Die mehr als 1.400 Teilnehmenden bekamen in den Präsentationen der 179 Referent:innen Einblicke in den medizinischen Fortschritt, aktuelle Studien, innovative Entwicklungen und verbesserte Techniken und tauschten sich über neue Erkenntnisse und Erfahrungen aus.
Chronischen Wunden auf der Spur
Chronische Wunden können viele Ursachen haben, z. B. Diabetes mellitus oder eine Immunerkrankung. Aber egal ob eine dermatologische, arterielle oder venöse Erkrankung, eine arterielle Verschlusskrankheit (AVK), Verbrennungswunden oder posttraumatische Wunden vorliegen: Entscheidend ist, so betonten viele Referent:innen, dass über die Diagnose chronischer Wunden und der angepassten Lokaltherapie hinaus eine weiterführende Diagnostik folgen müsse, in der die Ursache der für die Wunde zugrunde liegenden Erkrankung festgestellt wird, um nachfolgend die richtige und erfolgversprechende Therapie einzuleiten. Das untermauert die Erkenntnis, dass insbesondere der interdisziplinäre Austausch aller beteiligten Berufsgruppen z. B. in Wundzentren o. Ä. der entscheidende Faktor für den Erfolg einer Wundversorgung ist.
Die Vorstellung der neuen Empfehlungen und vorgesehenen Änderungen der S3-Leitlinie zur Lokaltherapie chronischer Wunden war ein weiterer Schwerpunkt. Obwohl der Überarbeitungsprozess bei Kongressbeginn noch nicht abgeschlossen war, bekamen die Teilnehmenden in der Diskussion viele wichtige Impulse für ihre Arbeit. Prof. Storck betonte, dass die neue Leitlinie nicht nur mehr Sicherheit bei der Auswahl der Wundauflagen gibt, sondern auch die erforderliche hochwertige Ausbildung und Weiterbildung einfordert.
Materialinnovationen, Dokumentation und Diskussionen
Interessiert zeigten sich die Teilnehmer:innen auch bei den hochwirksamen Innovationen in der Wundtherapie wie die sogenannten Biologicals. Die Vorteile beispielsweise der Fischhautmatrix, medizinisch aufbereitete Fischhaut vom Kabeljau, wurden in einer europäischen randomisierten klinischen Studie vorgestellt. Auch „biodegradable matrices“ auf Seidenbasis wurden diskutiert, die nach der Zulassung als Medizinprodukte in der klinischen Praxis Anwendung finden sollen. Mit Prof. Dr. Ewa Klara Stürmer, Hamburg, hatte der Kongress ferner die deutschlandweit führende Expertin im Bereich der translationalen Wundtherapie zu Gast, die zu einem weiteren besonderen Tagungsschwerpunkt referierte – den Kampf gegen Wund-Biofilme, den Stürmer als „Herausforderung des Jahrzehnts“ bezeichnete. In diesem Zusammenhang wurden neu entwickelte Kombinationsprodukte vorgestellt. Auch in der Dokumentation der Wundtherapie ist die Digitalisierung auf dem Vormarsch. Gegenstand lebhafter Diskussionen waren die elektronischen Wunddokumentationssysteme für alle an der Wundtherapie Beteiligten. Neben den neuen Möglichkeiten wurden aber auch die großen Schwierigkeiten, eine einheitliche Digitalisierung in der Wundtherapie auf den Weg zu bringen, angesprochen. Einer der Höhepunkte des Kongresses war die interprofessionelle Round-Table-Diskussion zum brisanten Thema „Gesetzliche Grundlagen zum Wirkungsnachweis von innovativen Wundauflagen“. Die Umsetzbarkeit dieser Verordnung und ihre Bedeutung für die zukünftige Wundversorgung wurden in einer hochkarätigen Expertenrunde aus verschiedenen Perspektiven problematisiert. In der Diskussion zeichneten sich erste Schritte für ein gemeinsames Vorgehen ab.
Der 5. Nürnberger Wundkongress findet vom 1. bis 2. Dezember 2022 statt. Prof. Dr. Ewa Klara Stürmer hat dann die Kongresspräsidentschaft inne.
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