„Best Prac­ti­ce“: Stän­di­ge Resonanzanalyse

Testlauf bestanden: Im Herbst 2018 startete die Orthopädie- und Reha-Technik Wolf GmbH & Co. KG in die Social-Media-Welt. Das Leipziger Sanitätshaus meldete sich bei Facebook und Instagram an und hat diesen Schritt nicht bereut.

Der Fami­li­en­be­trieb mit 93 Mit­ar­bei­tern, zwölf Sani­täts­häu­sern sowie meh­re­ren Kli­nik-Stütz­punk­ten in Leip­zig und Umge­bung setzt dabei auf Eigen­pro­duk­tio­nen. Social-Media-Beauf­trag­te Anika Taut pro­du­ziert mit ihrem Team die Inhal­te, wobei der Schwer­punkt auf dem Face­book-Auf­tritt liegt. Im Inter­view berich­tet sie, war­um das Unter­neh­men auf Face­book-Stel­len­an­zei­gen nicht mehr ver­zich­ten will und wie sie die Reso­nanz der Ver­öf­fent­li­chun­gen prüft.

OT: War­um hat sich das Sani­täts­haus Wolf für Face­book und Insta­gram als Social-Media-Kanä­le entschieden?

Anika Taut: Wir kon­zen­trie­ren uns zur­zeit vor allem auf Face­book, weil wir unse­re Ziel­grup­pe dort am ehes­ten antref­fen. Die 30- bis 60-Jäh­ri­gen sind inzwi­schen häu­fig in dem Netz­werk unter­wegs – und damit etli­che Ver­tre­ter der jet­zi­gen und der kom­men­den Gene­ra­ti­on unse­rer Sani­täts­haus­kun­den. Aller­dings wol­len wir uns über Insta­gram genau­so bei jun­gen Leu­ten ins Gespräch brin­gen, bei den unter 20-Jäh­ri­gen und poten­zi­el­len Kun­den der Zukunft.

OT: Wel­che Zie­le wol­len Sie erreichen?

Taut: Sani­täts­häu­ser haben in der Öffent­lich­keit nach wie vor ein etwas ange­staub­tes Image. Wir möch­ten zei­gen, dass wir eine moder­ne Fir­ma sind, die zum Bei­spiel auch für Sport­ler und Fit­ness­be­wuss­te viel zu bie­ten hat. Vor allem die Jün­ge­ren wol­len wir mit unse­rem Face­book-Auf­tritt für uns gewin­nen, sodass sie unse­re Läden künf­tig bewuss­ter wahr­neh­men und einen Anlauf­punkt haben, wenn Hilfs­mit­tel benö­tigt wer­den. Nicht zuletzt nut­zen wir die sozia­len Medi­en zur Fachkräftesuche.

OT: Wie orga­ni­sie­ren Sie die Betreu­ung der Kanäle?

Taut: Zu unse­rem drei­köp­fi­gen Team gehö­ren neben mir ein Ortho­pä­die-Mecha­ni­ker aus der Werk­statt sowie ein Ver­tre­ter der Lei­tungs­ebe­ne. Wir tref­fen uns wöchent­lich zur Redak­ti­ons­kon­fe­renz, um aktu­el­le Ent­wick­lun­gen im Blick zu haben. Wir machen das alle nicht Voll­zeit. Unse­re Mit­ar­bei­ter wis­sen über die Redak­ti­ons-Mee­tings Bescheid und geben Tipps. Fotos und Vide­os machen wir sel­ber mit dem Smart­phone – das kommt authen­ti­scher rüber.

OT: Wie oft wer­den neue Bei­trä­ge gepostet?

Taut: Min­des­tens zwei Mal pro Woche auf Face­book, meis­tens schaf­fen wir wöchent­lich aber drei Pos­tings. Auf Insta­gram set­zen wir dabei aus­schließ­lich auf Vide­os oder beson­de­re Fotos, des­halb sind es dort etwas weni­ger Ver­öf­fent­li­chun­gen. Ein­mal täg­lich – meist mor­gens – beant­wor­te ich Kommentare.

OT: Wel­che Inhal­te wer­den publiziert?

Taut: Wir ver­öf­fent­li­chen Pro­dukt­neu­hei­ten, schau­en für unser Publi­kum hin­ter die Kulis­sen des Betriebs oder infor­mie­ren über Ver­an­stal­tun­gen. Gern rücken wir die Arbeit unse­rer Aus­zu­bil­den­den in den Mit­tel­punkt und berich­ten über deren All­tag. Der­zeit haben wir vier Azu­bis in der Werk­statt und zwei in der Ver­wal­tung. Zudem pos­ten wir häu­fig Stel­len­aus­schrei­bun­gen. Auf Pati­en­ten­sto­rys ver­zich­ten wir aus Datenschutzgründen.

OT: Wie sor­gen Sie für Reich­wei­te der Beiträge?

Taut: Bis­lang haben wir auf bezahl­te Wer­bung ver­zich­tet, da wir erst ein­mal tes­ten, was bei den Nut­zern ankommt. Vie­les läuft über unser Netz­werk und per­sön­li­che Bezie­hun­gen: Unse­re Mit­ar­bei­ter, Kun­den, Part­ner­fir­men und ‑kli­ni­ken tei­len und liken, da kommt schon eini­ges an Reich­wei­te zusam­men. Auf jeder Rech­nung infor­mie­ren wir dar­über, dass man uns auf Face­book und Insta­gram fin­det. Wenn wir neue Fly­er dru­cken, wird dies eben­falls nicht vergessen.

OT: Wie kon­trol­lie­ren Sie den Erfolg der Veröffentlichungen?

Taut: Wir ana­ly­sie­ren sehr genau, wel­cher Inhalt wie oft geteilt wird, wie vie­le Likes ein Video oder ein Bild erhält. Dafür nut­zen wir das Ana­ly­se­tool Insights, das Face­book den Betrei­bern von Unter­neh­mens­sei­ten kos­ten­frei zur Ver­fü­gung stellt. Ein tol­les Werk­zeug, weil man sofort über­sicht­li­che Aus­wer­tun­gen bekommt. Für die Sei­te und jeden ein­zel­nen Bei­trag wirft Insights sehr detail­lier­te Daten aus, sodass wir genau beob­ach­ten und ver­glei­chen kön­nen, wel­che Inhal­te häu­fig genutzt und geteilt wer­den, wer Likes ver­gibt, wer uns abon­niert etc. Das ist sehr hilf­reich. Übri­gens hat jeder aus der Redak­ti­on den Face­book-Busi­ness-Mana­ger auf dem Smart­phone – da sind wir immer „up-to-date“.

OT: Wel­che Inhal­te kom­men beson­ders gut an?

Taut: Stel­len­aus­schrei­bun­gen lau­fen mit Abstand am bes­ten. Etli­che Bewer­bun­gen haben wir auf­grund der Face­book-Wer­bung erhal­ten. Auch Insights zeigt, dass die­se Pos­tings inten­siv gele­sen wer­den. Dar­auf möch­te ich nicht mehr verzichten.

OT: Was ist dar­über hin­aus gefragt?

Taut: Berich­te aus den Werk­stät­ten zie­hen viel Publi­kum an – Vide­os, in denen gehäm­mert wird, oder Auf­nah­men an der Schleif­ma­schi­ne. Die Leu­te inter­es­siert es, wie Hilfs­mit­tel ent­ste­hen, was an Tech­nik und Hand­ar­beit nötig ist. Neue Pro­duk­te erzeu­gen viel Feed­back, wenn sie sich auf aktu­el­le Ereig­nis­se bezie­hen. So haben wir zum Wave-Gotik-Tref­fen in Leip­zig (inter­na­tio­na­les Musik- und Kul­tur­fes­ti­val der alter­na­ti­ven und „schwar­zen Sze­ne“, d. Red.) eine Kor­sa­ge in schwarz-rotem Design prä­sen­tiert, die zum „Grufti“-Look pass­te. Dabei geht es nicht vor­der­grün­dig um den Ver­kauf, son­dern um die Posi­tio­nie­rung bei poten­zi­el­len Kun­den, die sich bei Bedarf an uns erin­nern. Des Wei­te­ren wer­den Ver­an­stal­tun­gen von den Face­book-Besu­chern auf­merk­sam regis­triert. So erreich­ten uns etli­che tele­fo­ni­sche Nach­fra­gen für eine Akti­ons­wo­che, die wir zunächst nur über die­sen Kanal pro­mo­tet hatten.

OT: Zei­gen Ihre Ana­ly­sen beson­ders güns­ti­ge Ver­öf­fent­li­chungs-Zei­ten für Postings?

Taut: Inter­es­san­ter­wei­se vor­mit­tags. Das muss aber nicht all­ge­mein­gül­tig sein.

OT: Ihr Fazit: Lohnt sich ein Social-Media-Enga­ge­ment für Sani­täts­häu­ser und Orthopädie-Technik-Betriebe?

Taut: Auf jeden Fall. Sicher ist es schwie­rig, dies in Ver­käu­fen bzw. Umsät­zen zu bele­gen. Doch ohne Social Media wird man in Zukunft nur noch schwer Auf­merk­sam­keit erzeu­gen kön­nen. Die jun­ge Gene­ra­ti­on wächst mit die­sen Medi­en auf. Schon heu­te gehen vie­le an unse­ren Läden vor­bei und wis­sen nicht, was ein Sani­täts­haus eigent­lich ist. Social Media ist eine ver­gleichs­wei­se güns­ti­ge Mög­lich­keit, unse­re Ange­bo­te in die Köp­fe zu brin­gen. Wir mer­ken, dass die Auf­merk­sam­keit ste­tig wächst. Immer häu­fi­ger wer­den wir mit einem „Gefällt mir“ belohnt.

OT: Was pla­nen Sie in Zukunft in den sozia­len Medien?

Taut: Wir möch­ten Aktio­nen durch­füh­ren, zum Bei­spiel Pro­duk­te des Monats bewer­ben, spe­zi­el­le Rabat­te anbie­ten. Dabei wol­len wir noch stär­ker auf die 20- bis 30-Jäh­ri­gen ein­ge­hen, unter ande­rem mit Tipps und Zube­hör für Freizeitsportler.

Das Inter­view führ­te Cath­rin Günzel.

Michael Blatt
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