Was die App leistet, steckt bereits im Namen: Kid steht für Kommunikation, Interaktion und Dokumentation. „Manche Sanitätshäuser haben bereits Apps, aber lediglich zur reinen Information. Die Aktivität fehlt“, berichtet Meier. Diese Lücke soll „Sani Kid“ schließen. Mit der Anwendung können Termine koordiniert sowie durch Push-Benachrichtigungen Erinnerungen für anstehende Folgeversorgungen verschickt werden. Einsehbar sind Details zu den verwendeten Produkten, inklusive Gebrauchsanweisung, Hygienevorschriften und Pflegeanleitung – laut Meier wird so auch die Einhaltung der EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) sichergestellt. „Sanitätshäuser sind dazu verpflichtet, die Kunden aktiv und nachweislich über die Produkte zu informieren“, betont sie. Auch darüberhinausgehende Informationen können durch „Sani Kid“ gestreut werden: Trägt jemand beispielsweise orthopädische Schuhe, könne auf weitere Versorgungen wie Badeschuhe oder solche für weitere sportliche Aktivitäten aufmerksam gemacht werden. Ein späteres Update sieht vor, ebenfalls auf Veranstaltungen wie Workshops oder Modenschauen sowie Rabattaktionen hinweisen zu können. „Wir wollen die Kunden nicht erschlagen, wir wollen sie informieren, sie abholen und einbetten in ihr Sanitätshaus“, betont Behre und weist dabei auch auf das Design der App hin. Beim Öffnen der Anwendung sehen die Nutzer:innen nicht „Sani Kid“, sondern das Sanitätshaus, von dem sie versorgt werden, mit allgemeinen Angaben zur Filiale wie Öffnungszeiten und Kontaktdaten – und das im vertrauten hausinternen Design.
Haben Kund:innen akute Probleme, können sie von der Videochatfunktion Gebrauch machen. Ein Ersatz für einen Besuch vor Ort soll das nicht sein, sondern die Möglichkeit geben, das Problem schnell zu erkennen sowie gut vorbereitet und passend ausgestattet zu den Kund:innen zu fahren. „Die Techniker berichten häufig, dass sie das Problem gerne vorher schon gesehen hätten. Denn manchmal können die Kunden es nicht gut beschreiben“, sagt Meier. Sie ist überzeugt, dass sich das Anspruchsdenken der Patient:innen – besonders mit Blick auf die Digitalisierung – im Laufe der vergangenen Jahre stark verändert hat. „Unsere Branche verpennt das ein bisschen“, findet sie. Mit geringem Zeitaufwand sowie möglichst schnell und effizient mit dem Smartphone sollen die Dinge ohne große Einstiegshürden erledigt werden können – das gehöre nicht nur bei jungen Kund:innen zum Alltag. Serienbriefe per Post verschicken? Für Meier längst überholt. Künftig könnte auch das E‑Rezept Einzug in „Sani Kid“ erhalten. „Die App ist DSGVO-konform“, verweist Behre in diesem Zusammenhang auf die Sicherheit der sensiblen, digitalisierten Gesundheitsdaten der Patient:innen.
Anfang Mai starten die beiden Betriebe, Orthopädie-Technik-Service aktiv GmbH und Sanitätshaus C. W. Hoffmeister, in die Testphase, um mögliche „Kinderkrankheiten“ zu erkennen und zu beseitigen. Im Sommer 2022 soll „Sani Kid“ dann im App-Store zur Verfügung stehen. Betriebe, die die Anwendung nutzen wollen, müssen eine Nutzungsgebühr zahlen. „Wir gehen von einer kostenfreien Weitergabe an die Kunden aus. Letztendlich bleibt das aber den Sanitätshäusern überlassen“, berichtet Meier. Und wie können diese mitmachen? „Die Sanitätshäuser müssen nur eins machen: an uns herantreten“, sagt sie. „Die Daten sind bereits alle in der Branchensoftware hinterlegt. Durch die Schnittstelle gelangen sie dann automatisch in die App.“
Pia Engelbrecht
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