Stu­die im Hand­werk: Zufrie­den­heit und Stolz

Spaß bei der Arbeit ist für 55 Prozent der jungen Deutschen zwischen 18 und 36 Jahren entscheidend und damit sogar wichtiger als eine gute Bezahlung. Das ergab eine Studie der Universität Utrecht gemeinsam mit Young Capital aus dem Jahr 2017.

Im euro­päi­schen Ver­gleich lie­gen die Deut­schen damit hin­ter den jun­gen Spa­ni­ern (81 Pro­zent), Fran­zo­sen (77 Pro­zent) und Nie­der­län­dern (71 Pro­zent), den­noch bedeu­tet dies, dass mehr als die Hälf­te aller jun­gen Arbeit­neh­mer in der Bun­des­re­pu­blik auf Geld ver­zich­ten wür­den, wenn sie dafür einen erfül­len­den Job hätten.

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Wer die­se Zah­len sieht und dabei die neu­es­te Stu­die der Autoren Ann-Kath­rin Blan­ken­berg und Mar­tin Bin­der „Zum beruf­li­chen Selbst­bild und zur Arbeits- und Lebens­zu­frie­den­heit im Hand­werk in Deutsch­land“ vom Volks­wirt­schaft­li­chen Insti­tut für Mit­tel­stand und Hand­werk an der Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen liest, der kann den jun­gen Leu­ten eigent­lich nur zu einem Hand­werks­be­ruf raten. Blan­ken­berg und Bin­der haben dabei die Ant­wor­ten von rund 2000 Hand­wer­kern aus ganz Deutsch­land aus­ge­wer­tet. Das Ergeb­nis: Die Beschäf­tig­ten im deut­schen Hand­werk zeich­nen sich laut der Befra­gung durch ein stark aus­ge­präg­tes beruf­li­ches Selbst­bild aus und iden­ti­fi­zie­ren sich stark mit ihrer Tätig­keit. Dies spie­gelt sich auch in ihrer hohen Arbeits­zu­frie­den­heit wider.

Hohe Iden­ti­fi­ka­ti­on

Woher kommt die­se Zufrie­den­heit? Am höchs­ten aus­ge­prägt ist die­se bei jenen Hand­wer­kern, die sich haupt­säch­lich auf ihre hand­werk­li­che Tätig­keit kon­zen­trie­ren kön­nen und eine hohe beruf­li­che Iden­ti­fi­ka­ti­on auf­wei­sen. Wer sich also bei­spiels­wei­se auf die Arbeit an einer Pro­the­se kon­zen­trie­ren kann und dabei vor allem der hand­werk­li­che Aspekt im Vor­der­grund steht, ist glück­li­cher als Arbeit­neh­mer mit glei­cher Aus­bil­dung, die eher im Büro sit­zen und dort abs­trak­te­re Auf­ga­ben über­neh­men. Als beson­ders wich­tig wur­de dabei die sicht­ba­re hand­werk­li­che Her­stel­lung eines gan­zen Werk­stücks – und nicht nur eines Teil­ab­schnitts – für die Zufrie­den­heit iden­ti­fi­ziert. Die­ses „Ergeb­nis erzie­len“ wird von den befrag­ten Hand­wer­ke­rin­nen und Hand­wer­kern beson­ders geschätzt.

Auch der Fak­tor Stolz ist ein wich­ti­ger Bestand­teil der Zufrie­den­heit mit dem gewähl­ten hand­werk­li­chen Beruf. 84,29 Pro­zent aller in der Stu­die befrag­ten Teil­neh­mer stimm­ten der Aus­sa­ge: „Ich bin stolz auf mei­nen Beruf und die Arbeit, die ich tue“ zu. Inter­es­sant ist auch, dass die­ser Stolz für sein Hand­werk und die Tätig­keit im Lau­fe der Jah­re noch deut­lich zunimmt. 79 Pro­zent der Befrag­ten unter 25 Jah­ren waren stolz auf ihre Tätig­keit, wäh­rend 87 Pro­zent der über 46-Jäh­ri­gen Stolz emp­fan­den. Das kann an ver­schie­de­nen Fak­to­ren lie­gen. Bei­spiels­wei­se sind Hand­wer­ker, die ein Unter­neh­men lei­ten, beson­ders zufrie­den mit ihrer Arbeit und eine Über­nah­me eines Unter­neh­mens wird meist nicht in jun­gen Jah­ren voll­zo­gen, so dass dies mit Sicher­heit ein Effekt auf die Zustim­mung der Aus­sa­ge hat.

„Mei­ne Arbeit erfor­dert eine Fül­le von Fer­tig­kei­ten“, ist eine wei­te­re Aus­sa­ge der Stu­die, die fast voll­stän­di­ge Zustim­mung erhal­ten hat. Dabei geht es um die vie­len Fer­tig­kei­ten, die im Rah­men der Aus­bil­dung erlernt und im Lau­fe des Arbeits­le­bens ver­bes­sert wer­den – sei es durch neue Tech­ni­ken oder Rou­ti­ne. Dabei las­sen sich vie­le hand­werk­li­che Tech­ni­ken in ver­schie­de­nen Beru­fen anwen­den, so dass der Nut­zen beson­ders hoch ein­ge­schätzt wird.

Arbei­ten im Hand­werk macht stolz und zufrie­den, dar­auf las­sen die Ergeb­nis­se der Befra­gung schlie­ßen. Gera­de in Zei­ten des Fach­kräf­te­man­gels ist dies ein wich­ti­ges Argu­ment, um unent­schlos­se­nen Arbeit­neh­mern den Ein­stieg ins Hand­werk schmack­haft zu machen.

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