Die drei Kongresspräsidenten Dr. med. Burkhard Lembeck, Univ.-Prof. Dr. med. Michael J. Raschke und Univ.-Prof. Dr. med. Dieter C. Wirtz hatten vorab die Losung „Vereinte Vielfalt“ ausgerufen und dementsprechend fand auch der „Tag der Technischen Orthopädie“ (TTO) wieder Einzug ins Kongressprogramm.
Relevante Versorgungsbereiche
Der Gemeinschaftsauftritt unter Beteiligung von BIV-OT, VTO, Initiative ´93 und DGIHV am 27. Oktober war bereits zum 9. Mal Teil der Veranstaltung. In insgesamt drei von der Confairmed organisierten und gut besuchten Sessions stellten die verantwortlichen Chairs und Referenten wertvollen interdisziplinären Input aus den Bereichen Osseointegration, Diabetischer Fuß und Prothesenauswahl nach Amputation vor. Prof. Dr. med. Bernhard Greitemann, Mit-Vorsitzender der beiden erstgenannten Themenblöcke, zog hinterher ein gemischtes Fazit: „Die Technische Orthopädie hat sich breit dargestellt. Über Amputationschirurgie bis hin zu Schuh- und Prothesenversorgung wurden relevante Versorgungsbereiche und neue Ansätze aufgegriffen. Wünschen würden wir uns einen stärkeren Einbezug in Sessions der anderen Sektionen im Sinne des Ansatzes: Was gibt es technisch-orthopädisch konservativ und postoperativ an Behandlungsmöglichkeiten?“ Ein weiterer kleiner Wermutstropfen am Rande: Der Saal des TTO gehörte nicht zu den ausgewählten Räumen, aus denen der DKOU während des Kongresses eine virtuelle Übertragung anbot. Dabei hätten die hochkarätigen Beiträge sicherlich auch eine digitale Bühne verdient gehabt.
Expertise vor Ort
„Die Vorträge am TTO machen deutlich, wie Digitalisierung in der Hilfsmittelbranche tatsächlich aussehen kann und welche wichtige Rolle die Expertise vor Ort auch heute noch spielt. Laien können nicht das leisten, wofür wir jahrelang ausgebildet werden. Darüber müssen wir auch am TTO sprechen“, unterstrich BIV-OT-Präsident Alf Reuter im Verlauf der Veranstaltung den nötigen Dialog von Handwerk und Ärzteschaft und verwies dabei gleichzeitig auf sein Unverständnis gegenüber fragwürdigen Engagements zur Online-Einlagenversorgung auf Rezept. Jürgen Stumpf, Co-Chair der TTO-Session zum Diabetischen Fuß, bestätigte: „Es ist internationaler Konsens, dass nur im interdisziplinären Team eine optimale Prävention und Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms erfolgen können. Fachgesellschaften und Verbände haben einheitliche Richtlinien für die orthopädieschuhtechnische Versorgung vorgegeben.“
Fokus Fachkräftemangel
Die Kongresspräsidenten des DKOU 2021 warnten zur Eröffnung davor, dass die Kliniklandschaft immer mehr kommerziellem Druck unterworfen werde und dies zu Lasten der Versorgungsqualität in Deutschland gehe. Ebenso fehle es – hier lässt sich eine Parallele zum Handwerk ausmachen – perspektivisch an gut ausgebildeten Fachkräften. Auch ein Wink in Richtung künftiger Bundesregierung, das Thema Bildung bei allen sonstigen „Brandherden“ nicht zu vernachlässigen. Fakt ist: Das Gesundheitssystem in Deutschland ächzt nicht nur unter der Bewältigung der Pandemie und den Herausforderungen der Finanzierung, sondern insbesondere bei der Ausbildung von Fachkräften in Technik, Pflege und Medizin.
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