„P&O insights“ beim ISPO-Weltkongress

Unter dem Motto „The Art and the Science“ findet die 19. Ausgabe des Weltkongresses der International Society for Prosthetics and Orthotics (ISPO) vom 24. bis 27. April 2023 zum ersten Mal in Lateinamerika, genauer gesagt in der mexikanischen Stadt Guadalajara, statt. Unter der Leitung von Professor Deirdre Desmond hat das wissenschaftliche Kongresskomitee aus 450 Einreichungen ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Auch von deutscher Seite gibt es einen Beitrag: Mit „P&O insights“ zeigt die OTWorld, die vom 14. bis 17. Mai 2024 in Leipzig stattfindet, Flagge beim globalen Netzwerktreffen der Branche.

Key­note-Vor­trä­ge, Sym­po­si­en, Vor­trags­blö­cke aus frei­en Ein­rei­chun­gen sowie pra­xis­ori­en­tier­te Kur­se von rund 400 Referent:innen aus der gan­zen Welt: „Das umfang­rei­che wis­sen­schaft­li­che Pro­gramm bie­tet die Mög­lich­keit, über die neu­es­ten For­schungs­er­geb­nis­se, Tech­ni­ken und Inno­va­tio­nen zu dis­ku­tie­ren, um die Ver­sor­gungs- und die Lebens­qua­li­tät von Men­schen, die auf Pro­the­sen, Orthe­sen, Mobi­li­täts­hil­fen oder ande­re Hilfs­mit­tel ange­wie­sen sind, zu ver­bes­sern“, betont Des­mond. „Wir freu­en uns sehr auf den Welt­kon­gress in Gua­d­a­la­ja­ra; die pul­sie­ren­de kul­tu­rel­le und zeit­ge­nös­si­sche Kunst­sze­ne der Stadt bie­tet eine fas­zi­nie­ren­de und dyna­mi­sche Kulis­se für den Kongress […].“

Mit Micha­el Schä­fer, Dipl.-Orthopädietechnik-Meister und Geschäfts­füh­rer der Poh­lig GmbH, und dem eben­falls bei Poh­lig ange­stell­ten Pro­the­tik-Exper­ten Tim Bau­meis­ter gibt es Ver­stär­kung aus Deutsch­land. In dem Kurs „Pecu­lia­ri­ties in Orthop­ro­sthe­tic Care of Child­ren with Con­ge­ni­tal Mal­for­ma­ti­ons“ (Beson­der­hei­ten bei der orthop­ro­the­ti­schen Ver­sor­gung von Kin­dern mit ange­bo­re­nen Fehl­bil­dun­gen) wer­den sie die Viel­falt der Fehl­bil­dun­gen, die Aus­wir­kun­gen auf die Mobi­li­tät sowie die Mög­lich­kei­ten der Ver­sor­gungs­for­men vor­stel­len. Bei­de ver­wei­sen im Vor­feld des Kon­gres­ses mit Blick auf eine opti­ma­le Ver­sor­gung auf die Not­wen­dig­keit zur inter­dis­zi­pli­nä­ren Zusam­men­ar­beit, zu der nicht nur Vertreter:innen der Ärz­te­schaft, Ortho­pä­die-Tech­nik und The­ra­pie zäh­len, son­dern eben­falls die Ange­hö­ri­gen der Patient:innen. „Der Kurs soll die all­täg­li­chen Anfor­de­run­gen an die pro­the­ti­sche Ver­sor­gung der obe­ren und unte­ren Extre­mi­tä­ten sowie die tech­ni­sche Umset­zung bei der Gestal­tung der indi­vi­du­el­len Ver­sor­gungs­lö­sun­gen […] sys­te­ma­tisch erör­tern und ver­deut­li­chen“, heißt es in der Ankün­di­gung. Des Wei­te­ren füh­ren Schä­fer und Bau­meis­ter aus: „Im Ver­gleich zu Kin­dern mit Ampu­ta­ti­ons­ver­lust spü­ren Kin­der mit ange­bo­re­nen Fehl­bil­dun­gen den Ver­lust des feh­len­den Kör­per­teils nicht. Die Erfah­rung vie­ler Ver­sor­gun­gen zeigt, dass die Akzep­tanz pro­the­ti­scher Hilfs­mit­tel in den ers­ten Lebens­jah­ren wesent­lich vom funk­tio­nel­len Nut­zen und dem Tra­ge­kom­fort bestimmt wird.“ Der Kurs fin­det am 25. April von 14:45 Uhr bis 16 Uhr (mexi­ka­ni­scher Zeit) statt.

Key­notes aus aller Welt

Eröff­net wird der Welt­kon­gress am 24. April. Dabei wird erneut die Knud Jan­sen Lec­tu­re gehal­ten – dies­mal von Rosie­le­na Jova­né C. aus Pana­ma. Sie grün­de­te die ers­te natio­na­le ISPO-Mit­glieds­ge­sell­schaft in Mit­tel­ame­ri­ka. Feder­füh­rend hat sie die ISPO-Mit­glie­der aus Mexi­ko, Mit­tel­ame­ri­ka und der Kari­bik zusam­men­ge­bracht. Für ihr Enga­ge­ment erhielt sie eine Viel­zahl von Aus­zeich­nun­gen, dar­un­ter das ISPO-Fel­low­ship. In ihrer Key­note „Art & Sci­ence: An equa­ti­on that requi­res pas­si­on!“ wird sie über die untrenn­ba­re Ver­bin­dung zwi­schen Hand­werk, Tech­no­lo­gie und der Lei­den­schaft bei der krea­ti­ven und indi­vi­du­el­len Ver­sor­gung der Patient:innen durch P&O‑Expert:innen spre­chen. Eben­falls im Rah­men der Eröff­nungs­ver­an­stal­tung hält die mexi­ka­ni­sche Jour­na­lis­tin Ana Pau­li­na Cha­vi­ra die Inter­na­tio­nal Con­fe­de­ra­ti­on of Ampu­tee Asso­cia­ti­ons (IC2A) Inspi­ra­tio­nal Lec­tu­re. Die Bein­pro­the­sen­trä­ge­rin war Model und Spre­che­rin von „Ana‘s Leg“, ein von Össur durch­ge­führ­tes Bildungsprogramm.

Pro­fes­sor Nach­iap­pan Chock­a­lingam, Staf­ford­shire Uni­ver­si­ty, berich­tet in sei­ner Key­note über sei­ne aktu­el­len For­schungs­ar­bei­ten. Neben sei­ner Tätig­keit in Groß­bri­tan­ni­en lehrt er an der Uni­ver­si­tät von Mal­ta und ist Gast­pro­fes­sor an der Sri-Rama­ch­andra-Uni­ver­si­tät in Indi­en. „Ich freue mich dar­über zu spre­chen, wie die mathe­ma­ti­schen Model­le oder die bio­me­cha­ni­sche Model­lie­rung, die wir in unse­rem Labor durch­füh­ren, zu effek­ti­ven Hilfs­mit­teln und Tech­no­lo­gien füh­ren, den Meis­ter­wer­ken“, betont er.

Als wei­te­re Key­note-Spea­ke­rin wur­de Ste­fa­nia Fato­ne von der Uni­ver­si­tät Washing­ton (USA) gewon­nen. Gemein­sam mit ihrem Kol­le­gen Ryan Cald­well ent­wi­ckel­te sie im Auf­trag des US-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums eine unkom­pli­zier­te und stan­dar­di­sier­te subi­s­chia­le Schaft­tech­nik. „Ich hof­fe, dass unse­re Rei­se ande­re dazu inspi­riert, kli­ni­sche Krea­ti­vi­tät mit Wis­sen­schaft und For­schung zum Woh­le aller Pro­the­sen- und Orthe­sen­trä­ger zu verbinden.“

Das „Alter­na­ti­ve Limb Pro­ject“ wird in einer Tan­dem-Key­note von Ortho­pä­die­tech­ni­ker Chris Par­sons und Künst­le­rin Sophie de Oli­vei­ra Bara­ta prä­sen­tiert. Sie ver­bin­det in ihren Wer­ken moderns­te Tech­no­lo­gie mit tra­di­tio­nel­lem Hand­werk und schafft in Zusam­men­ar­beit mit Par­sons indi­vi­du­el­le Kunst­wer­ke für Prothesenträger:innen.

Vor­stel­lung der WHO-Leit­li­ni­en zur Rollstuhlversorgung

Mit der Vor­stel­lung der neu­en WHO-Leit­li­ni­en zur Roll­stuhl­ver­sor­gung war­tet ein wei­te­res High­light auf die Besucher:innen. Obwohl Roll­stüh­le zu den am häu­figs­ten ver­wen­de­ten Mobi­li­täts­hil­fen gehö­ren und das Poten­zi­al haben, die Lebens­qua­li­tät ihrer Anwender:innen posi­tiv zu beein­flus­sen, bleibt eini­gen Betrof­fe­nen der Zugang zu Roll­stüh­len auf­grund einer unzu­rei­chen­den Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on jedoch ver­wehrt. Die neu­en Leit­li­ni­en sind eine Wei­ter­ent­wick­lung der WHO-Roll­stuhl­leit­li­ni­en von 2008 und geben evi­denz­ba­sier­te Emp­feh­lun­gen für eine moder­ne und opti­ma­le Versorgungslösung.

„Mit dem rotie­ren­den ISPO-Welt­kon­gress, der nun erst­mals in Mexi­ko statt­fin­det, wol­len wir den Blick auf die Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung in Latein­ame­ri­ka rich­ten und die Zusam­men­ar­beit der betei­lig­ten Akteu­re fach­über­grei­fend inten­si­vie­ren und aus­bau­en. Wir wol­len die Lebens­qua­li­tät von Men­schen, die auf Hilfs­mit­tel wie Pro­the­sen, Orthe­sen oder einen Roll­stuhl ange­wie­sen sind, welt­weit ver­bes­sern und ihnen mehr Unab­hän­gig­keit ermög­li­chen“, sagt ISPO-Prä­si­dent Clau­de Tar­dif und ergänzt: „Die Ver­sor­gung mit pro­the­ti­schen oder orthe­ti­schen Hilfs­mit­teln soll­te kein Pri­vi­leg, son­dern eine selbst­ver­ständ­li­che medi­zi­ni­sche Ver­sor­gungs­leis­tung sein, denn nur so kann eine gleich­be­rech­tig­te Teil­ha­be gelingen.“

Gast­ge­ber des Welt­kon­gres­ses ist die ISPO-Ver­tre­tung aus Mexi­ko, die bei der Orga­ni­sa­ti­on und Durch­füh­rung unter­stützt wird durch die kana­di­schen und US-ame­ri­ka­ni­schen ISPO-Able­ger. Der mexi­ka­ni­sche Markt für Medi­zin­pro­duk­te ist nach Bra­si­li­en der zweit­größ­te in Mit­tel- und Südamerika.

Neue How­ToTre­at-Aus­ga­be erscheint zum ISPO-Kongress
Anläss­lich des Kon­gres­ses der Inter­na­tio­nal Socie­ty for Pro­sthe­tics and Ortho­tics (ISPO) wird mit Unter­stüt­zung des Bun­des­in­nungs­ver­ban­des für Ortho­pä­die-Tech­nik (BIV-OT) und des Ver­lags OT eine neue Aus­ga­be der How­ToTre­at erschei­nen. Das Fach­ma­ga­zin wird jähr­lich im Wech­sel zum ISPO-Welt­kon­gress und zur OTWorld in Leip­zig publi­ziert. Vor dem Hin­ter­grund der Aus­tra­gung in Mexi­ko wer­den erst­mals neben eng­lisch­spra­chi­gen Bei­trä­gen auch Arti­kel in spa­ni­scher Spra­che zu den The­men­schwer­punk­ten Pro­the­tik, Mate­ria­li­en und Digi­ta­li­sie­rung ver­öf­fent­licht. Die digi­ta­le Aus­ga­be der How­ToTre­at 2023 ist ab dem 17. April 2023 über das Fach­por­tal 360-ot.de aufrufbar. 
Tei­len Sie die­sen Inhalt