Spahn kün­digt Ver­bot von Aus­schrei­bun­gen an

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zieht anlässlich fortwährender Qualitätsmängel in der Inkontinenzversorgung Konsequenzen und kündigt ein komplettes Verbot von Ausschreibungen in der Hilfsmittelversorgung an.

Zahl­rei­che Leis­tungs­er­brin­ger­ver­bän­de – dar­un­ter der Bun­des­in­nungs-ver­band für Ortho­pä­die-Tech­nik (BIV-OT) sowie wei­te­re Innun­gen und Lan­des­in­nun­gen – und Inter­es­sen­ver­tre­ter der Leis­tungs­emp­fän­ger hat­ten sich in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der vehe­ment gegen die Mög­lich­keit von Aus­schrei­bun­gen zulas­ten der Ver­sor­gungs­qua­li­tät stark gemacht. Minis­ter Spahn: „Pati­en­ten und Pfle­ge­be­dürf­ti­ge müs­sen sich dar­auf ver­las­sen kön­nen, dass Win­deln, Geh­hil­fen und gene­rell alle not­wen­di­gen Hilfs­mit­tel gut und ver­läss­lich sind. Des­halb wird es künf­tig kei­ne Aus­schrei­bun­gen für Hilfs­mit­tel mehr geben“, sag­te Minis­ter Spahn Ende Dezem­ber der Neu­en Osna­brü­cker Zei­tung. Die offe­ne Flan­ke, die das 2017 ver­ab­schie­de­te Heil- und Hilfs­mit­tel­ver­sor­gungs­ge­setz bis dato auf­weist, soll bis Mai 2019 mit Hil­fe des geplan­ten Ter­min­ser­vice- und Ver­sor­gungs­ge­set­zes (TSVG) geschlos­sen werden.
Für BIV-OT-Prä­si­dent Klaus-Jür­gen Lotz ein drin­gend not­wen­di­ger Schritt: „Die mit dem HHVG ver­bun­de­ne Qua­li­täts­of­fen­si­ve wur­de durch eini­ge Kran­ken­kas­sen aus­ge­bremst, der Wil­le des Gesetz­ge­bers dabei miss­ach­tet. Daher begrü­ßen wir es aus­drück­lich, dass das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um nun han­delt und auf der Umset­zung des Geset­zes besteht.“ In einem gemein­sa­men Ent­wurf zum TSVG der Frak­tio­nen von CDU/CSU und SPD heißt es dazu: „Ange­sichts der nach wie vor bestehen­den Risi­ken durch Aus­schrei­bun­gen für die Ver­sor­gungs­qua­li­tät wird die Aus­schrei­bungs­op­ti­on in § 127 Abs. 1 SGB V auf­ge­ho­ben. Die Kran­ken­kas­sen haben künf­tig die Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung ihrer Ver­si­cher­ten aus­schließ­lich im Wege von Rah­men­ver­trä­gen mit Bei­tritts­mög­lich­keit sicher­zu­stel­len.“ Im Zuge des­sen fal­len auto­ma­tisch die eben­falls kon­tro­vers dis­ku­tier­ten Emp­feh­lun­gen zur Zweck­mä­ßig­keit von Aus­schrei­bun­gen weg. Bei einer Ver­ab­schie-dung des TSVG durch den Deut­schen Bun­des­tag wird Kos­ten­trä­gern zudem ein Argu­ment für die Recht­mä­ßig­keit von Open-House-Ver­trä­gen abhan­den­kom­men. Denn der TSVG-Ent­wurf der Regie­rungs­par­tei­en stellt dies­be­züg­lich klar: „Durch die Recht­spre­chung wur­de bereits fest­ge­stellt, dass bei Rah­men­ver­trä­gen mit Bei­tritts­mög­lich­keit Ver­trags­ver­hand­lun­gen ermög­licht wer­den müs­sen. Die­se Recht­spre­chung wird nun aus­drück­lich in das Gesetz auf­ge­nom­men.“ In der Pra­xis müs­sen somit jedem Leis­tungs­er­brin­ger bzw. des­sen Ver­tre­ter von Sei­ten der Kos­ten­trä­ger Ver­trags­ver­hand­lun­gen ermög­licht wer­den. BIV-OT-Prä­si­dent Klaus-Jür­gen Lotz zeigt sich ange­sichts die­ser Ent­wick­lung erleich­tert: „Ohne die­ses Han­deln wür­de sich der rui­nö­se Preis­kampf auf dem Rücken der Pati­en­ten wei­ter ver­stär­ken und birgt die Gefahr, dass die gesam­te deut­sche Gesetz­ge­bung im Gesund­heits­we­sen in Fra­ge­ge­stellt wird. Es geht kein Weg mehr an einem Ver­bot der Aus­schrei­bung vorbei.“

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Michael Blatt
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