Neu­es Erklär­vi­deo: Was macht mein Verband?

Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) vertritt rund 4.500 Betriebe in Deutschland und ist für die Ausgestaltung des Berufsbildes verantwortlich. Damit hat jeder und jede Orthopädietechniker:in im Laufe seines bzw. ihres Berufslebens direkt oder indirekt mit dem Verband zu tun. Doch was macht dieser Spitzenverband genau? Und warum sollten sich schon junge Leute dafür interessieren?

Der Ortho­pä­die­tech­nik-Meis­ter Tho­mas Wet­zel­sper­ger betreibt den You­tube-Kanal „gOT-it“ und ist die­sen Fra­gen ein­mal nach­ge­gan­gen. In einem rund zwölf­mi­nü­ti­gen Bei­trag redet er mit BIV-OT-Prä­si­dent Alf Reu­ter sowie Vor­stands­mit­glied Lars Grun und erklärt anschau­lich, was der Ver­band leis­tet. Im Gespräch mit der OT-Redak­ti­on spricht Wetzels­perger über das Video und was Ehren­amt für die jun­ge Gene­ra­ti­on bedeutet.

OT: Herr Wet­zel­sper­ger, in Ihren Vide­os auf You­tube errei­chen Sie vor allem den Bran­chen­nach­wuchs. Eines Ihrer neu­es­ten Vide­os dreht sich um den Bun­des­in­nungs­ver­band für Ortho­pä­die-Tech­nik. War­um soll­ten sich schon Berufseinsteiger:innen mit Ver­bän­den und Berufs­po­li­tik auseinandersetzen?

Tho­mas Wet­zel­sper­ger: Die Ver­bän­de und die Rah­men­be­din­gun­gen der Poli­tik bestim­men zu einem gro­ßen Teil, wie sich das Hand­werk ent­wi­ckelt und kön­nen rück­bli­ckend auch erklä­ren, war­um sich gewis­se Ände­run­gen durch­ge­setzt haben. Wenn man in sei­nen eige­nen Beruf tie­fer ein­stei­gen will, hilft es natür­lich sehr, die­se Zusam­men­hän­ge zu ver­ste­hen. Die Grund­la­ge hier­für ist es, erst mal zu wis­sen, wel­che Insti­tu­tio­nen es über­haupt gibt, die den eige­nen Beruf maß­geb­lich beein­flus­sen. Das legt die Grund­la­ge dafür, sich im wei­te­ren Ver­lauf des Berufs­le­bens gege­be­nen­falls selbst zu enga­gie­ren, Ideen ein­zu­brin­gen und mit anzu­pa­cken. Wenn man sich schon früh mit die­sen The­men beschäf­tigt, wer­den die anfäng­li­chen Berüh­rungs­ängs­te hof­fent­lich etwas reduziert.

Inne­ren Schwei­ne­hund austricksen

OT: Was war für Sie der Aus­lö­ser, die­ses Video zu produzieren?

Wet­zel­sper­ger: Wenn ich an mei­ne Aus­bil­dung zurück­den­ke, kamen der BIV-OT oder ande­re Insti­tu­tio­nen so gut wie nicht vor. Man hat die­se Arbeit nur am Ran­de mit­be­kom­men, wenn zum Bei­spiel auf Kon­gres­sen oder Mes­sen Reden gehal­ten wur­den. Was die­se wich­ti­gen Men­schen jetzt mit mir zu tun haben, war mir nicht wirk­lich klar. Ich hät­te mir damals sol­che kom­pak­ten Informations­videos gewünscht, die sol­che The­men erklä­ren und es leich­ter gestal­ten, die­se Zusam­men­hän­ge zu ver­ste­hen. Das war der Antrieb, für Kol­le­gen und Aus­zu­bil­den­de den Zugang zu die­sem wich­ti­gen The­ma so ein­fach wie mög­lich zu machen. Ein Video kann man ent­spannt im Hin­ter­grund abspie­len las­sen, wäh­rend es einem ein Kon­zept erklärt, sich jedoch selbst hin­zu­set­zen und Web­sites sowie Jah­res­be­rich­te durch­zu­le­sen, da gewinnt dann oft der eige­ne Schweinehund.

OT: Sie haben Gesprä­che mit BIV-OT-Prä­si­dent Alf Reu­ter sowie dem Vor­sit­zen­den des Berufs­bil­dungs­aus­schus­ses, Lars Grun, vor allem zum The­ma Aus­bil­dung und Ehren­amt geführt. Wie fan­den Sie die Tipps der bei­den für den Nachwuchs?

Wet­zel­sper­ger: Abso­lut spit­ze! Die Gesprä­che waren sehr auf­schluss­reich und ich habe sofort in den ers­ten Minu­ten gemerkt, dass man ein­fach den glei­chen Beruf gelernt hat und die glei­chen Geschich­ten aus dem All­tag und der Aus­bil­dung kennt. Beson­ders gefal­len hat mir, wie offen Herr Reu­ter und Herr Grun Feed­back und wei­te­rem Input gegen­über­ste­hen. Wenn einem etwas nicht gefällt, kann man es ändern! Nur meckern allein bringt nichts! Da sich Herr Reu­ter und Herr Grun schon län­ger im Fach enga­gie­ren, kön­nen sie auf einen gro­ßen Erfah­rungs­schatz zurück­grei­fen und mit die­sen Tipps gege­be­nen­falls den einen oder ande­ren Feh­ler jün­ge­rer Kol­le­gen ver­mei­den. Dem Gegen­über zu erklä­ren, war­um man genau die­se Ände­rung bes­ser fin­det, sich im Fach tief zu ver­net­zen, För­der­an­ge­bo­te wahr­zu­neh­men und nicht unge­dul­dig zu wer­den, wenn die gewünsch­ten Resul­ta­te nicht sofort ein­tre­ten, sind sehr wert­vol­le Hin­wei­se, die für manch einen oder ande­ren durch­aus den ent­schei­den­den Unter­schied machen können.

Ehren­amt lohnt sich

OT: Mit Blick auf die sin­ken­de Zahl der Men­schen, die sich ehren­amt­lich enga­gie­ren – wie wich­tig ist aus Ihrer Sicht das Ehren­amt im BIV-OT für das Fach?

Wet­zel­sper­ger: Seit jeher wur­de das Fach vom Ehren­amt maß­geb­lich geprägt und ist auch nach wie vor dar­auf ange­wie­sen. Lei­der gibt es aber nicht nur in unse­rer Bran­che zu wenig Kol­le­gen, die ehren­amt­lich arbei­ten, son­dern im gesam­ten Hand­werk. Um mehr Men­schen ins Ehren­amt zu bekom­men, müs­sen zwangs­läu­fig auch wie­der mehr Kol­le­gen in die Ortho­pä­die-Tech­nik. Hier­für ist es natür­lich uner­läss­lich, die Rah­men­be­din­gun­gen des Beru­fes zu ver­bes­sern, damit die Aus­bil­dung und die Arbeit am Pati­en­ten attrak­tiv genug wird für die vie­len talen­tier­ten und inter­es­sier­ten Jugend­li­chen und hof­fent­lich zukünf­ti­gen Fach­kol­le­gen. Mit einer gestärk­ten Basis wird es für das Fach wie­der­um leich­ter, Kol­le­gen für das Ehren­amt zu begeis­tern. Zudem muss auch effek­tiv kom­mu­ni­ziert wer­den, dass man durch ein Ehren­amt durch­aus etwas zurück­be­kommt. Man ver­netzt sich sehr schnell, lernt hoch­ka­rä­ti­ge Fach­ex­per­ten ken­nen und kann sei­ne eige­nen Ideen wirk­lich mit einbringen.

OT: Haben Sie sich selbst Gedan­ken gemacht, wie Sie viel­leicht im Ehren­amt in der Ortho­pä­die-Tech­nik etwas bewe­gen können?

Wet­zel­sper­ger: Ja, das habe ich! Durch die Arbeit mit mei­nen Lehr­vi­de­os ver­su­che ich, den Bei­trag im Fach zu leis­ten, den ich mir selbst in der Aus­bil­dung und im Stu­di­um noch zusätz­lich gewünscht hät­te. Ich ver­die­ne mit die­sen Vide­os kein Geld und erstel­le die­se in mei­ner Frei­zeit. Jedoch ler­ne ich Men­schen ken­nen, die ich sonst nie getrof­fen hät­te, bil­de mich in unter­schied­lichs­ten The­men wei­ter und grei­fe im bes­ten Fall dem einen oder ande­ren Kol­le­gen bei kom­pli­zier­te­ren Fach­the­men unter die Arme. Das ist es auf alle Fäl­le wert! Jeder im Fach kann sich mit noch so klei­nen Ideen ein­brin­gen und selbst den Bei­trag leis­ten, den man sich selbst wün­schen wür­de. Bis­her hat es sich mehr als gelohnt und ich kann nur jeden dazu ermu­ti­gen, doch noch die Idee umzu­set­zen, die man schon lan­ge im Hin­ter­kopf hat­te und sich im Fach zu enga­gie­ren! Es zei­gen sich oft tol­le Ergeb­nis­se, mit denen man nie gerech­net hätte.

OT: Sie haben über 1.700 Abonnent:innen bei You­tube und schon mehr als 50 Vide­os hoch­ge­la­den. Füh­len Sie sich davon bestä­tigt, dass Sie mit Ihrem Infor­ma­ti­ons­an­ge­bot die Rich­ti­gen – sprich: die Jün­ge­ren – ansprechen?

Wet­zel­sper­ger: Ehr­lich gesagt weiß ich nicht genau, wie die Alters­ver­tei­lung bei mei­nen Zuschau­ern ist. Die Daten von You­tube hier­zu schwan­ken sehr stark. Ich hof­fe, dass die­se Inhal­te vie­le Kol­le­gen jeg­li­cher Alters­klas­se unter­stüt­zen kön­nen. Social Media ist nicht mehr weg­zu­den­ken. Den Ein­blick, den Jugend­li­che durch zum Bei­spiel Insta­gram-Reels aus der Ortho­pä­die-Tech­nik erhal­ten, ist oft effek­ti­ver als jeder „Tag der offe­nen Tür“. Kur­ze Inhal­te sind schon wie­der viel stär­ker im Trend als mei­ne 5 bis 15 Minu­ten lan­gen Vide­os. Nach den drei Jah­ren gehö­re ich ohne Tik­Tok und Insta­gram gefühlt schon wie­der zum alten Eisen! Das Fach muss offen zei­gen, wel­che emo­tio­na­len Momen­te man als Tech­ni­ker erle­ben kann, wel­che hand­werk­li­chen Fähig­kei­ten in der Ortho­pä­die-Tech­nik erlernt wer­den und wie man im bes­ten Fall das Leben der Pati­en­ten und Anwen­der ver­bes­sert. Die­se Chan­ce darf man nicht verpassen.

Die Fra­gen stell­te Hei­ko Cordes.

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