„Menschen zu helfen, ist mir wichtig“, erklärt sein Urenkel Martin Kemper im Gespräch mit der OT-Redaktion. „Ich lebe insbesondere für die Kinder mit skoliotischen Fehlhaltungen.“ Das Thema Skoliose wurde dem Orthopädie-Technik-Meister und Betriebswirt, der seit 1989 gemeinsam mit seiner Schwester, der Bandagistin und Einzelhandelskauffrau Andrea Kemper-Gawel, das Sanitätshaus führt, in die Wiege gelegt.
Frühstücksgast und Lehrmeister: Dr. Jacques Chêneau
Schließlich saß nicht selten am Frühstückstisch Jacques Chêneau, der Erfinder des gleichnamigen Korsetts für Skoliose-Patienten. Der französische Arzt war ein enger Freund von Martins Vater Heinz-Günther Kemper. Auch dieser war Orthopädie-Technik-Meister und leitete gemeinsam mit seiner Frau Marianne von 1966 bis 1988 die Geschicke der Firma. Jacques Chêneau und Heinz-Günther Kemper schrieben zusammen das erste Buch in deutscher Sprache über das Chêneau-Korsett, nachdem die Orthese 1978 von dem Arzt auf dem Markt eingeführt worden war. Chêneau gehörte zu Martin Kempers Lehrmeistern. Von ihm und seinem Vater, zu dessen Schwerpunkten die Skolioseversorgung zählte, ließ er sich für das Thema begeistern.
Doch die Versorgung von Skoliose-Patienten ist nicht der einzige Schwerpunkt der Firma. Parallel bietet das Unternehmen mit seinen 36 Mitarbeitern die ganze Bandbreite eines klassischen Sanitätshauses an. Hierzu gehören Ödembehandlungen mit Kompressionsstrümpfen, Beratung und Versorgung rund um die Themen Brustprothetik sowie Stoma- und Inkontinenz, die Herstellung und Anpassung von Einlagen, Bandagen, Orthesen und Prothesen sowie ein Care-Team für die Homecare-Versorgung von Menschen in ihrem häuslichen Umfeld.
Gesundheit im Fokus des Jubiläums
Diese Bandbreite spiegelte sich auch Ende Mai wider: Vom 20. bis zum 24. Mai beging das Sanitätshaus sein Jubiläum mit einer Gesundheitswoche mit Aktionen, Vorträgen und Informationen zu den Themen Osteoporose und Ernährung, Fußgesundheit, Stomaversorgung und Brustgesundheit sowie ihrer Teilnahme an der bundesweiten Aktion „Menschen bewegen“ der Leistungsgemeinschaft Sanitätshaus Aktuell.
Nach dem Jubiläum ist vor dem Jubiläum
Im Sanitätshaus Appelrath Kemper steht bereits die fünfte Familiengeneration in den Startlöchern: Martin Kempers Sohn Lukas hat gerade seine Ausbildung zum Orthopädie-Techniker absolviert. Als nächsten Schritt plant er die Teilnahme an einem Meisterlehrgang an der Bundesfachschule für Orthopädie-Technik (BUFA) und setzt damit die Tradition seines Vaters und Großvaters fort, die beide ebenfalls an der BUFA ihre Meisterprüfung abgelegt hatten.
Patent und meisterlich: Die Frauen im Hause
In der Familie Appelrath Kemper engagierten sich auch die Frauen des Hauses stark für die Branche. Martin Kempers Großmutter, Katharina Kemper, geborene Appelrath, gilt als die erste Frau Deutschlands mit einem Meistertitel in der Bandagistik. Im Jahr 1900 geboren, legte sie in den 20er-Jahren ihre Meisterprüfung ab und führte die Geschäfte des Hauses gemeinsam mit ihrem Bruder Peter in den Jahren 1935 bis 1966. Bereits Katharinas Mutter und Martins Urgroßmutter Anna beteiligte sich aktiv an der Firma. Im Jahr 1912 erhielt sie eine Patent-Urkunde für ihre Korsett-Leibbinde.
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