Reha­ca­re 2023 mit inter­na­tio­na­lem Publikum

Cybathlon, Rehacare, Therapie Düsseldorf und Invictus Games: Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf war Mitte September der Treffpunkt für Menschen mit Behinderungen in Deutschland.

Allein die Reha­ca­re ver­buch­te über 30.000 Besucher:innen aus 83 Län­dern die­ser Welt. Im Fokus der dies­jäh­ri­gen Mes­se inklu­si­ve des klei­nen Kon­gress­pro­gramms stan­den die The­men Inklu­si­on und Digi­ta­li­sie­rung im Gesundheitsmarkt.

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„Auf­grund der inter­na­tio­na­len Teil­nah­me, ihres Inno­va­ti­ons­po­ten­zi­als sowie der poli­ti­schen Bedeu­tung und des Bil­dungs­an­ge­bots leis­tet die Reha­ca­re einen erheb­li­chen Bei­trag zur inter­na­tio­na­len Dis­kus­si­on über Reha­bi­li­ta­ti­on, Pfle­ge, Inklu­si­on und Bar­rie­re­frei­heit. Sie för­dert die Zusam­men­ar­beit und trägt dazu bei, die Lebens­qua­li­tät von Men­schen mit Behin­de­run­gen zu ver­bes­sern“, erklärt Micha­el Degen, Exe­cu­ti­ve Direc­tor der Mes­se Düsseldorf.

Vom 13. bis zum 16. Sep­tem­ber prä­sen­tier­ten über 700 Aus­stel­len­de aus 37 Län­dern die neu­es­ten Pro­duk­te zu den The­men bar­rie­re­frei­es Woh­nen und Bau­en, Mobi­li­tät und Geh­hil­fen oder auch Kin­der­hilfs­mit­tel. Das Mes­se­pu­bli­kum ist wie schon bei den vor­an­ge­gan­ge­nen Aus­ga­ben bunt gemischt: von Fach­be­su­chern über Betrof­fe­ne bis hin zu Ange­hö­ri­gen und Freun­den. Die­se Mischung macht es auch für die Aus­stel­len­den beson­ders reiz­voll, ihre Inno­va­tio­nen zu prä­sen­tie­ren und in den direk­ten Aus­tausch mit ihren Kun­din­nen und Kun­den zu gehen. Für die Besucher:innen ist es eine gute Gele­gen­heit, selbst neue Pro­duk­te ken­nen­zu­ler­nen und zu sehen, was inter­na­tio­nal an Ver­sor­gun­gen mög­lich ist.

Vor­trä­ge laden zum Zuhö­ren ein

Betrof­fe­ne wie Fach­be­su­cher kamen aber auch im Rah­men des Kon­gress­pro­gramms auf ihre Kos­ten. In Hal­le 6 bot der „Treff­punkt Reha­ca­re“ inter­es­san­te Vor­trä­ge für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge sowie Vertreter:innen aus Phy­sio­the­ra­pie, Ergo­the­ra­pie und Ortho­pä­die-Tech­nik. Zum Bei­spiel war Akti­vist und Buch­au­tor Raul Kraut­hau­sen einer der Vor­tra­gen­den. Im exklu­si­ven Pres­se-Vor­ge­spräch zeig­te sich Kraut­hau­sen gewohnt kri­tisch und bemüh­te sich dar­um, dass die Anwe­sen­den einen Per­spek­tiv­wech­sel vor­neh­men, um bes­ser die Belan­ge von Men­schen mit Behin­de­run­gen zu ver­ste­hen. So pran­ger­te er bei­spiels­wei­se die Fokus­sie­rung auf Sport auch im Rah­men der Reha­ca­re an. Durch die Invic­tus Games oder auch die gro­ße Prä­senz der Behin­der­ten­sport­ver­bän­de auf der Reha­ca­re ent­stün­de der Ein­druck, dass Inklu­si­on nur durch Sport gelin­ge. Viel­mehr soll­ten Musik und Kunst Men­schen mit Behin­de­run­gen eine Mög­lich­keit zur Inklu­si­on bie­ten. Kraut­hau­sen bemän­gel­te die feh­len­de Prä­senz sol­cher Ange­bo­te auf der Mes­se und reg­te an, dies künf­tig zu ändern. Ein wei­te­rer Kri­tik­punkt Kraut­hau­sens rich­te­te sich nach dem Real­nut­zen der aus­ge­stell­ten Pro­duk­te für die betrof­fe­nen Messebesucher:innen. Schließ­lich sei­en die Pro­duk­te häu­fig mit hohen Kos­ten ver­bun­den und damit uner­schwing­lich für vie­le Men­schen mit Behin­de­rung. Er selbst brach­te ein Bei­spiel von einem USB-Anschluss für sei­nen Roll­stuhl, der ihn 200 Euro gekos­tet habe. Zu viel aus Sicht des Akti­vis­ten für ein Pro­dukt, das außer­halb des Reha­kon­tex­tes deut­lich güns­ti­ger zu haben sei.

Jonas Kar­pa, ein Jour­na­list mit star­ker Seh­be­hin­de­rung, berich­te­te von sei­nen kurio­sen Erfah­run­gen aus dem All­tag, die ver­deut­li­chen, dass Inklu­si­on noch lan­ge nicht in jedem Kopf und in jedem Gebäu­de ange­kom­men ist. Sein Bei­spiel aus einer Augen­kli­nik zeigt, an wel­chen Stel­len Inklu­si­on nicht bis zum Ende gedacht wird. Als Pati­ent muss man in die­ser Augen­kli­nik näm­lich eine Num­mer zie­hen, ein Signal­ton teilt anschlie­ßend den War­ten­den mit, dass der nächs­te Pati­ent an der Rei­he ist. Aller­dings kann man anhand des Signal­tons nicht erken­nen, wel­cher Pati­ent oder wel­che Pati­en­tin nun auf­ge­ru­fen wird. In einer Kli­nik für Men­schen mit Seh­be­hin­de­run­gen soll­te eigent­lich das Ver­ständ­nis für die Belan­ge und Bedürf­nis­se der Patient:innen vor­han­den sein und mit den ent­spre­chen­den Vor­keh­run­gen dafür gesorgt wer­den, dass die Patient:innen sich an Ort und Stel­le zurecht­fin­den. Auch die Bedeu­tung des Ehren­amts wur­de durch den bewe­gen­den Vor­trag von Dani­el Stum­pe von der „ Initia­ti­ve Hal­lo Nach­bar“ gezeigt.

Das Pro­gramm wur­de in die­sem Jahr durch zwei The­men­ta­ge geprägt. In Koope­ra­ti­on mit der Tech­ni­ker Kran­ken­kas­se fan­den am Frei­tag, 15. Sep­tem­ber, Vor­trä­ge und Dis­kus­si­ons­run­den rund um das The­ma „Digi­ta­li­sie­rung in der Pfle­ge“ statt. Eine beson­de­re Form der Mobi­li­tät, näm­lich das Rei­sen, wur­de am Sams­tag, 16. Sep­tem­ber, in den Mit­tel­punkt der Vor­trags­rei­he gestellt.

Ver­an­stal­tungs­kom­bi­na­ti­on überzeugt

Wäh­rend die Invic­tus Games ein inter­na­tio­na­les Sport­event sind, das ein­ma­lig in Düs­sel­dorf Sta­ti­on macht, sind der Cyb­ath­lon und die The­ra­pie Düs­sel­dorf wie­der­keh­ren­de Ver­an­stal­tun­gen, die im Rah­men der Reha­ca­re vor allem den Fachbesucher:innen vie­le Impul­se bieten.

„Wir freu­en uns sehr über den erfolg­rei­chen Ver­lauf der The­ra­pie Düs­sel­dorf 2023“, sagt Mar­tin Buhl-Wag­ner, Geschäfts­füh­rer der Leip­zi­ger Mes­se und Ver­an­stal­ter der The­ra­pie Düs­sel­dorf. „Das Wachs­tum und die gro­ße Reso­nanz bei den Fach­be­su­chern zei­gen, dass unser Ver­an­stal­tungs­kon­zept auf dem rich­ti­gen Kurs ist. Die The­ra­pie Düs­sel­dorf hat sich auf Aus­stel­ler- und Besu­cher­sei­te her­vor­ra­gend ent­wi­ckelt und sich als bedeu­tends­ter Bran­chen­treff­punkt für The­ra­peu­ten im west­deut­schen Raum eta­bliert.“ Die dies­jäh­ri­ge Fach­mes­se bot ein brei­tes Spek­trum von Pro­duk­ten und Lösun­gen, die die Qua­li­tät und Effi­zi­enz in The­ra­pie und medi­zi­ni­scher Reha­bi­li­ta­ti­on ver­bes­sern kön­nen. Dazu gehö­ren inno­va­ti­ve Gerä­te für The­ra­pie, Reha­bi­li­ta­ti­on, medi­zi­ni­sche Fit­ness und Trai­ning, Gesund­heits­pro­duk­te zur moder­nen Pati­en­ten­be­hand­lung, Bedarfs- und Ver­brauchs­ar­ti­kel für die täg­li­che Arbeit sowie digi­ta­le The­ra­pie­sys­te­me. Die Besu­cher­zahl lag mit 3.700 Fachbesucher:innen um 76 Pro­zent über dem Vor­jah­res­ni­veau. Die nächs­te The­ra­pie Düs­sel­dorf fin­det im Sep­tem­ber 2025 wie­der par­al­lel zur Reha­ca­re statt.

Auf dem Stand des Cyb­ath­lon führ­ten inter­na­tio­na­le Teams Live-Demons­tra­tio­nen ihrer inno­va­ti­ven Tech­no­lo­gien für die Her­aus­for­de­run­gen des all­täg­li­chen Lebens durch. Besucher:innen hat­ten die Mög­lich­keit, Tech­no­lo­gien aus­zu­pro­bie­ren und sich über nut­zer­ba­sier­te For­schung und Ent­wick­lung im Bereich Assis­tenz­tech­no­lo­gie zu infor­mie­ren. „Wir freu­en uns sehr, auf der Reha­ca­re 2023 wie­der prä­sent zu sein. Die welt­weit größ­te Fach­mes­se für Reha­bi­li­ta­ti­on und Pfle­ge bie­tet uns eine ein­ma­li­ge Platt­form, und wir sind stolz dar­auf, die gemein­sa­me Visi­on ‚Selbst­be­stimm­tes Leben‘ auf der Mes­se zu tei­len“, erklär­te Anne­gret Kern, Co-Lei­te­rin des Cybathlon.

Han­nes Nie­mann, Pro­jekt Direc­tor der Reha­ca­re, freut sich über die posi­ti­ve Reso­nanz der Com­mu­ni­ty: „Die Reha­ca­re 2023 hat nicht nur Inno­va­tio­nen und Pro­duk­te prä­sen­tiert, son­dern auch vie­le Wei­chen für eine inklu­si­ve­re Zukunft gestellt. Wir dan­ken allen Besu­chern, Aus­stel­len­den und Unter­stüt­zern, die die­se Mes­se zu einem Erfolg gemacht haben!“

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