Bis heute ist Bauerfeind ein Familienunternehmen geblieben, versorgt Kunden rund um den Globus. Die Produkte sind nach wie vor „Made in Germany“. Doch nicht nur das macht die Firma außergewöhnlich: Die Marke Bauerfeind ist mit der Geschichte der deutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg und der Wiedervereinigung auf eine ganz besondere Weise verwoben.
Zweifacher Neustart
1949 verlässt Rudolf Bauerfeind, Sohn des Gründers und inzwischen Firmenchef, mit seiner Familie die Heimatstadt Zeulenroda. Grund ist die unternehmerfeindliche Politik in der sowjetischen Besatzungszone. Die Bauerfeinds lassen alles zurück und wagen einen Neustart. Erst mit Sitz in Darmstadt, dann in Kempen entwickelte sich der Betrieb prächtig. Mittlerweile ist mit Hans B. Bauerfeind die dritte Generation am Ruder. Mit der Kniebandage GenuTrain kommt 1981 ein Dauerbrenner ins Programm, der den Beginn einer bis heute erfolgreichen Produktreihe markiert. Doch dann, nach der Wiedervereinigung, der Paukenschlag: 1991 heißt es „zurück zu den Wurzeln“.
Rückkehr nach Zeulenroda
Hans B. Bauerfeind entschließt sich, die Zentrale seines Unternehmens in seiner Geburtsstadt Zeulenroda neu aufzubauen. 1994 eröffnet die – nach Firmenangaben – seinerzeit modernste Produktionsstätte für medizinische Kompressionsstrümpfe. 1997 wird die Firmenzentrale schließlich komplett nach Thüringen verlegt – die Rückkehr ist abgeschlossen. Zwei Jahre später entsteht nicht nur das Bauerfeind Innovationscentrum als Technologie-Pool. Hans B. Bauerfeind erwirbt außerdem ein heruntergekommenes ehemaliges FDGB-Hotel (FDGB = Freier Deutscher Gewerkschaftsbund der DDR) an der Talsperre Zeulenroda, nahe des Firmensitzes, und rettet es vor dem Abriss. Heute gehört es als Bio-Seehotel zur Bauerfeind-Gruppe. Weithin sichtbar in der Region ist Bauerfeind seit 2004 mit der Eröffnung des 57 Meter hohen Verwaltungsgebäudes – der höchste Neubau in der Region
nach der Wende.
Engagement im Sport
Nicht „nur“ Kunde, sondern Partner: Mit einem Qualitätspartner-Programm unterstützt Bauerfeind den deutschen Sanitätsfachhandel ab 2007 unter anderem mit Marketingprojekten und Trainingsangeboten. Über 1.100 Fachhändler für medizinische Hilfsmittel haben sich angeschlossen.
Unter dem Motto „Bewegung erleben“ engagiert sich das Unternehmen zudem seit fast zwei Jahrzehnten für Sport und Sportler. So bietet es den Athleten bei den Olympischen Spielen orthopädietechnische Services an – zunächst ausschließlich den Teilnehmern aus Deutschland, seit Vancouver 2010 bis in die Gegenwart als offizieller Partner des Olympia-Organisationskomitees den Sportlern aus allen Nationen. Auch mit Sportvereinen und Leistungssportlern werden Kooperationen gepflegt, darunter mit dem FC Schalke 04, der Freestyle-Skifahrerin Andrea Limbacher sowie dem Turner Andreas Toba, der bei den Olympischen Spielen 2016 trotz Kreuzbandriss weiterturnte. Ein weit beachteter Coup gelingt ebenfalls 2016: Bauerfeind gewinnt den Basketball-Superstar Dirk Nowitzki als globalen Markenbotschafter für seine Produkte.
Ausweitung der Kapazitäten
Im Mai 2019 kündigt Bauerfeind die Ausweitung der Produktionskapazitäten an: In Gera wird eine neue Betriebsstätte aufgebaut, in der ab Sommer Orthesen hergestellt werden. Bis 2021 könnten hier etwa 100 neue Arbeitsplätze entstehen. Bereits 2018 hat das Unternehmen eine neue Fertigungshalle in Zeulenroda-Triebes eröffnet. Derzeit arbeiten am Stammsitz Zeulenroda rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weltweit sind es circa 2.100. Einen weiteren Produktionsstandort für orthopädische Einlagen unterhält die Firma in Remscheid. International vertreiben 20 Tochtergesellschaften und mehr als 70 Distributoren die Bauerfeind-Produkte. Etwa die Hälfte des Umsatzes von rund 250 Millionen Euro wird im Ausland gemacht. ■
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