TI-Anbin­dung: Refi­nan­zie­rung ungeklärt

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran. Auch die Hilfsmittelleistungserbringer werden künftig an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden. Für die OT-Betriebe heißt es unter anderem: Die technischen und organisatorischen Anforderungen der TI-Anbindung verursachen Investitions- und Betriebskosten – deren Re­finanzierung ist bislang jedoch ungeklärt.

Der Bun­des­in­nungs­ver­band für Ortho­pä­die-Tech­nik (BIV-OT) for­dert des­halb eine zeit­na­he Finanzierungs­vereinbarung für sei­ne Mit­glieds­be­trie­be. „Unse­re Ortho­pä­die­tech­nik-Betrie­be sind auf die TI-Anbin­dung vor­be­rei­tet. Doch bei den Kos­ten darf es kei­ne Unsi­cher­heit geben – es braucht hier ver­bind­li­che Rege­lun­gen“, erklärt Tho­mas Münch, Vor­stands­mit­glied des BIV-OT. Ins­be­son­de­re mit Blick auf die guten Erfah­run­gen aus dem lau­fen­den Pilot­pro­jekt zur elek­tro­ni­schen Ver­ord­nung (eVer­ord­nung) für ortho­pä­di­sche Hilfs­mit­tel sieht Münch drin­gen­den Hand­lungs­be­darf bei der Bean­tra­gung und Aus­ga­be der eBA und SMC‑B Karten.

Anzei­ge

Ver­ein­ba­rung längst überfällig

Hin­ter­grund ist § 380 SGB V. Dem­nach hät­ten die maß­geb­li­chen Spit­zen­or­ga­ni­sa­tio­nen der Hilfs­mit­tel­er­brin­ger und der GKV-Spit­zen­ver­band (GKV-SV) bereits zum 1. Janu­ar 2024 eine Finan­zie­rungs­ver­ein­ba­rung zur Erstat­tung der TI-Kos­ten abschlie­ßen müs­sen. Für die Ortho­pä­die­tech­nik-Betrie­be, die im Besitz eines Zer­ti­fi­kats nach § 126 SGB V (Prä­qua­li­fi­zie­rung) sind, sieht das Gesetz die Erstat­tung ab dem 1. Juli 2024 vor. Doch bis­lang wur­den kei­ne Ver­hand­lun­gen auf­ge­nom­men, obwohl die Arbeits­ge­mein­schaft der Gesund­heits­hand­wer­ke (AG GHW) im Zen­tral­ver­band des Deut­schen Hand­werks, zu der auch der BIV-OT gehört, seit Mona­ten auf einen Ver­hand­lungs­be­ginn drängt. Zur AG GHW gehö­ren neben dem BIV-OT auch der Zen­tral­ver­band der Augen­op­ti­ker und Opto­me­tris­ten (ZVA), die Bun­des­in­nung der Hör­akus­ti­ker KdöR (biha), der Spit­zen­ver­band Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik (Spi­OST) sowie der Ver­band Deut­scher Zahn­tech­ni­ker-Innun­gen (VDZI).

Der GKV-SV hat gegen­über der AG GHW die Posi­ti­on ver­tre­ten, dass der­zeit kein unmit­tel­ba­rer Hand­lungs­be­darf für eine Finan­zie­rungs­ver­ein­ba­rung bestehe. Begrün­det wird dies damit, dass bis­lang jen­seits der eVer­ord­nung kei­ne gesetz­lich ver­pflich­ten­den TI-Anwen­dun­gen für die Hilfs­mit­tel­er­brin­ger vor­ge­se­hen sei­en. Anwen­dun­gen wie Kom­mu­ni­ka­ti­on im Medi­zin­we­sen (KIM) oder der ­TI-Mes­sen­ger (TIM) gel­ten aus Sicht des GKV-SV als frei­wil­lig, eine früh­zei­ti­ge Voll­aus­stat­tung der Betrie­be sei daher nicht erfor­der­lich. Kon­kre­te Ver­hand­lun­gen zur Refi­nan­zie­rung stellt der GKV-SV frü­hes­tens für das Jahr 2026 in Aussicht.

Pla­nungs­si­cher­heit gefordert

Aus Sicht des BIV-OT ist die­se Hal­tung nicht trag­fä­hig, denn die TI-Anbin­dung wird bereits zum 1. Janu­ar 2026 gesetz­lich ver­pflich­tend – unab­hän­gig davon, wann die eVer­ord­nung in der Brei­te ver­pflich­tend genutzt wird. „Die not­wen­di­gen tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen müs­sen unse­re Betrie­be recht­zei­tig schaf­fen. Dazu gehört selbst­ver­ständ­lich auch die Finan­zie­rung“, so Münch. Zudem weist der BIV-OT dar­auf hin, dass siche­re digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge wie KIM für den Aus­tausch mit Ärz­tin­nen und Ärz­ten bereits heu­te in der Ortho­pä­die-Tech­nik sinn­voll und not­wen­dig sind und die Betrie­be die­se auch anwen­den wer­den – nicht zuletzt wegen des Daten­schut­zes bei Gesundheitsdaten.

Rücken­wind erhält der BIV-OT auch aus dem Bundes­ministerium für Gesund­heit (BMG). Nach Infor­ma­tio­nen des Ver­ban­des sieht das Minis­te­ri­um die Ver­ant­wor­tung für die Vor­be­rei­tung und Auf­nah­me der Ver­hand­lun­gen ein­deu­tig beim GKV-SV.

Als Mit­glied der AG GHW bringt der BIV-OT die Per­spek­ti­ve der Ortho­pä­die-Tech­nik in die lau­fen­den Abstim­mun­gen ein. Im Fokus steht dabei das Ziel, die Betrie­be der Ortho­pä­die-Tech­nik recht­zei­tig und wirt­schaft­lich ver­tret­bar an die TI anzubinden.

„Die Ortho­pä­die-Tech­nik leis­tet einen wich­ti­gen Bei­trag zur Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung in Deutsch­land. Damit unse­re Betrie­be die­se Auf­ga­be auch im digi­ta­len Zeit­al­ter erfül­len kön­nen, muss die Refi­nan­zie­rung der TI-Kos­ten end­lich ver­bind­lich gere­gelt wer­den“, for­dert Münch.

Die Ver­bän­de der AG GHW sind sich über die Bedeu­tung einer zügi­gen Refi­nan­zie­rungs­lö­sung für die TI-Anbin­dung der Hilfs­mit­tel­leis­tungs­er­brin­ger einig. Denn die zeit­na­he Auf­nah­me von Ver­hand­lun­gen mit dem GKV-SV ist uner­läss­lich, um den Betrie­ben Pla­nungs­si­cher­heit zu geben und die digi­ta­le Inte­gra­ti­on der Gesund­heits­hand­wer­ke nicht wei­ter zu ver­zö­gern. Die AG GHW wird das The­ma des­halb wei­ter­hin mit Nach­druck verfolgen.

 

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