Vom All­tags­ziel zum Behandlungsweg

Vom 6. bis zum 9. Februar fand der erste gemeinsame Kongress der Fördergemeinschaft Rehakind e. V. und des Kongresses „Focus Cerebralparese“ statt.

Knapp 1.300 Teil­neh­mer und 150 Refe­ren­ten aus allen für die Ver­sor­gung von Men­schen mit Zere­bral­pa­re­se rele­van­ten medi­zi­ni­schen Fach­dis­zi­pli­nen sowie Ortho­pä­die- und Reha-Tech­ni­ker, The­ra­peu­ten und Betrof­fe­ne tausch­ten sich vier Tage lang in Fürs­ten­feld­bruck bei Mün­chen unter der Über­schrift „Leben mit CP“ aus.

Der Kon­gress stand unter der Lei­tung der bei­den Kon­gress­prä­si­den­ten Prof. Dr. med. Flo­ri­an Hei­nen, Direk­tor des Inte­grier­ten Sozi­al­päd­ia­tri­schen Zen­trums im Dr. von Hau­ner­schen Kin­der­spi­tal des Kli­ni­kums der Uni­ver­si­tät Mün­chen, und Prof. Dr. med. Wal­ter Strobl, Grün­der und Lei­ter des Wie­ner Zen­trums für Kin­der- und Neu­ro­or­tho­pä­die „Motio“. „Die Zeit ist reif für ein sol­ches inter­dis­zi­pli­nä­res For­mat – mit Focus CP und Reha­kind wächst zusam­men, was zusam­men­ge­hört“, erklär­te Strobl anläss­lich der Kon­gress­eröff­nung. Sein Kol­le­ge Hei­nen bekräf­tig­te den Leit­ge­dan­ken des Kon­gres­ses in sei­ner Eröff­nungs­re­de: „Wenn es einem Kind nicht gut geht, müs­sen alle Dis­zi­pli­nen von Ärz­ten über The­ra­peu­ten und Tech­ni­ker zusam­men­ar­bei­ten und helfen.“

Ent­spre­chend inter­dis­zi­pli­när und pati­en­ten­zen­triert war das Pro­gramm ange­legt: Für das medi­zi­nisch-wis­sen­schaft­li­che Fach­pro­gramm zeich­ne­ten die Gesell­schaft für Neu­ro­päd­ia­trie, die Ver­ei­ni­gung für Kin­der­or­tho­pä­die sowie die Deut­sche Gesell­schaft für Sozi­al­päd­ia­trie und Jugend­me­di­zin ver­ant­wort­lich. Das The­men­spek­trum reich­te dabei vom Schmerz bei Zere­bral­pa­re­se über Lang­zeit-Über­wa­chungs­tech­ni­ken der Hüf­te zur Ver­mei­dung von Kom­pli­ka­tio­nen bis hin zu neu­en Tech­ni­ken wie 3D-Gang­ana­ly­sen oder dem Ein­satz von Vir­tu­al Rea­li­ty bei der The­ra­pie. Die För­der­ge­mein­schaft Reha­kind steu­er­te Ver­an­stal­tun­gen zu Ver­sor­gungs­kon­zep­ten, psy­cho­so­zia­len Aspek­ten und all­tags­re­le­van­ten The­men wie Teil­ha­be, Sport und Schu­le bei.

Der Kon­gress rück­te vor allem die Fra­ge in den Vor­der­grund, wel­che Behand­lungs­we­ge sich aus den All­tags­zie­len der Erkrank­ten und ihrer Ange­hö­ri­gen erge­ben. Chris­tia­na Hen­ne­mann von Reha­kind erklär­te in die­sem Zusam­men­hang: „Nicht jede funk­tio­nel­le Ver­sor­gung ent­spricht den Bedürf­nis­sen der Pati­en­ten, daher ist es uns ein Anlie­gen, dass Pati­en­ten ihre All­tags­zie­le for­mu­lie­ren und die­se in der kon­ser­va­ti­ven und ope­ra­ti­ven Ortho­pä­die ent­spre­chend berück­sich­tigt werden.“

In zwei For­ma­ten fand die­ser beson­de­re Aus­tausch auf Augen­hö­he zwi­schen Fami­li­en und Ver­sor­gungs­exper­ten statt: In inter­dis­zi­pli­nä­ren Sprech­stun­den mit Ärz­ten, The­ra­peu­ten und Tech­ni­kern infor­mier­ten sich Betrof­fe­ne und ihre Ange­hö­ri­gen einer­seits über Ver­sor­gungs­ideen und tes­te­ten sie teils in der beglei­ten­den Fach­aus­stel­lung vor Ort. Ande­rer­seits konn­ten auch die mit Behin­der­ten oder chro­nisch kran­ken jun­gen Men­schen Arbei­ten­den von den Fami­li­en ler­nen. So tra­ten in meh­re­ren Ver­an­stal­tun­gen Fami­li­en und Exper­ten gemein­sam auf die Büh­ne, um über die all­täg­li­chen Bedürf­nis­se der Betrof­fe­nen und die gewünsch­ten Behand­lungs­we­ge zu sprechen.

„Die über­wäl­ti­gend posi­ti­ve Rück­mel­dung der Kon­gress­be­su­cher bestärkt uns dar­in, mit die­sem Kon­zept auf dem rich­ti­gen Weg zu sein. Die­je­ni­gen, die das Kind lebens­lang im All­tag beglei­ten, müs­sen wir ermu­ti­gen, sich zukünf­tig noch mehr bei die­sem Kon­gress ein­zu­brin­gen“, for­der­te Chris­tia­na Hen­ne­mann und ver­mit­tel­te einen Aus­blick auf kom­men­de Reha­kind-Ver­an­stal­tun­gen: „Das Kon­gress­for­mat bleibt span­nend: Ver­schie­de­ne Ärz­te­ge­sell­schaf­ten, aber auch The­ra­peu­ten­ver­bän­de und ein regio­na­ler Kin­der­ge­sund­heits­kon­gress den­ken über Koope­ra­tio­nen mit Reha­kind für 2021 nach.“ Dann fin­det im Febru­ar der nächs­te Kon­gress der För­der­ge­mein­schaft in Dort­mund statt.

Michael Blatt
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