Der Orthopädietechnik-Meister stand der Innung für Orthopädie-Technik für den Regierungsbezirk Düsseldorf ein Vierteljahrhundert als Obermeister vor, ist Mitglied im Vorstand des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik (BIV-OT) und seit 1986 Geschäftsführer im Familienbetrieb Münch und Hahn in Duisburg. Im Gespräch mit der OT-Redaktion erklärt Thomas Münch, worauf er sich in der neuen Rolle freut und was die OT-Betriebe erwarten dürfen. (Hier lesen Sie das Interview mit der neuen Kongresspräsidentin Dr. Doris Maier)
OT: Wie ist Ihre erste Reaktion ausgefallen, als Sie davon hörten, dass Sie als Kongresspräsident der OTWorld 2026 ausgewählt worden sind?
Thomas Münch: Es ist eine immense Verantwortung und eine Ehre, Teil des Kongresspräsidententeams des Weltkongresses der OTWorld zu sein und somit aktiv die globale Hilfsmittelversorgung mitzugestalten. Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe und freue mich darauf, gemeinsam mit Frau Dr. Maier die Herausforderungen der nächsten zwei Jahre anzugehen. Nun bin ich sehr gespannt, was in den nächsten zwei Jahren auf Frau Dr. Maier und mich zukommt.
OT: Herr Münch, Sie sagten im OT-Interview im Vorfeld der OTWorld, dass die Digitalisierung mehr als die E‑Verordnung ist. Spielt die Digitalisierung in der Werkstatt eine Rolle für den Kongress in zwei Jahren?
Münch: Man muss sicher immer zwei Bereiche strikt trennen – Versorgung und Prozesse mit den Kostenträgern. Was die Versorgung anbelangt, zeigt die OTWorld mit jeder Veranstaltung, dass wir hier Vorreiter der Digitalisierung weltweit sind. Was die Kassenprozesse anbelangt, sind wir leider unter den europäischen Schlusslichtern. Aber ich bin und bleibe Optimist. Tatsächlich sehe ich unser Fach gut vorbereitet. Das „Pilotprojekt für orthopädische Hilfsmittel“ des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik ist seit Sommer des vergangenen Jahres in der Testphase. Dieses Projekt sorgt für einen reibungslosen Übergang von papierbasierten zu elektronischen Verordnungen für die Mitgliedsbetriebe. Bis Mai 2026 wird sich das Pilotprojekt sicher in der Umsetzungsphase im Versorgungsalltag befinden. Bereits auf der OTWorld 2024 konnten Betriebe erstmals die Ausstellung und Einlösung einer elektronischen Verordnung selbst durchführen und die Integration in ihre Branchensoftware testen. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen auf der OTWorld 2024 bestätigen, dass wir zusammen mit unseren Partnern auf dem richtigen Kurs sind.
OT: Haben Sie sich bereits überlegt, in welche Richtung Sie den Kongress inhaltlich lenken wollen?
Münch: Nun, ich lenke diese Veranstaltung sicherlich nicht allein. An der Seite von Frau Dr. Maier und mir steht ein hochkarätig besetztes Programm- und Workshopkomitee, bestehend aus Experten aus den Bereichen Orthopädie(schuh)technik, Medizin und Physiotherapie. Zusätzlich unterstützen uns 20 nationale und internationale Fachgesellschaften bei der Vorbereitung des Weltkongresses 2026. Und nicht zu vergessen, die Profis der Confairmed GmbH stehen uns mit ihrer umfangreichen Erfahrung in der Organisation tatkräftig zur Seite. Gemeinsam werden wir die Schwerpunkte für 2026 setzen.
OT: Sie werden stellvertretend für die Orthopädie-Technik an der Spitze des Kongresses und damit des Programm- und Workshopkomitees stehen. Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit?
Münch: In der Welt der Technischen Orthopädie sind wir wie eine große Familie, deren Bande oft über Jahre und sogar Jahrzehnte hinweg gewachsen sind. Wir werden gemeinsam ans Werk gehen. Dabei werde ich meine langjährige Erfahrung als Spezialist für prothetische Versorgungen einbringen. Nach 25 Jahren als Obermeister der Innung Düsseldorf und Vorstandsmitglied des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik kenne ich die Versorgungsprozesse und die Situation der Betriebe sehr gut, und ich werde sicherstellen, dass ihre Perspektive in meine Arbeit als Kongresspräsident einfließt.
OT: Haben Sie sich bei Ihren Vorgängern Informationen im Vorfeld eingeholt, was auf Sie zukommt als Kongresspräsident, und falls ja, gab es ein paar brauchbare Tipps?
Münch: Während der OTWorld blieb leider keine Zeit für ausführliche Gespräche mit den Kongresspräsidenten der OTWorld 2024, Prof. Dr. Thomas Wirth und Dipl.-Ing. (FH) Ingo Pfefferkorn. Doch das werden wir definitiv bald nachholen! Ich freue mich schon sehr darauf, mehr über ihre Erfahrungen und Einblicke in die Vorbereitung und das Ergebnis des Kongresses zu hören. Ich bin gespannt, was sie im Rückblick anders machen würden und welche wertvollen Lehren sie aus dieser Erfahrung ziehen.
OT: Sie besuchen die OTWorld seit vielen Jahren als Gast und wechseln jetzt hinter die Kulissen. Worauf freuen Sie sich bei diesem Seitenwechsel am meisten?
Münch: Ich kann es kaum erwarten, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen! Das ist für mich eines der interessantesten bisherigen Geheimnisse, die dann für uns gelüftet werden. Trotz meiner Teilnahme an allen Weltkongressen in Deutschland seit Düsseldorf habe ich immer noch keine klare Vorstellung davon, wie alles so professionell organisiert werden kann. Das ist etwas, das mich wirklich fasziniert und das ich unbedingt lernen möchte!
OT: Wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert, als Sie davon berichtet haben, welche Rolle Sie bei der OTWorld 2026 einnehmen werden?
Münch: Im Vorfeld der OTWorld habe ich nur mit meiner Familie darüber gesprochen. Nach der offiziellen Bekanntgabe zur Eröffnung der OTWorld erreichten mich so viele ermutigende Worte und Unterstützungsangebote von den Mitgliedern unserer großen Familie der Technischen Orthopädie. Es ist einfach unglaublich, wie viel Herzlichkeit und Solidarität in unserer Gemeinschaft vorhanden ist.
Die Fragen stellte Heiko Cordes.
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