Dass dies in der Außenwahrnehmung trotz der großen Rolle, die Medizinprodukte in der Coronakrise spielen, noch nicht angekommen ist, bemängelt BVMed-Vorstandsvorsitzender Lugan: „In Politik und Öffentlichkeit erhalten wir nicht die dementsprechende Wertschätzung.“
Ein komplett einheitlicher Trend in der Branche ließ sich nicht ermitteln, da die Medizintechnikbranche so divers aufgestellt ist. Aber gerade zu der Hochphase des Runterfahrens des öffentlichen Lebens haben die Betriebe mit Auftrags- und Umsatzrückgängen zu kämpfen gehabt. Dies sorgte nicht nur für einen wirtschaftlichen Schaden, sondern führte auch zu gesundheitlichen Verschlechterungen von Patientinnen und Patienten. Als Beispiel nannte Lugan die Behandlung des diabetischen Fußes. Viele Patientinnen und Patienten würden auf Grund der Coronakrise zögern zum Arzt zu gehen und dadurch ihre Situation signifikant verschlechtern.
„Wenn Corona einen positiven Effekt hatte, dann, dass nun klar ist, dass die Medizintechnikprodukte unverzichtbar sind“, so Lugan. Er formulierte daraus einige Forderungen, beispielsweise, dass es Verbesserungen bei den regulatorischen Rahmenbedingungen geben muss. Vor-Ort-Audits sollten durch virtuelle Fernaudits ergänzt werden, um vermeidbare Kontakte auszuschließen. Außerdem sollte die Krise dazu genutzt werden den Bürokratieabbau voranzutreiben. Digitalisierung und bessere Datennutzung könnten dabei helfen. Vor allem die bereits erfolgten Erleichterungen, die sich als wirksam erwiesen haben, sollten auch in Zukunft fortgeführt werden. Dazu gehören auch telemedizinische Lösungen sowie flexiblere Lösungen bei der Verordnung von Hilfs- und Verbandsmitteln.
Digitale Bestandsplattform versorgungskritischer Medizinprodukte
Eine zentrale Forderung des BVMed ist es, eine „nationale Reserve“ an Medizinprodukten anzulegen. Damit ist ausdrücklich nicht gemeint, dass eine bestimmte Anzahl an Produkten an einem zentralen Ort eingelagert wird, sondern dank einer dynamischen und digitalen Bestandsplattform ermittelt werden kann, wenn die Produktion bzw. der Bestand der versorgungskritischen Produkte einen Mindestwert unterschreitet. Dazu sei nötig, zunächst einmal zu definieren, was versorgungskritisch sei und in diesem Zuge die außereuropäische Abhängigkeit von Medizintechnikproduzenten zu vermeiden.
Herbstumfrage: Umsätze gehen zurück
118 BVMed-Mitgliedsunternehmen haben sich an der diesjährigen Herbstumfrage beteiligt: Die Umsatzerwartungen für 2020 werden dabei mit einem durchschnittlichen Rückgang von 4,9 Prozent beziffert. Im Vorjahr war es zum selben Zeitpunkt noch ein Plus von 3,3 Prozent. Der Absturz betrifft vor allem kleinere und mittlere Unternehmen.
70 Prozent der befragten Unternehmen leiden vor allem unter den lockdownbedingten Ausfällen von Operationen und deren Nachsorge. 57 Prozent nennen die Einschränkungen der Kundenkontakte für den Außendienst als negativen Faktor. Knapp die Hälfte hat unter ausbleibenden Arztbesuchen und dem damit verbundenen Rückgang von Verordnungen zu leiden.
Personell trotzen die Unternehmen größtenteils der Krise. Acht von zehn Unternehmen halten oder steigern ihre Mitarbeiterzahl. Dabei nutzen 38 Prozent die Möglichkeit der Kurzarbeit, um keine Stellen abbauen zu müssen.
Heiko Cordes
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