Die Fachgespräche an den Ständen drehten sich vor allem um die Zukunft der Branche und den kommenden Herausforderungen. Passenderweise hieß das Motto der mittlerweile fünften Messe „Fit für die Zukunft“. Um das Handwerk auf die anstehenden Aufgaben angemessen vorzubereiten, bot der Kongress ein Fachprogramm mit Vorträgen und Seminaren an. Ein Thema, das viele Orthopädieschuhmacher interessierte, war die Digitalisierung, der sich als Referenten Christoph Krause, Dr. Jessica Hohenschon und Linus Kriwat in ihren Präsentationen widmeten. Vor allem Krause ermutigte die Anwesenden mehr Digitalisierung zu wagen. Wobei er sogar ein Schritt weiter ging: „Ihr sollt nicht digitalisieren, weil viele Prozesse schon digitalisiert sind. Ihr sollt automatisieren!“
Als Beispiele nannte er die digitale Rechnungserstellung oder Kommunikation per E‑Mail und Messenger – allesamt Prozesse, die viele Handwerker bereits digital erledigen. Allerdings sieht Krause deutliches Verbesserungspotential, wie diese Dinge angegangen werden sollten. Mehr als ein Dutzend Prozesse parallel laufen zu lassen ohne Querverbindung, sei ein digitaler Bremsschuh. Eine bessere Vernetzung der Prozesse sei daher unbedingt nötig, falls man für die Zukunft gewappnet sein will. Wie Digitalisierung im Handwerk im Hier und Jetzt aussehen kann, zeigte Dr. Hohenschon. Auf der einen Seite als Hochschuldozentin in den Niederlanden lehrend und lebend, und auf der anderen Seite als Chefin in einem Orthopädie-Schuhtechnik-Betrieb tätig, muss Hohen- schon auf die Digitalisierung setzen, um beides zu vereinen. „Ich bin nicht immer da, aber ich bin immer dabei“, erklärt Hohenschon, wie wichtig ihr die Kommunikation per Messengerdienst und Co ist. Sie berichtete außerdem, wie sie Überzeugungsarbeit leisten musste, um ihre Mitarbeiter von notwendigen Digitalisierungs-Schritten zu überzeugen. Sie mahnte im gleichen Atemzug aber davor, zu überfordern. „Man muss wissen, wer am anderen Ende sitzt.“
Vor allem die ältere Kundschaft, die nicht in der digitalisierten Welt lebt, müsse zum Beispiel weiterhin der Zugang ermöglicht werden, etwa durch einen Telefonanruf oder persönlichen Kontakt. Ein Best-Practice-Beispiel aus dem digitalen Alltag im Sanitätshaus stellte anschließend Linus Kriwat vor. Wie kann man Kunden an sich binden? Wo kann man einen Mehrwert für Kunde generieren? Wo sind Hürden im Datenschutz? Diese Fragen beantwortete Kriwat anhand der eigenen Erfahrungen und Beispiele aus der Praxis. „Vertrauen ist die Währung der Digitalisierung“, so das Fazit des Kielers.
Insgesamt sprachen über 60 Referenten in Kongressvorträgen, Seminaren und dem Messe-Forum zu den Fachbesuchern. Ein herausgehobener Programmpunkt war die Auseinandersetzung mit Wirkungsnachweisen für Hilfsmittel, insbesondere für sensomotorische Einlagen, um eine Aufnahme in das Hilfsmittelverzeichnis zu erreichen. Dr. Monika Kücking, Abteilungsleiterin Gesundheit im GKV-Spitzenverband, und Dr. Naomi Fujita-Rohwerder vom Institut für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen (IQWiG) stellten sich auf dem OST-Podium den Nachfragen des Fachpublikums.
Ebenso wurden mehrere Themenschwerpunkte in Kooperation mit führenden Fachgesellschaften durchgeführt – die Gesellschaft für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie(GFFC), die Deutsche Assoziation für Fuß und und Sprunggelenk (D.A.F.) und die Studiengemeinschaft Orthopädieschuhtechnik Hannover gestalteten interdisziplinäre Sitzungen zu Hohlfuß, Zehendeformitäten und Evidenz in der Hilfsmittelversorgung. Parallel zum Vortragsprogramm boten 27 Seminare die Gelegenheit, Fachwissen in den Bereichen Biomechanik, Analysetechniken, Betriebsführung und Digitalisierung in kleinen Gruppen zu vertiefen. Workshops zu Faszientraining, Spiraldynamik, funktionellen Tests, myofaszialer Triggerpunkttherapie, Verkaufstraining und K‑Taping befassten sich konkret mit der Praxis.
Nach Angaben des Veranstalters fanden insgesamt rund 4.500 Teilnehmer den Weg nach Köln. „Wir freuen uns, dass sich alle relevanten Anbieter der Orthopädieschuhtechnik-Branche auf unserer Messe mit solch eindrucksvollen Ständen präsentiert haben und dass unsere Besucher derart aktiv die Gelegenheit genutzt haben, sich bei ihnen über die neuesten Entwicklungen in der Orthopädieschuhtechnik zu informieren“, freute sich Carl Otto Maurer, Geschäftsführer von C. Maurer Fachmedien.
Die nächste „Orthopädie Schuh Technik“ in Köln ist auf den 22. und 23. Oktober 2021 terminiert.
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