Seit knapp zwei Jahren sammeln wir datenschutzkonform die E‑Mail-Adressen unserer Kunden und betreuen sie mit zum Hilfsmittel passenden Videos voll automatisiert weiter. Diese mittlerweile 5.000 Kundenkontakte sind einer der wichtigsten Vermögenswerte unserer Firma und ein riesiger Vorsprung zu Mitbewerbern. „Start with the customer and work backwards”, pflegt Jeff Bezos, Gründer vom E‑Commerce-Riesen Amazon, zu sagen. Was haben die großen Tech-Unternehmen Amazon, Apple, Netflix und Google gemeinsam? Es ist die bedingungslose Kundenorientierung und das Nutzererlebnis, das um ihre Produkte konstruiert wurde. Sie funktionieren einfach und intuitiv. Dafür nutzen die großen amerikanischen Tech-Unternehmen in erster Linie Daten. „Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts.“ Diese Aussage hat man in den letzten Jahren nun schon häufig gehört. Und, auch wenn es ein bisschen beängstigend ist: Unsere Spuren im Internet machen schon heute unser Leben besser. Nicht nur, dass einem die den eigenen Geschmack entsprechenden Filme und Serien bei Netflix angezeigt werden, bei Amazon Produkte, die zum vorherigen Kauf passen, Google Maps über einen Fingertip die Navigation nach Hause startet oder Apple Music eine Playlist zusammenstellt, in der ein Song besser ist als der nächste. Gerade in der Corona-Krise werden Daten genutzt, um Infektionswege zu analysieren und Menschenleben zu retten. Amazon ist mittlerweile in der Lage, zu 90%iger Wahrscheinlichkeit vorauszusagen, welche Produkte die Gesellschaft in bestimmten Regionen in den nächsten drei Monaten konsumiert. Dieses Wissen nutzt Amazon, zur Optimierung seiner Logistikzentren. So werden Lieferungen noch am selben Tag („Same Day Delivery“) oder innerhalb von zwölf Stunden möglich. Das steigert die Kundenzufriedenheit und vor allem die Kundenbindung der Amazon-Kunden enorm. Auch im stationären Geschäft der Gesundheitsbranche kann man diese Mechanismen und Daten bereits heute
nutzen. In unseren Augen ist der Nachkauf von passenden Folgeprodukten oder Hilfsmittel-Nachbestellungen in unserem Bereich sogar noch leichter vorherzusagen als beim „Allesverkäufer“ Amazon. Denn unsere Kunden haben meist nur einen orthopädischen Problembereich, der sie über Jahre hinweg begleitet. Alternative Versorgungsmöglichkeiten speziell für dieses Problem (z.B. ständige Fußoder Knieschmerzen) sind für unsere Kunden dankbare
Informationen, die wir ihnen nicht vorenthalten sollten. Die Digitalisierung bietet uns die Chance, unsere Kunden rundum zu betreuen und dabei sogar Arbeitskraft zu sparen. Mit einem durchdachten System, das einmal aufgesetzt werden muss und dann immer wieder abgespielt wird, begeistern wir unsere Kunden über das Erwartete hinaus, gewinnen ihre Loyalität und machen sie zu unseren Markenbotschaftern. Wir – Orthopädieschuhtechnik und Sanitätshaus Kriwat – haben ein solches System zur digitalen Kundenbetreuung aufgebaut. Mit der „digitalen Kundenbindung“ haben wir nach knapp zwei Jahren über 5.000 E‑Mail-Adressen unserer Kunden und deren Versorgung gesammelt. Diese Daten können wir nun datenschutzkonform für Werbemaßnahmen nutzen, was sich als wichtiger Wettbewerbsvorteil (gerade in Krisenzeiten) erwiesen hat.
Zu wenig Zeit für eine ausführliche Beratung
Im Gesundheitswesen bieten sich uns so viele Chancen, den Kunden mit seinem Problem zu begleiten. Doch leider bleibt im Sanitätshaus-Alltag aufgrund von Stress und Personalmangel am Ende einfach zu wenig Zeit für diesen zusätzlichen Service. Ein Beispiel: Es kommt jemand mit einer Sprunggelenksdistorsion
in das Geschäft und hat ein Rezept für eine Orthese. Wir versorgen die Orthese und der Kunde ist wieder weg. Dabei sollte man bei einer Sprunggelenksdistorsion unbedingt auch einen Kompressionsstrumpf tragen, damit die Flüssigkeit im geschwollenen Gelenk besser abtransportiert wird und der Patient schneller schmerzfrei wird. Außerdem könnte der Patient nach sechs Wochen erinnert werden, nun mit einem Balance-Pad seine Sprunggelenksstabilität zu trainieren. Dafür müsste er sich nur ein solches „Wackelkissen“ neben das Waschbecken im Badezimmer legen und sich jeden Morgen beim Zähneputzen drei Minuten draufstellen, um die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Distorsion oder Folgeverletzungen deutlich zu reduzieren. Wird eine Kniebandage versorgt, macht es ferner Sinn, über orthopädische Einlagen zu informieren oder bei einer Versorgung mit Kompressionsstrümpfen die teilweise genialen Funktionsweisen heutiger Anziehhilfen zu erklären. Doch leider bleibt für diese Beratung und den Verkauf des passenden Folgeprodukts keine Zeit. Aus diesem Grund haben wir die Nachbetreuung digitalisiert, um sicherzustellen, dass jeder Kunde unseres Sanitätshauses diese Informationen erhält und umfassend beraten wird.
So funktioniert eine digitale Nachbetreuung
Zu jedem Versorgungsbereich wurden zusätzliche Angebote geschaffen, die zum einen das jeweilige orthopädische Problem sowie das versorgte Hilfsmittel näher erklären und zum anderen Trainingsvorschläge geben. Diese Informationen sind verpackt in Videos und aufeinander folgende E‑Mails. Die zusätzlichen, nur für Kunden zugänglichen Angebote sind der Fuß-Trainer (nach einer Einlagenversorgung), der Sprunggelenks-Trainer (bei einer Sprunggelenksdistorsion), der Knie-Trainer (bei Knieschmerzen), der Rücken-Trainer (bei Rückenschmerzen), der Kompressions- (bei der Versorgung mit Kompressionsstrümpfen) und Warm-Up- Guide (für Sportler nach einer Laufanalyse).Wird ein Patient mit orthopädischen Einlagen versorgt, so wird ihm beim Maßnehmen der kostenlose „Kriwat- Fuß-Trainer“ angeboten. Auf einem Anmeldebogen muss die E‑Mail-Adresse und zur Bestätigung der Datenschutzhinweise eine Unterschrift hinterlassen werden. Nach der Eintragung der E‑Mail in das System der digitalen Kundenbindung beginnt die automatisierte Betreuung. Bereits nach dem Verlassen des Sanitätshauses erhält der Patient einen exklusiven Zugang zur Videoplattform. Dort können sich Informations- und Trainingsvideos zum Fuß
angesehen werden. Sind die Einlagen fertiggestellt, erhält der Kunde eine Abholerinnerung per E‑Mail, in der auch Öffnungszeiten vermerkt sind und über einen Link die Google-Maps-Navigation zur Filiale gestartet werden kann. Zuvorkommend, einfach, intuitiv – wie bei den große Tech-Unternehmen. In den folgenden Wochen nach der Versorgung schickt unser System der digitalen Kundenbindung dem Kunden in vordefinierten Zeiträumen automatisch E‑Mails, die nähere Informationen zu seiner Diagnose beinhalten. So haben wir beim Fuß-Trainer E‑Mails zu den Themen Vorfußschmerzen, Hallux valgus, Fersensporn/Plantarfasziitis und Knick-/Plattfüßen vorbereitet. In den E‑Mails werden dem Patienten die Ursache seiner Beschwerden erklärt. Wir legen ihm nahe, wie er durch das Tragen der Einlagen und dem Einsatz von zusätzlichen Trainingsgeräten, wie einer kleinen Faszienrolle, Gummibändern oder einem
Großzehen-Trainer, Schmerzen in Zukunft vermeiden kann. Ist ein Online-Shop vorhanden, können diese „Serviceprodukte“, wie wir sie nennen, verknüpft werden, sodass sich der Patient diese direkt online bestellen kann. Die E‑Mails dienen so als Verbindung zwischen Offlineund Online-Shop und sorgen für ein vollkommenes Kundenerlebnis. Andererseits wird der Patient die angebotenen Trainingsgeräte im Sanitätshaus beim nächsten Besuch bewusst wahrnehmen und ohne Verkaufsgespräch ein Trainingsgerät kaufen. Das Beratungsgespräch fand ja bereits in der E‑Mail statt. Für erfolgreiches Cross-Selling kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an Der entscheidende Vorteil einer digitalen Nachbetreuung ist der Faktor Zeit. Einer Neu-Kundin für Kompressionsstrümpfe ist im Beratungsgespräch vor Ort noch nicht bewusst, welchen enormen Vorteil ihr Anziehhilfen bieten, da das Problem des Anziehens noch nicht akut aufgetreten
ist. Erhält sie jedoch nach einer Woche eine passendeE-Mail inklusive eines Videos, das diese Problematik aufbereitet, so ist ein Kauf einer solchen Anziehhilfe deutlich wahrscheinlicher. Ebenso verhält es sich mit der Nachbestellung von orthopädischen Einlagen. Vor der Einführung unseres digitalen Nachbetreuungs-Systems haben wir zu jeder Einlagenversorgung einen Rabatt-Flyer (mit einer Gültigkeit von drei Monaten) für die Nachbestellung eines zweiten Paares beigelegt. Doch dieser Flyer landet häufig zusammen mit der Umverpackung direkt im Müll. Das Bedürfnis, ein weiteres Paar Einlagen zu kaufen, ist zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht da. Anders sieht es nach zwei Monaten aus. Zu diesem Zeitpunkt hat sich der Patient an den Komfort der Einlagen in seinen Alltagsschuhen gewöhnt. Hier entsteht das Bedürfnis, die Einlagen auch in anderen Schuhen tragen zu können, um sie nicht ständig von Schuh zu Schuh wechseln zu müssen, oder auch Einlagen für die Sportschuhe zu besitzen. 2,5 Monate nach der Versorgung erhalten alle unsere Einlagen-Kunden durch das System der digitalen Kundenbindung automatisch per E‑Mail einen 30%-Gutschein für eine Einlagennachbestellung. Dieser Gutschein kann bequem über ein Online-Formular eingelöst werden. Der Kunde muss nicht erneut zum Maßnehmen in die Filiale kommen, was auch im Geschäft viel Zeit spart. Alle diese Kundennachbetreuungsprogramme wurden einmal unter höchstem strategischen Augenmerk erstellt. Ganz nach dem Motto „Set it and forget it“ müssen diese
Programme nun nur noch abgespielt werden, bzw. die EMail- Adressen eingegeben werden und der Kunde durchläuft die passende Nachbetreuungs-E-Mail-Serie.
Digitale Kundenkontakte — das Ass im Ärmel für Werbemaßnahmen
Klar, E‑Mail-Newsletter sind verpönt. Keiner mag sie, weil es sich häufig um irrelevante Werbung handelt. Doch, ob man’s glaubt oder nicht, eine E‑Mail-Newsletter-Kampagne funktioniert immer noch hervorragend und ist auch im Jahr 2020 stets die effektivste Werbeform überhaupt. Dies können wir durch unser System der digitalen Kundenbindung nun auch im großen Stil nutzen und das Werbebudget klassischer Werbeformen einsparen. Denn nachdem unsere Kunden die vordefinierten (aber individuell auf die Diagnose abgestimmten) Nachbetreuungs- E‑Mails durchlaufen haben, stehen uns die E‑Mail- Adressen zur Verfügung, um bei Bedarf einen aktuellen E‑Mail-Newsletter verschicken zu können. Eine solche E‑Mail-Liste ist eine „Lizenz zum Gelddrucken“, wie es Jeff Walker in seinem Buch „Launch“ sehr überspitzt darstellt. Denn dank ihr kann man innerhalb von wenigen Minuten eine Information an genau diejenigen
schicken, für die die Information auch wirklich relevant und wichtig ist. Nehmen wir an, es kommt eine neue revolutionäre Orthese für den Hallux valgus auf den
Markt, dann kann ich alle meine Kunden mit einem Hallux valgus innerhalb kürzester Zeit in Form eines Newsletters per E‑Mail informieren. Dabei ist es egal, ob die E‑Mail an 100, 1.000, 10.000 oder 100.000 Personen geschickt wird. Wollten wir in der Vergangenheit Kunden per Post anschreiben, haben wir im Schnitt 200–300 Serienbriefe verschickt. Für die komplette Brief-Kampagne, also Brieftext schreiben, Adressen zusammentragen und formatieren, Briefe drucken, kuvertieren und zur Postfiliale bringen, wurden in der Regel zwei komplette Arbeitstage benötigt. Heute schicke ich innerhalb von einer Stunde einen Newsletter an 5.000 Adressen und beschäftige mich anschließend damit, die Kennzahlen des Newsletters auszuwerten. Denn dank des digitalen Versands stehen mir im Anschluss Kennzahlen wie Öffnungsraten, Klickraten und sogar Kaufraten („Conversion-Rate“) zur Verfügung. Im Gegensatz zu klassischen Werbemitteln ist die Leistung von EMail-Newslettern bis zum Kauf messbar – und kosten keine mehrere tausend Euro pro Anzeige in der Tageszeitung. Diese Macht der E‑Mail-Liste konnten wir bereits mehrmals stark gewinnbringend nutzen. Als wir Ende 2018 damals 1.000 digitale Kundenkontakte über unseren kostenlosen Rücken-Aktionstag informierten und auf unseren Online-Terminkalender verwiesen, war dieser innerhalb von zwei Tagen komplett gefüllt – ohne, dass wir Telefonate entgegennehmen mussten. Im April 2017, beim Stand von 2.500 gesammelten E‑Mail-Adressen, haben wir alle Einlagenkunden über unsere neuen maßgefertigten Flip-Flop-Modelle informiert. Den Komfort der Einlage könne man auch im Sommer in Flip-Flops genießen, hieß es in dem
Newsletter. Die Flip-Flop-Produktion brach in diesem Jahr alle Rekorde. Ohne andere Werbemaßnahmen stieg der Absatz unserer Flip-Flops in nur einem Jahr um knapp 50%. Der jüngste Meilenstein ist nur wenige Wochen her. Zu Weihnachten haben wir alle unsere Kunden – die Datenbank war mittlerweile auf fast 5.000 Adressen gewachsen – eine digitale Weihnachtspost geschickt. In einem Video trug die gesamte Belegschaft das Kriwat-Weihnachtsgedicht vor (zum Nachsehen unter www.kriwat.de/weihnachten verfügbar). Nun muss man ehrlich gestehen, dass die Auswirkungen dieser mühevollen Weihnachtspost
nicht direkt messbar sind. Doch die Tatsache, dass es einen spürbaren, begeisterten Rückhall der Kunden gab und die folgenden zwei Monate in einer sonst eher mäßigen Jahreszeit die zwei besten Monate in der Unternehmensgeschichte waren, geben der Idee der digitalen Kundenbindung mehr als Recht.
E‑Mail-Adressen sammeln und Kunden begeistern
Was man für diesen umwerfenden Erfolg tun muss? Man muss die E‑Mail-Adressen seiner Kunden sammeln – so einfach es klingt. Selbstverständlich sollte man auf gar keinen Fall die Adressen seiner Kunden ohne zu fragen zu werblichen Zwecken verwenden. Dies ist seit der Datenschutzgrundverordnung, die im Mai 2018 in Kraft getreten ist, verboten, und hätte auch schon vorher für mehr Unmut als Werbe-Effektivität gesorgt. Auch wenn sich bereits jetzt unzählige E‑Mail-Adressen in Ihrem EDV-System befinden, ohne gemäß Art. 6 (1) a) DSGVO eine schriftliche Einwilligung eingeholt zu haben, ist die Nutzung dieser Adressen
ein Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung und muss der Behörde gemeldet werden. Man muss dem Kunden mehr bieten. „Start with the customer and work backwards“, wie Jeff Bezos sagt. Biete dem Kunden zunächst einen hervorragenden Kundenservice, erzähle eine Story, vermittle Begeisterung und Engagement. Dafür ist er gerne bereit, seine Kontaktdaten zur Verfügung zu stellen. In jeder E‑Mail-Serie unserer Kundennachbetreuungsprogramme
fragen wir nach einigen Wochen auf eine nette Art und Weise, ob der Kunde uns eine positive Bewertung bei Google oder Facebook hinterlassen könnte.
Unser Ziel der digitalen Kundenbindung ist es, den Kunden über das erwartete Maß hinweg zu begeistern. Der Kunde gibt auf diesem Wege gerne etwas zurück, schreibt eine 5‑Sterne Bewertung bei Google, lässt uns im Ranking steigen und den Vorsprung zur Konkurrenz weiter ausbauen. Das Ganze geschieht… automatisch natürlich. Set it and forget it!
Linus Kriwat arbeitet seit seinem 17. Lebensjahr im elterlichen Betrieb und betreut digitale Projekte. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre
in Kiel und einem Praktikum im digitalen Marketing der Bauerfeind AG leitet er das Marketing-Team der Kriwat GmbH und entwickelt automatisierte Vertriebssysteme. Unter der Marke „Kriwat-Digital“ setzt er diese Systeme auch für andere Sanitätshäuser und Orthopädieschuhtechniker um.
Kriwat GmbH
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