Ana­ly­se von 305 Pati­en­ten Test­ver­sor­gun­gen mit einem stand­pha­sen­si­chern­den Orthesen-Kniegelenk

B. Bolkart
Die Auswertung von 305 Testversorgungen (Patientenfittings) mit dem standphasensichernden Orthesen-Kniegelenk „Swing Phase Lock 2“ (im Folgenden „SPL-2-Orthesen-Kniegelenk“ genannt) von Basko Healthcare ergab einen umfassenden Einblick in die Bandbreite der möglichen Diagnosen beim Funktionsdefizit „Ausfall der aktiven Kniestreckung“ und die damit verbundenen Besonderheiten.

Den gewon­ne­nen Erfah­run­gen wer­den sta­tis­ti­sche Wer­te gegen­über­ge­stellt. Ein Ein­blick in die ICF (Inter­na­tio­na­le Klas­si­fi­ka­ti­on der Funk­ti­ons­fä­hig­keit, Behin­de­rung und Gesund­heit) zeigt das Zusam­men­spiel zwi­schen Dia­gno­se, Funk­ti­ons­stö­rung und Indi­ka­ti­on auf. Um die rich­ti­ge Aus­wahl des Hilfs­mit­tels zu tref­fen, wird mit Hil­fe der ICF die aktu­el­le Funk­ti­ons­fä­hig­keit bzw. Beein­träch­ti­gung beschrie­ben und klas­si­fi­ziert. Dabei wird die spe­zi­fi­sche Situa­ti­on des Pati­en­ten in der Wei­se berück­sich­tigt, wie sie auf­tritt. Dies kann z. B. den Arbeits­platz, das häus­li­che Umfeld oder den Frei­zeit­be­reich betreffen.

Ein­lei­tung

Ein Teil- oder Total­aus­fall der akti­ven Knie­stre­ckung lässt sich mit dem stand­pha­sen­si­chern­den SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenk ver­sor­gen und ermög­licht dem Pati­en­ten einen Gang, der einem natür­li­chen Gang­bild näher­kommt als der Gang mit einem dau­er­haft gesperr­ten Orthesen-Kniegelenk.

Der Ein­satz eines SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenks erfolgt u. a. bei

  • Apo­ple­xie,
  • Mul­ti­pler Sklerose,
  • Myo­pa­thie,
  • Para­ly­se,
  • peri­phe­rer Pare­se sowie
  • Polio­mye­li­tis.

Bei einer Beu­ge­kon­trak­tur > 5 Grad, einem Pati­en­ten­ge­wicht > 100 kg oder einer Knie-Varus-/-Val­gus-Fehl­stel­lung muss eine bila­te­ra­le Orthe­sen­kon­struk­ti­on gewählt wer­den. Bei einer Beu­ge­kon­trak­tur > 10 Grad, einer Hüft­kon­trak­tur, einer Spas­tik oder für den Ein­satz als Ent­las­tungs­or­the­se ist das Orthe­sen-Knie­ge­lenk kontraindiziert.

Das Gelenk bie­tet wäh­rend der Stand­pha­se eine Ver­rie­ge­lung und wäh­rend der Schwung­pha­se die freie Fle­xi­on und Exten­si­on des Knie­ge­lenks. Somit kön­nen Defi­zi­te bei der akti­ven Knie­stre­ckung und Sta­bi­li­sie­rung in der Stand­pha­se aus­ge­gli­chen wer­den, sodass der Pati­ent die feh­len­de Knie­stre­cker-Funk­ti­on kom­pen­sie­ren kann. Hier­bei wird bei­spiels­wei­se der unphy­sio­lo­gi­sche, zirk­um­duk­ti­ve und asym­me­tri­sche Gang sowie ein Anhe­ben des Beckens ver­hin­dert – anders als beim Ein­satz eines dau­er­haft gesperr­ten Orthesen-Kniegelenks.

Der Her­stel­ler bie­tet Pati­en­ten­fit­tings mit SPL-2-Test­or­the­sen an, die von den Neu­ro-Orthe­tik-Pro­dukt­spe­zia­lis­ten vor Ort (Sani­täts­haus, the­ra­peu­ti­sche Ein­rich­tung, Kli­nik etc.) durch­ge­führt wer­den. Ziel des Fit­tings ist es, eine fach­lich fun­dier­te Ein­schät­zung dar­über abzu­ge­ben, inwie­weit der jewei­li­ge Pati­ent geeig­net ist, die Funk­ti­on des Knie­ge­lenks umzusetzen.

Die Ver­sor­gung mit dem SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenk soll­te für den Pati­en­ten fol­gen­de Ver­bes­se­run­gen erbringen:

  • höhe­re Gangsicherheit,
  • gerin­ge­rer Ener­gie­ein­satz 1,
  • Ver­hin­de­rung der Zirk­um­duk­ti­on gegen­über voll gesperr­ten Gelenksystemen,
  • Ver­hin­de­rung der ver­mehr­ten Hüft­an­he­bung gegen­über voll gesperr­ten Gelenksystemen.

Metho­de

In die Aus­wer­tung gelang­ten die Daten von 305 Pati­en­ten­fit­tings. Davon erhiel­ten 245 Pati­en­ten die Emp­feh­lung einer Ver­sor­gung mit dem SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenk. Dies ent­spricht einer posi­ti­ven Emp­feh­lungs­quo­te von rund 80 %.

Bei den ver­blei­ben­den 20 % konn­te kei­ne Ver­sor­gungs­emp­feh­lung gege­ben wer­den, da die jewei­li­gen Pati­en­ten zum Zeit­punkt des Fit­tings nicht in der Lage waren, das SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenk zu nut­zen. Hier­für gab es fol­gen­de Gründe:

  • bestehen­de Knie­beu­ge­kon­trak­tur > 10 Grad;
  • bestehen­de Hüftkontraktur;
  • feh­len­de kogni­ti­ve Fähigkeiten;
  • der Ein­satz eines stand­pha­sen­si­chern­den Orthe­sen-Knie­ge­lenks stellt eine Über­ver­sor­gung dar.

Für eine vor­her­ge­hen­de Pro­gno­se wer­den Vor­in­for­ma­tio­nen wie Dia­gno­se, Mus­kel­sta­tus, Bewe­gungs­um­fang, Krank­heits­ver­lauf, Vor­ver­sor­gung, per­sön­li­ches Umfeld etc. erfragt. Die Anga­ben sind häu­fig unvoll­stän­dig, sodass nur in den Fäl­len, bei denen eine kla­re Infor­ma­ti­on über eine Kon­tra­in­di­ka­ti­on wie z. B. Spas­tik oder Beu­ge­kon­trak­tur > 10 Grad vor­liegt, auf die Durch­füh­rung des Tests ver­zich­tet wird. In vie­len Fäl­len kann eine Beur­tei­lung erst vor Ort mit dem Pati­en­ten und dem Ver­sor­gungs­team erfolgen.

Die Aus­wer­tung der 245 Pati­en­ten­fit­tings mit Ver­sor­gungs­emp­feh­lung des SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenks ergab einen umfas­sen­den Über­blick über die Band­brei­te der mög­li­chen Indi­ka­tio­nen und die damit ver­bun­de­nen Beson­der­hei­ten. Die per­sön­li­che Situa­ti­on des Pati­en­ten wur­de nach ICF-Richt­li­ni­en berücksichtigt.

Die sta­tis­ti­sche Aus­wer­tung erfolg­te nach fol­gen­den Para­me­tern (Tab. 1):

  • Geschlecht
  • Alter
  • Indi­ka­ti­on

Eine sta­tis­ti­sche Mit­te­lung des Mus­kel­sta­tus wur­de nicht vor­ge­nom­men, da es immer auf das indi­vi­du­el­le Zusam­men­spiel von Mus­kel­sta­tus und Gelenk­be­weg­lich­keit bzw. Fehl­stel­lung ankommt. Mehr als ein Drit­tel aller Fit­tings wur­de mit Pati­en­ten mit Polio­mye­li­tis durch­ge­führt. Die ver­blei­ben­den knapp zwei Drit­tel tei­len sich 26 wei­te­re Indi­ka­tio­nen in unter­schied­li­cher Gewichtung.

Funk­ti­on des Orthesen-Kniegelenks

Das SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenk ist ein stand­pha­sen­si­chern­des Orthe­sen-Knie­ge­lenk, das bei einem Aus­fall der akti­ven Knie­stre­ckung zum Ein­satz kommt. Die Ver- und Ent­rie­ge­lung des Orthe­sen-Knie­ge­lenks beruht auf der Erken­nung der Win­kel­än­de­run­gen des Knies im Ver­gleich zur Kör­per­schwer­punkt­li­nie. Wäh­rend der Schwung­pha­se wird eine Pen­del­be­we­gung des Unter­schen­kels erzeugt. Die­se Pen­del­be­we­gung resul­tiert in einer Exten­si­on genau vor dem Fer­sen­auf­tritt. Die Exten­si­on ver­rie­gelt das Orthe­sen-Knie­ge­lenk, weil eine Sperr­klin­ke in den Sperr­no­cken geklemmt wird. Das Orthe­sen-Knie­ge­lenk ist jetzt voll­stän­dig ver­rie­gelt und ver­hin­dert die Fle­xi­on des Knie­ge­lenks unter Ein­wir­kung des Fle­xi­ons­mo­ments, das unmit­tel­bar nach Fer­sen­auf­tritt auf das Knie­ge­lenk wirkt. Die Ver­rie­ge­lung fin­det im late­ra­len SPL-Gelenk statt. Das media­le SPC-Gelenk (SPC = Swing Pha­se Con­trol) ermög­licht die Steue­rung der Schwung­pha­se und bremst eine über­mä­ßi­ge Fle­xi­on des Knie­ge­lenks ab. Durch das Feh­len der exzen­tri­schen Kon­trol­le des Qua­dri­zeps kann eine zu gro­ße Knief­le­xi­on bei hoher Schwung­ge­schwin­dig­keit des Bei­nes ent­ste­hen. Die­se Fle­xi­on führt zu einer zu gro­ßen Zeit­span­ne bis zur nächs­ten Exten­si­on. Bei kor­rek­ter Ein­stel­lung des SPC-Gelenks kann die­ses Pro­blem durch eine gerin­ge­re Zeit­span­ne bis zur vol­len Exten­si­on ver­mie­den werden.

Das SPC-Gelenk wur­de aus­schließ­lich zur Mon­ta­ge an der media­len Sei­te ent­wi­ckelt. Nach der mitt­le­ren Stand­pha­se ent­steht ein Exten­si­ons­mo­ment am Knie­ge­lenk, wel­ches dafür sorgt, dass die Sperr­klin­ke aus der Ver­rie­ge­lung fällt. Das Gelenk ist jetzt ent­rie­gelt, und das Knie­ge­lenk ist am Ende der Stand­pha­se wie­der frei beweg­lich 1. Dies ermög­licht dem Pati­en­ten ein frei­es Durch­schwin­gen des Bei­nes ohne Zirk­um­duk­ti­on in der Schwung­pha­se und Sicher­heit wäh­rend der Stand­pha­se (Abb. 1).

Es ste­hen 4 Funk­ti­ons­mo­di zur Auswahl:

  • Swing-Pha­se-Lock-Modus (auto­ma­ti­sche Ver- und Ent­rie­ge­lung des Gelenks)
  • ein­ma­li­ge Entriegelung
  • per­ma­nen­te Verriegelung
  • per­ma­nen­te Entriegelung

Die Funk­ti­ons­mo­di wer­den über den Satel­li­ten geschal­tet, der an der Orthe­se mon­tiert oder am Gür­tel befes­tigt wer­den kann (Abb. 2). Ziel der Ver­sor­gung ist es, dass der Pati­ent die Orthe­se im 1. Modus (auto­ma­ti­sche Ver- und Ent­rie­ge­lung) nutzt. Zum Hin­set­zen mit flek­tier­tem Knie muss der Pati­ent den 2. Modus (ein­ma­li­ge Ent­rie­ge­lung) akti­vie­ren. Wenn der Pati­ent vom Sit­zen zurück in den Stand kommt, akti­viert sich selbst­stän­dig der 1. Modus. In Situa­tio­nen, in denen sich der Pati­ent unsi­cher fühlt (z. B. in der Stra­ßen­bahn, auf unsi­che­rem Unter­grund oder feuch­tem Boden) steht der 3. Modus (per­ma­nen­te Ver­rie­ge­lung) zur Ver­fü­gung. Ist der Pati­ent in der Lage, am Bein­trai­ner zu trai­nie­ren oder sogar Fahr­rad zu fah­ren, so ist der 4. Modus (per­ma­nen­te Ent­rie­ge­lung) zu benut­zen. Die Erlaub­nis für das Fahr­rad­fah­ren soll­te in jedem Fall von einem Arzt erteilt wer­den. Wäh­rend der The­ra­pie- bzw. Ein­ge­wöh­nungs­pha­se ist häu­fig zu beob­ach­ten, dass Pati­en­ten anfangs im gesperr­ten Modus begin­nen, sich die Swing-Pha­se-Lock-Funk­ti­on erar­bei­ten und die­se von Tag zu Tag mehr nut­zen können.

Das Pati­en­ten­fit­ting

Bei einem Pati­en­ten­fit­ting wird eine Pati­en­ten­ana­ly­se erho­ben und mit Hil­fe einer ein­stell­ba­ren Test­or­the­se die Mög­lich­keit des Ein­sat­zes eines SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenks am jewei­li­gen Pati­en­ten über­prüft (Abb. 3). Das Fit­ting fin­det in der Regel vor der ärzt­li­chen Ver­ord­nung statt. Die Daten und Video­do­ku­men­ta­tio­nen kön­nen auf Wunsch des Ver­sor­gers bzw. des Pati­en­ten an den Kos­ten­trä­ger wei­ter­ge­lei­tet wer­den. Die Fit­tings wer­den sta­tis­tisch erfasst und jähr­lich aus­ge­wer­tet. Für die­se Aus­wer­tung wur­den 245 durch­ge­führ­te Pati­en­ten­fit­tings sta­tis­tisch erfasst.

Die Test­or­the­se

Die SPL-2-Test­or­the­se ist eine spe­zi­ell her­ge­stell­te Orthe­se, die es dem Pro­dukt­spe­zia­lis­ten ermög­licht, auf alle Pati­en­ten­an­for­de­run­gen beim Fit­ting zu reagie­ren. Um auf die unter­schied­li­chen Bein­um­fän­ge ein­zu­ge­hen, ver­fügt die Test­or­the­se über wei­che, fle­xi­ble Ober­schen­kel- und Unter­schen­kel­scha­len. Die Ober­schen­kel­scha­le lässt sich bei ver­än­der­ter Hüft­stel­lung von + 20° bis − 20° in Exten­si­on /Flexion stu­fen­los jus­tie­ren. Die Unter­schen­kel­schie­ne ist in 10-mm-Stu­fen höhen­ver­stell­bar, damit das SPL-Gelenk im Sin­ne des Kom­pro­miss­dreh­punk­tes nach Niet­ert posi­tio­niert wer­den kann. Das Dou­ble-Action-Knö­chel­ge­lenk ver­fügt dor­sal über Federn, um die Dor­sal­ex­ten­si­on zu unter­stüt­zen, und ven­tral über Bol­zen, die zur Ein­stel­lung des Dor­sal­an­schla­ges im Sprung­ge­lenk ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Federn und Bol­zen kön­nen ggf. aus­ge­tauscht wer­den. Es ste­hen ver­schie­de­ne Grö­ßen der Fuß­plat­ten zur Verfügung.

Die Test­or­the­se bie­tet diver­se Ein­stell­mög­lich­kei­ten (Abb. 4). Die SPL-2-Test­or­the­se ist nicht für den dau­er­haf­ten Ein­satz geeig­net und wird nur in einer kon­trol­lier­ten Umge­bung eingesetzt.

Anwen­dung der ICF

Um wäh­rend des Pati­en­ten­fit­tings mit der Test­or­the­se die spe­zi­fi­schen Bedürf­nis­se des Pati­en­ten zu erfas­sen, wur­de das bio-psycho-sozia­le Modell des ICF ange­wen­det, wel­ches die Wech­sel­wir­kung zwi­schen den Kon­text­fak­to­ren des ICF auf­zeigt (Abb. 5). Die ICF ist eine von der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) erstell­te und her­aus­ge­ge­be­ne Klas­si­fi­ka­ti­on zur Beschrei­bung des funk­tio­na­len Gesund­heits­zu­stan­des, der Behin­de­rung, der sozia­len Beein­träch­ti­gung sowie der rele­van­ten Umwelt­fak­to­ren von Men­schen 2.

Unter­schied­lichs­te Dia­gno­sen kön­nen funk­tio­nell zu ähn­li­chen Erschei­nungs­bil­dern füh­ren. Bei den hier vor­lie­gen­den Daten aus den Pati­en­ten­fit­tings wur­den 27 unter­schied­li­che Dia­gno­sen doku­men­tiert, die alle unter dem Funk­ti­ons­de­fi­zit „Mus­kel­kraft“ (in die­sen Fäl­len „Aus­fall der akti­ven Knie­stre­ckung“) ein­zu­ord­nen waren.

Die Erfas­sung und Defi­ni­ti­on des Funk­ti­ons­ver­lus­tes nach der ICF steht in Ergän­zung zur ICD-10 und bie­tet deut­lich mehr Infor­ma­tio­nen als die durch den Arzt gesi­cher­te Dia­gno­se. Bei­spiels­wei­se gibt die Dia­gno­se „Polio­mye­li­tis“ kei­nen Hin­weis auf die tat­säch­li­che Läh­mungs­er­schei­nung und die dar­aus resul­tie­ren­de funk­tio­nel­le Einschränkung.

Erst durch die zusätz­lich gewon­ne­nen Infor­ma­tio­nen der ICF wie z. B.

  • Kör­per­funk­ti­on und ‑struk­tu­ren: Stütz­be­we­gung der Arme oder Bei­ne (b7603), Struk­tur der Ober­schen­kel­mus­ku­la­tur (s75002),
  • Akti­vi­tät: Gehen auf ver­schie­de­nen Ober­flä­chen (d4502),
  • Par­ti­zi­pa­ti­on: Frei­zeit- und Erho­lungs­ak­ti­vi­tä­ten (d920),
  • Umwelt­fak­to­ren: Hilfs­pro­duk­te zur per­sön­li­chen Mobi­li­tät (e1201),
  • per­so­nen­be­zo­ge­ne Fak­to­ren: Alter, Geschlecht, sozia­ler Hin­ter­grund etc.

ist es mög­lich, ein über­prüf­ba­res Ver­sor­gungs­ziel und die Kon­struk­ti­ons­merk­ma­le der Orthe­se zu defi­nie­ren wie z. B.:

  • Bein­län­gen­aus­gleich ist erforderlich;
  • ver­stärk­te Bau­wei­se wegen vor­lie­gen­der Adipositas;
  • jus­tier­ba­rer Dor­sal­an­schlag ist erforderlich.

Sta­tis­ti­sche Auswertung

Die Ana­ly­se im Rah­men der Pati­en­ten­fit­tings gab Auf­schluss dar­über, wel­che Schwer­punk­te sich bei den Pati­en­ten­grup­pen her­aus­kris­tal­li­sie­ren. So sind 143 männ­li­che und 102 weib­li­che Pati­en­ten getes­tet wor­den (Abb. 6a).

Die Alters­struk­tur beweg­te sich zwi­schen 18 Jah­ren (jüngs­ter Pati­ent) und 83 Jah­ren (ältes­ter Pati­ent). Das Durch­schnitt­al­ter lag bei 54,23 Jah­ren. 56,3 % der Pati­en­ten lagen im Alter zwi­schen 26 und 65

Jah­ren (Abb. 6b). Hier­bei ist zu berück­sich­ti­gen, dass die­se Alters­grup­pe (26 bis 65 Jah­re) die Haupt­grup­pe der berufs­tä­ti­gen Per­so­nen dar­stellt. Für die­sen Per­so­nen­kreis spielt die Wie­der­ein­glie­de­rung in den Arbeits­markt bzw. der Erhalt des Arbeits­plat­zes eine beson­ders gro­ße Rolle.

Es wur­den 27 Dia­gno­sen beschrie­ben. Die größ­te Grup­pe war mit 34,69 % die der Pati­en­ten mit (Post-) Polio­mye­li­tis (Abb. 6c). Hier wird noch­mals deut­lich, wie unter­schied­lich die Dia­gno­sen beim beschrie­be­nen Funk­ti­ons­ver­lust „Aus­fall der akti­ven Knie­stre­ckung“ sind.

Phy­si­sche Mindestvoraussetzungen

Am Ende der Stand­pha­se muss der Benut­zer sein Knie flek­tie­ren kön­nen. Dies kann er durch den Ein­satz der Hüft­flex­o­ren oder durch Kip­pen des Beckens errei­chen. Am Anfang der Schwung­pha­se muss der Ober­schen­kel schnell nach vorn bewegt wer­den kön­nen, um so eine Knief­le­xi­on zu ermög­li­chen (= Mas­sen­träg­heits­ge­setz). Die Pen­del­be­we­gung des Unter­schen­kels sorgt dann bei Schwun­gen­de für die Exten­si­on. Beim Fer­sen­kon­takt muss sich der Fuß des mit dem SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenk ver­sorg­ten Beins vor dem ande­ren Fuß (oder des­sen Senk­rech­ten) befin­den. Des­halb müs­sen Kraft und Geschwin­dig­keit bei der Vor­wärts­be­we­gung aus­rei­chen, um die­ses Ergeb­nis zu errei­chen. Aus die­sem Grund muss der Pati­ent über genü­gend Kraft in den Hüft­flek­to­ren oder in der Bauch­mus­ku­la­tur ver­fü­gen. Nach der mitt­le­ren Stand­pha­se muss er in der Lage sein, ein Exten­si­ons­mo­ment am Knie­ge­lenk zu erzeu­gen. Die Kom­bi­na­ti­on von Hüf­tex­ten­si­on und Vor­fuß­kon­takt sorgt für die­ses Exten­si­ons­mo­ment. Zur Aus­füh­rung braucht der Pati­ent ent­we­der aus­rei­chend Kraft in den Hüf­tex­ten­so­ren oder in den Plant­ar­flek­to­ren. Auch durch die Ver­wen­dung eines Dor­sal­ex­ten­si­ons­an­schlags im Knö­chel­ge­lenk ist ein Errei­chen des Exten­si­ons­mo­ments mög­lich 1.

Die Funk­tio­nen „OSG-Fle­xi­on“, „Knie­ge­lenk-Exten­si­on“ und „Hüft­ge­lenk-Exten­si­on“ wer­den hier­zu gemäß dem Mus­kel­funk­ti­ons­test nach V. Jan­da 3 beur­teilt und erfasst (Tab. 2). Der Mus­kel­funk­ti­ons­test nach V. Jan­da ist eine Unter­su­chungs­me­tho­de, die über die Kraft ein­zel­ner Mus­keln bzw. Mus­kel­grup­pen, die eine funk­tio­nel­le Ein­heit bil­den, und über das Aus­maß von Läsio­nen peri­phe­rer moto­ri­scher Ner­ven Aus­kunft gibt. Die Metho­de ist zugleich Hilfs­mit­tel gleich Hilfs­mit­tel zur Bestim­mung der Leis­tungs­fä­hig­keit eines getes­te­ten Kör­per­teils. Dar­über hin­aus steht sie in Bezie­hung zum ers­ten Beur­tei­lungs­merk­mal der Kör­per­struk­tu­ren „All­ge­mei­nes Beur­tei­lungs­merk­mal mit nega­ti­ver Ska­la, um Aus­maß oder Grö­ße einer Funk­ti­ons­stö­rung anzu­ge­ben“, wie es in der ICF beschrie­ben ist, z. B. Kapi­tel 7, b730 Funk­tio­nen der Mus­kel­kraft 2.

Fall­bei­spiel 1

Anwe­send beim Pati­en­ten­fit­ting waren die Pati­en­tin, 2 Tech­ni­ker des Sani­täts­hau­ses sowie 1 Produktspezialist.

Die 49-jäh­ri­ge Pati­en­tin erlitt im Alter von 10 Jah­ren beid­sei­tig neu­ro­lo­gisch beding­te Läh­mungs­er­schei­nun­gen der unte­ren Extre­mi­tät (Tab. 3). Die Ursa­che der Erkran­kung konn­te nicht geklärt wer­den. Der Mus­kel­sta­tus im obe­ren Sprung­ge­lenk (Fle­xi­on) und im Knie­ge­lenk (Exten­si­on) lag bei 2, die Hüf­tex­ten­si­on bei 1. Die Pati­en­tin erhält regel­mä­ßig Phy­sio- und Hippotherapie.

Vor der Test­ver­sor­gung war die Pati­en­tin beid­seits mit der Blue-Rocker-Orthe­se ver­sorgt. Das Gang­bild mit den Blue-Rocker-Orthe­sen hat sich laut Pati­en­tin in den letz­ten 12 Mona­ten extrem ver­schlech­tert. Zum Zeit­punkt des Pati­en­ten­fit­tings stell­te sich das Gang­bild beid­sei­tig innen­ro­tiert mit Genu recur­va­t­um dar, der Ober­kör­per war im Win­kel von 25° nach vor­ne gebeugt, die Pati­en­tin ging mit dem Rol­la­tor. Ein frei­es Gehen war nicht mög­lich. Um die Geh­si­tua­ti­on zu ver­bes­sern, wur­de ein Paar Ganz­bein­or­the­sen mit stand­pha­sen­ge­steu­er­tem Knie­ge­lenk verordnet.

Das Fit­ting wur­de in 3 Schrit­ten durchgeführt:

1. Test mit SPL-2-Test­or­the­sen, beidseitig

  • Die Pati­en­tin war sofort in der Lage, die Stand­pha­sen­si­che­rung zu nut­zen und die Ent­rie­ge­lung zu aktivieren.
  • Wäh­rend der Stand­pha­se ver­rie­gel­te das SPL 2, sodass das Knie­ge­lenk in Neu­tral­stel­lung stand und nicht mehr in eine Recur­va­t­um-Stel­lung aus­wei­chen konnte.
  • Die Pati­en­tin konn­te 10 bis 15 Schrit­te am Rol­la­tor gehen.

Es wur­de die Emp­feh­lung aus­ge­spro­chen, eine Pro­be-Orthe­se nach Gips­mo­dell aus PP mit SPL-2-Test­ge­len­ken zu bau­en, um einen Fort­schritts­ver­lauf fest­stel­len zu kön­nen. Da hier eine beid­sei­ti­ge Ver­sor­gung mit Knie­ge­lenks­fehl­stel­lung vor­liegt, wur­de eine bila­te­ra­le Bau­wei­se mit Wal­k­le­der-San­da­le empfohlen.

2. Test mit SPL-2-Pro­be-Orthe­se (2 Mona­te später)

  • Pati­en­tin konn­te die Gan­glän­ge von ca. 8 Metern drei­mal auf und ab gehen.
  • Die außen­ro­tier­te Fuß­stel­lung war deut­lich kompensiert.
  • Der Ober­kör­per war um ca. 15° vorgeneigt.

3. Defi­ni­ti­ve Ver­sor­gung mit SPL-2-Orthe­se (4 Mona­te später)

  • Pati­en­tin konn­te den Gang mehr­mals auf und ab gehen.
  • Für den Rich­tungs­wech­sel um 180° benö­tig­te die Pati­en­tin 4 klei­ne Schrit­te um das Stand­bein herum.
  • Die Ober­kör­per­vor­nei­gung betrug 5°.

Die Pati­en­tin ist seit einem Jahr beid­seits mit der SPL-2-Orthe­se ver­sorgt und nutzt die­se ganztags.

Fall­bei­spiel 2

Anwe­send: 2 Phy­sio­the­ra­peu­ten, Pro­dukt­spe­zia­list. Der Pati­en­ten­test fand in der Phy­sio­the­ra­pie­pra­xis einer Reha­kli­nik statt.

Der Pati­ent (Tab. 4) befand sich zum Zeit­punkt des Pati­en­ten­fit­tings sta­tio­när zur Reha­bi­li­ta­ti­on für 4  Wochen in einer Reha­kli­nik. Bei der Vor­stel­lung konn­te er an Unter­arm­geh­stüt­zen gehen. Der Ober­kör­per war deut­lich in Vor­nei­gung, ein Groß­teil des Kör­per­ge­wichts wur­de auf die Unter­arm­geh­stüt­zen ver­la­gert. Das Gang­bild war unsi­cher, die Insta­bi­li­tät wur­de durch eine Knie­über­stre­ckung des Stand­bei­nes kom­pen­siert. Bei­de Bei­ne waren betrof­fen. Das Fit­ting wur­de mit den SPL-2-Test­or­the­sen beid­seits durch­ge­führt. Nach 10-minü­ti­ger Übungs­pha­se am Bar­ren konn­te der Pati­ent die Ver- und Ent­rie­ge­lung nut­zen. Das Gang­bild war nun wesent­lich sta­bi­ler und siche­rer. Ein star­kes Abstüt­zen auf den Unter­arm­geh­stüt­zen war nicht mehr erfor­der­lich. Der Schul­ter­be­reich wur­de dadurch deut­lich ent­las­tet, und der Ober­kör­per war annä­hernd aufrecht.

Es wur­de eine beid­sei­ti­ge Defi­ni­tiv­ver­sor­gung mit dem SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenk ein­ge­lei­tet, die der Pati­ent im April 2015 erhal­ten hat. Der Pati­ent befin­det sich zur Zeit der Abfas­sung die­ses Arti­kels wei­te­re 3 Wochen in der Reha. Ein Reha­bi­li­ta­ti­ons­ziel ist es, dass der Pati­ent grö­ße­re Stre­cken ohne Geh­hil­fen bewäl­ti­gen kann. Dem The­ra­pie­ver­lauf ent­spre­chend ist ggf. eine Nach­jus­tie­rung der Funk­ti­ons­ein­heit durch den betreu­en­den Tech­ni­ker erforderlich.

Fall­bei­spiel 3

Anwe­send: Arzt, Tech­ni­ker, Pro­dukt­spe­zia­list. Die Pati­en­tin erlitt vor 35 Jah­ren ein SHT mit Koma. Dar­aus resul­tiert eine links­sei­ti­ge Hemi­pa­re­se und als Spät­fol­ge eine schwe­re Knie­ar­thro­se rechts (Tab. 5). Trotz des rela­tiv guten Mus­kel­sta­tus hat­te die Pati­en­tin gele­gent­li­che, unvor­her­seh­ba­re Aus­fäl­le in der Knie-Exten­si­ons­sta­bi­li­tät auf der lin­ken Sei­te. Um die­se zu kom­pen­sie­ren und einer Sturz­ge­fahr ent­ge­gen­zu­wir­ken, wur­de vom behan­deln­den Arzt ein Test mit dem SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenk ange­ord­net. Die Pati­en­tin war beim Pati­en­ten­fit­ting jedoch nicht in der Lage, das Gelenk zu kon­trol­lie­ren. Trotz vor­ge­nom­me­ner tech­ni­scher Maß­nah­men wie frü­he­rer Dor­sal­an­schlag oder Bal­len­rol­le gelang es der Pati­en­tin nicht, das Gelenk zu ent­rie­geln. Sie lehn­te auch grund­sätz­lich eine Ganz­bein­or­the­se aus kos­me­ti­schen Grün­den ab. Vom anwe­sen­den Arzt wur­de dar­auf­hin eine Rah­men-Knie­or­the­se zur Ent­las­tung und Sta­bi­li­sie­rung verordnet.

Dis­kus­si­on

Fragt man Pati­en­ten, die einen Mul­ti­funk­ti­ons­ver­lust erlit­ten haben, was die größ­te Ein­schrän­kung für sie sei, wird häu­fig sofort das ein­ge­schränk­te Gehen genannt. Gehen bedeu­tet Akti­vi­tät, Teil­nah­me und Unab­hän­gig­keit. Die wie­der­her­ge­stell­te Geh­fä­hig­keit stellt für den Pati­en­ten ein Leben auf Augen­hö­he gegen­über sei­nen Mit­men­schen dar.

Im Lau­fe der The­ra­pie­zeit, häu­fig schon wäh­rend des Pati­en­ten­fit­tings, gelingt es den meis­ten Pati­en­ten, den Blick vom Boden (um die Funk­ti­on ihrer neu­en Orthe­se zu prü­fen) nach vor­ne auf ihr Ziel zu rich­ten. Der Blick nach vor­ne lässt sich gut mit dem Auto­fah­ren ver­glei­chen: Jeder Fah­rer muss sehen, was vor ihm pas­siert; nie­mand kommt auf die Idee, die Auto­tür wäh­rend der Fahrt zu öff­nen, um sich davon zu über­zeu­gen, dass sich die Räder wirk­lich dre­hen. Die­ser Ver­gleich – humor­voll dar­ge­stellt – wird von den Pati­en­ten sofort ver­stan­den und umgesetzt.

Die Auf­klä­rung des Pati­en­ten dar­über, wel­che Mög­lich­kei­ten für ihn in Betracht kom­men, ist der ers­te Schritt einer effi­zi­en­ten und erfolg­rei­chen Ver­sor­gung. Hier muss das Ver­sor­gungs­team gemein­sam die Ist-Situa­ti­on des Pati­en­ten bewer­ten und das The­ra­pie­ziel bestimmen.

Bei den vor­lie­gen­den Fäl­len kris­tal­li­siert sich her­aus, dass die Kom­bi­na­ti­on aus ICD und ICF zu sehr indi­vi­du­el­len Ver­sor­gungs­her­aus­for­de­run­gen führt. Die Betrach­tung unter dem ICF-Aspekt „Funk­ti­ons­ver­lust der Mus­kel­kraft“ und der Dia­gno­se gibt Hin­wei­se zum Ver­sor­gungs­ver­lauf. Resul­tiert der Funk­ti­ons­ver­lust bei­spiels­wei­se aus einer Polio­mye­li­tis, sind die mög­li­chen Begleit­erschei­nun­gen wie Bein­län­gen­dif­fe­renz, Genu recur­va­t­um etc. zu beach­ten. Polio-Pati­en­ten, die über Jahr­zehn­te mit einem voll gesperr­ten Orthe­sen-Gelenk ver­sorgt waren, wer­den einen deut­li­chen Mehr­auf­wand an Geh­schu­le benö­ti­gen, um ein neu­es Gang­bild zu erler­nen (von der Zirk­um­duk­ti­on zum Durch­schwin­gen mit flek­tier­tem Knie­ge­lenk), als ein Apo­ple­xie-Pati­ent, der ein bereits bekann­tes Geh­mus­ter wie­der­erler­nen muss.

Der Erfolg der Ver­sor­gung bzw. des Neu-/Wie­der­erler­nens eines phy­sio­lo­gi­schen Gang­bil­des hängt nicht zuletzt von der Bereit­schaft und dem Ver­ständ­nis des Pati­en­ten und der the­ra­peu­ti­schen Unter­stüt­zung (Phy­sio­the­ra­pie, Geh­schu­le, psy­cho­lo­gi­sche Betreu­ung) ab.

Pro­gres­si­ve oder in Schü­ben ver­lau­fen­de Krank­heits­bil­der wie z. B. Mul­ti­ple Skle­ro­se unter­lie­gen einer regel­mä­ßi­gen Kon­trol­le, um auf Schwan­kun­gen des momen­ta­nen Gesund­heits­zu­stan­des des Pati­en­ten ein­zu­ge­hen bzw. not­wen­di­ge Anpas­sun­gen der Funk­ti­ons­ein­stel­lung des SPL-2-Gelenks vorzunehmen.

Fazit

Im Rah­men der 245 erfolg­reich durch­ge­führ­ten Pati­en­ten­fit­tings, d. h. Fit­tings mit der Ver­sor­gungs­emp­feh­lung eines SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenks, lagen 27 unter­schied­li­che Dia­gno­sen mit ein­her­ge­hen­dem Funk­ti­ons­ver­lust der Mus­kel­kraft und dar­aus resul­tie­ren­dem Aus­fall der akti­ven Knie­stre­ckung zugrunde.

Die aus die­sen Pati­en­ten­fit­tings her­vor­ge­hen­de hohe Emp­feh­lungs­quo­te von 80 % (245 von 305 Fit­tings) zeigt deut­lich, wie erfolg­reich unter­schied­li­che Pati­en­ten mit dem SPL-2-Orthe­sen-Knie­ge­lenk ver­sorgt wer­den kön­nen und bei wel­cher Viel­zahl an vor­lie­gen­den neu­ro­lo­gi­schen Dia­gno­sen das Gelenk erfolg­reich zum Ein­satz kom­men kann. Damit ist das Orthe­sen-Knie­ge­lenk für vie­le Betrof­fe­ne mit einem Aus­fall der akti­ven Knie­stre­ckung das geeig­ne­te Hilfs­mit­tel, um wie­der aktiv am Leben teil­zu­neh­men. Eine Betrach­tung des Pati­en­ten und des Umfel­des nach den Kri­te­ri­en der ICF unter­stützt und erleich­tert die Aus­wahl der erfor­der­li­chen Hilfs­mit­tel und deren Konstruktion.

Der Autor:
Bert­hold Bolkart
OTM, Pro­dukt­spe­zia­list
Bas­ko Healthcare
Gas­stra­ße 16
D‑22761 Ham­burg
berthold_bolkart@basko.com

Begut­ach­te­ter Beitrag/reviewed paper

Zita­ti­on
Bol­kart B. Ana­ly­se von 305 Pati­en­ten-Test­ver­sor­gun­gen mit einem stand­pha­sen­si­chern­den Orthe­sen-Knie­ge­lenk. Ortho­pä­die Tech­nik, 2015; 66 (7): 30–36
Pati­en­ten­er­he­bung
Geburts­da­tum:
Geschlecht:
Gewicht:
Grö­ße:
Betrof­fe­ne Seite:
Dia­gno­se:
Sta­tus OSG-Flexion:
Sta­tus Knie-Extension:
Sta­tus Hüft-Extension:
Tab. 1 Patientenerhebung.
Bewer­tungs­stu­fenBeschrei­bung
Stu­fe: 5N (nor­mal): Vol­le, nor­ma­le Mus­kel­kraft (100 % der Norm); nor­mal kräf­ti­ger Mus­kel bedeu­tet nicht, dass der Mus­kel in allen Funk­tio­nen nor­mal ist (z.B. Ermüdbarkeit).
Stu­fe: 4G (good): Cir­ca 75 % der nor­ma­len Mus­kel­kraft, d. h., mit­tel­gro­ßer Wider­stand kann in vol­lem Bewe­gungs­aus­maß über­wun­den werden.
Stu­fe: 3F (fair): Cir­ca 50 % der nor­ma­len Mus­kel­kraft, d. h., Bewe­gung kann gegen die Schwer­kraft in vol­lem Bewe­gungs­maß aus­ge­führt werden.
Stu­fe: 2P (poor): Cir­ca 25 % der nor­ma­len Mus­kel­kraft, d. h., Aus­füh­rung der Bewe­gung in vol­lem Bewe­gungs­aus­maß mög­lich, jedoch nicht gegen die Schwerkraft.
Stu­fe: 1T (trace): Spur einer Anspan­nung; cir­ca 10 % der nor­ma­len Muskelkraft.
Stu­fe: 0Z (zero): Beim Bewe­gungs­ver­such kei­ne Mus­kel­kon­trak­ti­on möglich.
Tab. 2 Mus­kel­funk­ti­ons­test nach Jan­da [efn_note]Janda V. Manu­el­le Mus­kel­funk­ti­ons­dia­gnos­tik. 4. Auf­la­ge. Mün­chen, Jena: Urban & Fischer, 2009[/efn_note].
Pati­en­ten­er­he­bung
Geburts­da­tum:
1964
Geschlecht:weib­lich
Gewicht:67 kg
Grö­ße:168 cm
Betrof­fe­ne Seite:beid­sei­tig
Dia­gno­se:Mus­kel­schwä­che unbe­kann­ter Her­kunft seit 40 Jahren.
Sta­tus OSG-Flexion:2
Sta­tus Knie-Extension:2
Sta­tus Hüft-Extension:1
Tab. 3 Fall­bei­spiel 1.
Pati­en­ten­er­he­bung
Geburts­da­tum:
1950
Geschlecht:männ­lich
Gewicht:82 kg
Grö­ße:182 cm
Betrof­fe­ne Seite:beid­sei­tig
Dia­gno­se:Mus­kel­schwä­che auf­grund von Autoimmunerkrankung
seit 2012
Sta­tus OSG-Flexion:3
Sta­tus Knie-Extension:2
Sta­tus Hüft-Extension:2
Tab. 4 Fall­bei­spiel 2.
Pati­en­ten­er­he­bung
Geburts­da­tum:
1958
Geschlecht:weib­lich
Gewicht:75 kg
Grö­ße:170 cm
Betrof­fe­ne Seite:links
Dia­gno­se:Hemi­ple­gie links, Arthro­se rechts
Sta­tus OSG-Flexion:3–4
Sta­tus Knie-Extension:3–4
Sta­tus Hüft-Extension:3–4
Tab. 5 Fall­bei­spiel 3.
  1. Deckers J. Swing Pha­se Lock. The­ra­pie­plan für das Knie­ge­lenk. Ham­burg, Wien: Bas­ko Health­ca­re, 2014. http://www.basko.com/pdf/8902835.pdf (Zugriff am 10.06.2014)
  2. World Health Orga­niza­ti­on. Inter­na­tio­nal Clas­si­fi­ca­ti­on of Func­tio­ning, Disa­bi­li­ty and Health. ICF. Genf: World Health Orga­niza­ti­on, 2001
  3. Jan­da V. Manu­el­le Mus­kel­funk­ti­ons­dia­gnos­tik. 4. Auf­la­ge. Mün­chen, Jena: Urban & Fischer, 2009
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