Druckentlastung beim diabetischen Fußsyndrom: Vorstellung der aktuellen Leitlinie der International Working Group on the Diabetic Foot (IWGDF)
K. Zink, J. Stumpf, T. Haak
Das diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine chronische, nicht heilbare Erkrankung mit einer jährlichen Rezidivrate [vgl. Apelqvist J, Larsson J, Agardh CD. Long-term prognosis for diabetic patients with foot ulcers. Journal of Internal Medicine, 1993; 233 (6): 485–491 und Armstrong DG, Boulton AJ, Bus SA. Diabetic foot ulcers and their recurrence. New England Journal of Medicine, 2017; 376 (24): 2367–2375] von 40 % und nach drei Jahren von 65 %. Bei den betroffenen Patienten hat die Neuropathie als Grunderkrankung ein extremes Ausmaß erreicht und zum vollständigen Verlust der protektiven Sensibilität („Loss of Protective Sensation“, LOPS) der Füße geführt. Hinzu kommen motorische Störungen mit muskulären Dys- und Imbalancen, die zu plantaren Druckerhöhungen an der Fußsohle [Crawford F et al. A systematic review and individual patient data meta-analysis of prognostic factors for foot ulceration in people with diabetes: the international research collaboration for the prediction of diabetic foot ulcerations (PODUS). Health Technology Assessment, 2015; 19 (75): 1–210] und zu Deformitäten führen.
Die Schädigung des Gewebes erfolgt durch immer wieder auf den Fuß einwirkende repetitive Traumata durch diese Druckerhöhungen. Die autonome Polyneuropathie verringert die Schweißsekretion und erhöht dadurch Verletzlichkeit und Brüchigkeit der Hornschicht der Fußsohle.
Bei etwa der Hälfte der betroffenen Patienten liegt begleitend eine periphere arterielle Verschlusskrankheit („pAVK“) vor, die die Abheilung der entstandenen Wunden verzögert oder sogar unmöglich macht. Daher muss diese wie auch ein Charcot-Fuß ebenfalls überwacht und ggf. auch therapiert werden.
Diese vielfältigen Probleme zeigen, dass das diabetische Fußsyndrom nur im interdisziplinären Team suffizient zu behandeln ist [Blume P, Wu S. Updating the Diabetic Foot Treatment Algorithm: Recommendations on Treatment Using Advanced Medicine and Therapies. Wounds, 2018; 30 (2): 29–35 ]. Der Artikel stellt geeignete Maßnahmen zur Druckentlastung auf der Grundlage der aktuellen Leitlinie der International Working Group on the Diabetic Foot (IWGDF) vor und konzentriert sich auf überwiegend neuropathische und nicht infizierte Fußwunden.