Im Rahmen des europäischen Hilfsprojektes „Ukrainian SCI Relief“ hat die Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland (FGQ) gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen in der Nähe der polnisch-ukrainischen Grenze in Cyców bei Chelm eine Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung aufgebaut. „Die Stimmung war gut, obwohl die Menschen Schlimmes erlebt haben“, berichtet Kevin Schultes, Vorsitzender des Vorstandes, vom Einsatz Mitte April. „Viele haben sich gefangen und konnten bereits neue Perspektiven entdecken.“ Mehr als 60 Menschen mit Behinderung sowie deren Angehörige wurden seit Start der Hilfsaktion erstversorgt und vorübergehend auf Unterkünfte verteilt – die Suche nach einer dauerhaften (barrierefreien) Unterbringung geht weiter.
Mehr als 100.000 Euro sind bislang durch den Aufruf von Automobile Sodermanns Reha-Mobilitätszentrum-NRW zusammengekommen. Mit dem Geld organisiert und unterstützt das Unternehmen, das auf den behindertengerechten Umbau von Fahrzeugen spezialisiert ist, Hilfsmitteltransporte und Evakuierungsfahrten und hilft den geflüchteten Menschen auch nach der Ankunft in Deutschland. Zwei Ford Transits wurden dafür gekauft und behindertengerecht umgebaut. Fünf Fahrten sind bereits erfolgt, weitere in Planung. Besonders gefragt: Liegendtransporte. „Es erreichen uns immer mehr Anfragen“, berichtet Ralf Sontag, verantwortlich für Marketing, Presse und Öffentlichkeitsarbeit.
Auch für Marion Koch war schnell klar: Wir müssen handeln. „Ich habe nicht lange nachgedacht. Als Angehörige eines Menschen mit einer Querschnittlähmung verbindet uns das gleiche Schicksal“, sagt Koch, Mutter von Schauspieler und Autor Samuel Koch, der seit seinem Unfall 2010 gelähmt ist und im Rollstuhl sitzt. Gemeinsam mit dem „Perspektivforum Behinderung der Europäischen Evangelischen Allianz“ organisierte der Verein „Samuel Koch und Freunde“ Ende Februar den ersten Hilfskonvoi. Weitere folgten. Insgesamt haben die rund 30 Helfer:innen um die 300 Menschen aus der Ukraine nach Deutschland gebracht, die seitdem in Häusern in Schwäbisch Gmünd sowie in Bamlach in Bad Bellingen untergebracht wurden sowie in die Niederlande und die Schweiz weiterreisten. „Man braucht einen langen Atem. Wir versuchen trotz viel Bürokratie alles zu wuppen“, berichtet Koch. Denn die Überführung ist das eine, das Ankommen, Leben und die Versorgung in Deutschland das andere. „Viele sitzen nicht richtig im Rollstuhl, es gibt keine Physiotherapie und Medikamente fehlen auch.“
Die Meyra Group, Rollstuhlhersteller und Lieferant von Rehabilitationsmitteln, hat Hilfsmaßnahmen mit Tochtergesellschaften und Partnern in die Wege geleitet und so unter anderem 140 Rollstühle in die Ukraine geliefert. Mit einer Spende in Höhe von 50.000 Euro unterstützt das Optica Abrechnungszentrum Dr. Güldener GmbH gemeinsam mit seinen Schwesterunternehmen der Dr. Güldener Gruppe das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe, ein Zusammenschluss der Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und Unicef Deutschland. „Der verheerende Krieg in der Ukraine macht uns sehr betroffen“, teilt die Optica-Geschäftsführung mit. „Wir hoffen, dass wir mit unserer Spende einen kleinen Teil zur Milderung der Kriegsfolgen für die Betroffenen beitragen können.“
Pia Engelbrecht
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