Der Vorstandsvorsitzende der DGIHV, Prof. Dr. med. Wolfram Mittelmeier, zog im Anschluss ein zufriedenes Fazit: „Die Fachtagung über das Videoportal brachte die wesentlichen Akteure in der Hilfsmittelversorgung in beeindruckender Weise zusammen. Praktiker und Wissenschaftler stellen sich verstärkt der Herausforderung einer weiter verbesserten, qualitätsorientierten Hilfsmittelversorgung.“
Den Beginn der Veranstaltung bestritt Dr. Jürgen Malzahn, Leiter der Abteilung Stationäre Versorgung, Rehabilitation, Geschäftsführungseinheit Versorgung des AOK-Bundesverbandes. Er widmete sich der Fragestellung „Register als Instrument der Leistungsfähigkeit von Dokumentation — von Hilfsmitteln – sinnvoll / realisierbar?“ in seinem Vortrag „Endoprothesenregister: Hürden in der Aufbauphase, Möglichkeiten und Grenzen“ und referierte über den erforderlichen hohen Aufwand der Entwicklung des umfassenden Medizinprodukt-Registers für Endoprothesen in Deutschland (EPRD). Registererfahrungen sollen als Vorbild für weiterführende Qualitätsprüfungen an Hilfsmitteln dienen. Im Anschluss widmete sich Dr. Tanja Kostuj, Chefärztin des Orthopädisch-Traumatologischen Zentrums (OTZ) am St. Marien-Hospital Hamm, dem Problemfeld Aufwand und Nutzen eines Registers am Beispiel von Sprunggelenks-Endoprothesen.
Einen anderen Kontext nahm im weiteren Verlauf der Fachtagung Nico Stephan, Fachanwalt und Geschäftsführer der Innung für Orthopädie-Technik in Sachsen und Thüringen, an und stellte zur Diskussion, ob interdisziplinäre Sprechstunden in der Hilfsmittelversorgung nicht nur noch sinnvoll, sondern auch rechtskonform sind. Zur Sprache kamen u. a. die Wahlfreiheit der Patienten, aktuelle Antikorruptionsregelungen und die Rolle klinikeigener Hilfsmittelanbieter ein. Fazit: Unter Wahrung der Wahlfreiheit des Patienten und der Datenschutzregeln bliebe die interdisziplinäre Sprechstunde bei individuellen Hilfsmitteln unverzichtbar.
Zum Ende der Tagung präsentierten die verschiedenen Versorgungs-Sektionen der DGIHV die Arbeitsentwicklungen der letzten Monate und Jahre. So werden derzeit z. B. Behandlungspfade mit Hilfsmitteln unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Daten erarbeitet. „Ziel ist ein umfassendes digitales Nachschlagewerk für alle Beteiligten, d. h. für Techniker, Mediziner, Kostenträger und unseren Nachwuchs in allen Bereichen der Hilfsmittelversorgung“, führte Prof. Dr. Mittelmeier diesbezüglich aus.
Vor allem in der Sektion Prothetische Versorgung habe durch die Erarbeitung der Versorgungspfade, die als Kompendium im Verlag Orthopädie-Technik erschienen sind, bereits eine systematische Verbesserung der Hilfsmittelversorgung erreicht werden können. Sowohl in Bezug auf eine Berücksichtigung im Hilfsmittelverzeichnis (HMV) als auch in der alltäglichen Praxis. In den Sektionen Orthetik und Fuß & Schuh befinden sich derzeit entsprechende Versorgungspfade in der Entwicklung. Parallel entwickelt die Arbeitsgruppe Medical Device Regulation (MDR) im Dialog mit dem Bundesgesundheitsministerium und europäischen Nachbarverbänden hilfreiche Umsetzungshilfen für die Branche. Die Sektion Forschung plant, noch 2020 eine öffentliche Datenbank zu launchen, in der internationale Forschungsinstitute ihre Studienprojekte vorstellen. Darüber hinaus wurde der Projektstart einer Literaturdatenbank für klinische Studien vorgestellt, in der zukünftig Studien zur Wirksamkeit von Hilfsmitteln kritisch bewertet und öffentlich verfügbar gemacht werden.
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