Als „einen der führenden Biomechatronik-Forscher auf diesem Planeten“ wurde Michael Goldfarb von Dr. Urs Schneider, Abteilungsleiter Biomechatronische Systeme am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, angekündigt. Goldfarb präsentierte Prototypen semi-angetriebener Geräte – ein Knie, einen Knöchel – die aus seiner Forschungsgruppe hervorgegangen sind. Anhand von Messdaten zeigte er, „wie nur wenig Antrieb die Funktionalität der Prothesen verbessern“ könne. Zum Beispiel könne ein sehr kleiner Motor im Knie die Schwungkraft unterstützen, sodass weniger Kraft aufgewendet werden müsse. Er könne für flüssigeres Laufen sorgen und durch die Schwungunterstützung beim Stolpern Stürze vermeiden helfen. Der Motor gebe einen Impuls, direkt nachdem das Knie eine Störung erkannt habe. Auch bei Sprunggelenken lasse sich das Gehen auf unebenen Böden verbessern, dies hätten erste Erprobungen im Labor mit fünf Patienten ergeben.
Im Gegensatz zu vollangetriebenen (robotischen) Prothesen bieten semi-angetriebene Modelle eine unterstützende Bewegung – lassen dem Nutzer aber die Autonomie und damit die Entscheidung: „Die Nutzer wollen die Autonomie nicht mit den Gliedmaßen teilen“, betonte Goldfarb. Sie wollten die volle Kontrolle über ihre Bewegungen, über das, was die Prothese mache. Vorhersehbarkeit sei hier wichtig: „Das Verhalten des Hilfsmittels muss komplett vorhersehbar sein, der User muss die Entscheidung treffen, nicht das Hilfsmittel.“
Weitere Vorteile des semi-angetriebenen Konzepts: Die Prothesen steigern die Adaptivität, sind aber leichter und leiser als vollangetriebene Varianten. In den kommenden zehn Jahren, so Goldfarbs Prognose, werde man die kommerzielle Entwicklung solcher Hybridgeräte sehen, was die Gesundheit, Sicherheit und Lebensqualität verbessern werde. Noch befänden sich die Systeme in der Entwicklungsphase. Vom großen Interesse zeugten zahlreiche Fragen aus dem Auditorium.
Cathrin Günzel
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