Ortho­pä­di­sche Ver­sor­gung der neu­ro­mus­ku­lä­ren ­Sko­lio­se: ­Vor­tei­le von bio­me­cha­nisch ­opti­mier­ten Rumpfor­the­sen am Bei­spiel des „neuroBrace“-Systems

D. Gallo
Rumpforthesen leisten einen wichtigen Beitrag zur Therapie der neuromuskulären Skoliose. Sie können deren Progredienz verlangsamen, den Rumpf stabilisieren und die Atmung verbessern. In der Literatur werden in diesem Kontext häufig das Boston Brace, das Milwaukee Brace sowie sogenannte „flexible Rumpforthesen“ erwähnt. Dabei handelt es sich fast immer um symmetrische Orthesen bzw. Vollkontaktkorsette aus flexiblen, teilflexiblen oder festen Materialien. Diese Systeme werden allerdings grundlegenden biomechanischen Anforderungen an das Orthesendesign nicht gerecht. Diese Publikation soll am Beispiel des „neuroBrace“-Systems vermitteln, welche Vorzüge biomechanisch optimierte Konstruktionen und Materialien bei der Versorgung von neuromuskulär bedingten Wirbelsäulendeformationen bieten.

Klas­si­fi­zie­rung neuro­muskulärer Erkrankungen

In Abhän­gig­keit vom Mus­kel­to­nus las­sen sich neu­ro­mus­ku­lä­re Erkran­kun­gen in zwei Haupt­grup­pen ein­tei­len: die hypo­to­ne und die hyper­to­ne Grup­pe. Die häu­figs­ten Ursa­chen für hypo­to­ne neu­ro­mus­ku­lä­re Erkran­kun­gen sind spi­na­le Mus­kel­atro­phien (SMAs) vom Typ 1 oder 2, (infan­ti­le) Zere­bral­pa­re­sen (CPs), eine Arth­ro­gry­po­sis mul­ti­plex con­ge­ni­ta (AMC), eine Mye­lo­me­nin­go­ze­le (MMC), die Spi­na bifi­da sowie Trau­ma­ta, Syn­dro­me und Tumo­re. Hyper­to­ne neu­ro­mus­ku­lä­re Erkran­kun­gen gehen meist auf CPs zurück oder haben syn­droma­le Ursachen.

In bei­den Haupt­grup­pen sind die typi­schen Mus­ter der Wir­bel­säu­len­de­for­mi­tä­ten in der Koro­nal- und Fron­tal­ebe­ne iden­tisch. Neben einer iso­lier­ten sko­lio­ti­schen Abwei­chung in der Fron­tal­ebe­ne bzw. einer Hyper­ky­pho­se oder Hyper­lor­do­se im Sagit­tal­pro­fil der Wir­bel­säu­le tre­ten häu­fig auch kom­bi­nier­te Wir­bel­säu­len­de­for­mie­run­gen auf. Die­se stel­len sich als aus­ge­präg­te Kyphos­ko­lio­sen oder Lor­dos­ko­lio­sen dar1. Ihre maxi­ma­le Aus­prä­gung ist häu­fig im tho­ra­ko­lum­ba­len Bereich lokalisiert.

Auf­grund einer ein­ge­schränk­ten Rumpf­ba­lan­ce, Rumpf­ko­or­di­na­ti­on und Kopf­kon­trol­le fällt es den Betrof­fe­nen häu­fig schwer, mit ihrer Umwelt zu inter­agie­ren. Zudem machen typi­sche Sitz­pro­ble­me die täg­li­chen Hygie­ne­maß­nah­men für Fami­lie und Pfle­ge­kräf­te zu einer Her­aus­for­de­rung. Wird der Rumpf nicht aus­rei­chend unter­stützt, kann sich über­dies neben den vor­an­schrei­ten­den Defor­mie­run­gen ein Tho­rax-Insuf­fi­zi­enz-Syn­drom (TIS) ent­wi­ckeln2. Obwohl die Sym­pto­me und Her­aus­for­de­run­gen im All­tag bei allen neu­ro­lo­gisch beding­ten Erkran­kun­gen des Stütz- und Bewe­gungs­ap­pa­rats ähn­lich sind, ist es wich­tig, in einem inter­dis­zi­pli­när auf­ge­stell­ten Behand­lungs­team einen indi­vi­du­el­len The­ra­pie­plan zu erarbeiten.

Neu­ro­mus­ku­lä­re Erkran­kun­gen gehen oft mit einer Sko­lio­se einher

Ver­schie­de­ne neu­ro­mus­ku­lä­re Erkran­kun­gen beein­flus­sen das ­Risi­ko, dass die Betrof­fe­nen eine Sko­lio­se ent­wi­ckeln, in unter­schied­li­chem Aus­maß. Bei einer Zere­bral­pa­re­se mit nur zwei Paras­pas­tik-Glied­ma­ßen liegt die­se Wahr­schein­lich­keit bei 25 %, bei einer Tetras­pas­tik steigt sie dage­gen auf 80 % an3 4. Die SMA und die Duchen­ne-Mus­kel­dys­tro­phie gehen eben­falls sehr häu­fig mit einer Sko­lio­se ein­her (SMA: Wahr­schein­lich­keit von 67 %, Duchen­ne-Mus­kel­dys­tro­phie: Wahr­schein­lich­keit von 90 %)5 6. Bei einer trau­ma­be­ding­ten Para­ly­se vor dem zehn­ten Lebens­jahr und bei tho­ra­ka­len Mye­lo­dys­pla­si­en tritt fast immer eine Sko­lio­se auf7 8 9 10 (Tab. 1).

Laut der Sco­lio­sis Rese­arch Socie­ty (SRS) sind neu­ro­mus­ku­lä­re Sko­lio­sen mit einem Anteil von 5–7 % an allen dia­gnos­ti­zier­ten Sko­lio­sen wesent­lich sel­te­ner als idio­pa­thi­sche und etwas sel­te­ner als kon­ge­ni­tale Sko­lio­sen11 (Tab. 2). Die SRS teilt die neu­ro­mus­ku­lä­re Sko­lio­se ent­spre­chend ihrer Ätio­lo­gie in vier Grup­pen ein (Tab. 3). Trotz der varia­blen Ätio­lo­gie gehen neu­ro­mus­ku­lär beding­te Sko­lio­sen mit einer kon­sis­ten­ten kli­ni­schen Sym­pto­ma­tik und mit ähn­li­chen all­täg­li­chen Her­aus­for­de­run­gen ein­her wie ande­re For­men der Skoliose.

Kli­ni­sche und bild­ge­ben­de Diagnostik

Die dia­gnos­ti­sche Eva­lua­ti­on einer neu­ro­mus­ku­lä­ren Sko­lio­se basiert auf bild­ge­ben­den Ver­fah­ren (z. B. Magnet­resonanztomografie und/oder Rönt­gen­auf­nah­men) und auf kli­ni­schen Befun­den. Von kli­ni­scher Bedeu­tung sind ins­be­son­de­re die Sitz­fä­hig­keit und die Kör­per­hal­tung sowie der Sta­tus des Beckens (Becken­schief­stand und des­sen Ursa­che) und der Hüft­ge­len­ke in Bezug auf Luxa­tio­nen und Kon­trak­tu­ren12 13 14. Zur Doku­men­ta­ti­on wird häu­fig der ATR-Index (ATR: Ang­le of Trunk Rota­ti­on) ermit­telt. Die­ser Index ist aller­dings nur bedingt aus­sa­ge­kräf­tig, da er nicht mit der Krüm­mung der Wir­bel­säu­le kor­re­liert, wenn gleich­zei­tig Defor­mie­run­gen der Rip­pen vor­lie­gen. Situa­ti­ons­be­dingt kön­nen sich indi­vi­du­ell fest­ge­leg­te Kri­te­ri­en zur Beur­tei­lung der Situa­ti­on erge­ben. Dar­in fließt auch die kli­ni­sche Erfah­rung ein.

Basie­rend auf der Dia­gno­se erstellt das idea­ler­wei­se inter­dis­zi­pli­när auf­ge­stell­te Team den Behand­lungs­plan. Dabei sind die neu­ro­lo­gi­sche Aus­gangs­si­tua­ti­on und die nach der Dia­gno­se­stel­lung erfor­der­li­che ortho­pä­di­sche Behand­lung sowie eine Beatmungs- und Ernäh­rungs­the­ra­pie zu berücksichtigen.

Bedeu­tung von Kör­per­hal­tung, Krüm­mungs­mus­ter und Beckenschiefstand

Die typi­schen Wir­bel­säu­len­krüm­mun­gen bei einer neu­ro­mus­ku­lä­ren Sko­lio­se schei­nen auf den ers­ten Blick den Krüm­mungs­mus­tern idio­pa­thi­scher Sko­lio­sen zu ähneln. Fast immer sind neu­ro­mus­ku­lä­re Sko­lio­sen mit einem Becken­schief­stand und/oder einer Hüft­lu­xa­ti­on und ‑kon­trak­ti­on asso­zi­iert15 16. Tho­ra­ko­lum­ba­le Krüm­mun­gen bis tief ins Becken mit beglei­ten­dem Becken­schief­stand sind typisch bei neu­ro­mus­ku­lä­ren Wir­bel­säu­len­de­for­mi­tä­ten17. In eini­gen Fäl­len resul­tiert der Becken­schief­stand aus dem unglei­chen Tonus der Mus­ku­la­tu­r­an­tei­le, die Becken und Wir­bel­säu­le ver­bin­den. Dies wird als Becken­schief­stand „obe­ren Ursprungs“ bezeich­net18 (Abb. 1a).

In ande­ren Fäl­len ist die Becken­schief­stel­lung Fol­ge vor­wie­gend ein­sei­ti­ger Kon­trak­tio­nen der Hüft­ge­len­ke – übli­cher­wei­se in Adduk­ti­on, Fle­xi­on und Innen­ro­ta­ti­on. Die dar­aus resul­tie­ren­de ein­sei­ti­ge Asym­me­trie führt zur Fehl­po­si­tio­nie­rung des Beckens in Sitz- und Lie­ge­po­si­tio­nen, die wie­der­um die zugrun­de­lie­gen­de Sko­lio­se ver­stärkt (Abb. 1a u. b). Die­se Form wird als Becken­schief­stand „unte­ren Ursprungs“ bezeich­net19.

Gene­rell stel­len sich bei neu­ro­mus­ku­lä­ren Wir­bel­säu­len­de­for­mi­tä­ten zwei radio­lo­gi­sche Haupt­krüm­mungs­mus­ter in der Fron­tal­ebe­ne dar (Abb. 2a). Einer­seits kommt es zu dop­pel­bo­gi­gen Krüm­mun­gen (DC, ­Dou­ble Cur­ve) im tho­ra­ka­len und lum­ba­len Bereich mit mode­ra­ter oder kei­ner Becken­schief­stel­lung. Die­se Krüm­mun­gen kom­pen­sie­ren sich gegen­sei­tig, sodass Wir­bel­säu­le und Rumpf in der Regel recht gut aus­ba­lan­ciert sind. Ande­rer­seits kön­nen lan­ge tho­ra­ko­lum­ba­le oder kur­ze lum­ba­le Krüm­mun­gen auf­tre­ten. In die­se ein­bo­gi­gen (SC, Sin­gle Cur­ve) Krüm­mun­gen ist das Os sacrum inklu­diert. Die Fol­ge ist in vie­len Fäl­len ein aus­ge­präg­ter Becken­schief­stand mit einer Dys­ba­lan­ce des Rump­fes (Abb. 2b).

Die Asym­me­trie des Beckens erfor­dert eine Kom­pen­sa­ti­ons­hal­tung des Rump­fes. Eine Vari­an­te der Kom­pen­sa­ti­on besteht dar­in, das Gewicht auf einen Sitz­bein­hö­cker (Os ischii) zu ver­la­gern (Abb. 1b). Die­se kom­pen­sa­to­ri­sche Hal­tung führt aber zu einer Weich­teil­schä­di­gung in die­sem Bereich und ver­stärkt zudem die Sko­lio­se. Eine wei­te­re Kom­pen­sa­ti­ons­mög­lich­keit ist die Zuhil­fe­nah­me der obe­ren Extre­mi­tät, die den Druck auf die Sitz­bein­hö­cker zwar gleich­mä­ßi­ger ver­teilt, aller­dings gleich­zei­tig die sko­lio­ti­sche Seit­ab­wei­chung ver­stärkt. Im Rah­men der ortho­pä­di­schen Behand­lung ist es des­halb eine Her­aus­for­de­rung, die best­mög­li­che Posi­tio­nie­rung von Betrof­fe­nen mit einer Becken­schief­stel­lung sicher­zu­stel­len. In vie­len Fäl­len sind die Pati­en­ten nicht in der Lage, die Fehl­stel­lung selbst zu kom­pen­sie­ren, und sie sind auf Hilfs­mit­tel ange­wie­sen, um sit­zen oder lie­gen zu kön­nen (Abb. 1c).

Vor­zü­ge von bio­me­cha­ni­schen Rumpforthesen

Klas­si­scher­wei­se wer­den für die Behand­lung von neu­ro­mus­ku­lä­ren Sko­lio­sen sym­me­tri­sche, aus wei­chen oder fle­xi­blen Mate­ria­li­en gefer­tig­te Rumpfor­the­sen ver­wen­det, die kom­plett mit Pols­ter­ma­te­ria­li­en aus­ge­klei­det sind. Hin­ter die­sem Design steht in der Regel der Gedan­ke, dass die Orthe­sen nur stüt­zen, aber nicht die Fehl­stel­lung kor­ri­gie­ren sol­len20 21 22 23 24 25 26. Ein sym­me­tri­sches Design und Mate­ria­li­en, die die erfor­der­li­che bio­me­cha­ni­sche Funk­ti­on nicht umset­zen, füh­ren jedoch zu Druck­stel­len und zu einer insuf­fi­zi­en­ten Posi­tio­nie­rung des Pati­en­ten in der Orthe­se. Weder sind die­se Orthe­sen in der Lage, den Pati­en­ten im Raum effi­zi­ent zu hal­ten, noch unter­stüt­zen sie die Atmung und das freie Sit­zen. Die insuf­fi­zi­en­te Posi­tio­nie­rung des Pati­en­ten in einer Orthe­se, die bio­me­cha­ni­sche Anfor­de­run­gen nicht erfüllt, kann die Atmung sogar noch zusätz­lich ein­schrän­ken27 (Abb. 3).

Grund­sätz­lich ist davon aus­zu­ge­hen, dass ein asym­me­tri­sches Sys­tem – wie etwa der Rumpf bei einer neu­ro­lo­gisch beding­ten Sko­lio­se – nur mit einem eben­falls asym­me­tri­schen Sys­tem gezielt gehal­ten oder kor­ri­giert wer­den kann.

Drei­punkt­kor­rek­tur­sys­te­me für ein­bo­gi­ge und dop­pel­bo­gi­ge Krümmungen

Nur ein Rumpfor­the­sen­de­sign, das hin­sicht­lich der bio­me­cha­ni­schen Funk­ti­on und der Hal­tung sowie der Posi­tio­nie­rung des Pati­en­ten opti­miert ist, kann den Krüm­mungs­mus­tern, den Indi­ka­tio­nen und den The­ra­pie­zie­len des Pati­en­ten im All­tag gerecht wer­den. Je nach Krüm­mungs­mus­ter erge­ben sich in der Koro­nal­ebe­ne zwei logi­sche Kor­rek­tur­mus­ter nach dem Drei­punkt­prin­zip (Tab. 4, Abb. 3).

Das Drei­punkt­kor­rek­tur­sys­tem in der Fron­tal­ebe­ne bei SC-Krüm­mun­gen defi­niert sich aus dem Becken­block, dem Tho­ra­kal-/Tho­ra­ko­lum­bal­block und der Axil­lar­an­la­ge bzw. dem Schul­ter­gür­tel. Um die Len­den­wir­bel­säu­le zu unter­stüt­zen und das Becken in der Fron­tal­ebe­ne zu kon­trol­lie­ren, sind sekun­dä­re Unter­stüt­zungs­zo­nen erfor­der­lich – je eine akzen­tu­ier­te, aber mode­ra­te lum­ba­le Anla­ge an der lum­bal kon­ka­ven Sei­te und eine supratro­chan­tä­re Anla­ge auf der thorakal/thorakolumbal kon­ve­xen Sei­te. Den Druck- bzw. Hal­te­punk­ten gegen­über­lie­gend sind Expan­si­ons­räu­me im Design der Orthe­se obli­ga­to­risch (Abb. 4).

Bei DC-Krüm­mun­gen erge­ben sich zwei über­la­gern­de Drei­punkt­sys­te­me in der Fron­tal­ebe­ne (Sys­tem 1: Axillar‑, Tho­ra­kal- und Lum­bal­block; Sys­tem 2: Becken‑, Lum­bal- und Tho­ra­kal­block). Um ein Abkip­pen des Beckens in die lum­bal kon­ve­xe Rich­tung zu ver­hin­dern bzw. best­mög­lich zu kon­trol­lie­ren, ist an der lum­bal kon­ve­xen Sei­te eine supratro­chan­tä­re Anla­ge erfor­der­lich, die als sekun­dä­rer Hal­te­punkt dient. Den Druck- bzw. Hal­te­punk­ten gegen­über­lie­gend sind auch hier Expan­si­ons­räu­me im Design der Orthe­se not­wen­dig (Abb. 5).

Für die best­mög­li­che Posi­tio­nie­rung des Pati­en­ten im Kor­sett und eine best­mög­li­che Hal­tung im Raum durch die Orthe­se sind aber nicht nur kor­rek­te bio­me­cha­ni­sche Designs und Kor­rek­turme­cha­nis­men unab­ding­bar. Über den Behand­lungs­er­folg ent­schei­det auch die Aus­wahl der rich­ti­gen Mate­ria­li­en bzw. Mate­ri­al­kom­bi­na­tio­nen. Kom­pro­mis­se im Design der Orthe­se und der Mate­ri­al­wahl kön­nen zur Dys­funk­ti­on und zum Ver­feh­len der The­ra­pie­zie­le füh­ren. Fest­zu­hal­ten ist, dass eine in Bezug auf Design, Kor­rek­tur­kon­zept oder Mate­ri­al insuf­fi­zi­en­te Orthe­se dem Pati­en­ten meist mehr scha­det als nutzt, da sie bei neu­ro­mus­ku­lä­ren Rumpf­de­for­mi­tä­ten Gewe­be­schä­di­gun­gen und zusätz­li­che Defor­mie­run­gen bedin­gen kann.

Bio­me­cha­ni­sche Prin­zi­pi­en des Orthesendesigns

Wel­che bio­me­cha­ni­schen Anfor­de­run­gen an die Kor­rek­turme­cha­nis­men einer Orthe­se bei idio­pa­thi­schen Sko­lio­sen bestehen, hat Jean Dubous­set 1992 beim 1. ISSST (Inter­na­tio­nal Sym­po­si­um on Spi­nal Defor­mi­ties and Sur­face Topo­gra­phy) in Mont­re­al for­mu­liert. Dubous­set beton­te, dass die opti­ma­le Auf­rich­tung in der Fron­tal- und Sagit­tal­ebe­ne Dero­ta­ti­ons­zo­nen vor­aus­setzt. Die­se Zonen sind ohne exter­ne exten­die­ren­de Hilfs­mit­tel, also aus­schließ­lich durch die in die Rumpfor­the­se ein­ge­ar­bei­te­ten Kor­rek­tur­zo­nen umzu­set­zen28. Als Bei­spiel für ein effek­ti­ves Orthe­sen­sys­tem zur Umset­zung die­ser Anfor­de­run­gen ver­wies Dubous­set auf das Chê­neau-Kor­sett bzw. auf des­sen Derotationsmechanismen.

Spä­ter prä­zi­sier­te Manu­el D. Rigo die Anfor­de­run­gen an die Wirk­me­cha­nis­men einer Sko­lio­se­or­the­se. Er wies dar­auf hin, dass eine Orthe­se Atem­me­cha­nis­men unter­stüt­zen soll­te, die die struk­tu­rel­le Lor­do­sie­rung der Brust­wir­bel­säu­le kom­pen­sie­ren29 30. Die­se wer­den durch Drei­punkt­sys­te­me in der Fron­tal­ebe­ne in Ver­bin­dung mit loka­len Dero­ta­ti­ons­zo­nen erzeugt, wel­che in der Gesamt­heit zur bes­ten phy­sio­lo­gi­schen Aus­rich­tung im Sagit­tal­pro­fil füh­ren (Abb. 6).

Die von Dubous­set und Rigo for­mu­lier­ten Anfor­de­run­gen sind eine logi­sche Kon­se­quenz, die aus der Patho­mor­pho­lo­gie und den Pathome­cha­nis­men einer Sko­lio­se folgt. Rigo beschrieb die bio­me­cha­ni­schen Mini­mal­kri­te­ri­en, die alle kor­ri­gie­ren­den Rumpfor­the­sen erfül­len soll­ten. Dar­über hin­aus­ge­hen­de, indi­vi­du­el­le Anfor­de­run­gen an das spe­zi­fi­sche Design von Rumpfor­the­sen erge­ben sich aus der Patho­phy­sio­lo­gie der Grund­er­kran­kung. Kor­rekt gewähl­te Anla­ge­zo­nen und Frei­räu­me sowie die regel­rech­te Plat­zie­rung der Drei­punkt­prin­zi­pi­en sind zen­tra­le Vor­aus­set­zun­gen, um einer sko­lio­ti­schen Defor­mie­rung entgegenzuwirken.

Orthe­ti­sches Design zur Unter­stüt­zung bzw. zum Erhalt der Atemmechanismen

Exter­ne Anla­ge­zo­nen (Kor­rek­tur­kräf­te) sind erfor­der­lich, um die Atmung auf­recht­zu­er­hal­ten bzw. die Atem­me­cha­nis­men zu unter­stüt­zen. Die­se Zonen zie­len dar­auf ab, die sko­lio­ti­sche Defor­mie­rung des Rump­fes auf­zu­hal­ten und die Wir­bel­säu­le durch Atmung und Wachs­tum wie­der in eine phy­sio­lo­gi­sche Rich­tung und Form zu bringen.

Damit dies gelingt, muss das Sys­tem die fol­gen­den Kri­te­ri­en erfüllen:

  • Ver­grö­ße­rung des A‑P-Para­me­ters (A‑P: anterior-posterior)
  • Rück­füh­rung der Wir­bel­säu­le nach medi­al-dor­sal (Delor­do­sie­rung)
  • Reduk­ti­on der ven­tra­len und dor­sa­len Apizes
  • Expan­si­on in die den dor­sa­len und ven­tra­len Rip­pen­bu­ckeln gegen­über­lie­gen­den Bereiche

Die­se Funk­tio­nen wer­den in ihrer Gesamt­heit als Atem­me­cha­nis­men bzw. 3D-Dyna­mic-Move­ments bezeichnet.

Die durch das Orthe­sen­de­sign erzeug­ten exter­nen pas­si­ven Kräf­te der dor­so­la­te­ra­len und der ven­tra­len Kor­rek­tur­zo­nen (A/B pas­si­ves Kräf­te­paar) ver­hin­dern die patho­lo­gi­sche Bewe­gung. Durch das Ein­at­men wer­den die Rip­pen gegen die Kor­rek­tur­zo­nen gedrückt und bil­den somit ein inter­nes akti­ves Kräf­te­paar. Sie unter­bin­den den Pathome­cha­nis­mus der Sko­lio­se. Die durch die Atmung erzeug­ten intra­tho­ra­ka­len Kräf­te (A’/B’ akti­ves Kräf­te­paar) füh­ren zur Ver­grö­ße­rung des A‑P-Para­me­ters mit ein­her­ge­hen­der Expan­si­on des Rump­fes in die vor­ge­se­he­nen Expan­si­ons­zo­nen. Die Brust­wir­bel­säu­le media­li­siert und dor­sa­li­siert sich (Delor­do­sie­rung) (Abb. 7).

Bei neu­ro­mus­ku­lä­ren Sko­lio­sen sind die­se Kor­rek­tur­prin­zi­pi­en eben­falls als bio­me­cha­ni­sches Grund­prin­zip anzu­wen­den. Wie auch bei den idio­pa­thi­schen Sko­lio­sen sind das Design und die Plat­zie­rung der Kor­rek­tur­zo­nen ent­spre­chend der Mor­pho­lo­gie und der Grund­er­kran­kung zu gestal­ten31 32 33 34 35 36. Zusätz­li­che Design­ele­men­te wie Kor­rek­tur- und Hal­te­be­rei­che sind in der Regel erfor­der­lich, um die Gesamt­funk­ti­on einer Orthe­se sicher­zu­stel­len. Selbst bei mas­si­ven Defor­mie­run­gen der Wir­bel­säu­le und des Brust­kor­bes kön­nen die­se bio­me­cha­ni­schen Prin­zi­pi­en ent­spre­chend der Mor­pho­lo­gie und unter Berück­sich­ti­gung der Aus­gangs­si­tua­ti­on umge­setzt werden.

Kor­rek­tur­prin­zi­pi­en des Sagit­tal­pro­fils (Sagit­tal Realignment)

In der Sagit­tal­ebe­ne sind wie in der Fron­tal­ebe­ne ein­fa­che oder sich über­la­gern­de Drei­punkt­sys­te­me erfor­der­lich, die eine bio­me­cha­ni­sche Funk­ti­on gewähr­leis­ten (Abb. 8). Soll die Wir­kung auch thorakal/thorakolumbal und lum­bal bzw. lum­bo­sa­kral erzeugt wer­den, ist zur gleich­zei­ti­gen Deky­pho­sie­rung und Delor­do­sie­rung ein sich über­la­gern­des Drei­punkt­prin­zip erfor­der­lich. Das kra­nia­le Sys­tem ergibt sich ven­tral im Bereich des Mus­cu­lus pec­to­ra­lis major und kau­dal im Bereich der zehn­ten bis neun­ten Rip­pen und die dor­sa­le Anla­ge auf Höhe des tho­ra­ka­len Apex­wir­bels. Das unte­re Sys­tem wird durch die dor­sal-tho­ra­ka­le und ven­tra­le SIAS-Becken­fas­sung (SIAS: Spi­na ili­a­ca ante­rior supe­ri­or) sowie durch eine sakra­le bzw. glu­teale Anla­ge­zo­ne defi­niert37 38. Zur Delor­do­sie­rung ist ein ein­fa­ches Drei­punkt­sys­tem, bestehend aus einer dor­sal-tho­ra­ka­len, ven­tra­len ­SIAS-Becken­fas­sung sowie einer sakra­len bzw. glu­tealen Zone, geeig­net. Die ein­fa­che Deky­pho­sie­rung wird durch eine kau­da­le SIAS-Becken­fas­sung, eine dor­sal-tho­ra­ka­le Anla­ge auf dem kypho­ti­schen, kli­nisch pro­mi­nen­tes­ten Bereich (Schei­tel­wir­bel) und eine kra­ni­al-ven­tra­le Anla­ge auf Höhe des Manu­bri­um ster­ni im Bereich des Mus­cu­lus pec­to­ra­lis major erzeugt. Das ein­fa­che lor­do­sie­ren­de Drei­punkt­sys­tem wird durch eine kau­da­le Fas­sung der SIAS (so kau­dal wie mög­lich), eine dor­sal-lum­ba­le Anla­ge und eine ven­tra­le Anla­ge im Bereich der unte­ren Rip­pen definiert.

In der Regel sind ein­fa­che Drei­punkt­sys­te­me, bestehend aus Becken­fas­sung sowie dor­sa­ler und kra­ni­al-ven­tra­ler Anstüt­zung, für eine sagit­ta­le Auf­rich­tung aus­rei­chend. Bei kom­ple­xe­ren und stark struk­tu­rel­len Krüm­mun­gen, vor allem bei stark hyper­lor­do­ti­schen Abwei­chun­gen, sind Sys­te­me erfor­der­lich, die das sagit­ta­le Rea­lignment über­la­gern. Das zusätz­li­che Drei­punkt­sys­tem erfasst den ven­tra­len abdo­mi­na­len Bereich, die Schul­ter­re­gi­on im dor­sal-kra­nia­len Bereich und kau­dal die im Bereich des Os sacrum oder der Glu­te­al­zo­ne gele­ge­nen Area­le (Abb. 9b).

Fall­bei­spiel: sagit­ta­le Auf­rich­tung mit dem neuroBrace-System

Das fol­gen­de Fall­bei­spiel demons­triert die Kor­rek­tur einer aus­ge­präg­ten tho­ra­ka­len Kypho­se bei einer SMA vom Typ 1 mit dem neu­ro­Brace-Sys­tem, das zwei sich über­la­gern­de Drei­punkt­sys­te­me kom­bi­niert (Abb. 10). Im Sit­zen ist kli­nisch die sagit­ta­le Auf­rich­tung in der Orthe­se deut­lich zu erken­nen. Die radio­lo­gi­sche Kon­trol­le bestä­tigt das kli­ni­sche Bild. Die tho­ra­ka­le Inkli­na­ti­on (Beschrif­tung a) ist im Kon­troll­rönt­gen­bild (Beschrif­tung b) signi­fi­kant reduziert.

Stan­dar­di­sier­te Her­stel­lung von spe­zi­fi­schen Rumpforthesen

Bei der Her­stel­lung von Rumpfor­the­sen für die Behand­lung neu­ro­mus­ku­lä­rer Erkran­kun­gen wird häu­fig das erfor­der­li­che bio­me­cha­ni­sche Design nicht bedacht. Grund­sätz­lich sind die Mecha­nis­men zur Kor­rek­tur durch Hebel­ge­set­ze vor­be­stimmt. Es kann als logi­sche Kon­se­quenz nur einen Weg geben, wie Orthe­sen drei- oder zwei­di­men­sio­nal auf Kör­per­struk­tu­ren ein­wir­ken kön­nen. Unab­hän­gig davon, ob die orthe­ti­schen Hilfs­mit­tel nach Gips­ab­druck oder mit gewöhn­li­chen CAD-Sys­te­men her­ge­stellt wer­den, model­liert ein (Orthopädie-)Techniker das bio­me­cha­ni­sche Design ent­spre­chend sei­ner indi­vi­du­el­len Inter­pre­ta­ti­on und Aus­bil­dung. Das auf die­se Wei­se kon­stru­ier­te Hilfs­mit­tel wird in der Regel ohne wei­te­re Qua­li­täts­kon­trol­le abgegeben.

Die ortho­pä­die­tech­ni­sche Behand­lung neu­ro­mus­ku­lä­rer Sko­lio­sen kann aber prin­zi­pi­ell – eben­so wie die Behand­lung idio­pa­thi­scher Sko­lio­sen mit dem Chê­neau-Brace/­Kor­sett nach Rigo – basie­rend auf einem stan­dar­di­sier­ten Sys­tem mit einem ent­spre­chen­den bio­me­cha­ni­schen Kon­zept umge­setzt wer­den. Dafür müs­sen spe­zi­el­le kli­ni­sche und anthro­po­me­tri­sche Daten sowie 3D- und rönt­ge­no­lo­gi­sche Daten erfasst wer­den. Die­se Daten wer­den auf eine Platt­form über­tra­gen und sys­te­ma­tisch aus­ge­wer­tet. Dabei gibt das klas­si­fi­zier­te Krüm­mungs­mus­ter die erfor­der­li­che bio­me­cha­ni­sche Model­lie­rung der Orthe­se vor39 40 41 42.

Basie­rend auf der Klas­si­fi­zie­rung wird anhand einer spe­zi­el­len Soft­ware eine indi­vi­du­el­le Orthe­se nach einem sys­te­ma­ti­schen, stan­dar­di­sier­ten, bio­me­cha­ni­schen Kon­zept gefer­tigt. Die Qua­li­täts­kon­trol­le wird durch ein Behand­lungs­pro­to­koll sicher­ge­stellt, das von allen betei­lig­ten Berufs­grup­pen in einer Daten­bank ein­ge­se­hen wer­den kann. Über die­se Platt­form kön­nen die Pass­form sowie nöti­ge Anpas­sun­gen an das Wachs­tum oder an bestimm­te The­ra­pie­si­tua­tio­nen jeder­zeit an das gesam­te Behand­lungs­team kom­mu­ni­ziert wer­den. Die Soft­ware dient also nicht nur der geziel­ten sys­te­ma­ti­schen Her­stel­lung des Hilfs­mit­tels, son­dern sie bie­tet dem Behand­lungs­team auch eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­form (Self-Moni­to­ring-Sys­tem).

Das neu­ro­Brace-Sys­tem

Das neu­ro­Brace-Sys­tem basiert auf den oben beschrie­be­nen sys­te­ma­ti­schen bio­me­cha­ni­schen Grund­la­gen des Orthe­sen­de­signs und wird mit defi­nier­ten Mate­ri­al­kom­bi­na­tio­nen gefer­tigt. Poly­pro­py­len ist das Grund­ma­te­ri­al für die kor­ri­gie­ren­den, reten­die­ren­den und die Expan­si­on bestimm­ter Regio­nen len­ken­den Funk­tio­nen. Es ist sta­bil und zugleich fle­xi­bel genug, um die Belas­tungs- und Fle­xi­bi­li­täts­an­for­de­run­gen zu erfül­len. Wenn erfor­der­lich, wird es mit spe­zi­el­len pols­tern­den, druck­ab­fan­gen­den Mate­ria­li­en kom­bi­niert, die gezielt an bestimm­ten Area­len plat­ziert wer­den. Die Rumpfor­the­sen sind somit sehr dünn­wan­dig und leicht. Das bio­me­cha­ni­sche Design des neu­ro­Brace lei­tet sich von der DC- und SC-Klas­si­fi­zie­rung der typi­schen Krüm­mungs­mus­ter neu­ro­lo­gisch beding­ter Sko­lio­sen ab, die in Kom­bi­na­ti­on mit den bio­me­cha­ni­schen Prin­zi­pi­en nach Rigo umge­setzt wer­den. Die zwei Basis­ver­sio­nen sind das neu­ro­Brace und das neu­ro­Brace Seat (Abb. 11). Grund­sätz­lich basie­ren bei­de Vari­an­ten auf den­sel­ben bio­me­cha­ni­schen Konstruktionskonzepten.

Das neu­ro­Brace ver­eint meh­re­re vor­teil­haf­te Eigenschaften:

  • eine ein­stell­ba­re kau­da­le late­ra­le Sitz­kan­te (die als ein­stell­ba­re Basis das indi­vi­du­el­le Bewe­gungs­aus­maß definiert)
  • eine Sicher­heits­zo­ne am ven­tro­kau­da­len Bereich zum neu­ro­vas­ku­lä­ren Schutz der Oberschenkelgefäße
  • hal­ten­de oder rekli­nie­ren­de Bügel
  • einen gelenk­ten abdo­mi­na­len Frei­raum, der Kom­pres­si­ons­ef­fek­ten und Kom­pli­ka­tio­nen bei intra­ab­do­mi­na­ler Ernäh­rung vor­beugt und die Atmungs­funk­ti­on sicherstellt
  • eine dor­so­kra­nia­le Safe­ty-Zone, die die Kopf­kon­trol­le unterstützt

Das neu­ro­Brace Seat hat ein inte­grier­tes Becken-Bein-Ele­ment, das gelen­kig mit dem Rumpf­teil ver­bun­den ist und bei zusätz­li­chen Anfor­de­run­gen an die Orthe­se zum Ein­satz kom­men kann. Es ermöglicht

  • eine genau defi­nier­te Hüftbeweglichkeit,
  • die Bein­kon­trol­le und
  • die Deku­bi­tus­pro­phy­la­xe (durch eine spe­zi­fi­sche Form­ge­bung der Sitz­bein­zo­ne zur Weich­teil­de­ckung, die mit bestimm­ten Mate­ria­li­en zur Deku­bi­tus­pro­phy­la­xe aus­ge­klei­det wird).

Bei­de Kor­sett­sys­te­me wer­den mit zwei ven­tra­len Gur­ten ver­schlos­sen. Der ven­tra­le Bereich der Orthe­se über­lappt dabei. Die nöti­ge Sta­bi­li­tät ist durch die zir­ku­lä­re Umfas­sung des Rump­fes gege­ben. Das bio­me­cha­ni­sche Kon­zept und die Mate­ri­al­kom­bi­na­tio­nen sind auf das best­mög­li­che Hand­ling (Anle­gen, Aus­zie­hen, Ernäh­rung, Atmung und Beatmung), die The­ra­pie­zie­le und auf die All­tags­taug­lich­keit (z. B. hin­sicht­lich Hygie­ne­maß­nah­men) ausgerichtet.

Auf­grund der zir­ku­lär rumpf­um­fas­sen­den, mini­ma­lis­ti­schen Kon­struk­ti­on des neu­ro­Brace-Sys­tems mit ven­tra­ler Über­lap­pung, die mit zwei Vel­cro-Gur­ten stu­fen­los ver­schlos­sen wird, stabilisiert/spreizt sich das Sys­tem über die Anla­ge­zo­nen. Im Trans­ver­sal­schnitt zeigt sich, wie durch die lin­ke ven­tro­la­te­ra­le und die rech­te dor­so­la­te­ra­le Anla­ge­zo­ne, durch die ven­tra­le Über­lap­pung und durch den Kon­takt mit dem Rumpf im Bereich des tho­ra­ka­len Schei­tel­wir­bels ein sta­bi­les Sys­tem erzeugt wird (Abb. 12). Die Korrektur/Retension erfolgt über das exter­ne Kräf­te­paar der Anla­ge­zo­nen der Orthe­se. Gleich­zei­tig wer­den auch alle wei­te­ren ange­streb­ten bio­me­cha­ni­schen Funk­tio­nen (Erhalt der Atmung etc.) gewährleistet.

Diskussion/Fazit

Die rumpfor­the­ti­sche Ver­sor­gung bei neu­ro­mus­ku­lä­ren Erkran­kun­gen ist eine gro­ße tech­ni­sche Her­aus­for­de­rung. In der Regel wer­den bei die­sen Erkran­kun­gen soge­nann­te Soft­braces in sym­me­tri­scher Bau­wei­se her­ge­stellt – in der Annah­me, dass fes­te Mate­ria­li­en ver­meint­lich zu Pro­ble­men füh­ren könn­ten. Von wei­chen, fle­xi­blen Mate­ria­li­en ver­spricht man sich dar­über hin­aus ein ange­neh­me­res Tra­ge­ge­fühl. Soft­braces sind aller­dings nicht in der Lage, die erfor­der­li­chen bio­me­cha­ni­schen Funk­tio­nen einer Orthe­se zu erfül­len. Die best­mög­li­che Auf­rich­tung, Reten­si­on und Kor­rek­tur durch geziel­te Anla­ge- und Expan­si­ons­zo­nen sind mit sol­chen Sys­te­men nicht umzu­set­zen. Viel­mehr begüns­ti­gen die­se Sys­te­me uner­wünsch­te kon­tra­in­di­zier­te Effek­te wie eine Kom­pres­si­on und damit ein­her­ge­hen­de Defor­mie­run­gen, die den Zie­len der orthe­ti­schen Ver­sor­gung entgegenstehen.

Sta­bi­li­sie­rung, Auf­rich­tung, Reten­si­on, Bewe­gungs­frei­heit, Erhalt und För­de­rung der Atmung, Ver­mei­dung von Druck­stel­len und Schutz der Orga­ne sowie alle ande­ren ange­streb­ten Zie­le kön­nen nur mit Mate­ria­li­en rea­li­siert wer­den, die das gesam­te bio­me­cha­ni­sche Kon­zept berück­sich­ti­gen und eine Form­sta­bi­li­tät sicher­stel­len. Die Umset­zung von bio­me­cha­nisch opti­mier­ten Orthe­sen mit einer spe­zi­fi­schen CAD-Tech­no­lo­gie setzt eine gute Pla­nung durch alle betei­lig­ten Fach­grup­pen vor­aus. So muss unter ande­rem geklärt wer­den, wel­che Anfor­de­run­gen an die Orthe­se im All­tag bestehen und wel­che The­ra­pie­zie­le erreicht wer­den sol­len. Bei einer kom­ple­xen Aus­gangs­si­tua­ti­on einer neu­ro­mus­ku­lä­ren Erkran­kung kön­nen die Behand­lungs­zie­le nur dann ver­wirk­licht wer­den, wenn erfah­re­ne Ortho­pä­die­tech­ni­ker und ein inter­dis­zi­pli­nä­res Behand­lungs­team (Neu­ro­lo­gie, Ernäh­rungs­me­di­zin, Beatmungs­me­di­zin, Ortho­pä­die, Phy­sio­the­ra­pie, Ergo­the­ra­pie und Logo­pä­die) Hand in Hand arbei­ten (s. Tab. 5).

Es ist not­wen­dig, mit einem sys­te­ma­ti­schen Orthe­sen­sys­tem zu arbei­ten, das funk­tio­nel­le, radio­lo­gi­sche und kon­struk­ti­ve bio­me­cha­ni­sche Grund­la­gen berück­sich­tigt. Dies soll­te der Behand­lungs­stan­dard sein43 44. Die wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se bezüg­lich der rumpfor­the­ti­schen Ver­sor­gung bei neu­ro­lo­gi­schen Sko­lio­sen haben sich in den letz­ten 40 Jah­ren kaum ver­än­dert45. Wäh­rend es für idio­pa­thi­sche Sko­lio­sen kla­re, evi­denz­ba­sier­te Emp­feh­lun­gen zur ortho­pä­di­schen Ver­sor­gung gibt, feh­len ent­spre­chen­de Gui­de­lines für die Ver­sor­gung von neu­ro­mus­ku­lä­ren Sko­lio­sen46. In der Pra­xis hat das zur Fol­ge, dass die häu­fig ver­wen­de­ten Orthe­sen nicht den bio­me­cha­ni­schen Anfor­de­run­gen an die­se Sys­te­me gerecht wer­den. Hier ist ein Para­dig­men­wech­sel erfor­der­lich. Dar­über hin­aus ist es sinn­voll, wei­ter an inno­va­ti­ven Orthe­sen­kon­zep­ten zu for­schen und wis­sen­schaft­lich zu prü­fen, wel­ches bio­me­cha­ni­sche Design bzw. wel­che Mate­ria­li­en und Tra­ge­zei­ten die Wir­kung und Behand­lungs­er­geb­nis­se opti­mie­ren und zur wei­te­ren Ver­bes­se­rung der Lebens­qua­li­tät der Pati­en­ten bei­tra­gen kön­nen47 48 49 50.

Inter­es­sen­kon­flikt:
Der Autor ist Geschäfts­füh­rer des Unter­neh­mens Neja, das in der Ser­vice-Fer­ti­gung basie­rend auf digi­ta­ler Tech­nik u. a. neu­ro­Brace anbietet.

 

Der Autor:
Dino Gal­lo
neja GmbH & Co. KG
Am Ober­feld 8
83080 Rosenheim
dino@neja.de

 

Begut­ach­te­ter Beitrag/reviewed paper

Zita­ti­on
Gal­lo D. Ortho­pä­di­sche Ver­sor­gung der neu­ro­mus­ku­lä­ren Sko­lio­se: Vor­tei­le von bio­me­cha­nisch opti­mier­ten Rumpfor­the­sen am Bei­spiel des neu­ro­Brace-Sys­tems. Ortho­pä­die Tech­nik, 2024; 75 (10): 50–59

 

Tabel­le 1  Prä­va­lenz der neu­ro­mus­ku­lä­ren Sko­lio­se bei ver­schie­de­nen neu­ro­mus­ku­lä­ren Grund­er­kran­kun­gen [vgl. Sco­lio­sis Rese­arch Socie­ty. Neu­ro­mus­cu­lar Sco­lio­sis. https://www.srs.org/Patients/Conditions/Scoliosis/Neuromuscular-Scoliosis (Zugriff am 02.07.2024); Vial­le R, Thé­ven­in-Lemoi­ne C, Mary P. Neu­ro­mus­cu­lar sco­lio­sis. Ortho­pae­dics & Trau­ma­to­lo­gy: Sur­gery & Rese­arch, 2013; 99 (1): 124–139].

Dia­gno­sePrä­va­lenz der Skoliose
Zere­bral­pa­re­se (2 betei­lig­te Gliedmaßen)25 %
mye­lo­dys­plas­ti­sches Syn­drom (unte­re Len­den­wir­bel­säu­le betroffen)60 %
spi­na­le Muskelatrophie67 %
Friedreich-Ata­xie80 %
Zere­bral­pa­re­se (4 betei­lig­te Gliedmaßen)80 %
Duchen­ne-Mus­kel­dys­tro­phie90 %
mye­lo­dys­plas­ti­sches Syn­drom (Brust­wir­bel­säu­le betroffen)bis zu 100 %
trau­ma­be­ding­te Para­ly­se ( 10 Jahre)bis zu 100 %

 

Tabel­le 2  Rela­ti­ve Häu­fig­kei­ten ver­schie­de­ner Sko­lio­se­for­men nach Anga­ben der Sco­lio­sis Rese­arch Socie­ty, modi­fi­ziert nach Bar­ce­lo­na Sco­lio­sis Phy­si­cal The­ra­py School. Defi­ni­ti­on of Sco­lio­sis. https://bspts.net/wp-content/uploads/2020/01/UD3-Scoliosis-Definition.pdf (Zugriff am 31.07.2024).

Ursa­che der Sko­lio­seRela­ti­ve Häufigkeit
idio­pa­thisch75–80 %
kon­ge­ni­tal10 %
neu­ro­mus­ku­lär5–7 %
Mor­bus Recklinghausen2–3 %
ande­re (z. B. Mar­fan-Syn­drom, Beals-Syn­drom, Tumore)sehr sel­ten

 

Tabel­le 3  Klas­si­fi­zie­rung von neu­ro­mus­ku­lär beding­ten Wir­bel­säu­len­de­for­mi­tä­ten nach der Sco­lio­sis Rese­arch Socie­ty, basie­rend auf der Ätio­lo­gie nach Sco­lio­sis Rese­arch Socie­ty. Neu­ro­mus­cu­lar Sco­lio­sis. https://www.srs.org/Patients/Conditions/Scoliosis/Neuromuscular-Scoliosis (Zugriff am 02.07.2024); Vial­le R, Thé­ven­in-Lemoi­ne C, Mary P. Neu­ro­mus­cu­lar sco­lio­sis. Ortho­pae­dics & Trau­ma­to­lo­gy: Sur­gery & Rese­arch, 2013; 99 (1): 124–139.

Klas­si­fi­zie­rung der neuromusku­lären Sko­lio­se nach Ätio­lo­gieExem­pla­ri­sche neu­ro­mus­ku­lä­re Grund­erkrankungen/klinische Befunde
Grup­pe 1:
zen­tral­ner­vö­se Ursachen
Betei­li­gung von Motoneuronen
im Zen­tral­ner­ven­sys­tem (ZNS)
Zere­bral­pa­re­se
kon­ge­ni­tale Ata­xie (z. B. Friedreich-Ataxie)
Syringomyelie
ande­re zen­tral­ner­vö­se Ursa­chen ­(Enze­pha­lo­pa­thie, Rett-Syn­drom etc.)
Grup­pe 2:
peri­phe­re neu­ro­lo­gi­sche Ursachen
Betei­li­gung von Moto­neu­ro­nen im ­peri­phe­ren Ner­ven­sys­tem (PNS)
aku­te ante­rio­re Poliomyelitis
infan­ti­le spi­na­le Muskelatrophie
her­edi­tä­re moto­ri­sche und sen­so­ri­sche Neuropathie
her­edi­tä­re sen­so­ri­sche und vege­ta­ti­ve ­Neu­ro­pa­thie (fami­liä­re Dysautonomie)
Grup­pe 3:
Kom­bi­na­ti­on aus ZNS- und
PNS-asso­zi­ier­ten Ursachen
medul­lä­re Läsionen
mye­lo­dys­plas­ti­sches Syndrom
Myelomeningozele
Grup­pe 4:
durch neu­ro­mus­ku­lä­re Ver­bin­dun­gen beding­te (moto­ri­sche End­plat­te) und mus­ku­lä­re Ursachen
Duchen­ne-Mus­kel­dys­tro­phie
ande­re mus­ku­lä­re Dystrophien
Arth­ro­gry­po­sis mul­ti­plex congenita

 

Tabel­le 4  Bio­me­cha­ni­sches Orthe­sen­de­sign für ein­bo­gi­ge und dop­pel­bo­gi­ge Wir­bel­säu­len­krüm­mun­gen bei neu­ro­mus­ku­lä­rer Skoliose.

Krüm­mungs­mus­terLogi­sches Korrekturmuster
SC (Sin­gle Cur­ve, einbogig)sin­gu­lä­res 3‑Punkt-Sys­tem mit 3 Zonen:
Becken, Len­den­wir­bel- und mitt­le­re Brust­wirbelsäule, Schultergürtel
DC (Dou­ble Cur­ve, doppelbogig)2 sich über­la­gern­de 3‑Punkt-Sys­te­me mit 4 Zonen:
Becken, Len­den­wir­bel­säu­le, Brust­wir­bel­säu­le, Schultergürtel

 

Tabel­le 5  Aspek­te einer ganz­heit­li­chen Ver­sor­gung von neu­ro­mus­ku­lä­ren Erkrankungen.

Ver­sor­gungs­schwer­punk­te (Fach­ge­bie­te)The­ra­pie und Unter­stüt­zungOrtho­pä­die­tech­nik
Neu­ro­lo­giePhy­sio­the­ra­pieRumpfor­the­sen, Knö­chel-Fuß-Orthe­se, Ganz­bein­or­the­se etc.
Chir­ur­gieErgo­the­ra­pieRoll­stuhl
Ernäh­rungs­me­di­zinLogo­pä­dieLie­ge­sys­te­me
Beatmungs­me­di­zinspe­zi­fi­sche Medikation
­(Botox, Gentherapie)
Lage­rungs­sys­te­me
Ortho­pä­diepsy­cho­lo­gi­sche Unterstützung
Ver­sor­gung im häus­li­chen Umfeld
Über­ge­ord­ne­tes Ziel: Vor­be­rei­tung auf und best­mög­li­che Unter­stüt­zung für das täg­li­che Leben

 

 

  1. Loug­hen­bu­ry PR, Tsi­ri­kos AI. Cur­rent con­cepts in the tre­at­ment of neu­ro­mus­cu­lar sco­lio­sis: cli­ni­cal assess­ment, tre­at­ment opti­ons, and sur­gi­cal out­co­mes. Bone & Joint Jour­nal, 2022; 3 (1): 85–92
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