Für uns Fellows der Initiative ´93 hat die ISPO eine ganz besondere Bedeutung – auf deren Weltkongress 1992 in Chicago war die Geburtsstunde zur Grundidee zur Initiative ´93, die dann letztendlich ein Jahr später gegründet wurde. Die Initiative ´93 hat es sich zur Aufgabe gemacht, das orthopädische und technische Wissen zu verstetigen und Ausbildungsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Technischen Orthopädie zu fördern. Gemäß dieser Grundidee reisten wir ins ferne Japan, mit dem Ziel unseren Horizont zu erweitern und neues Wissen und Motivation mit nach Hause zu bringen Vorab zusammengefasst ist es gemäß des ISPO-Leitbilds gelungen, durch die interdisziplinäre Gestaltung des wissenschaftlichen Kongressprogramms alle Disziplinen der Technischen Orthopädie aktiv einzubinden und ihre außerordentliche Zusammenarbeit abzubilden. Das Programm umfasste Podien mit spannenden Vorträgen weltbekannter Keynote-Speaker, innovative Symposien, Lehrgänge sowie Poster- und Fallstudienpräsentationen. Es wurde nicht nur der aktuelle Stand der Prothetik und Orthetik dargestellt – es war ebenso motivierend zu sehen, wie internationale Forschungsgruppen über den aktuellen Horizont hinausblicken und uns Kongressteilnehmer mit ihren Ergebnissen inspirierten, auf internationaler Ebene Versorgungsbedingungen zu schaffen, in der individuelle Rehabilitationsbedürfnisse zukünftig erfüllt werden können. Stellvertretend für viele Facetten, welche in Kobe beleuchtet wurden, war der „Pointdexter“ des US-amerikanischen Prothesen-Passteile-Herstellers College Park ein persönliches Highlight aus dem Bereich der Prothetik der oberen Extremität. Diese von der nationalen Gesundheitsbehörde geförderte Innovation integriert einen „Hook“ oder Greifer in einer multiartikulierenden Hand, sodass die häufig beschriebenen Schwierigkeiten der bisherigen
multiartikulierenden Hände, kleine Gegenstände stabil greifen zu können, überwunden werden sollte. Robotik und sogenannte Assistenzsysteme waren ein eigener Themenschwerpunkt des Kongresses und bildeten den Zeitgeist der Rehabilitationsbedürfnisse unserer alternden Gesellschaft und des medizinischen Fortschritts ab. Parallel zum Hauptkongress fand eine Ausstellung für Robotertechnologie und ‑geräte statt. Der Gastgeberkontinent Asien und insbesondere Japan taten sich hier ganz besonders mit ihren Innovationen und Initiativen im Bereich von Entwicklungen der assistierenden Systeme und der zugrundeliegenden Technologien hervor. Ein weiteres Hauptthema in Kobe war die nicht-medikamentöse Therapie von Schmerzen – insbesondere von Phantomschmerzen. In seiner Keynote „Osseo-neuromuscular
Integration of Prosthetic Limbs and Neurorehabilitation from Phantom Limb Pain“ konnte Prof. Max-Ortiz Catalan aus Schweden einen beeindruckenden Überblick des gegenwärtigen Standes der „Bionik“, also dem Verschmelzen von Biologie und Technik geben. Hier arbeiten Ärzte, Ingenieure, Techniker und Therapeuten immer enger in Entwicklung und Versorgung zusammen. So können alle ihr Expertenwissen maximal in innovative aber auch komplexe Versorgungen einbringen – ein unglaubliches Potential. Dies trifft auch für das weitere Schwerpunktthema „Osseointegration“ zu, welches offenkundig derzeit eine außerordentliche Wahrnehmung auf internationaler Ebene erfährt. Die Vielzahl der Marktverfügbaren Implantate konnten nicht nur auf dem Industrieteil des Weltkongresses inspiziert werden, die referierten (Langzeit)-ergebnisse der Schweden, Australier und eines deutschen Implantats führten zu erhitzten und durchaus emotionalen Diskussionen. Hier ist implantatunabhängig die Zusammenführung aller Ergebnisse in ein Register notwendig, um zukünftig unabhängige Empfehlungen für diese Versorgungsmöglichkeit aussprechen zu können. Abschließend möchten wir dem Organisationsteam der ISPO für diesen fantastischen Kongress in einem beeindruckenden Land danken. Wir freuen uns schon auf die nächste Veranstaltung 2021 im mexikanischen Guadalajara.
Die Autoren: Merkur Alimusaj (Dipl.-Ing.), Leiter Technische Orthopädie am Universitätsklinikum Heidelberg – Zentrum für Orthopädie,Unfallchirurgie und Paraplegiologie
Dr. med. Jennifer Ernst, Ärztin Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der Universitätsmedizin Göttingen
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