TTO: Inter­dis­zi­pli­na­ri­tät als Motor für Fortschritt

„Der Tag der Technischen Orthopädie zeigte eindrucksvoll, wie gelebte Interdisziplinarität neue Impulse für die Hilfsmittelversorgung schafft“, erklärt Prof. Dr. Frank Braatz, 1. Vorsitzender der Vereinigung Technische Orthopädie (VTO), im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin. Dort fand Ende Oktober der Tag der Technischen Orthopädie (TTO) mit insgesamt vier Sessions statt.

Ver­an­stal­tet vom Bun­des­in­nungs­ver­band für Ortho­pä­die-Tech­nik (BIV-OT) in Koope­ra­ti­on mit der Ver­ei­ni­gung Tech­ni­sche Ortho­pä­die (VTO) und der Fort­bil­dungs­in­itia­ti­ve ’93, wur­de der TTO in die­sem Jahr durch die Deut­sche Gesell­schaft für inter­pro­fes­sio­nel­le Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung (DGIHV) und erst­mals auch durch die ISPO Deutsch­land unterstützt.

Ver­sor­gung im Team

Die Auf­takt­sit­zung „Ver­sor­gungs­stra­te­gien bei Dia­be­tes und Arthro­se“ unter dem Vor­sitz von Dr. Hart­mut Sti­nus (Boven­den) und BIV-OT-Prä­si­dent Alf Reu­ter demons­trier­te, dass bei der Behand­lung von Dia­be­tes und Arthro­se medi­zi­ni­sche, tech­ni­sche und the­ra­peu­ti­sche Kom­pe­ten­zen eng mit­ein­an­der ver­zahnt sein müs­sen. Prof. Dr. Mar­kus Walt­her von der Schön Kli­nik Mün­chen beton­te, dass Schu­he und Schuh­zu­rich­tun­gen ein zen­tra­ler Bestand­teil der kon­ser­va­ti­ven The­ra­pie der Arthro­se an Fuß und Sprung­ge­lenk sind. Dr. Tho­mas Wer­ner vom Heli­os Kli­ni­kum Erfurt wies dar­auf hin, dass sich durch die Zusam­men­ar­beit in mul­ti­dis­zi­pli­nä­ren Teams Ampu­ta­ti­ons­ra­ten bei der Behand­lung von Pati­en­ten mit Dia­be­ti­schem Fuß­syn­drom sen­ken lie­ßen. Er sprach sich zudem für eine Zen­tren­bil­dung aus, da die zu erwar­ten­de hohe Anzahl von Behand­lungs­fäl­len in einem Spe­zi­al­zen­trum zu einer höhe­ren Behand­lungs­qua­li­tät füh­ren wür­de. Anhand pra­xis­na­her Fall­bei­spie­le ver­deut­lich­te Dr. Annet­te Kerkhoff vom Kom­pe­tenz­zen­trum Ortho­pä­die­schuh­tech­nik (Kom­Zet O.S.T.), dass stan­dar­di­sier­te Fuß­druck­mes­sun­gen die Qua­li­tät und Ver­gleich­bar­keit der ortho­pä­die­schuh­tech­ni­schen Ver­sor­gung mess­bar ver­bes­sern und Betrie­ben zusätz­li­che Sicher­heit bieten.

Unter der Lei­tung von Mat­thi­as Bau­che, OT Bau­che, rück­te die zwei­te Sit­zung „Ortho­pä­die-Tech­nik und Sport“ die Rol­le der Ortho­pä­die-Tech­nik im sport­li­chen Umfeld in den Fokus. Dipl.-Ing. (FH) Ingo Pfef­fer­korn, Vor­stands­mit­glied der Fort­bil­dungs­ver­ei­ni­gung für Ortho­pä­die-Tech­nik (FOT), ist seit vie­len Jah­ren als Ortho­pä­die­tech­ni­ker bei den Para­lym­pics aktiv. Er zeig­te in Ber­lin, wie High-Per­for­mance-Ver­sor­gun­gen bei den para­lym­pi­schen Ath­le­ten eine ent­schei­den­de Rol­le im Kampf um die Medail­len spie­len. Zu den Zuhö­rern der Ses­si­on gehör­ten auch die knapp 30 Teil­neh­mer der Jugend-Aka­de­mie TO.

Inter­dis­zi­pli­när zum siche­ren Schritt

In der drit­ten Sit­zung „Spitz­fuß­be­hand­lung bei Kin­dern mit infan­ti­ler Cere­bral­pa­re­se (ICP) – Grund­la­gen der The­ra­pie­ent­schei­dung“ ging es um die Ent­schei­dungs­pro­zes­se bei der Behand­lung des Spitz­fu­ßes. Unter dem Vor­sitz von Prof. Dr. Frank Bra­atz von der Uni­ver­si­täts­me­di­zin Göt­tin­gen und Micha­el Schä­fer, Poh­lig GmbH, wur­den Ent­schei­dungs­pro­zes­se bei der Behand­lung des Spitz­fu­ßes beleuch­tet – von the­ra­peu­ti­schen Ansät­zen bis zu ortho­pä­die­tech­ni­schen Hilfs­mit­teln. So griff Mar­tin Bau­er, Ortho­pä­die­tech­nik-Meis­ter bei der Poh­lig GmbH, die Anfor­de­run­gen aus der Bio­me­cha­nik und dem vor­aus­ge­gan­ge­nen ärzt­li­chen Vor­trag der Kin­der­or­tho­pä­din Dr. Maya Salz­mann von der Mün­chen Kli­nik zu den Indi­ka­tio­nen der kon­ser­va­ti­ven und ope­ra­ti­ven Ver­sor­gung auf. Er erläu­ter­te am Bei­spiel eines anwe­sen­den zwölf­jäh­ri­gen Jun­gen, wie eine geeig­ne­te orthe­ti­sche Kor­rek­tur­ver­sor­gung des Spitz­fu­ßes umge­setzt wer­den kann.

Gren­zen über­win­den – Kon­zep­te verbinden

Den Abschluss des Tages bil­de­te die von Prof. Dr. Frank Bra­atz und Dipl.-Ing. (FH) Mer­kur Ali­mus­aj vom Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Hei­del­berg gelei­te­te Sit­zung zu den „Grenz­gän­gen“ zwi­schen ope­ra­ti­ven und kon­ser­va­ti­ven Behand­lungs­stra­te­gien. Ali­mus­aj schärf­te in sei­ner Ein­füh­rung das Bewusst­sein für inte­gra­ti­ve Ver­sor­gungs­pfa­de, in denen ope­ra­ti­ve und kon­ser­va­ti­ve Metho­den nicht als kon­kur­rie­ren­de Optio­nen, son­dern als kom­ple­men­tär abge­stimm­te Ele­men­te eines inter­dis­zi­pli­nä­ren Behand­lungs­kon­zepts ver­stan­den wer­den. Im Mit­tel­punkt ste­he dabei die Wie­der­her­stel­lung von Funk­ti­on, Akti­vi­tät und Lebens­qua­li­tät durch die Ver­bin­dung medi­zi­ni­scher, tech­ni­scher und reha­bi­li­ta­ti­ver Exper­ti­se. Abschlie­ßend stell­te Micha­el Rex­ing den aktu­el­len Stand der Kor­sett­tech­nik bei ado­les­zen­ter idio­pa­thi­scher Sko­lio­se (AIS) in Deutsch­land vor. Er beton­te, dass moder­ne Tech­ni­ken wie die drei­di­men­sio­na­le Kor­rek­tur zuneh­mend an Bedeu­tung gewinnen.

 

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