Um die 20 Menschen aus der Ukraine hat der Betrieb mit Filiale in Freiburg im Breisgau bislang versorgt, auch aktuell sind Patient:innen in Behandlung. „Während des ersten halben Jahres waren der Status und damit die Frage, wer die Kosten übernimmt, noch ungeklärt“, berichtet Huser. Die Kommunikation mit dem anfangs zuständigen Sozialamt sei schwierig gewesen und schleppend verlaufen, da auch das Amt dem nicht gewachsen war. „Für einen Patienten wurde ein Stehgerät genehmigt, aber keine Orthese. Das ergab manchmal keinen Sinn“, nennt er ein Beispiel. Auch Nachfragen bei behandelnden Ärzt:innen kosteten Zeit, da teils unterschiedliche Verordnungen vorlagen.
Helfen „wollen“, heißt nicht immer helfen „können“ – das Team versuchte zu versorgen, wo es ging, sah aufgrund der ungeklärten Kostenübernahme aber häufig seine Hände gebunden, musste Betroffene abweisen oder bis zur Klärung des Status vertrösten. Einige Hilfsmittel, wie ein zuvor zum Verleih genutzter Buggy, wurden verschenkt. Auch Zeit spendete Huser und stellte bei Bedarf vorhandene, teilweise von Hilfsorganisationen gestiftete Rollstühle passend ein. Dankbar ist er für die Unterstützung von privaten Initiativen und Vereinen. „Auch die guten Kontakte zu unseren Lieferanten halfen, das eine oder andere Hilfsmittel kostengünstiger zu bekommen. Die Firma Permobil hat beispielsweise kostenlos Sitzkissen geliefert.“
Die Versorgungen, mit denen die Menschen aus der Ukraine ins Sanitätshaus kamen, entsprachen oft nicht dem, was Huser und sein Team in Deutschland als Standard kennen. Er denkt an eine Patientin mit Spinaler Muskelatrophie zurück, die aufgrund ihrer Fehlhaltung und nicht vorhandener Sitzschale mit ihrer kontrakten rechten Hand den Joystick auf der linken Seite nur erreichen konnte, indem sie sich noch mehr in die Fehlhaltung zwängte – für sie Gewohnheit, für Huser ein ungewohnter Anblick. „So würden Techniker in Deutschland niemals versorgen. Die Steuerung wandert zu den Patienten und nicht andersherum. Gegebenenfalls gibt es Sondersteuerungen.“ Eine weitere Erfahrung, die er gemacht hat: Aktivrollstuhlversorgung von Kindern findet in der Ukraine kaum statt. Stattdessen kamen Mädchen und Jungen beispielsweise mit Spina bifida im Buggy zu ihm. „Gehören Aktivrollstühle dort nicht zur Versorgung? Oder wollen die Eltern keinen Rolli? Trauen sie ihrem Kind die Benutzung nicht zu? Das kommt ja auch in Deutschland vor“, stellt Huser mögliche Gründe in den Raum und fragt sich in dem Zusammenhang auch: „Wie war und ist das Gesundheitssystem grundsätzlich in der Ukraine aufgestellt – auch vor dem Krieg?“ Denn letztendlich ist das, was er im Sanitätshaus sieht, nur ein kleiner Ausschnitt.
Was dank des digitalen Zeitalters von Beginn an wenig Probleme bereitet, ist die Kommunikation mit den Geflüchteten. „Google Translator macht es möglich“, sagt Huser. „Manchmal ist das holprig, aber es funktioniert.“
Pia Engelbrecht
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