Oliver Leisse ist seit 1998 Trend- und Zukunftsforscher und Keynotespeaker und spezialisierte sich selbst ein Stück weit auf die Gesundheitsbranche. In seinem Beitrag: „Die goldenen Zwanziger und die Zukunft im Gesundheitswesen – Neue Aufgaben, neue Chancen“ erklärte er, wie man aus der Gegenwart Schlüsse für die Zukunft ziehen kann. Eine wichtige Erkenntnis: Die Corona-Pandemie ist Bremser und Treiber zugleich.
Dabei darf man den Bremser vor allem auf das Privatleben beziehen. Der Rückzug in die eigenen vier Wände verändert Konsum und Verhalten. Das eigene Zuhause wird ein Ort, der nun noch mehr Beachtung findet. Es wird mehr Geld für Gestaltung und Wohlfühlen ausgegeben, damit das Plus an zuhause verbrachter Zeit auch angenehm gestaltet wird. Auch Einkaufen geschieht immer mehr mit dem Smartphone oder Tablet von der eigenen Couch aus. „Es wird das ‚Jahrzehnt des Zuhauses‘ kommen“, zitierte Leisse eine Studie.
Auch der Gesundheitssektor wird sich auf diese Situation einstellen müssen. Ob tatsächlich „Hausbesuche“ wieder nötig sind oder ob digitale Alternativen den Markt in Zukunft bestimmen werden, da hat Leisse eine klare Tendenz: VR – also Virtuell Reality – wird Einzug in das Gesundheitswesen halten. Dazu kann beispielsweise das Anamnesegespräch gehören oder auch erste Beratungsgespräche für die Versorgung. Auch die Bewegung wird digitalisiert. Unter dem Stichwort: „Gameifikation“ beschrieb Leisse, wie man mittels VR-Brille Sport treibt mit Spaßfaktor. Das kann in den eigenen vier Wänden sein und dabei kann man dennoch das Gefühl der Gemeinschaft erleben – zumindest im virtuellen Raum.
Rückbesinnung auf menschliche Interaktion
Und an diesem Punkt setzt auch wieder Corona als Treiber ein. Auf der einen Seite wird krisenbedingt ein Digitalisierungsschwung einsetzen, der ohne die Pandemie wahrscheinlich noch einige Zeit gebraucht hätte. Aber auch die Rückbesinnung auf menschliche Interaktion gewinnt – gerade in Deutschland – an Bedeutung. Laut einer Studie sollen sich 84 Prozent der Deutschen mehr menschliche Interaktion wünschen. Hier gibt Leisse den Tipp: „Stellen Sie starke Verbindungen her.“ Denn: Das Geschäftsmodell der Zukunft heißt Community. Wer ein ausgeprägtes Netzwerk pflegt, der wird profitieren. Wichtige Komponenten dabei sind Aufmerksamkeit und Zuhören. Letzteres müsse wieder erlernt werden, so Leisse, der das Beispiel brachte, dass Menschen nicht zuhören, um zuzuhören, sondern um zu antworten.
Oliver Leisse zitierte zu Anfang die Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Miriam Meckel: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass es das ‚Normale‘ nicht gibt, es gibt auch nicht das ‚neue Normale‘, sondern es gibt nur die dauerhafte Veränderung!“ In seiner Keynote prognostizierte Oliver Leisse „Goldene Zwanziger“ – allerdings sind die wohl nur durch dauerhafte Veränderung und Anpassung möglich.
Heiko Cordes
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