Christiana Hennemann ist Journalistin und gründete vor 22 Jahren den Verein Rehakind, dessen Geschäftsführerin sie auch noch heute ist. Rehakind ist eine Interessensvertretung für Leistungserbringer und Betroffene.
OT: Frau Hennemann, statt Technik-Forum Reha heißt es nun „Versorgungswelt CP“. Können Sie das
dahinterstehende Konzept einmal kurz erläutern?
Christiana Hennemann: In der gesamten Betrachtung von Kindern und Jugendlichen mit Einschränkungen ist die Cerebralparese nicht nur die häufigste Behinderungsform, sondern auch die vielgestaltigste. Hier kann man sehr gut zeigen, dass interprofessionelle Versorgung, transdisziplinär auf Augenhöhe mit den Betroffenen, sofern sie sich äußern können, und ihren Familien, eine große Chance bietet für eine möglichst selbstbestimmte Zukunft der jungen Menschen und für ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft. Diese CP-Patient:innen haben häufig unsere „normale“ Lebenserwartung und so können sie auch ein Leben lang von denen in der Kindheit/Jugend gelegten Grundsteinen guter medizinisch-therapeutischer und orthopädie- und rehatechnischer Versorgungskonzepte profitieren.
OT: Welche Impulse von der OTWorld erhoffen Sie sich für die eigene Arbeit bei Rehakind?
Hennemann: Wir engagieren uns auf der Messe für unser Herzensthema, die optimale Versorgung und Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten. In Leipzig können wir endlich unser Netzwerk aus Medizin und Technik wieder live treffen, uns updaten über aktuelle Tendenzen, den Blick über den „professionellen“ Tellerrand werfen und mit den Besucher:innen der Versorgungswelt, inklusive Kostenträgermitarbeiter:innen und CP-Patient:innen fachsimpeln über Hilfsmittelversorgung und Lebensqualität.
OT: Corona hat das Leben aller Menschen beeinflusst. Wie fällt Ihr Fazit für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit CP in dieser Zeit aus?
Hennemann: Die Jüngsten unserer Gesellschaft, zumal mit Einschränkungen, haben sehr unter der Pandemie gelitten. Neben der sozialen Vereinsamung, der völligen Überbelastung der isolierten Familien ohne Pflege und Betreuung haben sich durch teils monatelangen Ausschluss der Reha- und OT-Techniker aus Kliniken, Einrichtungen und Schulen häufig Zeitfenster für Entwicklungskorrekturen geschlossen, die sich nie wieder öffnen werden. Das ist wirklich dramatisch und die Politik sollte unbedingt daraus lernen und bei weiteren Situationen dieser Art gezielt mit der Expertise der Beteiligten Strukturen schaffen, die eine Versorgung der vulnerabelsten Gruppen unserer Gesellschaft sicher stellen.
Die Fragen stellte Heiko Cordes.
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