aspek­ten der letz­ten Mona­te zähl­te Dirk Trei­ber die Not­wen­dig­keit, sich schnel­ler und kon­se­quen­ter mit dem tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt aus­ein­an­der­zu­set­zen: „Es hat einen Schub in der Digi­ta­li­sie­rung gege­ben. Das wird nicht mehr weg­ge­hen.“ Wenn es nach Alf Reu­ter, Prä­si­dent des Bun­des­in­nungs­ver­ban­des für Ortho­pä­die-Tech­nik, geht, dann soll­te die Bran­che außer­dem im Anschluss an die der­zei­ti­ge Kri­se mit ver­ein­ten Kräf­ten dar­an arbei­ten, die neu geschlos­se­ne Einig­keit im Fach zu bewahren.

Die gela­de­nen Talk­gäs­te wären in ihren Unter­neh­men wohl kaum an den Schalt­he­beln des Han­dels posi­tio­niert, wenn ihnen nicht die Gabe der Weit­sich­tig­keit gege­ben wäre. Und so soll­te bei allem per­sön­li­chen Wunsch nach einem bal­di­gen Ende des Kri­sen­mo­dus wohl die Ein­schät­zung geteilt wer­den, dass die Pan­de­mie noch auf abseh­ba­re Zeit ein Beglei­ter in allen Lebens­la­gen sein wird. Mut machen gleich­zei­tig die Her­aus­ar­bei­tung posi­ti­ver Begleit­erschei­nun­gen und der Schul­ter­schluss, die schwe­re Zeit gemein­sam bewäl­ti­gen zu wollen.

Micha­el Blatt

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