„Die Ver­ant­wor­tung liegt beim Meister“

Als Vorsitzender des Bundesfachschule für Orthopädie-Technik (Bufa) e. V. und Mitglied im Vorstand des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik (BIV-OT) ist Lars Grun maßgeblich an der Etablierung und Weiterentwicklung von Versorgungsstandards im Handwerk beteiligt. Im Gespräch mit der Redaktion ordnet er u. a. das von der Studiengemeinschaft Orthopädie-Schuhtechnik geplante Curriculum zu sensomotorischen Fußorthesen (SMFO) für die Orthopädie-Technik ein.


OT: Herr Grun, die Ver­sor­gung mit sen­so­mo­to­ri­schen Fuß­or­the­sen (SMFO) ist Bestand­teil der Meis­ter­prü­fung in der Ortho­pä­die-Tech­nik. Wer kommt in der OT als Adres­sat des nun mit dem Cur­ri­cu­lum vor­ge­stell­ten Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bots in Frage?

Lars Grun: Wir sehen eine sol­ches Ange­bot tat­säch­lich weni­ger beim Meis­ter, son­dern eher als Fort­bil­dungs­mög­lich­keit für Gesel­len. Bei der Sen­so­mo­to­rik geht es um kom­ple­xes Know-how und umfas­sen­de Kennt­nis­se, da hier meist kom­ple­xe Indi­ka­tio­nen zu Grun­de lie­gen oder im Ver­sor­gungs­ver­lauf neue Optio­nen für einen Behand­lungs­er­folg gesucht wer­den. Grund­sätz­lich sehen wir, dass die Sen­so­mo­to­rik bei vie­len Pro­ble­men wirk­lich her­vor­ra­gen­de Ergeb­nis­se zeigt – aber man muss schon sehr genau wis­sen, wie man vor­geht und die­se Ver­ant­wor­tung für die Aus­wahl und den Ver­lauf der Ver­sor­gung liegt beim Meis­ter. Wir sehen den Fokus bei SMFO auf einer IQZ-zer­ti­fi­zier­ten fach­li­chen Fort­bil­dung um den Stand der Tech­nik umfas­send zu ver­mit­teln. Unse­re jüngst ver­ab­schie­de­te Fort­bil­dungs­ord­nung bie­tet den Betrie­ben ver­schie­de­ne Berei­che an, in denen jähr­lich fach­li­che Kennt­nis­se erwei­tert wer­den sol­len. Sen­so­mo­to­rik ist ein Bereich neben vie­len ande­ren. Das Cur­ri­cu­lum ist gut und ver­mit­telt hier fun­diert vie­le Kenntnisse.

OT: Die Stu­di­en­ge­mein­schaft Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik hat mit Unter­stüt­zung von Prof. Dr. med. Bern­hard Grei­temann das ange­spro­che­ne Cur­ri­cu­lum für SMFO erar­bei­tet. Inwie­weit ist die Bufa die prä­de­sti­nier­te Insti­tu­ti­on, um den Stan­dard in ihr Fort­bil­dungs­pro­gramm aufzunehmen?

Grun: Die Bufa hat den Stand der Tech­nik zum The­ma Sen­so­mo­to­rik über die letz­ten Jahr­zehn­te in ihrem Meis­ter­vor­be­rei­tungs­kurs fort­lau­fend aktua­li­siert. Sie zählt mit ihren Refe­ren­ten und didak­ti­schen Kon­zep­ten zu den bes­ten ­Adres­sen, was Fort- und Wei­ter­bil­dung anbe­langt. Auch das unab­hän­gi­ge IQZ ist ja an der Bufa ange­sie­delt und zer­ti­fi­ziert jähr­lich unzäh­li­ge Fort­bil­dun­gen. Ich gehe davon aus, dass auch eine sol­che Fort­bil­dung ger­ne an der Bufa ange­bo­ten wird.

OT: Mit der Ver­öf­fent­li­chung des „Qua­li­täts­stan­dards im Bereich Fuß und Schuh“ hat die Deut­sche Gesell­schaft für inter­pro­fes­sio­nel­le Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung e. V. (DGIHV) im Vor­jahr einen Mei­len­stein in der Ver­sor­gungs­qua­li­tät in der Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik gesetzt. Wel­chen Ein­fluss neh­men ent­spre­chen­de Stan­dards auf die anste­hen­de Fort­schrei­bung der PG 08 im HMV?

Grun: Grund­sätz­lich sind das zwei ver­schie­de­ne Paar Schu­he. Der BIV-OT hat sich bei der DGIHV dafür ein­ge­setzt, dass in der gesam­ten Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung Ver­sor­gungs­pfa­de ent­ste­hen. Das sind erst ein­mal Exper­ten­stan­dards – ange­lehnt an die Leit­li­ni­en der Ärz­te – die dar­le­gen, wie eine Ver­sor­gung nach Gold­stan­dard zu erfol­gen hat. Aus­gangs­punkt ist die Indi­ka­ti­on und dar­aus abge­lei­tet dann die bedarfs­ge­rech­te Aus­wahl einer tech­ni­schen Lösung. Die­ses Know-how fließt damit in die Aus‑, Fort- und Wei­ter­bil­dung ein, denn das in den Ver­sor­gungs­pfa­den dar­ge­leg­te Wis­sen muss gelehrt wer­den. Was ihren Ein­fluss auf die Fort­schrei­bung des HMV anbe­langt, ist die Ant­wort schon schwie­ri­ger. Allein­ver­ant­wort­lich für das HMV ist der GKV-Spit­zen­ver­band. Er muss sich bei der Erstel­lung aller­dings dar­an hal­ten, dass er im HMV den Stand der Tech­nik abbil­det. Inso­fern haben Ver­sor­gungs­pfa­de natür­lich ein Gewicht.

Die Fra­gen stell­te Micha­el Blatt.

 

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