Prof. Dr. Wolfram Mittelmeier ist Klinikdirektor der orthopädischen Klinik und Poliklinik in Rostock. Darüber hinaus ist er Facharzt für Orthopädie, spezielle Orthopädische Chirurgie, Kinderorthopädie und Facharzt für Orthopädie & Unfallchirurgie. 2014 hatte er die Präsidentschaft der OTWorld inne. Die Bundesfachschule für Orthopädie-Technik zeichnete ihn mit der Goldenen Ehrennadel aus. Seit September 2019 gehört Prof. Dr. Mittelmeier dem geschäftsführenden Vorstand der Deutschen Gesellschaft für interprofessionelle Hilfsmittelversorgung e. V. (DGIHV) als Vorsitzender an.
OT: Auf der OTWorld kommen die verschiedenen Professionen der Branche – persönlich – zusammen. Was bedeutet dieser intensive Austausch über vier Tage für die interprofessionelle Hilfsmittelversorgung?
Prof. Dr. Wolfram Mittelmeier: Hilfsmittelversorgung findet in der Regel interprofessionell, das heißt unter Einbindung verschiedener Berufsgruppen statt. Neuentwicklungen, berufspolitische Aktualitäten, Aus- und Weiterbildungsfragen und wissenschaftlich fundierte Qualitätssicherung lassen sich effizient in verschiedenen Sitzungen besprechen. Vertrauensbildung zwischen den beteiligten Interessensgruppen seitens Hersteller, Technik, Medizin, Patientenvertretungen und Politik ist ein wesentlicher, unverzichtbarer Inhalt dieser internationalen Tagung.
OT: Neben der Netzwerkpflege werden viele Neuheiten in Kongress und Messe vorgestellt. In welchem Versorgungsbereich erwarten Sie den größten Impuls von der diesjährigen Veranstaltung?
Mittelmeier: Technisierung und Digitalisierung werden voraussichtlich die stärksten Impulse abbilden können. Neben der Vernetzung der Akteure der Hilfsmittelversorgung, der digitalen Verordnung und der digitalen Qualitätssicherung wird sich eine zunehmende IT-gesteuerte Personalisierung der Hilfsmittel darstellen.
OT: 2020 gab es mit der OTWorld.connect eine rein digitale Veranstaltung. Nun wird eine persönliche Begegnung möglich sein, ein Teil der Inhalte wird allerdings digitalisiert und steht im Nachgang in einer Mediathek zur Verfügung. Erhöht das die Chancen auf einen erfolgreichen Wissenstransfer?
Mittelmeier: In einer Zeit des gesteigerten Energie-Bewusstseins lassen sich 2022 nun die Anreisen von Kurzzeitbesuchern reduzieren bei gleichzeitig hoher Internetpräsenz. Und gerade die nachhaltige Abbildung von wesentlichen Veranstaltungsthemen in einer Mediathek ergibt große Chancen auf eine Vervielfältigung des öffentlichen und fachlichen Interesses an Inhalten der Veranstaltung. Überschneidend veranstaltete Themen dieses kompakten Tagungsprogrammes können von Interessenten separat verfolgt und nachbetrachtet werden. Besonders die spezifischen medizinisch-wissenschaftlichen Themen zur Hilfsmittelanwendung können somit zur fundierten Fortbildung vieler junger Hilfsmittelanwender:innen dienen. Die wichtigen praktischen Aspekte der Messe-Ausstellung aber lassen sich für den Fachbesucher nur bedingt ohne reale Anwesenheit erleben. Ich gehe davon aus, dass sich diese Fachtagung und Messe 2022 zu einem großen öffentlichen Erfolg entwickeln werden.
Die Fragen stellte Heiko Cordes.
Eine Gesamtübersicht aller Kurzinterviews zur OTWorld 2022 finden Sie hier.
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