Es ist ein Privileg, mit Heinz-Günther Kemper gearbeitet, geplant, gestaltet und wenn nötig auch kontrovers gestritten zu haben. In dankbarer Erinnerung bleibt mir ebenso die rheinische Frohnatur des dem Karneval eng verbundenen Kölners, der die Freude am Leben auch gerne auf dem Rücken seiner Pferde genoss.
Heinz-Günther Kemper gehörte dem ersten Meisterkurs – damals Lehrgang genannt – an der neu gegründeten Bundesfachschule in Frankfurt an. Das dort vermittelte handwerkliche Können und orthopädiemechanische Wissen waren schon damals der Höchststandard des Handwerks für jeden angehenden Meister unseres Fachs. Mit diesem Bewusstsein und dem entsprechenden Stolz in der Brust versprachen sich dieser und nachfolgende Jahrgänge, ihr Wissen ständig zu erweitern und nicht aufzuhören sich fortzubilden. Daraus folgte die Geburtsstunde der „Vereinigung ehemaliger Bundesfachschüler“, heute Fortbildungsvereinigung für Orthopädietechnik e. V. (FOT), deren Vorsitz Heinz-Günther Kemper übernahm. Selbst die sogenannten Altvorderen mussten dem Wissen und Können der Bufa-Absolventen Respekt zollen. Die junge Garde wollte in die Verantwortung, sie wollte mitgestalten, sie wollte über die Rahmenbedingungen im Fach und die Existenzgrundlagen ihrer Betriebe mitbestimmen. So war Heinz-Günther Kemper bald Bundeslehrlingswart und hat in dieser Funktion die Berufsbilder von Orthopädiemechanikern und Bandagisten und die Ausbildungs- und Prüfungsordnungen seinerzeit maßgeblich an den Wissensstand angepasst.
In den Innungsversammlungen saß schon der junge Heinz-Günther Kemper immer links vom Vorstand – stets adrett gekleidet, mit Fliege und würdiger Ausstrahlung, stimmgewaltig und wortreich, aber nie laut, immer charmant und wohlbedacht, keinem anderen Menschen weh zu tun. So war er stets der ungekrönte König der Versammlung, ohne dem Obermeister die Schau zu stehlen. Als Delegierter hat er die Innung Köln auch bei den turnusmäßigen Versammlungen des BIV-OT seriös vertreten.
Ende 1981 nahm sich das Kölner „Dreigestirn“ um Heinz-Günther Kemper, Hans-Dieter Dickmann und meine Wenigkeit zusammen mit Reinhard Roeser aus Höxter vor, die Einkaufsgenossenschaft Sanitätshaus Aktuell zu gründen – natürlich in Köln. Gegen die damalige Kritik aus Reihen des BIV-OT-Vorstandes, vieler Kollegen und Lieferanten hieß es sich beharrlich zu behaupten und gesellschaftsfähig zu werden. Heute kann man sich unser Fach ohne die bestehenden Leistungserbringergemeinschaften gar nicht mehr vorstellen.
Sanitätshaus Aktuell würdigte den Grandseigneur Heinz-Günther Kemper als Mann der ersten Stunde nach dessen aktiven Ausscheidens aus dem Vorstand mit der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden.
Heinz-Günther Kemper wird in vielen, auch jüngeren Kollegenherzen für seine Verdienste um die Orthopädie-Technik immer einen Ehrenplatz behalten.
Hans-Werner Willecke, Ehrenobermeister der Innung Köln
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