Die von der Firma Juzo ausgerichtete Veranstaltung stand unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. med. Anett Reißhauer, Leiterin des Arbeitsbereichs Physikalische Medizin und Rehabilitation an der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Unter der Überschrift „Lymphödeme in Bewegung“ reichte die Themenbandbreite der Expertenvorträge von der Anatomie und Diagnostik der Lymphknoten über Möglichkeiten und Grenzen der Entstauungstherapie bis hin zur Bedeutung von Bewegung und Kompression beim Lymphödem. Auf großes Interesse stießen die beiden Vorträge von Dr. med. Sören Sörensen und Dr. med. Tobias Bertsch, die Mythen rund um das Thema Lymphologie in Frage stellten.
Mit dem Mythos aufräumen, dass Patienten mit Herzinsuffizienz nicht mit Kompression behandelt werden können, wollte Dr. med. Sören Sörensen, Oberarzt am Krankenhaus Mainburg. Er sprach sich in seinem Beitrag gegen die Leitlinie aus, die eine akute kardinale Dekompensation als absolute Kontraindikation zur Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) sehe. In Fällen, bei denen Belastbarkeit gleichbleibend bestehe, der Puls < 110/min. und die Atemnot nur bei hoher Belastung auftrete, könne aus seiner Sicht trotz der Diagnose einer Herzinsuffizienz eine Entstauungstherapie durchgeführt werden.
„Lipödem: Mythos und Fakten – ein Update“, so überschrieb Dr. med. Tobias Bertsch, Leitender Oberarzt an der Földi Klinik, Fachklinik für Lymphologie, Europäisches Zentrum für Lymphologie im Schwarzwald, seinen Vortrag. Er forderte die Teilnehmer auf, nicht alles ungefragt zu übernehmen, was von Experten oder Studien zum Lipödem kommuniziert werde. Beim Lipödem handele es sich um kein echtes Ödem mit Flüssigkeitseinlagerung, daher bringe die Manuelle Lymphdrainage keine nachweisbaren Erfolge. Es bestehe auch keine Evidenz für die Aussage, dass Lipödem dick mache.
„88 Prozent der Lipödempatientinnen haben zwar eine Adipositas als Begleiterkrankung, diese besteht jedoch zumeist schon vor der diagnostizierten Lipödemerkrankung“, erklärte Dr. Bertsch. Sie sei zusammen mit psychischen Faktoren auch verantwortlich für die Druckschmerzempfindlichkeit. „Trotz Aufnahme in die Leitlinie gibt es außerdem keine Evidenz, dass das Lipödem durch eine Liposuktion heilbar ist“, so der Mediziner. Für die Therapie des Lipödems empfehle das Europäische Lipödem Forum: Physio- / Bewegungstherapie, Kompressionstherapie, psychosoziale Therapie, Gewichtsmanagement, Selbstmanagement und nur in Einzelfällen operative Therapie wie Liposuktion oder bariatrische Operation.
Ergänzend zu den Vorträgen konnten die Teilnehmer unter drei Praxisseminaren zu besonderen klinischen Fällen, der Kompressionstherapie als besondere Herausforderung bei Genitallymphödemen und Komorbiditäten sowie den Möglichkeiten der Bewegungstherapie in der Praxis wählen.
Das 9. Berliner Lymphologische Symposium findet am 24. April 2020 statt.
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