Der Familienbetrieb mit 93 Mitarbeitern, zwölf Sanitätshäusern sowie mehreren Klinik-Stützpunkten in Leipzig und Umgebung setzt dabei auf Eigenproduktionen. Social-Media-Beauftragte Anika Taut produziert mit ihrem Team die Inhalte, wobei der Schwerpunkt auf dem Facebook-Auftritt liegt. Im Interview berichtet sie, warum das Unternehmen auf Facebook-Stellenanzeigen nicht mehr verzichten will und wie sie die Resonanz der Veröffentlichungen prüft.
OT: Warum hat sich das Sanitätshaus Wolf für Facebook und Instagram als Social-Media-Kanäle entschieden?
Anika Taut: Wir konzentrieren uns zurzeit vor allem auf Facebook, weil wir unsere Zielgruppe dort am ehesten antreffen. Die 30- bis 60-Jährigen sind inzwischen häufig in dem Netzwerk unterwegs – und damit etliche Vertreter der jetzigen und der kommenden Generation unserer Sanitätshauskunden. Allerdings wollen wir uns über Instagram genauso bei jungen Leuten ins Gespräch bringen, bei den unter 20-Jährigen und potenziellen Kunden der Zukunft.
OT: Welche Ziele wollen Sie erreichen?
Taut: Sanitätshäuser haben in der Öffentlichkeit nach wie vor ein etwas angestaubtes Image. Wir möchten zeigen, dass wir eine moderne Firma sind, die zum Beispiel auch für Sportler und Fitnessbewusste viel zu bieten hat. Vor allem die Jüngeren wollen wir mit unserem Facebook-Auftritt für uns gewinnen, sodass sie unsere Läden künftig bewusster wahrnehmen und einen Anlaufpunkt haben, wenn Hilfsmittel benötigt werden. Nicht zuletzt nutzen wir die sozialen Medien zur Fachkräftesuche.
OT: Wie organisieren Sie die Betreuung der Kanäle?
Taut: Zu unserem dreiköpfigen Team gehören neben mir ein Orthopädie-Mechaniker aus der Werkstatt sowie ein Vertreter der Leitungsebene. Wir treffen uns wöchentlich zur Redaktionskonferenz, um aktuelle Entwicklungen im Blick zu haben. Wir machen das alle nicht Vollzeit. Unsere Mitarbeiter wissen über die Redaktions-Meetings Bescheid und geben Tipps. Fotos und Videos machen wir selber mit dem Smartphone – das kommt authentischer rüber.
OT: Wie oft werden neue Beiträge gepostet?
Taut: Mindestens zwei Mal pro Woche auf Facebook, meistens schaffen wir wöchentlich aber drei Postings. Auf Instagram setzen wir dabei ausschließlich auf Videos oder besondere Fotos, deshalb sind es dort etwas weniger Veröffentlichungen. Einmal täglich – meist morgens – beantworte ich Kommentare.
OT: Welche Inhalte werden publiziert?
Taut: Wir veröffentlichen Produktneuheiten, schauen für unser Publikum hinter die Kulissen des Betriebs oder informieren über Veranstaltungen. Gern rücken wir die Arbeit unserer Auszubildenden in den Mittelpunkt und berichten über deren Alltag. Derzeit haben wir vier Azubis in der Werkstatt und zwei in der Verwaltung. Zudem posten wir häufig Stellenausschreibungen. Auf Patientenstorys verzichten wir aus Datenschutzgründen.
OT: Wie sorgen Sie für Reichweite der Beiträge?
Taut: Bislang haben wir auf bezahlte Werbung verzichtet, da wir erst einmal testen, was bei den Nutzern ankommt. Vieles läuft über unser Netzwerk und persönliche Beziehungen: Unsere Mitarbeiter, Kunden, Partnerfirmen und ‑kliniken teilen und liken, da kommt schon einiges an Reichweite zusammen. Auf jeder Rechnung informieren wir darüber, dass man uns auf Facebook und Instagram findet. Wenn wir neue Flyer drucken, wird dies ebenfalls nicht vergessen.
OT: Wie kontrollieren Sie den Erfolg der Veröffentlichungen?
Taut: Wir analysieren sehr genau, welcher Inhalt wie oft geteilt wird, wie viele Likes ein Video oder ein Bild erhält. Dafür nutzen wir das Analysetool Insights, das Facebook den Betreibern von Unternehmensseiten kostenfrei zur Verfügung stellt. Ein tolles Werkzeug, weil man sofort übersichtliche Auswertungen bekommt. Für die Seite und jeden einzelnen Beitrag wirft Insights sehr detaillierte Daten aus, sodass wir genau beobachten und vergleichen können, welche Inhalte häufig genutzt und geteilt werden, wer Likes vergibt, wer uns abonniert etc. Das ist sehr hilfreich. Übrigens hat jeder aus der Redaktion den Facebook-Business-Manager auf dem Smartphone – da sind wir immer „up-to-date“.
OT: Welche Inhalte kommen besonders gut an?
Taut: Stellenausschreibungen laufen mit Abstand am besten. Etliche Bewerbungen haben wir aufgrund der Facebook-Werbung erhalten. Auch Insights zeigt, dass diese Postings intensiv gelesen werden. Darauf möchte ich nicht mehr verzichten.
OT: Was ist darüber hinaus gefragt?
Taut: Berichte aus den Werkstätten ziehen viel Publikum an – Videos, in denen gehämmert wird, oder Aufnahmen an der Schleifmaschine. Die Leute interessiert es, wie Hilfsmittel entstehen, was an Technik und Handarbeit nötig ist. Neue Produkte erzeugen viel Feedback, wenn sie sich auf aktuelle Ereignisse beziehen. So haben wir zum Wave-Gotik-Treffen in Leipzig (internationales Musik- und Kulturfestival der alternativen und „schwarzen Szene“, d. Red.) eine Korsage in schwarz-rotem Design präsentiert, die zum „Grufti“-Look passte. Dabei geht es nicht vordergründig um den Verkauf, sondern um die Positionierung bei potenziellen Kunden, die sich bei Bedarf an uns erinnern. Des Weiteren werden Veranstaltungen von den Facebook-Besuchern aufmerksam registriert. So erreichten uns etliche telefonische Nachfragen für eine Aktionswoche, die wir zunächst nur über diesen Kanal promotet hatten.
OT: Zeigen Ihre Analysen besonders günstige Veröffentlichungs-Zeiten für Postings?
Taut: Interessanterweise vormittags. Das muss aber nicht allgemeingültig sein.
OT: Ihr Fazit: Lohnt sich ein Social-Media-Engagement für Sanitätshäuser und Orthopädie-Technik-Betriebe?
Taut: Auf jeden Fall. Sicher ist es schwierig, dies in Verkäufen bzw. Umsätzen zu belegen. Doch ohne Social Media wird man in Zukunft nur noch schwer Aufmerksamkeit erzeugen können. Die junge Generation wächst mit diesen Medien auf. Schon heute gehen viele an unseren Läden vorbei und wissen nicht, was ein Sanitätshaus eigentlich ist. Social Media ist eine vergleichsweise günstige Möglichkeit, unsere Angebote in die Köpfe zu bringen. Wir merken, dass die Aufmerksamkeit stetig wächst. Immer häufiger werden wir mit einem „Gefällt mir“ belohnt.
OT: Was planen Sie in Zukunft in den sozialen Medien?
Taut: Wir möchten Aktionen durchführen, zum Beispiel Produkte des Monats bewerben, spezielle Rabatte anbieten. Dabei wollen wir noch stärker auf die 20- bis 30-Jährigen eingehen, unter anderem mit Tipps und Zubehör für Freizeitsportler.
Das Interview führte Cathrin Günzel.
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