Im europäischen Vergleich liegen die Deutschen damit hinter den jungen Spaniern (81 Prozent), Franzosen (77 Prozent) und Niederländern (71 Prozent), dennoch bedeutet dies, dass mehr als die Hälfte aller jungen Arbeitnehmer in der Bundesrepublik auf Geld verzichten würden, wenn sie dafür einen erfüllenden Job hätten.
Wer diese Zahlen sieht und dabei die neueste Studie der Autoren Ann-Kathrin Blankenberg und Martin Binder „Zum beruflichen Selbstbild und zur Arbeits- und Lebenszufriedenheit im Handwerk in Deutschland“ vom Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen liest, der kann den jungen Leuten eigentlich nur zu einem Handwerksberuf raten. Blankenberg und Binder haben dabei die Antworten von rund 2000 Handwerkern aus ganz Deutschland ausgewertet. Das Ergebnis: Die Beschäftigten im deutschen Handwerk zeichnen sich laut der Befragung durch ein stark ausgeprägtes berufliches Selbstbild aus und identifizieren sich stark mit ihrer Tätigkeit. Dies spiegelt sich auch in ihrer hohen Arbeitszufriedenheit wider.
Hohe Identifikation
Woher kommt diese Zufriedenheit? Am höchsten ausgeprägt ist diese bei jenen Handwerkern, die sich hauptsächlich auf ihre handwerkliche Tätigkeit konzentrieren können und eine hohe berufliche Identifikation aufweisen. Wer sich also beispielsweise auf die Arbeit an einer Prothese konzentrieren kann und dabei vor allem der handwerkliche Aspekt im Vordergrund steht, ist glücklicher als Arbeitnehmer mit gleicher Ausbildung, die eher im Büro sitzen und dort abstraktere Aufgaben übernehmen. Als besonders wichtig wurde dabei die sichtbare handwerkliche Herstellung eines ganzen Werkstücks – und nicht nur eines Teilabschnitts – für die Zufriedenheit identifiziert. Dieses „Ergebnis erzielen“ wird von den befragten Handwerkerinnen und Handwerkern besonders geschätzt.
Auch der Faktor Stolz ist ein wichtiger Bestandteil der Zufriedenheit mit dem gewählten handwerklichen Beruf. 84,29 Prozent aller in der Studie befragten Teilnehmer stimmten der Aussage: „Ich bin stolz auf meinen Beruf und die Arbeit, die ich tue“ zu. Interessant ist auch, dass dieser Stolz für sein Handwerk und die Tätigkeit im Laufe der Jahre noch deutlich zunimmt. 79 Prozent der Befragten unter 25 Jahren waren stolz auf ihre Tätigkeit, während 87 Prozent der über 46-Jährigen Stolz empfanden. Das kann an verschiedenen Faktoren liegen. Beispielsweise sind Handwerker, die ein Unternehmen leiten, besonders zufrieden mit ihrer Arbeit und eine Übernahme eines Unternehmens wird meist nicht in jungen Jahren vollzogen, so dass dies mit Sicherheit ein Effekt auf die Zustimmung der Aussage hat.
„Meine Arbeit erfordert eine Fülle von Fertigkeiten“, ist eine weitere Aussage der Studie, die fast vollständige Zustimmung erhalten hat. Dabei geht es um die vielen Fertigkeiten, die im Rahmen der Ausbildung erlernt und im Laufe des Arbeitslebens verbessert werden – sei es durch neue Techniken oder Routine. Dabei lassen sich viele handwerkliche Techniken in verschiedenen Berufen anwenden, so dass der Nutzen besonders hoch eingeschätzt wird.
Arbeiten im Handwerk macht stolz und zufrieden, darauf lassen die Ergebnisse der Befragung schließen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist dies ein wichtiges Argument, um unentschlossenen Arbeitnehmern den Einstieg ins Handwerk schmackhaft zu machen.
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