Keynote-Vorträge, Symposien, Vortragsblöcke aus freien Einreichungen sowie praxisorientierte Kurse von rund 400 Referent:innen aus der ganzen Welt: „Das umfangreiche wissenschaftliche Programm bietet die Möglichkeit, über die neuesten Forschungsergebnisse, Techniken und Innovationen zu diskutieren, um die Versorgungs- und die Lebensqualität von Menschen, die auf Prothesen, Orthesen, Mobilitätshilfen oder andere Hilfsmittel angewiesen sind, zu verbessern“, betont Desmond. „Wir freuen uns sehr auf den Weltkongress in Guadalajara; die pulsierende kulturelle und zeitgenössische Kunstszene der Stadt bietet eine faszinierende und dynamische Kulisse für den Kongress […].“
Mit Michael Schäfer, Dipl.-Orthopädietechnik-Meister und Geschäftsführer der Pohlig GmbH, und dem ebenfalls bei Pohlig angestellten Prothetik-Experten Tim Baumeister gibt es Verstärkung aus Deutschland. In dem Kurs „Peculiarities in Orthoprosthetic Care of Children with Congenital Malformations“ (Besonderheiten bei der orthoprothetischen Versorgung von Kindern mit angeborenen Fehlbildungen) werden sie die Vielfalt der Fehlbildungen, die Auswirkungen auf die Mobilität sowie die Möglichkeiten der Versorgungsformen vorstellen. Beide verweisen im Vorfeld des Kongresses mit Blick auf eine optimale Versorgung auf die Notwendigkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit, zu der nicht nur Vertreter:innen der Ärzteschaft, Orthopädie-Technik und Therapie zählen, sondern ebenfalls die Angehörigen der Patient:innen. „Der Kurs soll die alltäglichen Anforderungen an die prothetische Versorgung der oberen und unteren Extremitäten sowie die technische Umsetzung bei der Gestaltung der individuellen Versorgungslösungen […] systematisch erörtern und verdeutlichen“, heißt es in der Ankündigung. Des Weiteren führen Schäfer und Baumeister aus: „Im Vergleich zu Kindern mit Amputationsverlust spüren Kinder mit angeborenen Fehlbildungen den Verlust des fehlenden Körperteils nicht. Die Erfahrung vieler Versorgungen zeigt, dass die Akzeptanz prothetischer Hilfsmittel in den ersten Lebensjahren wesentlich vom funktionellen Nutzen und dem Tragekomfort bestimmt wird.“ Der Kurs findet am 25. April von 14:45 Uhr bis 16 Uhr (mexikanischer Zeit) statt.
Keynotes aus aller Welt
Eröffnet wird der Weltkongress am 24. April. Dabei wird erneut die Knud Jansen Lecture gehalten – diesmal von Rosielena Jované C. aus Panama. Sie gründete die erste nationale ISPO-Mitgliedsgesellschaft in Mittelamerika. Federführend hat sie die ISPO-Mitglieder aus Mexiko, Mittelamerika und der Karibik zusammengebracht. Für ihr Engagement erhielt sie eine Vielzahl von Auszeichnungen, darunter das ISPO-Fellowship. In ihrer Keynote „Art & Science: An equation that requires passion!“ wird sie über die untrennbare Verbindung zwischen Handwerk, Technologie und der Leidenschaft bei der kreativen und individuellen Versorgung der Patient:innen durch P&O‑Expert:innen sprechen. Ebenfalls im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung hält die mexikanische Journalistin Ana Paulina Chavira die International Confederation of Amputee Associations (IC2A) Inspirational Lecture. Die Beinprothesenträgerin war Model und Sprecherin von „Ana‘s Leg“, ein von Össur durchgeführtes Bildungsprogramm.
Professor Nachiappan Chockalingam, Staffordshire University, berichtet in seiner Keynote über seine aktuellen Forschungsarbeiten. Neben seiner Tätigkeit in Großbritannien lehrt er an der Universität von Malta und ist Gastprofessor an der Sri-Ramachandra-Universität in Indien. „Ich freue mich darüber zu sprechen, wie die mathematischen Modelle oder die biomechanische Modellierung, die wir in unserem Labor durchführen, zu effektiven Hilfsmitteln und Technologien führen, den Meisterwerken“, betont er.
Als weitere Keynote-Speakerin wurde Stefania Fatone von der Universität Washington (USA) gewonnen. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Ryan Caldwell entwickelte sie im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums eine unkomplizierte und standardisierte subischiale Schafttechnik. „Ich hoffe, dass unsere Reise andere dazu inspiriert, klinische Kreativität mit Wissenschaft und Forschung zum Wohle aller Prothesen- und Orthesenträger zu verbinden.“
Das „Alternative Limb Project“ wird in einer Tandem-Keynote von Orthopädietechniker Chris Parsons und Künstlerin Sophie de Oliveira Barata präsentiert. Sie verbindet in ihren Werken modernste Technologie mit traditionellem Handwerk und schafft in Zusammenarbeit mit Parsons individuelle Kunstwerke für Prothesenträger:innen.
Vorstellung der WHO-Leitlinien zur Rollstuhlversorgung
Mit der Vorstellung der neuen WHO-Leitlinien zur Rollstuhlversorgung wartet ein weiteres Highlight auf die Besucher:innen. Obwohl Rollstühle zu den am häufigsten verwendeten Mobilitätshilfen gehören und das Potenzial haben, die Lebensqualität ihrer Anwender:innen positiv zu beeinflussen, bleibt einigen Betroffenen der Zugang zu Rollstühlen aufgrund einer unzureichenden Versorgungssituation jedoch verwehrt. Die neuen Leitlinien sind eine Weiterentwicklung der WHO-Rollstuhlleitlinien von 2008 und geben evidenzbasierte Empfehlungen für eine moderne und optimale Versorgungslösung.
„Mit dem rotierenden ISPO-Weltkongress, der nun erstmals in Mexiko stattfindet, wollen wir den Blick auf die Hilfsmittelversorgung in Lateinamerika richten und die Zusammenarbeit der beteiligten Akteure fachübergreifend intensivieren und ausbauen. Wir wollen die Lebensqualität von Menschen, die auf Hilfsmittel wie Prothesen, Orthesen oder einen Rollstuhl angewiesen sind, weltweit verbessern und ihnen mehr Unabhängigkeit ermöglichen“, sagt ISPO-Präsident Claude Tardif und ergänzt: „Die Versorgung mit prothetischen oder orthetischen Hilfsmitteln sollte kein Privileg, sondern eine selbstverständliche medizinische Versorgungsleistung sein, denn nur so kann eine gleichberechtigte Teilhabe gelingen.“
Gastgeber des Weltkongresses ist die ISPO-Vertretung aus Mexiko, die bei der Organisation und Durchführung unterstützt wird durch die kanadischen und US-amerikanischen ISPO-Ableger. Der mexikanische Markt für Medizinprodukte ist nach Brasilien der zweitgrößte in Mittel- und Südamerika.
Anlässlich des Kongresses der International Society for Prosthetics and Orthotics (ISPO) wird mit Unterstützung des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik (BIV-OT) und des Verlags OT eine neue Ausgabe der HowToTreat erscheinen. Das Fachmagazin wird jährlich im Wechsel zum ISPO-Weltkongress und zur OTWorld in Leipzig publiziert. Vor dem Hintergrund der Austragung in Mexiko werden erstmals neben englischsprachigen Beiträgen auch Artikel in spanischer Sprache zu den Themenschwerpunkten Prothetik, Materialien und Digitalisierung veröffentlicht. Die digitale Ausgabe der HowToTreat 2023 ist ab dem 17. April 2023 über das Fachportal 360-ot.de aufrufbar.
- Kinder mit Trisomie 21: Einsatz der Ganganalyse zur adäquaten Schuh- und Orthesenversorgung — 5. November 2024
- Rehabilitation aus orthopädietechnischer und physiotherapeutischer Sicht – Osseointegration und Schaftprothesen der unteren Extremität im Vergleich — 5. November 2024
- Belastungsprofile von knochenverankerten Oberschenkelimplantaten verbunden mit modernen Prothesenpassteilen — 5. November 2024