OTWorld 2024: Zahl­rei­che Neue­run­gen im Weltkongress

Vier Tage lang schaut die Orthopädie-Technik-Branche alle zwei Jahre nach Leipzig. Dort werden nicht nur im Rahmen der Messe zahlreiche Neuerungen und echte Innovationen präsentiert, sondern auch im Weltkongress wichtige Erkenntnisse geteilt, die über Jahre – vielleicht sogar Jahrzehnte – die Versorgung in Deutschland, Europa und der gesamten Welt prägen werden.

Die OT-Redak­ti­on hat aus die­sem Grund Ant­je Feld­mann, Pro­jekt­lei­te­rin der Con­fairm­ed GmbH, zu den Neue­run­gen und High­lights des Kon­gres­ses im Jahr 2024 befragt.

Anzei­ge

OT: Frau Feld­mann, die Vor­be­rei­tungs­pha­se für die OTWorld 2024 geht in die fina­le Pha­se. Noch fünf Mona­te, dann öff­nen sich die Türen in Leip­zig. Wie bewer­ten Sie die Vor­be­rei­tun­gen bis jetzt?

Ant­je Feld­mann: Nach der Mes­se ist vor der Mes­se – tat­säch­lich begin­nen wir mit der Arbeit an der kom­men­den Ver­an­stal­tung bereits einen Monat nach dem Abbau der Mes­se­stän­de. Je inten­si­ver wir gemein­sam mit den Kolleg:innen der Leip­zi­ger Mes­se und den ver­schie­de­nen Gre­mi­en an der stra­te­gi­schen oder kon­zep­tio­nel­len Aus­rich­tung des OTWorld-Welt­kon­gres­ses arbei­ten, des­to bes­ser klappt im zwei­ten Schritt die Umset­zung. Die Pha­se der Kon­zep­ti­on haben wir im ver­gan­ge­nen Som­mer bereits abge­schlos­sen und in den ver­gan­ge­nen Mona­ten an der Umset­zung gefeilt. Das Ergeb­nis wird im Lau­fe des Janu­ar in Gestalt des Kon­gress­pro­gramms und Ticket­sys­tems auf der Web­site der OTWorld zu sehen sein. Wenn Kon­gress­pro­gramm und Ticket-Shop online sind, ist für uns der Mei­len­stein in der Vor­be­rei­tung des Welt­kon­gres­ses erreicht. Wir lie­gen also gut in der Zeit!

OT: Die dies­jäh­ri­ge Dop­pel­spit­ze bei den Kon­gress­prä­si­den­ten setzt sich aus Prof. Dr. med. Tho­mas Wirth und Dipl.-Ing. (FH) Ingo Pfef­fer­korn zusam­men. Wel­chen Ein­fluss haben die bei­den auf die Gestal­tung des Kongressprogramms?

Feld­mann: Die Kon­gress­prä­si­den­ten brin­gen tra­di­tio­nell ihren per­sön­li­chen Fokus und ihre eige­nen the­ma­ti­schen Ste­cken­pfer­de mit in die Ver­an­stal­tung ein. Unter ihrer Lei­tung stim­men wir mit den wei­te­ren Mit­glie­dern des Pro­gramm- und Work­shop­ko­mi­tees sämt­li­che Inhal­te des Welt­kon­gres­ses ab. Wir sind sehr froh, mit Prof. Tho­mas Wirth und Ingo Pfef­fer­korn zwei aus­ge­wie­se­ne Exper­ten gewon­nen zu haben, die sehr erfah­ren sind in der Gestal­tung von Kon­gres­sen. Sie ergän­zen sich the­ma­tisch ganz wun­der­bar und set­zen in die­sem Jahr im Welt­kon­gress gemein­sam ein Aus­ru­fe­zei­chen mit dem The­ma „Kin­der- und Jugendorthopädie“.

Inter­na­tio­na­le Strahlkraft

OT: Die OTWorld ist ein Treff­punkt für den inter­na­tio­na­len Aus­tausch. Kön­nen Sie einen Ein­blick geben, wel­che Natio­nen 2024 bereits jetzt im Kon­gress ver­tre­ten sein werden?

Feld­mann: Allein über die frei­en Ein­rei­chun­gen erreich­ten uns Vor­schlä­ge aus 30 Län­dern. Wie immer ist die Her­kunft der Vortragsreferent:innen bunt gemischt: von Euro­pa über Nord­ame­ri­ka bis hin zu afri­ka­ni­schen Län­dern oder Aus­tra­li­en. Erst­mals wer­den wir zum Bei­spiel Referent:innen aus Irland, Peru und Chi­le auf der OTWorld begrü­ßen. Für uns auch ein schö­nes Zei­chen, dass die Ver­an­stal­tung unge­bro­che­ne inter­na­tio­na­le Strahl­kraft hat. Inso­fern kön­nen wir auch Referent:innen begrü­ßen, die aus ers­ter Hand und aus ihrer inter­na­tio­na­len Per­spek­ti­ve ver­schie­de­ne The­men beleuch­ten. So berich­ten bei­spiels­wei­se US-ame­ri­ka­ni­sche Expert:innen über die Ver­sor­gung von Kin­dern mit Spi­na bifi­da und ukrai­ni­sche Vor­tra­gen­de schil­dern ihre Erfah­run­gen mit der Ver­sor­gung von Kriegs­ver­sehr­ten in ihrem Land. In Leip­zig bün­delt sich im Mai ein ein­ma­li­ger inter­na­tio­na­ler Erfah­rungs­schatz. Wir laden jeden ein, „out of the box“ zu den­ken, wech­sel­sei­tig durch neue Per­spek­ti­ven und Erfah­run­gen zu ler­nen und sich zu berei­chern. Der „Hand­werks­kof­fer“ mit all den Ver­sor­gungs­op­tio­nen, den man sei­nen Patient:innen anbie­ten kann, wird mit dem Aus­tausch über sol­che Erfah­run­gen immer grö­ßer. Die inter­na­tio­na­len Referent:innen sind alle vor Ort – sodass immer auch die Mög­lich­keit des per­sön­li­chen Aus­tauschs gege­ben ist. Das kann und soll­te man nutzen.

Mehr Mehr­wert schaffen

OT: Kön­nen Sie die wich­tigs­ten Neue­run­gen im Kon­gress für 2024 ein­mal zusammenfassen?

Feld­mann: Wir bün­deln erst­mals das kom­plet­te Work­shop-Ange­bot der OTWorld unter dem Dach und damit dem Ticket des Welt­kon­gres­ses. Täg­lich bie­tet der Welt­kon­gress 2024 zusätz­lich zum Vor­trags­pro­gramm ein viel­fäl­ti­ges Work­shop­an­ge­bot mit hoher Pra­xis­re­le­vanz für den beruf­li­chen All­tag. Hier wird Hand ange­legt, es wer­den Pati­en­ten­fäl­le kon­kret bespro­chen, es kann aus­pro­biert wer­den und es geht sehr prak­tisch zu. Die­se Work­shops sind in der Pla­nung und Durch­füh­rung natür­lich sehr auf­wen­dig und wer­den in der Regel auf Kon­gres­sen weni­ger ange­bo­ten – aber wir haben uns ent­schie­den, dass gera­de die­ser Erfah­rungs­aus­tausch einen ent­schei­den­den Unter­schied macht. Mit und an Patient:innen wer­den hier täg­lich Ver­sor­gungs­bei­spie­le in der Pro­the­tik, Orthe­tik, Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik und Lym­pho­lo­gie demons­triert. Auf der Agen­da des Work­shop-Pro­gramms steht auch die Arbeit mit digi­ta­len Fer­ti­gungs­me­tho­den, bestimm­ten Mate­ria­li­en und Werk­stof­fen. Sie alle ermög­li­chen Inspi­ra­ti­on und kon­kre­ten Input für die Anwend­bar­keit im eige­nen Betrieb – vom Gesel­len bis zum Meis­ter. Spe­zi­ell für Mit­ar­bei­ten­de im Sani­täts­haus bie­ten wir erst­mals im Welt­kon­gress einen gan­zen Fort­bil­dungs­strang an. In sie­ben the­ma­tisch unter­schied­li­chen Work­shops wird das brei­te Spek­trum der Ver­sor­gung im Sani­täts­haus gezeigt. Für die lympha­ti­sche Ver­sor­gung haben wir einen eige­nen Raum gestal­tet, in dem mit täg­li­chen Work­shop-Ange­bo­ten die leit­li­ni­en­ge­rech­te Ver­sor­gung im Team mit Ärzt:innen und Therapeut:innen the­ma­ti­siert wird. Die Ver­sor­gun­gen fin­den vor Ort und an Patient:innen statt. Auch hier kann man den Erfolg der unter­schied­li­chen Ver­sor­gungs­op­tio­nen direkt ver­glei­chen und erle­ben. In einem eige­nen Raum schaf­fen wir die Atmo­sphä­re wie in einem Sani­täts­haus – hier steht das gesam­te Sor­ti­ment der Hilfs­mit­tel bereit, das dann in der Sani­täts­haus-Kulis­se für die Demons­tra­ti­on der Ver­sor­gung an den Patient:innen in die Hand genom­men wer­den kann. Das gesam­te Pro­gramm steht unter fach­li­cher Lei­tung des Bun­des­in­nungs­ver­ban­des für Ortho­pä­die-Tech­nik, in das Fach­ge­sell­schaf­ten der Ärz­te­schaft, The­ra­peu­ten und Pati­en­ten ein­ge­bun­den sind. Fort­bil­dung wird damit nicht nur sehr viel prak­ti­scher auf der OTWorld, wir wol­len es den Besucher:innen auch sehr viel ein­fa­cher machen, sich in der Viel­falt der Ange­bo­te zurecht­zu­fin­den. Daher haben wir uns ent­schie­den, dass künf­tig zu den Key­notes, Sym­po­si­en und Work­shops bereits im Kon­gress­pro­gramm die wich­tigs­ten Inhal­te in Form einer kur­zen Take-Home-Mes­sa­ge zu fin­den sind. Damit wird der zu erwar­ten­de Mehr­wert der ein­zel­nen Ver­an­stal­tung für den indi­vi­du­el­len Besu­cher bzw. die Besu­che­rin sehr viel deut­li­cher, was die Aus­wahl des per­sön­li­chen Pro­gramms erleich­tert. Leit­fra­ge für die Teil­nah­me am Welt­kon­gress ist ja: „Was brau­che ich an Wis­sen und Kom­pe­tenz, um mei­ne Patient:innen noch bes­ser zu ver­sor­gen und ihnen mehr Teil­ha­be in All­tag, Sport und Beruf zu ermög­li­chen?“ Und auch das bie­ten wir an: Wer sich frü­her ent­schei­det, pro­fi­tiert schon frü­her – denn er zahlt schlicht weni­ger. Wir bie­ten erst­mals mit dem Start des Ticket-Shops im Janu­ar ein soge­nann­tes Ear­ly-Bird-Ticket an. Besucher:innen sichern sich damit das ganz­tä­gi­ge Pro­gramm des Kon­gres­ses in der gan­zen Viel­falt und The­men­brei­te mit einem attrak­ti­ven Early-Bird-Rabatt.

Fort­bil­dung für alle Berufsgruppen

OT: War­um haben Sie sich dafür ent­schie­den, das Work­shop-Ange­bot im Welt­kon­gress zu erweitern?

Feld­mann: Die OTWorld rich­tet sich nicht nur an alle, die mit der Ver­sor­gung mit Hilfs­mit­teln beruf­lich zu tun haben. Dazu gehö­ren neben den Ärzt:innen, Techniker:innen und Therapeut:innen auch Sani­täts­haus­fach­an­ge­stell­te. Letz­te­re haben bei vie­len Ver­sor­gun­gen den ers­ten Kon­takt zu den Patient:innen, wenn sie mit einer Ver­ord­nung in das Sani­täts­haus kom­men. Eine gute Fort­bil­dung ist bei ihnen daher eben­so uner­läss­lich wie bei Gesell:innen und Meister:innen. Die Erwei­te­rung des Kon­gress­pro­gramms um spe­zi­el­le Work­shops für Sani­täts­haus­fach­an­ge­stell­te ist eine logi­sche Fol­ge die­ser Bran­chen­ent­wick­lung, die schon sehr lan­ge von einem star­ken Fach­kräf­te­man­gel geprägt ist. In Leip­zig sol­len alle Berufs­grup­pen der Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung Erkennt­nis­se für den beruf­li­chen All­tag gewin­nen, aber auch Moti­va­ti­on und Taten­drang für die Umset­zung erhal­ten. Schließ­lich sichert eine ziel­ge­rich­te­te Fort­bil­dung die Ver­sor­gungs­qua­li­tät und sorgt ganz neben­bei für zufrie­de­ne Mit­ar­bei­ten­de. In Ver­bin­dung mit der Welt­leit­mes­se ist unse­re Bot­schaft klar: Nur auf der OTWorld gibt es die Kom­bi­na­ti­on aus Fort­bil­dung und Mes­se­be­such für alle Berufs­grup­pen und Mitarbeiterebenen.

Nach­wuchs im Fokus

OT: Die Ver­ei­ni­gung Süd­deut­scher Ortho­pä­den und Unfall­chirurgen (VSOU) hat sich die Quo­te „40 unter 40“ ver­ord­net – sprich 40 Pro­zent der Kon­gress­vor­tra­gen­den soll­ten unter 40 Jah­re alt sein. Wie sieht die Alters­struk­tur im OTWorld-Kon­gress aus und hal­ten Sie es für sinn­voll, auf solch eine Quo­te zu setzen?

Feld­mann: Wir haben eine gute Mischung aus alten Hasen und inter­es­sier­ten New­co­mern. Bei der Aus­wahl der Vor­tra­gen­den ach­ten wir in ers­ter Linie auf deren Kom­pe­tenz und den zu erwar­ten­den Erkennt­nis­ge­winn für die Besucher:innen. Wir über­le­gen uns aber natür­lich, wie wir auch den Nach­wuchs noch stär­ker für den Kon­gress begeis­tern kön­nen. So bie­tet die Bun­des­fach­schu­le für Ortho­pä­die-Tech­nik zum Bei­spiel einen Work­shop an, der von Absolvent:innen des Bufa-Meis­ter­lehr­gangs kon­zi­piert wur­de. Das heißt, es gibt jün­ge­re, inter­es­sier­te und moti­vier­te Fach­leu­te, die ihr Wis­sen ger­ne tei­len und wei­ter­ge­ben möch­ten. Die wol­len wir natür­lich dafür gewin­nen, sich lang­fris­tig auf der OTWorld einzubringen.

OT: Stich­wort Nach­wuchs: Wel­che Ange­bo­te gibt es für die jun­gen Vertreter:innen aus Ortho­pä­die-Tech­nik, Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik und Medizin?

Feld­mann: Für die Aus­zu­bil­den­den und Stu­die­ren­den stel­len wir erneut ein attrak­ti­ves Pro­gramm in Mes­se und Kon­gress zusam­men. Die Jugend.Akademie TO wird als beson­de­res High­light für den Nach­wuchs am Don­ners­tag und Frei­tag der OTWorld, 16. und 17. Mai 2024, statt­fin­den. Auch hier heißt es: Schnell sein. Es lohnt sich: Für die ange­mel­de­ten Teilnehmer:innen der Jugend.Akademie TO wird es mit Öff­nung des Ticket-Shops ver­güns­tig­te Ear­ly-Bird-Tickets geben. Auf dem OTWorld.Campus kann sich der Nach­wuchs zudem in ent­spann­ter Atmo­sphä­re über die viel­fäl­ti­gen Fort- und Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te als Aus­zu­bil­den­der, Gesel­le, Meis­ter oder Stu­die­ren­der in der Tech­ni­schen Ortho­pä­die informieren.

OT: Wie bereits ange­spro­chen befin­den Sie sich aktu­ell in dem letz­ten Vier­tel der Vor­be­rei­tun­gen für 2024. Gibt es den­noch bereits jetzt Ideen, die bei Ihnen auf dem Zet­tel ste­hen für 2026?

Feld­mann: Die Vor­be­rei­tung und Pla­nung der OTWorld ist ja ein immer­wäh­ren­der Pro­zess, bei dem vie­le Ideen und krea­ti­ve Vor­schlä­ge aus­ge­tauscht, wei­ter­ge­dacht, ver­wor­fen oder auch umge­setzt wer­den. Dabei merkt man an eini­gen Stel­len, was man beim nächs­ten Mal anders oder noch bes­ser machen könn­te. Wir wer­den zusam­men mit den Kolleg:innen der Leip­zi­ger Mes­se die Gesamt­ver­an­stal­tung aus­wer­ten und dann gemein­sam über­le­gen, wel­che Ideen wir für 2026 wei­ter­ent­wi­ckeln – denn nach der Mes­se ist vor der Messe.

Die Fra­gen stell­te Hei­ko Cordes.

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