In Dortmund kamen nun Lehrende, Schüler:innen, Kooperationspartner und weitere Wegbegleiter zusammen und feierten die Einrichtung selbst und besonders einen Mann, der zwar nur zeitweise vorn am Pult stand, dafür aber im Mittelpunkt jeder Rede.
Was bei so einer Veranstaltung nicht fehlen darf, ist der Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte. Einen Großteil davon – 23 Jahre – prägte Bieringer in seiner Funktion als Schulleiter. Und so ließ er die Gäste an den Meilensteinen und Highlights der Einrichtung teilhaben. Als Schnittstelle zwischen Handwerk und Wissenschaft gegründet und mit dem Ziel, Patient:innen bestmöglich zu versorgen, stehe für die Bufa nach wie vor der Mensch im Mittelpunkt und sei das Maß, an dem sich die Einrichtung selbst misst. Was derzeit auf einer Fläche von 3.400 Quadratmetern gelehrt wird, nahm in einer kleinen Werkstatt mit Garagencharakter in Frankfurt am Main seinen Anfang. Auch andere Aufnahmen aus vergangenen Zeiten zeigten, welche Veränderungen die Bufa durchlebt hat. „Es gab nicht nur andere Frisuren“, scherzte Bieringer, „es wurden auch andere Arbeitstechniken angewendet.“ Darüber hinaus stellen die Gründung des Trägervereins 1970, der Umbau und die Erweiterung 1998 sowie die Einführung des Studiengangs Orthopädie- und Rehabilitationstechnik 2015 weitere Meilensteine in der Geschichte der Schule dar.
Inspiration für Innovationen
Die Bufa habe sich zu einer der renommiertesten Bildungseinrichtungen des Fachs entwickelt und dabei nie ihre Mission aus dem Blick verloren, sich den Herausforderungen gestellt und sich stets an die Entwicklungen angepasst, um den Schüler:innen die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen, betonte Lars Grun, Vorsitzender des Vorstandes des Bufa e. V. Der lebende Beweis dafür seien die Alumni. „Ich bin stolz auf die Geschichte und noch aufgeregter mit Blick auf die Zukunft.“
Auf die Absolvent:innen kam ebenfalls Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik (BIV-OT), zu sprechen. „Alle, die hier rausgehen, sind Profis. Sie versorgen Menschen, die Orthopädie-Technik brauchen.“ Und nicht nur das: Viele Meister, die hier ihren Abschluss machen, würden neue Unternehmen gründen und so ihre Begeisterung für das Fach weitergeben. „Über die Bufa zu reden, ohne über Sie zu reden, geht nicht“, betonte Reuter und suchte den Blick zu Bieringer. Ein Drittel der Bufa-Jahre habe er maßgeblich mitbestimmt und geformt. „Sie haben einen unschätzbaren Beitrag geleistet“, dankte er dem 63-jährigen Schulleiter für sein Engagement. Für die Zukunft wünscht sich Reuter, dass die Bundesfachschule weiterhin Quelle und Inspiration für Innovationen bleibt und wertvolle Arbeit leistet, damit nachfolgende Generationen hier in 70 Jahren erneut mit Stolz stehen.
Nicht für die 140-Jahr-Feier, dafür aber für das 100-jährige Jubiläum wurde gleich die erste Festrednerin gefunden. Patrizia Kraft, Absolventin des Meisterlehrgangs 2014/2015, fiebert schon jetzt dem nächsten großen Festakt entgegen. Denn für sie hat die Bufa eine besondere Bedeutung: „Kaum eine Entscheidung hat mein Leben so verändert wie die, mich für die Meisterausbildung zu entscheiden“, sagte sie. Freundschaften haben sich gebildet, ein bundesweites Netzwerk sei entstanden. Großen Dank sprach sie den Lehrkräften aus. „Ich hatte Lehrer, die mehr Potenzial in mir gesehen haben als ich selbst.“ Fachkräfte zu sichern, bezeichnete sie als Schlüssel, um die Versorgungsqualität hochzuhalten. Voraussetzung dafür sei eine angemessene Vergütung. „Seien Sie ehrlich, würden Sie Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter dazu raten, eine Ausbildung in der Orthopädie-Technik zu machen?“, fragte sie fast rhetorisch. Angst und Bange sei ihr trotz aller Herausforderungen dennoch nicht. Die Branche sei innovativ und leistungsstark. „Für mich ist es einer der schönsten Berufe, die es gibt.“
Das Thema Fachkräfte beschäftigt ebenfalls Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund. Technik spiele in der Branche eine große Rolle und der Bedarf an Fachkräften, die diese Technik einsetzen, sei hoch. „Handwerklich und auch menschlich braucht es viel Fingerspitzengefühl“, betonte er. „Das kann keine Maschine.“ Von unschätzbarem Wert sei der Transfer zwischen Wissenschaft und Handwerk, den die Bundesfachschule leiste. „Machen Sie mit der Erfolgsgeschichte weiter“, so Schröder.
Auf eine weitere erfolgreiche Kooperation wies Prof. Dr. Stephan Weyers, Prorektor für Lehre und Studium an der Fachhochschule Dortmund, hin. Mit Einführung des Studiengangs Orthopädie- und Rehabilitationstechnik begleitet die FH die Bufa seit fast zehn Jahren auf ihrem Weg. „Die Meisterstudierenden fallen weniger oft durch, sind sehr motiviert, Profis und Perfektionisten. Das fällt auf“, berichtete er.
Handwerkszeichen in Gold verliehen
Passend zum Gründungstag der Bufa blickte Marcus Nachbauer, Vizepräsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), auf einen weiteren 12. September zurück. Und zwar auf den im Jahre 1962. „Wir haben uns entschlossen, in diesem Jahrzehnt zum Mond zu fliegen und noch andere Dinge zu unternehmen, nicht weil es leicht ist, sondern weil es schwer ist“, zitierte er aus John F. Kennedys Rede in Houston, Texas. Die Mondmission hätte nicht funktioniert, wenn es nur eine Planung gegeben hätte. Es brauchte Leute, die diesen Plan umsetzen. Rund 30.000 Ausbildungsplätze seien derzeit in Deutschland unbesetzt. Dass Bewerber:innen fehlen, liege aber nicht am mangelnden Engagement der Betriebe. „Bildung besteht nicht nur aus Wissen, sondern auch aus Können“, erklärte er und bemängelte zugleich die voranschreitende Akademisierung und den Glauben, dass nur ein Studium zum Erfolg führe. Es brauche die duale Ausbildung, es brauche Know-how im Kopf und in den Händen. Weiterhin werde er sich stark machen für die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Ausbildung. Ebenso wie es damals darum ging, die Mondmission zu meistern, gehe es auch heute darum, die Herausforderungen der Gegenwart anzugehen. Einer, „für den das nichts Neues ist“, sei Stefan Bieringer. „Die Ausbildung neuer Fachkräfte war und ist eine Herausforderung, die Sie nicht aufschieben, sondern meistern“, lobte Nachbauer. Als Zeichen der Anerkennung für seine besonderen Dienste wurde der Schulleiter mit dem Handwerkszeichen in Gold des ZDH geehrt. Sichtlich überrascht und gerührt nahm Bieringer die Auszeichnung, überreicht von Norbert Stein, Geschäftsführer des Bufa e. V., entgegen. Unter großem Beifall erhoben sich nach und nach alle Gäste von den Sitzreihen und erwiesen dem 63-Jährigen auf diese Weise ihren Respekt und ihre Anerkennung.
Eine weitere Überraschung hatte Philipp Hoefer, Geschäftsführer Vertrieb & Marketing DACH der Ottobock HealthCare Deutschland GmbH sowie Vorstandsmitglied des Bufa e. V., im Gepäck. Ein vergoldetes Genium-X3-Kniegelenk wird künftig eine der Vitrinen in Dortmund schmücken. Zum Abschluss der Festveranstaltung fand Lars Grun ebenfalls nur lobende und anerkennende Worte für Bieringer. „Er ist nicht nur Schulleiter, sondern für viele auch eine Inspiration, ein Mentor und Freund und hat das Leben unzähliger Schüler verändert. Er ist ein Vorbild für uns alle.“
Pia Engelbrecht
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