„Die OTWorld ist eine große Familie“ heißt es gerne in Vorab-Interviews, oder offiziellen Statements. Aber es stimmt tatsächlich! Geplante Verabredungen sind das eine, aber es reicht aus, sich wahlweise zwischen Kongresssaal oder Messehalle 1 bis 5 zu bewegen und es ergeben sich immer wieder spontane Gesprächssituationen. Einerseits, begleitet von herzlichen Begrüßungen mit bekannten Gesichtern, aber in dem Zuge auch mit neuen spannenden Bekanntschaften. Hier liegt der große Schatz von vier Tagen OTWorld.
Die Themen sind super vielschichtig. Die nächsten technologischen Durchbrüche in der Prothetik, die digitale Prozesskette in der Orthetik und die kommende Herausforderung „E‑Verordnung“ für die OT-Betriebe. Dass hier nicht nur an der Oberfläche gefachsimpelt wird, geben sowohl die Aussteller als Feedback der Sorte „hohe Gesprächsqualität“ zurück, als auch ein Blick in die Kongress preis. Die Keynotes füllen den Saal 1, in den Workshops sitzen die Besucher mangels freier Plätze wahlweise auf dem Boden oder stehen – kein Scherz – dichtgedrängt an den Wänden und im speziellen Programm für Sanitätshausfachangestellte wurden nach dem ersten Veranstaltungstag weitere Sitzreihen organisiert. Natürlich gibt es auch kritische Töne. An den Hallenrändern war zum Messestart zunächst noch verhaltener Zulauf, der erst am Dienstagnachmittag spürbar anzog. Nicht alle Kongressbeiträge finden die fachliche Zustimmung des Expertenpublikums. Dann wird auch Augenhöhe diskutiert, oder ab und an auch spontan der Kongresssaal gewechselt. Beim Wandeln zwischen den Hallen fühlt es sich an, wie in „Zwischenwänden“, die Augen blinzeln, ob des Sonnenlichts und wenn sie sich wieder erholt haben, erblicken sie sogleich das nächste bekannte Gesicht für einen spontanen Small-Talk.
Als am Mittwoch gegen 20 Uhr nach 11 Stunden OTWorld die Standpartys der Hersteller ihr Ende fanden, war es ein irritierender Moment, aus der Glashalle hinaus den Weg zum Hotel einzuschlagen. Irgendwas war anders, irgendwas fehlte. Ein Moment der Ruhe trat ein. Der Kopf atmete einmal tief aus. Dann meldete sich grummelnd der Magen. Stimmt, für Essen war bis dato wirklich keine Zeit gewesen. Die OTWorld geht noch bis einschließlich Freitag weiter, sie wird nachhallen und Neues hervorbringen.
Michael Blatt
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