Zum Auftakt bat Moderator Henning Quanz zunächst mit Alf-Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik, sowie Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe, die beiden Gastgeber der OTWorld auf die Bühne. „Ich begrüße alle Gäste zu einem Fest der Möglichkeiten und zur Inspiration der gemeinsamen Zusammenarbeit“, griff Reuter sogleich das Leitmotiv der „Mission Possible“ auf. „Nur durch ihr Engagement treiben Sie die Branche voran“, lobte Buhl-Wagner die aktuelle Resonanz der Branche auf die Veranstaltung, die sich nach der Pandemie-Delle wieder auf einem Niveau von 2018 befindet.
In seiner Videobotschaft an das Fachpublikum in Leipzig unterstrich Dr. Peter Liese, CDU, Abgeordneter im EU-Parlament, die große Bedeutung der Hilfsmittelversorgung für alle Betroffenen. Kritisch fasste er die Umsetzung der EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) zusammen: „Die EU-Institutionen sind hier über das Ziel hinausgeschossen.“ Er brachte die Botschaft zur OTWorld, dass hier Änderungen zugunsten der Branche in Aussicht ständen.
Als Gesandter der französischen Botschaft in Deutschland tat Emmanuel Cohet seine Freude darüber kund, dass sein Heimatland in diesem Jahr das offizielle Partnerland von Weltkongress und Leitmesse ist, denn „Frankreich zählt neben Deutschland zu den wichtigsten europäischen Märkten im Gesundheitswesen.“
Menschen mit Beeinträchtigungen werden durch den Einsatz von Prothesen, Orthesen, Kompression, Einlagen und vielem mehr unterstützt. Wozu dieser Mobilitätsgewinn führen kann, verdeutlichte bei der Eröffnungsfeier in Saal 1 des Kongresses vor allem ESA-Astronaut John McFall. Seit einem Motorradunfall und anschließender Amputation unterhalb des rechten Knies mit einer Prothese versorgt, trainiert der studierte Chirurg aktuell für eine Langzeitmission auf der Internationalen Raumstation (ISS). Der Brite verwies im Gespräch mit Henning Quanz eindrücklich auf die weiterhin große Herausforderung der Menschheit, den Weltraum zu erforschen. Seine persönliche Motivation sei es, zu zeigen, dass diesem Pioniergeist auch keine körperliche Beeinträchtigung im Wege steht. Mit seiner eigenen Lebensgeschichte vom wegweisenden Unfall, über seine Teilnahme an den Paralympics, den Werdegang zum Mediziner bis zur Ausbildung zum Astronauten zog McFall das Publikum in seinen Bann.
Bekanntgabe der Kongresspräsidentschaft 2026
Eine Gesprächsrunde im Beisein der beiden Kongresspräsidenten Dipl.-Ing. Ingo Pfefferkorn und Prof. Dr. med. Thomas Wirth, Alf Reuter, Martin Buhl-Wagner und ISPO-International-Präsident David Constantine rückte im weiteren Verlauf die Situation der nationalen und globalen Hilfsmittelversorgung in den Fokus. Constantine zeigte sich zunächst vom Werdegang McFalls begeistert: „Du brauchst diese Geschichten“, um gleichzeitig zu ergänzen: „aber wir müssen auch die globale Perspektive im Blick behalten, denn viele Menschen haben weiterhin keinen Zugang zu einer professionellen Hilfsmittelversorgung.“ Prof. Wirth hob hervor, dass in einem Land wie Deutschland zwar grundsätzlich „großartige technische Möglichkeiten“ gegeben seien, aber selbst in der Kinder- und Jugendversorgung die Kostenträger in vielen Fällen Einwände gegen sinnvolle Verordnungen hätten. Aus Sicht von Alf Reuter muss es das Ziel sein, „dass die Innovationen der Branche viel schneller an die Patienten kommen.“ Auch der Messeverantwortliche Martin Buhl-Wagner schlug ernste Töne an: „Wir sind hier nicht zum Spaß. Wir haben den Anspruch, dass wir in Leipzig die Plattform stellen, wo sich alle treffen.“ Diesbezüglich zeigte sich Ingo Pfefferkorn sehr dankbar, dass sich unter anderem zahlreiche nationale und internationale Fachgesellschaften für das hochkarätige Programm verantwortlich zeichnen.
Von Moderator Henning Quanz auf die zuversichtlichen Signale der OTWorld über die Kongress- und Messewoche hinaus angesprochen, gab Prof. Wirth die konstruktive Losung aus: „Es gibt nur den Weg vorwärts.“ Oder alternativ für John McFall, den Weg aufwärts. Alf Reuter betonte in Bezug auf seine persönliche Motivation: „Das Leben meiner Patienten jeden Tag ein Stück besser zu machen, dafür stehe ich jeden Tag auf.“
Dem BIV-Präsidenten war es zum Abschluss der Eröffnung vorbehalten, die Bekanntgabe der Kongresspräsidenschaft 2026 publik zu machen: Mit Dr. med. Doris Maier von der BG Unfallklinik Murnau wird es erstmals eine Kongresspräsidentin geben. Maier zur Seite steht mit OTM Thomas Münch aus Duisburg einer der profiliertesten Orthopädie-Techniker des Fachs.
Das aktuelle Fest der Möglichkeiten setzt sich noch bis Freitag fort und wird darüber hinaus im Sinne einer hochwertigen Versorgungsqualität auch für die Zukunft seine Spuren hinterlassen. Von der täglichen Versorgung in den OT-Betrieben bis hinauf in die Internationale Raumstation.
Michael Blatt
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