Knapp 1.300 Teilnehmer und 150 Referenten aus allen für die Versorgung von Menschen mit Zerebralparese relevanten medizinischen Fachdisziplinen sowie Orthopädie- und Reha-Techniker, Therapeuten und Betroffene tauschten sich vier Tage lang in Fürstenfeldbruck bei München unter der Überschrift „Leben mit CP“ aus.
Der Kongress stand unter der Leitung der beiden Kongresspräsidenten Prof. Dr. med. Florian Heinen, Direktor des Integrierten Sozialpädiatrischen Zentrums im Dr. von Haunerschen Kinderspital des Klinikums der Universität München, und Prof. Dr. med. Walter Strobl, Gründer und Leiter des Wiener Zentrums für Kinder- und Neuroorthopädie „Motio“. „Die Zeit ist reif für ein solches interdisziplinäres Format – mit Focus CP und Rehakind wächst zusammen, was zusammengehört“, erklärte Strobl anlässlich der Kongresseröffnung. Sein Kollege Heinen bekräftigte den Leitgedanken des Kongresses in seiner Eröffnungsrede: „Wenn es einem Kind nicht gut geht, müssen alle Disziplinen von Ärzten über Therapeuten und Techniker zusammenarbeiten und helfen.“
Entsprechend interdisziplinär und patientenzentriert war das Programm angelegt: Für das medizinisch-wissenschaftliche Fachprogramm zeichneten die Gesellschaft für Neuropädiatrie, die Vereinigung für Kinderorthopädie sowie die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin verantwortlich. Das Themenspektrum reichte dabei vom Schmerz bei Zerebralparese über Langzeit-Überwachungstechniken der Hüfte zur Vermeidung von Komplikationen bis hin zu neuen Techniken wie 3D-Ganganalysen oder dem Einsatz von Virtual Reality bei der Therapie. Die Fördergemeinschaft Rehakind steuerte Veranstaltungen zu Versorgungskonzepten, psychosozialen Aspekten und alltagsrelevanten Themen wie Teilhabe, Sport und Schule bei.
Der Kongress rückte vor allem die Frage in den Vordergrund, welche Behandlungswege sich aus den Alltagszielen der Erkrankten und ihrer Angehörigen ergeben. Christiana Hennemann von Rehakind erklärte in diesem Zusammenhang: „Nicht jede funktionelle Versorgung entspricht den Bedürfnissen der Patienten, daher ist es uns ein Anliegen, dass Patienten ihre Alltagsziele formulieren und diese in der konservativen und operativen Orthopädie entsprechend berücksichtigt werden.“
In zwei Formaten fand dieser besondere Austausch auf Augenhöhe zwischen Familien und Versorgungsexperten statt: In interdisziplinären Sprechstunden mit Ärzten, Therapeuten und Technikern informierten sich Betroffene und ihre Angehörigen einerseits über Versorgungsideen und testeten sie teils in der begleitenden Fachausstellung vor Ort. Andererseits konnten auch die mit Behinderten oder chronisch kranken jungen Menschen Arbeitenden von den Familien lernen. So traten in mehreren Veranstaltungen Familien und Experten gemeinsam auf die Bühne, um über die alltäglichen Bedürfnisse der Betroffenen und die gewünschten Behandlungswege zu sprechen.
„Die überwältigend positive Rückmeldung der Kongressbesucher bestärkt uns darin, mit diesem Konzept auf dem richtigen Weg zu sein. Diejenigen, die das Kind lebenslang im Alltag begleiten, müssen wir ermutigen, sich zukünftig noch mehr bei diesem Kongress einzubringen“, forderte Christiana Hennemann und vermittelte einen Ausblick auf kommende Rehakind-Veranstaltungen: „Das Kongressformat bleibt spannend: Verschiedene Ärztegesellschaften, aber auch Therapeutenverbände und ein regionaler Kindergesundheitskongress denken über Kooperationen mit Rehakind für 2021 nach.“ Dann findet im Februar der nächste Kongress der Fördergemeinschaft in Dortmund statt.
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