Valgisierende Orthesenbehandlung bei symptomatischer Varusfehlstellung. Testung der zu erwartenden Entlastung nach valgisierender hoher tibialer Umstellungsosteotomie
P. Minzlaff, T. Saier, P. U. Brucker, B. Haller, A. B. Imhoff, S. Hinterwimmer
Der Zweck dieser Studie bestand darin zu untersuchen, ob die zu erwartende postoperative Schmerzreduktion nach valgisierender hoher tibialer Umstellungsosteotomie (HTO) zuverlässig prognostizierbar ist durch vorübergehenden präoperativen Einsatz einer Knie-Entlastungsorthese. 57 Patienten mit symptomatischer Varusfehlstellung wurden 6 bis 8 Wochen lang mit einer valgisierenden Knieentlastungsorthese behandelt. Die Schmerzintensität im entsprechenden Kniekompartiment wurde vor und nach dieser Behandlung anhand der visuellen Analogskala (VAS) überwacht. Ein sogenannter Brace-Test war positiv bei Schmerzreduktion medial und fehlenden neu aufgetretenen Symptomen lateral. In diesen Fällen wurde eine valgisierende HTO als erfolgversprechende chirurgische Option gewertet. Bei den Patienten, die nachfolgend operiert wurden, erfolgte ein Jahr postoperativ eine erneute klinische Kontrolle, um das postoperative Ergebnis mit dem Resultat des Brace-Tests zu vergleichen. Der VAS-Mittelwert sank von 6,7 [Standardabweichung (SD) 1,6] auf 2,5 Punkte (SD 1,7) (p < 0.001) nach dem Brace-Test. Insgesamt fiel der Test bei 48 Patienten positiv aus. Davon unterzogen sich 29 Patienten einer valgisierenden HTO. Der durchschnittliche VAS-Wert postoperativ betrug 1,9 (SD 1,7) Punkte, wobei kein signifikanter Unterschied zum Ergebnis des Brace-Tests vorlag. 19 Patienten mit positivem Test entschieden sich zunächst für eine konservative Therapie. Bei drei von neun Patienten mit negativem Test wurde eine Knietotalendoprothese implantiert. Diese Studie zeigt, dass der vorübergehende Einsatz einer valgisierenden Knieentlastungsorthese durchaus geeignet ist, das zukünftige Operationsergebnis einer HTO im Hinblick auf die zu erwartende postoperative Schmerzreduktion zu prognostizieren. Der Brace-Test gibt sowohl dem Patienten als auch dem orthopädischen Chirurgen präoperativ detailliertere Informationen, insbesondere bei kritischen oder grenzwertigen Indikationen. Demzufolge stellt dieser Test ein brauchbares Instrument zum Testen der Entlastung vor der Indikationsstellung für eine HTO dar. Evidenzgrad III.